: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 12. Mai 2006

Da war diese Wolke

Kurz hinter Gries am Brenner verschwand die Sonne hinter einem Wolkenschleier und tauchte die Landschaft in ein surreales, farbreduziertes Licht, ein heller Schleier, der alles wie gleissend weisser Staub bedeckt, fast wie die Bilder aus dieser Region wahrend des grossen Krieges, der nachtraeglich nur der erste werden sollte. Und ploetzlich sticht der Verfall und die Schaebigkeit des Landes in die Augen, der Alte mit dem blauen Schurz, der betrunken durch Sterzing torkelt, die Frau mit ihren Tuetenbergen, die bei Bozen am Strassenrand eines Kreisverkehrs sitzt, wo sicher keiner kommt, um ihr zu helfen oder etwas zu geben. Fuer die Tour durch das Sarntal und den Passuebergang ist es heute einfach zu kalt. Der Schleier bricht nur selten auf, an der Salurner Klause ist auch im Sueden jedes Blau verschwunden.



Im Arcotal, von Trento kommend, ist dieser kleine See mit dem Schloss, das heute ein wirklich gutes Restaurant beherbergt. Normalerweise von barocker Pracht, wirkt es heute wie das Moorschloss der Familie Ushero.



Hinter Torbole versinkt der gelbe Fleck, der nur entfernt mit der Sonne verwandt zu sein scheint, eine tuberkoloese Nichte zweiten Grades vielleicht, hinter den Bergen. Morgen, das wissen Gardaseekenner, wird es anders sein, dann putzt der Vento aus dem Norden das Grau weg wie ein gerade dem Tode entronnener Lustgreis ein Freudenmaedchen, mal schaun, ob seine Kraft fuer einen Tag reicht, oder ob er schon gegen Mittag verroechelt.



Ich werde es sehen. Allein schon wegen dem Blick aus meinem Fenster. Es ist das Fenster, das ich hier immer habe, mit dem immer gleichen Blick himueber nach Limone. Schoen ist es hier, eine Terasse habe ich auch - und es gibt Katzen. Fuer einen Blogger ein nicht yu unterschaetzender Standortvorteil.

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Wo man nicht begraben sein moechte

Draussen vor dem Tor quengelt ein Bergbauernkind, dass es auf keinen Fall da rein will. Die Zeiten aendern sich auch im schoenen Tirol, da wo Oskar Panizza seinen Kindertotenchor herkommen laesst, im Liebeskonzil. Als ich ein Kind und wegen Asthma in den Bergen war, liebten es die Eingeborenenkinder noch, durch die Schmiedeeisenkreuze zu rennen und dabei schaurige Geschichten zu erzaelen, als der Opa im Winter gestorben war, es aber keiner bemerkte, weil er auf dem langen, runden Kachelofen lag und einfach nicht kalt wurde.



Drinnen ist es dann ruhig. Aus dem Tal gibt es nur drei Ausgànge, Nord, Sued und nach unten. Es sieht nicht so aus, als ob sie die richtige Wahl getroffen haben, aber man kann es sich nicht immer aussuchen. Ich schon. Noch. 10 Kilometer weiter ist Italien, und der Tod hat darauf verzichtet, sich mir ungefragt in einer Kurve der Brenner Staatsstrasse vorzustellen, als Birra Forst Transporter vielleicht, oder als geschmackloses Muenchner Nuttenflitscherl mit einem dummdreisten Raser und Standardblondina an seiner Seite. So Typen wie das Jung&Froehlichgeschmeiss, das gerade im Club hinter mir mit eimergrossen Longdrinks verlaengerte Semesterferien feiert, wo die Stunde Internet 5 Euro kostet. Kurz: Ich bin angekommen.

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