Missgeschick vor dem grossen Regen
Dass ich den Spiegel, den kleinen mit den klassizistischen Bordüren, dringend gebraucht hätte, begriff ich nicht, als ich ihn schon fast genommen hätte, sondern erst, als ich daheim vor dem Wandstück stand, an das er gepasst hätte. Wenn der Regen nicht gekommen wäre, häte ich sogar nochmal vorbeigeschaut. Habe ich aber nicht.
Spiegel sind wundervolle Antiquitäten. Im Prinzip passen sie fast immer, sie sind nützlich, machen Räume hell und weit, und wenn doch nicht mehr passen, findet sich immer jemand, den man damit beglücken kann. Und die Restaurierung ist meist nicht weiter problematisch. Ganz im Gegensatz zu Möbeln.
Stühle zum Beispiel sind hart. Im Originalzustand ist der Bezug und das Polster meist am Ende. So auch beim Exemplar links. Dass es dennoch seinen Weg in den Stadtpalast gefunden hat, verdankt es der Form, die nah am zweiten Stuhl ist, dessen Pimpung hier bereits Thema war. Die Zargen sind gleich geschwungen, die Lehne ist ähnlich, wenngleich qualitativ bei weitem nicht so herausragend wie beim Gegenstück. Die gedrechselten Beine muss man mögen, das Furnier ist dagegen unstrittig schön, und statisch betrachtet fehlt nichts - kein Wackeln, keine losen Verbindungen, und ein gebrochenes Bein wurde sauber wiederhergestellt. Ein paar Wurmlöcher, ein paar Macken dürfen schon sein bei einem späten Biedermeierstuhl, der mit 20 Euro nicht teuer war. Noch ein Brocken Arbeit. Als stünden in den nächsten Monaten nicht 16 weitere Räume an. So langsam verstehe ich, wieso dieses Haus vor 100 Jahren vier Dienstboten hatte.
Spiegel sind wundervolle Antiquitäten. Im Prinzip passen sie fast immer, sie sind nützlich, machen Räume hell und weit, und wenn doch nicht mehr passen, findet sich immer jemand, den man damit beglücken kann. Und die Restaurierung ist meist nicht weiter problematisch. Ganz im Gegensatz zu Möbeln.
Stühle zum Beispiel sind hart. Im Originalzustand ist der Bezug und das Polster meist am Ende. So auch beim Exemplar links. Dass es dennoch seinen Weg in den Stadtpalast gefunden hat, verdankt es der Form, die nah am zweiten Stuhl ist, dessen Pimpung hier bereits Thema war. Die Zargen sind gleich geschwungen, die Lehne ist ähnlich, wenngleich qualitativ bei weitem nicht so herausragend wie beim Gegenstück. Die gedrechselten Beine muss man mögen, das Furnier ist dagegen unstrittig schön, und statisch betrachtet fehlt nichts - kein Wackeln, keine losen Verbindungen, und ein gebrochenes Bein wurde sauber wiederhergestellt. Ein paar Wurmlöcher, ein paar Macken dürfen schon sein bei einem späten Biedermeierstuhl, der mit 20 Euro nicht teuer war. Noch ein Brocken Arbeit. Als stünden in den nächsten Monaten nicht 16 weitere Räume an. So langsam verstehe ich, wieso dieses Haus vor 100 Jahren vier Dienstboten hatte.
donalphons, 01:31h
Montag, 24. April 2006, 01:31, von donalphons |
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kaffeemaeulchen,
Montag, 24. April 2006, 11:46
Stoff
I quiet like your pictures! (good-coffee morning)
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nero,
Montag, 24. April 2006, 12:06
Wer ist Don Alphonso?
Mich würde ja mal interessieren, wer du eigentlich bist. Ein Ex-Berater der NE, in selbiger willentlich gescheitert an der eigenen Erkenntnis, aus dem Gestüt eines alten Bayernclans und gegenwärtig in dessen Schoß restaurierend und reüssierend als Privatier zurückgezogen lebend. Abgerundet mit einem Hang zu Biedermeier und medialer Gerechtigkeit, mit zweifelsohne handwerklichem Geschick und einiger Expertise des Antiquariats-Business sowie der italienischen Lebensart. Zuweilen (intendiert) inszeniert als bourgeoises Über-Ich.
Gibts ne Autobiografie von dir? Wäre sicher interessanter Stoff :o)
Gibts ne Autobiografie von dir? Wäre sicher interessanter Stoff :o)
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donalphons,
Montag, 24. April 2006, 12:33
Ein notorischer Seiteneinsteiger, der dabei immer in der falschen Gesellschaft gelandet ist. So einfach ist das. Eigentlich.
Und spannend ist die Biographie nicht: Normale, wohl behütete Kindheit in der alten Oligarchie einer mittelgrossen mittelbayerischen Stadt, ein ewiges, sinnloses Studium einiger kulturgeschichtlicher Disziplinen mit viel Ausgehen, ein wenig Medien ausprobiert, angeworben worden für einen internationalen Job und eine alte Organisation, die falschen Leute kennengelernt, ein wenig über Usability geredet, für einen Job in der NE angeworben worden, gemacht, keinen Spass gehabt, hingeschmissen, Buch geschrieben (die einzige rundum gute Entscheidung), als Troubleshooter nach Berlin gegangen worden, Berlin gehasst, Job erledigt, zurück nach Bayern, wo sich dann schnell zeigte, dass das Stammhaus mit seinen 53 Räumen vor aufwändigen Arbeiten steht, die im Clan sonst niemand machen konnte, und ausserdem war da noch eine Erbschaft mit einem Firmenanteil, also gesagt, dass ich das jetzt alles mache, bis alles wieder läuft. Nebenbei immer noch Journalismus für ausländische Medien und Vortragstätigkeit in Deutschland.
