Real Life 04.05.06 - Die NichthartzIVReise, Teil II
Da steht dieser Crossfire, breit, schwarz, niedrig, energiegeladen, und kommt nicht weiter. Das hat man davon, wenn die Karre niedriger als ein mittleres Kind ist, im Gedränge geht sie unter. Und die Stelle am Ausgang des Wochenmarktes ist sehr eng, da herrscht viel Gedränge. Endlich hat eine Mama ihren Kinderwagen beiseite geschoben, da beugt sich das nächste Muttervieh zur Seite, packt ihr Balg, schiebt es vor die Karre mitsamt dem darin kochenden Jungdynamiker, zeigt darauf und sagt; Schau, was für ein tolles Auto. Oh ja, sagt das Balg, geht hin und tatscht drauf rum. Drinnen platzt einer vor Wut.
So wie vorgestern Abend, als du endlich, nach langer Schleichfahrt, in München angekommen bist. Kurz vor dem Tagungsort ist dieser dunkelgrüne Jaguar an dir und deiner Begleiterin vorbeigeprescht, um dann vor der Tiefgarage des Hotels eine Vollbremsung hinzulegen. In der Einfahrt steht ein Mercedes Cabrio, und an dessen Lenkrad klammert sich eine recht auffällige Frau orientalischer Herkunft, die offensichtlich mit den Rasern auf dieser Strecke überfordert ist. Sie schaut sich immer wieder um, fährt etwas an, bremst, rollt zurück, schaut wieder, und als der Jaguarfahrer dann auch noch hupt und nebenbei ein paar japanische Touristen erschreckt, verliert sie endgültig die Nerven, schreit etwas, das wenig fein klingt, und gibt bei nächster Gegelegenheit richtig Gas, eine Kalligraphie in schwarzem Gummi auf dem Aspahlt hinterlassend. Der Jaguar nimmt einem Radler die Vorfahrt, und donnert in das schwarze Loch der Einfahrt. Sind die hier immer so drauf, fragt Iris, und du sagst: Immer. Willst du wirklich da rein, oder sollen wir nicht doch lieber raus nach Starnberg und Essen gehen?
Ein Portier nimmt euch die Entscheidung ab und sagt, wo die verbeulte Karre hin soll. Du parkst zwischen einem Audi A8 und einem wenig dezenten Ferrari ein, und noch bevor du Iris sagen konntest, beim Aussteigen vorsichtig zu sein, die Tür schwingt leicht auf, klackt die schartige Kante des Fiatbleches an das polierte Pininfarina-Rot irgendeines durchlöcherten Prollspoilers, derer der Ferrari viele besitzt. Dieses eine Mal gewint der Barchetta-Hersteller Maggiora - mutmasslich - vollplastisch gegen die verhasste Konkurrenz. Du lässt also die Handbremse los, der Wagen rollt etwas zurück, so dass die kleine Verformung nicht an der Stelle ist, wo die Tür aufgeht. Iris nimmt es locker und bemerkt, dass die mit ihren Eltern befreundeten Ferrarihändler sowieso eigentlich davon abraten, sowas zu kaufen.
Auf dem Weg zum Aufzug kommt der Jaguar von vorhin wieder vorbei, schneidet euch und fährt in eine Parklücke. Du drehst dich nicht um, hast du einen gesehen kennst du alle. Hinten klappt die Tür, kurze schnelle Schritte, die Wichtigkeit vortäuschen. Dabei seid ihr erst 40 Minuten zu spät, allenfalls die Key Notes und die Schleimerei für die zahlenden Machthaber habt ihr verpasst, das Buffet macht erst in einer halben Stunde auf, frühestens. Ihr tretet in den Aufzug, aber der Liftboy wartet noch, und dann hetzt, die Einladungskarte schwingend, auch noch der Herr der Hupe in die mit sanftem easy listening akustisch ausgeschlagene Marmorspiegelkabine.
Er ist gnomenhaft klein, wegen seiner - hierzulande nicht atypisch - kurzen Stummelbeine, das dunkelblaue Hemd ist einen Knopf zu weit offen, das Goldketterl hat er vielleicht zu Hause gelassen, und zum Friseur hat er es auch nicht mehr geschafft. Der hätte ihm beim Rasieren auch den Hals durchschneiden können, um ihm den Auftritt im senfgasgrünen Pepitasakko zu ersparen, das nicht in der Lage ist, den Spitzbauch ganz zu umschliessen. Nichts an ihm lässt aber auf die fraglos angebrachte Erkenntnis schliessen, dass er seine besten Tage längst hinter sich hat. Mit einem Schnauferer greift er nach hinten an die schwarze Hose und zieht sie hoch, so dass sie logischerweise vorne nach unten sinkt und Teile des wenig sorgsam hineingestckten Hemdes zum Vorschein bringt. Er schiebt vorne die Hemdschösse wieder rein, zerknittert bei der Aktion die Einladung, starrt euch dann an, entdeckt eure Einladung und sagt: Ah, se san a aufm Weg zua Supawichtig Late evenenig Lounge des Digital Brunzbiesl Summits?, steckt zu dir seine Pranke, die gerade aus der Zwischenhölle von Hose und Wanst kommt, überlegt es sich unter Zuhilfenahme seiner Restkinderstube - oder vielleicht des Benimmseminars? - nochmal anders und leitet sie in Richtung Iris um, die dieselbige vorsichtig wie eine scharfe Handgranate mit den Fingerspitzen berührt - aber erst, als die Hand schon fast zum Tittengrapschen übergeht.
