Memme M. oder Chance als Scheitern
Im Spätwinter 2000 machte ich mich, wie viele Kollegen, auf nach Wien. Ich hatte den Auftrag einer renommierten US-Zeitung und ein paar freie Aufträge, etwas über die Machtergreifung von ÖVP und der Bewegung von Jörg Haider zu schreiben. Es waren turbulente Tage in Wien, und als Vertreter der jüdischen Ostküste schlugen mir Bemerkungen und Verhaltensweisen entgegen, die einiges vom Bild des braunen Österreichs belegten, das nichts begriffen hat und auch nicht begreifen will.
Damals war auch die besagte Ostküste nicht eben zimperlich, und keiner wollte weichgespülte Interviews mit ÖVPlern, die sagten, dass alles ok ist und man bittschön die Chance haben wollte, jetzt mal was anderes auszuprobieren. Beliebt macht man sich mit solchen Angriffen nicht, und wenn die erste Charge reingefallen ist und bei einem Interview ohne abgesprochene Fragen absauft, hat man einen gewissen Ruf, der sich in der zwingenden Abgabe eines Fragenkatalogs äussert. Na schön, gerne, dachte ich, sollen sie sich halt vorbereiten. Und schickte die Fragen in etwa so, wie man sie über dem Atlantik stellt, direkt, kein Blabla, ohne Kriecherei oder billige Stöckchen und Belohnung für das Hüpfen.
Unangemessen sei das, sagte mir die Pressefrau eines Ministers am Telefon, als ich mich gerade durch die Baustelle bei Linz quälte, das geht gar nicht, sowas sei ihr - die im Übrigen gerade erst vier Wochen vorher als Tochter eines braunschwarzen Vordenkers auf diesen Posten gekommen war - noch NIE untergekommen. Nun war ich aber auf amerikanischem Ticket unterwegs und hatte vorher schon gewisse Kontakte zu Leuten in der US-Botschft, und die wiederum kümmerten sich um das Problem, so dass Minister X mich während eines anderen Gesprächs im Keller Radio Orange wissen liess, dass er die Fragen doch als hart, aber fair einstufe, und ich solle doch einfach über die Wäschestiege (so heisst das wirklich in felix Austria) hoch zu ihm kommen.
Es war nicht das weltbeste Interview, es blieben konträre Standpunkte, aber er hat sich bemüht, das Beste aus der damals komplett verfahrenen transatlantischen Situation zu machen. Und auch auf die härtesten Nachfragen umfassend seinen Standpunkt dargestellt. Ich habe dennoch keinen Respekt für einen Politiker, der mit dem Haider rummacht, aber trotzdem eine begrenzte Achtung vor diesem Interviewpartner.
Der hatte etwas, das Klaus Madzia, selbst Journalist und Chefredakteur der Business News fehlt: Das Standing und den Willen, sich auch gegen bohrende Fragen jenseits der Grenzen des Üblichen durchzusetzen. Aber die unbeantworteten Fragen von Ben Schwan an Madzia sind auch eine Art Antwort.
Damals war auch die besagte Ostküste nicht eben zimperlich, und keiner wollte weichgespülte Interviews mit ÖVPlern, die sagten, dass alles ok ist und man bittschön die Chance haben wollte, jetzt mal was anderes auszuprobieren. Beliebt macht man sich mit solchen Angriffen nicht, und wenn die erste Charge reingefallen ist und bei einem Interview ohne abgesprochene Fragen absauft, hat man einen gewissen Ruf, der sich in der zwingenden Abgabe eines Fragenkatalogs äussert. Na schön, gerne, dachte ich, sollen sie sich halt vorbereiten. Und schickte die Fragen in etwa so, wie man sie über dem Atlantik stellt, direkt, kein Blabla, ohne Kriecherei oder billige Stöckchen und Belohnung für das Hüpfen.
