: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 4. Mai 2006

Real Life 03.05.2006/2001 - Die andere Seite

der Strasse ist gesäumt mit den ehemaligen Häusern der Professoren. Die Gebäude stammen aus dem späten Mittelalter, die barocken Giebel hat man erst später aufgesetzt. In den letzten Jahren wurde das Wohnen in der Altstadt modern; wer hier einziehen will, braucht viel Geld. Manche Studenten-WGs nehmen in dieser Ecke, kurz vor den hoch aufragenden Palästen der Kapuziner, der Franziskanerinnen und der Gesellschaft Jesu 180 Euro für ein 10 m²-Zimmer.



Das Kopfsteinpflaster leuchtet in der späten Sonne golden, als du zum Bäcker gehst. Am Eck, beim Tor, vor der Kneipe auf silbigren Aluminiumstühlen sitzt eine Gruppe von Beratern und assessmentgecenternden Nachwüchsern, eindeutig, die Hunde des Wirtschaftskrieges, diese Mormonenanzüge, die immer gleichen Haarschnitte, die dezenten Krawatten, die Haltung, fast alles Jungs, nur eine Frau ist dabei und auch die übersieht man leicht, weil sie der gleiche Typ ist. Du weisst nicht, warum die her schauen, du siehst sie nur aus den Augenwinkeln an, vielleicht ahnen sie, dass du trotz der weissen Hose, dem weichen, hellbraunen Sakko mit den Lederknöpfen, den altmodischen Budapestern und dem offenen, einfachen Hemd nicht immer so gewesen bist, vielleicht erfühlen sie deine schlammgrüne Anwesenheit wie du sie, du könntest sogar darauf wetten, dass es keine McKs sind, dafür sind sie zu auffällig, BCGs schon eher oder E&Y, da rennen sie so rum, Post Thermonuclear New Economy Meltdown Outfit, die McKs sind immer schwarz geblieben wie sie waren, aber die anderen verstrahlten Jungs, die hingen 2003ff. anzugtechnisch in den Modeseilen. Könnte auch sein, dass es welche aus der Munich Area sind, du schaust etwas genauer hin, aber du kennst keinen von denen, und die meisten sind ohnehin aufgebohrte Studis in den letzten Unitagen. Sofort kommt alles wieder hoch, die Luft schmeckt so wie vor fünf Jahren, als im Sommer alles schwarz wurde, so lang ist das schon her, also rein zum Bäcker, verdrängen, an die Semmeln denken und den Apfelkuchen, raus, nicht rüberschauen, oder doch, sie schauen schon wieder her. Vielleicht hätten sie etwas weiter hinterherschauen sollen, um die Ecke, denn da, wo ein paar typische Münchner Dienstwägen der gehobenen Klasse im Parkverbot stehen, wurde gerade aufgeschrieben.



C. hat in diesem Sommer vor 5 Jahren mal erzählt, wie sie eine Aufschreiberin angefahren hat. Ganz leicht nur. Blauer Fleck, mehr nicht. Hinter dem ersten Büros gab es keine richtigen Parkplätze, also haben sie sie täglich aufgeschrieben. Und eines Tages war der Wagen weg, abgeschleppt. Es ging C. nucht um das Geld, es ging um die Demütigung da raus zu müssen, in ihrer Freizeit, und es zu holen. Ein paar Tage später ging die altbekannte Aufschreiberin unvorsichtig an der Ecke auf die Strasse, und C. nutzte die Gelegenheit, sie mit Schwung ihrem Aussenspiegel vorzustellen. Danach ging es ihr prima. Es gibt einen gewissen Typ Mensch, der einfach nicht damit fertig wird, dass er sich unterordnen muss, wenn er wenige Stunden davor ein paar Dutzend High Potentials restrukturiert hat. C. war so ein Fall. Wenn etwas nicht möglich war und mit ihrem Willen kollidierte, musste es eben möglich gemacht werden. Letztendlich hat sie auch die kognitive Dissonanz umgebracht, die Mischintoxination war nur das Mittel zum Zweck. Im verfluchten Sommer des Jahres 2001.



In dem du fast nie den Sonnenuntergang gesehen hast. In dem die Tasks die Kontrolle übernahmen, in dem du dachtest, ihr könntet so punktgenau den Flug beenden, so sauber runterkommen wie die Taube auf dem Kamin, zum turteln. Die anderen haben eine Punktlandung hingelegt, senkrecht in den Boden rein. Du bist ausgestiegen. Das Beste, was man tun kann, solange man einen Fallschirm hat. Und den einzigen lichten Moment nach Monaten der Finsternis, in dem man begreift.

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10 Monate zur Bewährung und 30.000 Euro

für einen gewissen Herrn Hunzinger, wenn es dabei bleibt. Flowtex, wenn einem das noch was sagt. Und Liberale, die zeigen, was das Wort bedeutet.

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Yahoo boykottieren

Wer ist eigentlich so verrückt, diesem Kollaborateurkonzern via Flickr und Yahoo Mail seine persönlichen Dinge anzuvertrauen? Wie kann man diese

BÜTTEL DER CHINESISCHEN MÖRDER

unterstützen? Die lustige Welt von Yahoo wird erkauft durch die Ausforschung und Überwachung von Menschen, die sich gegen eine Diktatur wehren, die Opfer von Yahoo werden die nächsten Jahrzehnte in Gefängnissen sitzen, während die Bosse des Konzerns vom integrierten Web2.0 und den tollen Onlinemärkten faseln.

Zur Hölle mit dem Laden: STIRB YAHOO!

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Globalisierung einmal anders

In den 80ern gab es selbst in der kleinen, schwarzem Provinzstadt Läden, die Kaffee aus Nicaagua anboten, in schwarzen Verpackungen mit roten Sternen drauf. Ich persönlich fände es wirklich schön, wenn ich hier in Zukunft mit bolivianischen Gas heizen und mit venezuelanischen Benzin tanken könnte. Man könnte es ja entsprechend branden: Gas Simon Bolivar zum Beispiel - die warme Flamme der Revolution. Oder Bushsucker Petrol Corp.. Mit so roten Sternen und grinsenden Indios, die einen Gringo in den Toches treten, auf den Abrechnungen. Das wäre schön. Garantiert heuschreckenfreie Energie, bei der das Geld bei denen landet, die es brauchen können.

Das wäre sicher eine gute Sache. Sogar das andere Lager sollte umdenken. Wo doch selbst der dreckigste Neoconazi und die braunste Puppe eher die katholischen Herren Morales und Chavez und ihre christliche Bevölkerung mit deren auf die USA ausgerichteten Konsum unterstützen müsste, als arabische Despoten, die nach deren Weltbild mit unserem Geld nichts anderes tun, als Autos der europäischen Kriegsgegner zu kaufen, den terroristischen Islam zu unterstützen und nach der Atombombe zu streben.

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