: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 8. Mai 2006

Verschwendet

weil sie es nicht sehen, sie schauen auf den Boden, als sie zu ihren Wägen hetzen, um heimzukommen zur Glotze und zur hirnfreien Abendgestaltung, oder zum nächsten hardcore Learning für die nächste Prüfung. Nach 20 Minuten ist das Spektakel sowieso vorbei, vom gleissenden Gelb im Westen bis zum tiefen Blau der frühen Nacht im Osten, und das Photo ist ein Dreck gegen die Realität.



Die Sonne scheint nicht für alle, nicht für die Dummen, Gemeinen, Verbohrten und Abgelenkten gleichzeitig, sie scheint nur für die happy few, und erlöst sie kurz von der Niederung, der Schlechtigkeit und der Banalität des Daseins. In hundert Jahren sind wir alle tot, die Festplatte dieses Blogs ist längst zerfallen, nichts wird bleiben, und andere werden es nicht sehen, nicht hier und nicht draussen, sondern sich anderweitig unterhalten, es wird neue Lösungen, Ideen und Trends geben, die das besser können als alles, was wir heute kennen.

Verfickt, geht raus, haut ab, ich will die nächsten Monaten bei schönem Wetter hier keinen von Euch bei was anderem als Vermeidungssurfen sehen.

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Aussicht auf die Ponte Vecchio

Als ich die ersten alleinigen Skiurlaube, nun nicht mehr in der piekfeinen Schweiz oder dem ordentlichen Sütirol, sondern im rabaukenverträglichen Österreich absolviert hatte, mir oder anderen daselbst keine Knochen gebrochen hatte und immer noch keinen Alkohol trank oder rauchte, da wurde es Frühling, und mein Vater meinte, es sei an der Zeit, dass ich jetzt selber mal auf eigene Faust Urlaub machen sollte. Ohne sie und den Wagen. Ganz allein. Hatte er auch gemacht. Er drückte mir einen Rucksack in die Hand, einen Packen American Express Reiseschecks, ein paar Bündel Lirescheine in einem langen, rechteckigen Couvert von der Sparkasse und meinte, ich wisse ja, wo der Bahnhof und Florenz sei, seinen Orientierungssinn hatte ich geerbt, wie man Moped fuhr, wusste ich, ansonsten immer nur Ilford-Filme nehmen, und 50mm-Objektive reichen aus, wenn man gut ist.



Es war richtig, nur mit Ilford zu photographieren. Man sieht nicht, dass das Lacoste-Hemd auf dem Bild knallgrün ist. So war das aber damals, in den mittleren 80ern, als die beiden Kameras, eine Kleinbild und eine Mittelformat noch rein mechanische, silberne und klobige Wertgegenstände waren, die Züge wie in den frühen Filmen Fellinis aussahen und man extra Münzen kaufen musste, um nach Hause zu telefonieren. Was ich übrigens erst tat, als ich schon wieder in München war. Postkarten habe ich auch keine geschrieben, damals. Aber viele Bilder gemacht, 7 Filme in zwei Wochen, ein photographisches Tagebuch einer Zeit zwischen Traum und Erfüllung.

In nächster Zeit werde ich wieder aufbrechen, so wie damals, ich werde aufstehen, sagen, dass es der Tag und die Stunde ist, und dann bin ich weg. Die Barchetta wird das Moped ersetzen, ich werde eine Digicam dabeihaben und ein Notebook, um hier ein wenig Notdienst zu machen. Wann genau, keine Ahnung, die Leserschaft wird es schon merken. Vielleicht kaufe ich mir sogar wieder ein Lacoste-Hemd. In einem dezenteren Grün, diesmal.

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Hat da jemand OINK gesagt?

Eine komische, unvollendete Oper in Don Alphonsos Festspielhaus

Ouvertüre: Don "Der Schweiger" Alphonso v. Kleinbloghausen verkneift sich bislang jeden Kommentar zu Burdas Blognetzwerk bei der Freundin. Dann endlich, weil er schon namentlich erwähnt wird, gibt er dazu einen Kommentar bei Cavaliere Thomas Knüwer ab, Rezitativ: Die Blogs sind schlecht und werden bald sterben. Prompt geht ihn einer von den gedungenen Burda-Bloggern mit dem Katzbalger von der Seite an, sie singen über gekreuzte Klingen das kleine Beleidungsduett "Bei Villon im Puff, da hab ich Dich gesehen".

1. Akt, 1. Szene: Don entdeckt, dass bei den Burdablogs Bilder aus einer kostenlosen Quelle verwendet werden. Das überrascht erst mal, schliesslich weiss er, dass Burda mit viel Aufwand expandiert. Und dann ist kein Geld für Bilder da? Naja, er schreibt das mal im Burdabuffo Bariton:
"Oh weiser Hubert, der Du den Mammon tust besitzen,
müssen Deine Büttel Bilder andernorts stiebitzen?"
2. Szene: Ein Burdablogger Dorin Popa läuft auf und singt die Arie:
"Drum preiset alle unser Herrns Geschick
Entsagung gibt nen geilen Kick"
in der er den jugendlichen Bloggerwiesenhopser gibt, der alles nur aus Lust an der Froihoihoide tut. Don Alphonso kehrt auf die Bühne zurück und bringt presto:
"Die lauter Absicht, Freund, die tu ich Dir nicht glahauben
im Gegenteil, mir deucht, bei Nestlé ihr wollt sahaugen".
3. Szene: Die Grosse Rechtfertigungsarie des Dorin Popa:
"Nur der Blogkunst weiht ich mein Leben,
uns tut gar niemand einen Euro geben
einen Etat, den will hier keiner haben,
an unserm freien Tun soll sich der Burda laben"
wird gegen Ende begleitet vom kritischen Kommentarchor
"Ach wie faul tut dieses riechen
dieses freiwillige Kriechen..."

2. Akt, 1. Szene: Auftritt des Bravo Roberto Basicio aus Franco Forto, der den Dorin Popa im Versteckt belauscht hat. Er singt die Dolchstossarie:
"Ohne Geld, da würde ich nie stechen
willste Mord, musste mir blechen
auch das Bloggen sollste zahlen
sonst geb ick Dir dit letzte Amen!"
Was sein gemischter Räuberchor bejubelt und sich wundert, warum bei der holden Freundin dieser Ausgezehr üblich zu sein scheint.
2. Szene: Don Alphonso in der Lanu Palast. Nach kurzem Rezitativ "Oh Holde gib mir 120 Punkte" trägt er die Arbeitsrechtlerarie vor:
"Bei Burda herrschen raue Sitten
und Ausgezehr an Freundin Titten
der Geldes Milch die mag nicht fliessen
des Schreibers Konto bleibt im Miesen"
worauf Lanu ihm die 120 Punkte überreicht.
3. Szene: Don Alphonso betritt seinen Blogstadtpalast, erfreut sich an den Punkten und singt Richtung Publikum:
"Ach es ist der Schweine Quieken
das diesen Tags mein Herz erfreut
mag kommentierend einer pieken?
Da unten ist viel Platz bereit.
Ist die Oper doch nicht vollendet
Szenen, Akte, Stretten fehlen
von der hohen Koloratur geblendet
will ich glücklich sein. Verhehlen
will ich deshalb nicht das Begehr:
Bringet Eure scharfen Saufedern her.
Gebt ihnen dicke und nicht zu knapp
denen machen wir Haxn - zack zack zack!

3. Akt: Ihr seid dran.

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