: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 11. August 2006

Teil des Systems

Die Familie, so sagt man bei einer Podcastfirma, deren Vortand Schwiegersohn von Edmund Stoiber ist, habe bei der Auftragsvergabe für Filme von das Merkel keine Rolle gespielt. Wahrscheinlich auch nicht bei der immer noch staatsnahen Hypo-Vereinsbank, dem FC Bayern oder dem Verleger Hubert Burda, dem allerbeste Kontakte in die Staatsregierung nachgesagt werden.

Ich glaube denen. Ich glaube denen, dass sie das glauben und auch so empfinden. Weil sie es vermutlich nicht anders kennen, weil das System in bayern und vermutlich auch überall so funktioniert, wo geschlossene Gesellschaftsgruppen definieren, wie die Realität zu sehen ist. Das zuckergestopfte, definitiv nicht entsagende Gebäck da unten heisst bei uns "Gebetbuch", und genauso verlogen ist Bayern, und so sieht es auch aus: Aussen schwarz und innen weiss wie die Seele eines Neugeborenen.



Wer hier in diesen Kreisen zur Welt kommt, kann sich die Unschuld lange bewahren. Es gibt Viertel, in denen man wohnt, es gibt Leute, mit denen man verkehrt, es gibt gewisse Themen und andere gibt es nicht. Im Block wohnen ist kein Thema. Wer keinen Garten hat, kann kein Gartenfest machen und wird auch nicht eingeladen, und so kennt man auch keine anderen Kinder. Man erfährt nichts über den Beruf der Eltern. Ist der Vater etwas, erzählt er wenig über die wirtschaftlichen Aspekte. Kennt er einen Lokalpolitiker, ist es ein Freund der Familie und bleibt es auch, wenn er zum Minister in München oder Berlin aufsteigt. Wenn er jemanden kennen muss, um ein Geschäft zu machen, gibt es sicher einen Nachbarn, der den kennt, und sie vorstellt.

Aber darüber wird nicht geredet. Wichtiger, allein wichtig ist, dass der Nachwuchs das Abitur macht, und wenn man ihn dafür auf die lascheste Schule schicken muss, ist das zwar weniger schön, es muss halt sein. Nachdem viele direkt beruflich ihren Eltern nachfolgen, denn wohin sollten sie auch gehen, nachdem schon die Eltern an der Spitze sind, vererben sich die Netzwerke in kleinen Gruppen, sehr schön zu beobachten bei Klassentreffen, wenn sich gewisse Kreise absondern und ihr Netzwerk einrichten. Es gibt keinen Grund, das System zu hinterfragen. Es funktioniert. Es sichert die Arbeitsplätze, es hält schlechtere Gegner draussen, so hat man es schon am Baggersee beim Kampf um die wenigen Sandflecken gemacht, und so bleibt das auch.

Ich habe, zugegeben, etwas gezögert, dieses Ding zu schreiben. Da sind keine Links drin, ich musste nichts recherchieren, ich bin formal einer von denen, und es ist immer so eine Sache, über Leute zu schreiben, die nicht vom Wesen, aber qua Geburt der gleichen Gruppe angehören. Ich bin der gleichen Auffassung wie diese Leute, dass wir in einer 1/10 Gesellschaft leben, 1/10 sagt was passiert und 9/10 folgen mehr oder weniger meckernd. Denn wie die Gutsherren - oder hier besser Grossbauernmentalität - ist auch die Mentalität der Knechte und Mägde einbetoniert, das sorgt für die Existenz der grossen Parteien, deren Repräsentanten sich beim oberen Zehntel als Mitglieder bewerben, indem sie weiter Privilegien zuschanzen und, wenn sie mal dabei sind, nicht begreifen, dass es nicht ewig so weiter gehen kann. Und tatsächlich steht das Volk den Raubzügen lethargisch gegenüber. Noch. Aber es bröckelt. Das Ende der Volksparteien ist kein Ende des Volkes, sondern das Ende der Geduld des Volkes mit den Parteien und einer Schicht, auf die hinter der Parteienfassade alles wieder zusammenläuft. Der rotrotgrün bekniete Immobilieninvestor in Kreuzberg genauso wie der schwarze Internetfernsehmacher in der Munich Area.

Die Beide, nebenbei erwähnt, beim Tanz im P1 den Umstand negieren, dass es tatsächlich Leute in Deutschland gibt, die an Mangelernährung leiden, und denen sie empfehlen, dann eben nicht mehr zu rauchen.

... link (33 Kommentare)   ... comment