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Es gibt nur einen Aspekt, der beim Buch nicht veraltet ist: Die Möglichkeit, es zu kommerzialisieren und profitabel zu betreiben.

Ansonsten sind die Basistechniken zwischen 100 und 1600 Jahre alt, und die Vertriebsstrukturen basieren auf den Bedürfnissen des frühen Neuzeit. Es gibt 2 Programme, Winter und Sommer, und wenn es nicht gleich klappt, dauert es nochmal 6 Monate. Zwischen Manuskriptabgabe und dem fertigen Text liegen 3 Monate, wenn es schnell geht, und der Autor einen guten Verlag hat.

Davor sollte man schon an ein paar Wettbewerben teilgenommen haben, ein Netzwerk aufbauen, ein paar obligatorische Absagen kassieren. Zwischen Schreiben und Buch liegen eineinhalb, zwei Jahre, und für Internet-Schreiber ist das in etwa das Gefühl einer Kampfjets, der mit Mach 2 in ein stehenden Hindernis einschlägt.

Und oft genug genauso verheerend. Die durch Wettbewerbe generierte Awareness für junge Autoren ist längst verpufft. Der Stil des Jahres 2002 ist heute schon wieder veraltet. Nichtsdestotrotz quetscht man die Innerlichkeitsdudelei in einen Markt, den es nicht gibt.

Niemand käme auf die Idee, einen Blogeintrag 19 Monate rumliegen zu lassen und zu glauben, er könnte dann noch von Interesse sein. Literatur ist nichts anderes, aber weil es alle trifft, ist sie eben ein paar Jahre hinten dran.

Das nennt man dann Kunst.

Donnerstag, 25. Dezember 2003, 02:04, von donalphons | |comment