Sprich, ich versauere 20 Tage/Monat in einem schwarzen Kaff, und den Rest bin ich irgendwo, wo die Leute eigentlich auch nicht anders sind. Wirklich spannend ist das jetzt nicht, solange man sich nicht für altes Zeug begeistern kann.
Und spannend ist die Biographie nicht: Normale, wohl behütete Kindheit in der alten Oligarchie einer mittelgrossen mittelbayerischen Stadt, ein ewiges, sinnloses Studium einiger kulturgeschichtlicher Disziplinen mit viel Ausgehen, ein wenig Medien ausprobiert, angeworben worden für einen internationalen Job und eine alte Organisation, die falschen Leute kennengelernt, ein wenig über Usability geredet, für einen Job in der NE angeworben worden, gemacht, keinen Spass gehabt, hingeschmissen, Buch geschrieben (die einzige rundum gute Entscheidung), als Troubleshooter nach Berlin gegangen worden, Berlin gehasst, Job erledigt, zurück nach Bayern, wo sich dann schnell zeigte, dass das Stammhaus mit seinen 53 Räumen vor aufwändigen Arbeiten steht, die im Clan sonst niemand machen konnte, und ausserdem war da noch eine Erbschaft mit einem Firmenanteil, also gesagt, dass ich das jetzt alles mache, bis alles wieder läuft. Nebenbei immer noch Journalismus für ausländische Medien und Vortragstätigkeit in Deutschland.
Sprich, ich versauere 20 Tage/Monat in einem schwarzen Kaff, und den Rest bin ich irgendwo, wo die Leute eigentlich auch nicht anders sind. Wirklich spannend ist das jetzt nicht, solange man sich nicht für altes Zeug begeistern kann.
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martin h.,
Montag, 24. April 2006, 12:38
Ist das wichtig?
Spielt es eine wesentliche Rolle, wer die reale Person hinter Don Alphonso wirklich ist? Ab und zu würde mich das ein oder andere Detail mehr (Holz-, Elektro- oder Gasbackofen/-herd?) auch interessieren, aber ist das wichtig? Der Reiz dieses Blogs und der Person Don Alphonso liegt für mich im Inhalt und Stil der Geschichten, die er erzählt, und in den Einblicken hinter die Kulissen von "munich area", Stiftungswelt und Lobbygruppen.
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che2001,
Montag, 24. April 2006, 12:42
Nur bei dotcomtod, da bist Du nicht in der falschen Gesellschaft gelandet. Und "angeworben worden, gemacht, keinen Spass gehabt" ist ein bißchen wenig gesagt für das, was Du dann im Buch leicht verfremdet dokumentiert hast. Man könnte natürlich auch sagen, dass meinem Namenspatron das bürgerliche Leben als Arzt unter dem Peron-Regime keinen Spaß gemacht und er dann halt was Anderes gemacht hat :-)
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donalphons,
Montag, 24. April 2006, 12:48
Wichtig ist es nicht, weil es eigentlich nichts über mich aussagt. Ich habe keine gerade Bio und bin stolz darauf, aber das ist ja auch nichts ungewöhnliches. Und was mir wichtig ist, steht sowieso fast nie im Blog. Wobei ich zugebe, dass DCT und das Blog in der hiesigen und Berliner Povinz schon sehr geholfen hat, das alles zu verdauen.
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nero,
Montag, 24. April 2006, 12:50
OK, ihr habt mich soweit. Die Verkaufszahl des Werks wird um eins in die Höhe schnellen! ;o)
Und ja, ich finde es interessant (ob wichtig sei dahingestellt), wer hinter einem (diesen) Blog steht. Natürlich äußert sich viel Wesentliches in Stil und Inhalt, aber wenn mann Descartes liest oder Platon oder wen auch immer, und einiges über die Zeit, aber nichts über deren Leben weiß...dann geht eine Menge zwischen den Zeilen verloren. Und das interessiert mich schon.
Und ja, ich finde es interessant (ob wichtig sei dahingestellt), wer hinter einem (diesen) Blog steht. Natürlich äußert sich viel Wesentliches in Stil und Inhalt, aber wenn mann Descartes liest oder Platon oder wen auch immer, und einiges über die Zeit, aber nichts über deren Leben weiß...dann geht eine Menge zwischen den Zeilen verloren. Und das interessiert mich schon.
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che2001,
Montag, 24. April 2006, 13:07
Ich denke, in jedem Blog, das nicht monothematisch ist, erfährt der Leser eine Menge über den Autor, auch wenn dieser das nicht bewusst betreibt. Wichtig ist nur, nicht verletzbar zu werden, und da betreibt der Don eine sehr erfolgreiche Informationspolitik. Wobei Blogger, die sich kennen, wahrscheinlich die Blogs nochmal ganz anders lesen.
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chat atkins,
Dienstag, 25. April 2006, 01:48
Lass den Kelch der Elche . . .
Er ist halt ein Elch aus ehemals überwiegend schlechter Gesellschaft - halbwegs geläutert, sich selbst endlich mal lautgebend; durchaus eigene Stimme. Dabei irgendwie doch noch - och! - die "welche" der Elche ...
Ziemlich viel auf so kurzem Weg, finde ich.
MfG
Ziemlich viel auf so kurzem Weg, finde ich.
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