Es wird nicht besser, Freunde. Teil drei kommt morgen.
So wie vorgestern Abend, als du endlich, nach langer Schleichfahrt, in München angekommen bist. Kurz vor dem Tagungsort ist dieser dunkelgrüne Jaguar an dir und deiner Begleiterin vorbeigeprescht, um dann vor der Tiefgarage des Hotels eine Vollbremsung hinzulegen. In der Einfahrt steht ein Mercedes Cabrio, und an dessen Lenkrad klammert sich eine recht auffällige Frau orientalischer Herkunft, die offensichtlich mit den Rasern auf dieser Strecke überfordert ist. Sie schaut sich immer wieder um, fährt etwas an, bremst, rollt zurück, schaut wieder, und als der Jaguarfahrer dann auch noch hupt und nebenbei ein paar japanische Touristen erschreckt, verliert sie endgültig die Nerven, schreit etwas, das wenig fein klingt, und gibt bei nächster Gegelegenheit richtig Gas, eine Kalligraphie in schwarzem Gummi auf dem Aspahlt hinterlassend. Der Jaguar nimmt einem Radler die Vorfahrt, und donnert in das schwarze Loch der Einfahrt. Sind die hier immer so drauf, fragt Iris, und du sagst: Immer. Willst du wirklich da rein, oder sollen wir nicht doch lieber raus nach Starnberg und Essen gehen?
Ein Portier nimmt euch die Entscheidung ab und sagt, wo die verbeulte Karre hin soll. Du parkst zwischen einem Audi A8 und einem wenig dezenten Ferrari ein, und noch bevor du Iris sagen konntest, beim Aussteigen vorsichtig zu sein, die Tür schwingt leicht auf, klackt die schartige Kante des Fiatbleches an das polierte Pininfarina-Rot irgendeines durchlöcherten Prollspoilers, derer der Ferrari viele besitzt. Dieses eine Mal gewint der Barchetta-Hersteller Maggiora - mutmasslich - vollplastisch gegen die verhasste Konkurrenz. Du lässt also die Handbremse los, der Wagen rollt etwas zurück, so dass die kleine Verformung nicht an der Stelle ist, wo die Tür aufgeht. Iris nimmt es locker und bemerkt, dass die mit ihren Eltern befreundeten Ferrarihändler sowieso eigentlich davon abraten, sowas zu kaufen.
Auf dem Weg zum Aufzug kommt der Jaguar von vorhin wieder vorbei, schneidet euch und fährt in eine Parklücke. Du drehst dich nicht um, hast du einen gesehen kennst du alle. Hinten klappt die Tür, kurze schnelle Schritte, die Wichtigkeit vortäuschen. Dabei seid ihr erst 40 Minuten zu spät, allenfalls die Key Notes und die Schleimerei für die zahlenden Machthaber habt ihr verpasst, das Buffet macht erst in einer halben Stunde auf, frühestens. Ihr tretet in den Aufzug, aber der Liftboy wartet noch, und dann hetzt, die Einladungskarte schwingend, auch noch der Herr der Hupe in die mit sanftem easy listening akustisch ausgeschlagene Marmorspiegelkabine.
Er ist gnomenhaft klein, wegen seiner - hierzulande nicht atypisch - kurzen Stummelbeine, das dunkelblaue Hemd ist einen Knopf zu weit offen, das Goldketterl hat er vielleicht zu Hause gelassen, und zum Friseur hat er es auch nicht mehr geschafft. Der hätte ihm beim Rasieren auch den Hals durchschneiden können, um ihm den Auftritt im senfgasgrünen Pepitasakko zu ersparen, das nicht in der Lage ist, den Spitzbauch ganz zu umschliessen. Nichts an ihm lässt aber auf die fraglos angebrachte Erkenntnis schliessen, dass er seine besten Tage längst hinter sich hat. Mit einem Schnauferer greift er nach hinten an die schwarze Hose und zieht sie hoch, so dass sie logischerweise vorne nach unten sinkt und Teile des wenig sorgsam hineingestckten Hemdes zum Vorschein bringt. Er schiebt vorne die Hemdschösse wieder rein, zerknittert bei der Aktion die Einladung, starrt euch dann an, entdeckt eure Einladung und sagt: Ah, se san a aufm Weg zua Supawichtig Late evenenig Lounge des Digital Brunzbiesl Summits?, steckt zu dir seine Pranke, die gerade aus der Zwischenhölle von Hose und Wanst kommt, überlegt es sich unter Zuhilfenahme seiner Restkinderstube - oder vielleicht des Benimmseminars? - nochmal anders und leitet sie in Richtung Iris um, die dieselbige vorsichtig wie eine scharfe Handgranate mit den Fingerspitzen berührt - aber erst, als die Hand schon fast zum Tittengrapschen übergeht.
Es wird nicht besser, Freunde. Teil drei kommt morgen.
donalphons, 16:51h
Samstag, 6. Mai 2006, 16:51, von donalphons |
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