Sushi

Der Siegeszug der japanischen Küche war lange Zeit unaufhaltsam. Wer sich in Kreativkreisen oder New Economy Netzwerken bewegte, bekam es zwangsläufig mit schleimgefüllten Reis zu tun, der in Spülwasser gekocht worden war. Wer das nicht mit Kennermiene genoss, galt schnell als der bayerische Dorfdepp, der niemand sein wollte, aber im Kern immer geblieben ist - ganz gleich, ob er nun den japanischen Namen des Fischzeugs korrekt aussprechen konnte oder das Zeug mit Schnapps runterspülte.

Der Siegeszug endete 2001. Er endete nicht, weil jemand den Mut gehabt hätte, einen japanophilen Veranstalter mit Sushi zu stopfen, bis dieser platzte. Die Ursache war hausgemacht, und im Niedergang der Sushifresser begründet.

Inzwischen bekommen auch die mangafreakigsten Medienmacher Maulsperre, weil die Preise heutzutage astronomisch sind. Das zahlen die Sender nicht mehr, Zeitungen auch nicht, und Produktionsgesellschaften knausern heute was geht. Und so gross ist die Liebe zu Sushi denn doch nicht.



Entsprechend chancenlos ist Sushi dann auch an Orten, wo die New Economy nie Einzug gehalten hat. Auch eine mystische Innenarchitektur hilft da nicht weiter. Vielleicht ist es aber auch gerade dieser modernistische Japan-Abklatsch, der die potentiellen Kunden in den Italiener gegenüber treibt. Dort hat man nicht den Eindruck, in einem Raumschiff zu speisen, auf dessen Klo Alien Teil 6 wartet.

Ein paar Mutige gibt es noch. Als das Photo entstand, waren gerade wieder ein paar Leute drinnen.

Eher die Ausnahme als die Regel. Die halbnackte Frau auf dem Bild links ist übrigens nur gemalt.

Donnerstag, 25. Dezember 2003, 00:40, von donalphons | |comment