: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 26. Mai 2006

Der Condottiere



Sant'Andrea in Mantua.

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Alt und steinreich,

das will ich werden. Das mit dem Altern bekomme ich schon ganz ordentlich hin, wie mir ein Blick in den Spiegel versichert, das mit dem Steinreich wird dagegen etwas schwieriger. Vielleicht reicht ja auch wohlhabend, das könnte eventuell was werden, so ganz ohne Kinder und kostenintensive Ehe und sporadischen, kurzfristig teueren und langfristig günstigen Nebenbeziehungen, nie mehr als drei gleichzeitig. Wie das so ist, wenn man viel unterwegs ist.

Ich mache mir sonst über die Zukunft sonst nie Gedanken, weil es sowieso immer anders gekommen ist, als ich erwartet habe. 1997 war ich mir sicher, Kulturhistoriker zu bleiben, 1998 war ich dann Deutschlandskorrspondent der Ostküste. 2004 sollte ich drei Monate nach Berlin, 2005 war ich immer noch dort. Ein Jahr hatte ich hier in der Provinz zur regelung familiärer Angelegenheiten, bevor es weitergehen sollte in die Schweiz, jetzt besorge ich den Stuck für meine neue grosse Wohnung. Es lohnt sich also nicht, es kommt, wie es kommt, sagte meine Grossmutter, und sie hatte wie immer recht.

Aber es gab einen Moment in Italien, genauer gesagt in Mantua, da habe ich mir gedanken über diese Lebensziele gemacht. Meine Besucher waren schon etwas erschöpft und wir suchten ein Cafe, da kamen wir an diesem Geschäft vorbei.



Und ich dachte mir, wie schön es sein muss, als alter, faltiger Mann in einem dreiteiligen Anzug auf einem dieser filigranen Stühle zu sitzen, die dort für solche alte Herren stehen, das zerfurchte Gesicht eines stolzen Puters tragend, einen Stock, auf dem die Linke Hand weit in den Raum ragt, und dann sitze ich da mit einer Tasse Tee und warte, dass meine Lebenspartnerin mit erheblichem, mir heute schockierend verkommenden Altersunterschied wieder aus dem Ankleidezimmer kommt. Um das Verworfene unserer Beziehung zu kaschieren, bei dem sicher auch das Geld eine gewisse Rolle spielt und der Saloonwagen, werde ich ihr zu dezent spiessiger Kleidung raten, und sie bitten, die Haare hochzustecken. Da sitze ich also und warte, rede mit der Verkäuferin in Coco Chanel, und das satte Gefühl meiner dicken, mit viel Papiergeld gefüllten Brieftasche, das auf der Brust, über dem alten, abgeklärten Herz lastet, lässt mich über die goldenen Ziffern, die von Preisen künden, milde lächeln.

Draussen werden italienische Mädchen sich die Nasen an den üblichen Teenieshops plattdrücken, ab und zu tuckert eine Vespa vorbei, bis die, auf die ich warte und für die ich zahle, dann aus der holzvertäfelten Ankleide kommt, mir in ihrer etwas unauffälligen Vorzimmerdamenschönheit sehr gut gefällt, wenn sie sich dreht, wenn ich im Profil ihren geilen Arsch sehe, und wenn es passt, erhebe ich mich gekonnt ohne Ächzen, bezahle, und sage ihr ins Ohr, dass ich sie nicht ficken werde, ohne dass wir vorher noch Schuhe kaufen waren.

Heute finde ich so etwas ganz furchtbar, es hat nichts mit meinen Überzeugungen zu tun, aber wer in so einem Geschäft sitzen will und warten, muss so sein, und mir sind in diesem Moment in Mantua keine Alternativen eingefallen, die mir für mein späteres Leben besser gefallen würden.

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Unterwegs

Da geht´s die nächsten Tage parallel weiter. Fertig ist es noch nicht, ich kämpfe mit dem Layout, baut keinen Mist in den Kommentaren, viel Spass.

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