Unangemessen sei das, sagte mir die Pressefrau eines Ministers am Telefon, als ich mich gerade durch die Baustelle bei Linz quälte, das geht gar nicht, sowas sei ihr - die im Übrigen gerade erst vier Wochen vorher als Tochter eines braunschwarzen Vordenkers auf diesen Posten gekommen war - noch NIE untergekommen. Nun war ich aber auf amerikanischem Ticket unterwegs und hatte vorher schon gewisse Kontakte zu Leuten in der US-Botschft, und die wiederum kümmerten sich um das Problem, so dass Minister X mich während eines anderen Gesprächs im Keller Radio Orange wissen liess, dass er die Fragen doch als hart, aber fair einstufe, und ich solle doch einfach über die Wäschestiege (so heisst das wirklich in felix Austria) hoch zu ihm kommen.
Es war nicht das weltbeste Interview, es blieben konträre Standpunkte, aber er hat sich bemüht, das Beste aus der damals komplett verfahrenen transatlantischen Situation zu machen. Und auch auf die härtesten Nachfragen umfassend seinen Standpunkt dargestellt. Ich habe dennoch keinen Respekt für einen Politiker, der mit dem Haider rummacht, aber trotzdem eine begrenzte Achtung vor diesem Interviewpartner.
Der hatte etwas, das Klaus Madzia, selbst Journalist und Chefredakteur der Business News fehlt: Das Standing und den Willen, sich auch gegen bohrende Fragen jenseits der Grenzen des Üblichen durchzusetzen. Aber die unbeantworteten Fragen von Ben Schwan an Madzia sind auch eine Art Antwort.
donalphons, 21:06h
Freitag, 18. August 2006, 21:06, von donalphons |
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supatyp,
Freitag, 18. August 2006, 21:10
wenn das der Schlingensief liest
die Überschrift, da macht der vleicht Theater
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donalphons,
Freitag, 18. August 2006, 22:11
der kann lesen? ;-)
Ne. Ist ja so privat ein sehr sehr Netter. Echt jetzt.
Ne. Ist ja so privat ein sehr sehr Netter. Echt jetzt.
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strappato,
Freitag, 18. August 2006, 22:07
Die österreichische Regierung war unter Druck. Da beisst man auch mal in den sauren Apfel.
Ansonsten sind solche Fragen natürlich Majestätsbeleidigung. Aber da braucht man sich nur mal die Medien anzusehen. Interviews sind bla bla, werden 3x abgesprochen und gegengezeichnet, Interviews mit niederen Chargen erst gar nicht genehmigt, usw. Kein Wunder, dass da jeder, der meint einigermassen wichtig zu sein, dieses Verhalten an den Tag legt. Das gehört dazu, wenn man dazu gehören will.
Wen wundert es dann, dass das Vertrauen der Bürger in Politiker, Medien und Verantwortliche in der Wirtschaft schwindet. Wenn man Fragen im Kopf hat, aber nur mit Belanglosigkeiten abgespeist wird. Der Vorwurf: "Die lügen" ist schnell gemacht. Das sehen die Angesprochenen natürlich anders. Wer nichts sagt, kann nicht lügen.
Ansonsten sind solche Fragen natürlich Majestätsbeleidigung. Aber da braucht man sich nur mal die Medien anzusehen. Interviews sind bla bla, werden 3x abgesprochen und gegengezeichnet, Interviews mit niederen Chargen erst gar nicht genehmigt, usw. Kein Wunder, dass da jeder, der meint einigermassen wichtig zu sein, dieses Verhalten an den Tag legt. Das gehört dazu, wenn man dazu gehören will.
Wen wundert es dann, dass das Vertrauen der Bürger in Politiker, Medien und Verantwortliche in der Wirtschaft schwindet. Wenn man Fragen im Kopf hat, aber nur mit Belanglosigkeiten abgespeist wird. Der Vorwurf: "Die lügen" ist schnell gemacht. Das sehen die Angesprochenen natürlich anders. Wer nichts sagt, kann nicht lügen.
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donalphons,
Freitag, 18. August 2006, 22:10
Eigentlich sind das die Fragen, die man stellen möchte und nahe liegen. Nur wird heute nicht mehr gegen den Bildschirm gemotzt, sondern selbst gemacht. Was brauche ich Medien, wenn die Macher solche Memmen sind.
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austin_powers,
Donnerstag, 31. August 2006, 03:53
Zeitverschwendung
Das hat wohl auch KM erkannt. Warum sich also die Mühe machen.
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