Real Life, 18.Dezember 2003 -Abgeholt

Zwei Bücher kamen schnell, eines brauchte länger: Matias Faldbakken, The Cocka Hola Company. Eines der Bücher, deren Cover es nie in die Auslagen der Buchgeschäfte schaffen wird, obwohl das Werk der Berliner Designerin Crish Klose erstklassig ist. Aber ein Bild von einem Mann und zwei Frauen beim Sex ist nicht das, was der typische Buchhändler gern ins Regal stellt.

Der Autor ist ein netter Revoluzzer, der viel lacht und in seiner Heimat unter Pseudonym schreibt. Es gibt auch sonst einige Parallelen zwischen unseren Büchern, die Motivation der Helden, ihr Standpunkt zur Konsensgesellschaft. Es gibt aber auch Unterschiede, die dazu führten, dass ich das Buch nach kurzer Begeisterung bei der Hälfte weglegte und mich dann etwas mühsam durch den Rest arbeitete, bis es zum Ende hin nochmal richtig gut wurde. Man muss sich auf das Buch einlassen; es ist mehr Kunst als Unterhaltung, und dafür bin ich nicht der richtige Leser. Aber es gibt Menschen, die sowas mögen, auch in meinem Bekanntenkreis, und ausserdem hilft es dem kleinen, feinen Blumenbar-Verlag. Und, wie schon erwähnt, selbst ungelesen gibt es Dank Crish Klose eine gute Figur auf dem Sofa ab.



Sogar an kleine Logos, die Aufschluss über die Inhalte geben, wurde gedacht, für die Analphabeten, die es in der Zielgruppe des Verlages sicher häufig gibt.

Als ich das Buch in die Hand nehme, ist es ein Rettungsring. Um mich herum tobt die Hölle. Eine dynamische Grossmutter mit Öko-Poncho kratzt ein schreiendes Balg aus dem Kinderwagen und hält es neben mein Ohr. Auf der anderen Seite fluchen zwei Rentner über die drohenden Kürzungen ihrer Bezüge, nachdem sie für 200 Euro hässliche Segelbildbände gekauft haben.

Was ist das für ein Buch, will der Buchhändler wissen.

Ein paar Leute gründen ein Pornofilm-Unternehmen, um somit ihren Kampf gegen die Gesellschaft zu finanzieren, sage ich, und das Balg quietscht, laut wie eine Sirene dazwischen. Poncho-Oma schaut mich an, als ob ich eine Aludose in den Biomülll geschmissen hätte.

Fängt mit einer Cumshot-Szene an, danach gibt´s Drogen, und es endet, wo sowas immer endet. In einer Talkshow für die Spiessergesellschaft. Und während ich das noch sage, geht das Balg ab wie ein Thailand-Tourist auf einer Familienpackung Viagra, das Geschrei wird unerträglich, Oma klatscht das Ding zurück in den Kinderwagen, und bleibt bei der Flucht auch noch an der Türe hängen.

QUÄH! QUÄHHHHHHH! QUÄÄ TÜRENRUMMS! äääähhhhhh.....

Der Buchhändler war früher mal Linksradikaler. Deshalb grinst er nur. Ich auch. Aber ist ist schon schlimm, die Monster zu sehen, die da in meinen Lebensraum eindringen. Was wollen solche Leute überhaupt in Buchhandlungen.

Donnerstag, 18. Dezember 2003, 15:00, von donalphons | |comment