: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 17. August 2006

Sehr zu empfehlen - Tarantella

Mein erstes und gleichzeitig vorletztes Motivationsseminar erhielt ich eher unfreiwillig auf dem Höhepunkt der New Economy. Zum einem brauche ich keine Motivation, zum anderen war ich damals längst der Meinung, dass dem Internet-Irrsinn, der gerade wieder durch die social Hintertür hereingeschlichen kommt, keine Motivation der Welt mehr helfen konnte. Da trat dann also auf einem Kongress voller angeblicher zukünftiger Wirtschaftsgenies so ein - in Bayern sagt man - Sparifankerl auf, der mit Tschacka light die Leute zu offeneren, offensiveren, überzeugenderen Charakteren formen wollte. Danach, bei den Cocktails, versuchten sich manche gleich an der Umsetzung des Gelernten, in der Hoffnung, das Gift der Dummheit und Gier in ihren Körpern irgendwie nach draussen zu promoten.

Wer sowas in unserer Ultramoderne, deren Kennzeichen angeblich erfolgreiche Blogs wie dieses hier sein sollen, mal mitgemacht hat, steht den voraufklärerischen Versionen dieser Veitstänze auf digitalem St.-Petri-Schnee eher gelassen gegenüber.



Die Tarantella ist in der Region Neapel und Apulien zu Hause. Ein wilder Tanz, der seinen Namen seiner Verursacherin verdankt, der giftigen Tarantel, die in dieser Gegend in grossen Mengen vorkam und auch Menschen anfiel. Ihr Gift hatte eine betäubende, schwächende Wirkung, und wer gebissen wurde, musste tanzen, schnell und wild, und singen, um dem Gift entgegen zu wirken. Musik als Gegengift, ungebändigt, laut, direkt, mitreissend, heiss und immer schneller werdend, sollte das Gift in Schach halten und die Krankheit bezwingen.

Die Tarantella fand Eingang in die klassische Musik, aber unverstellt, ursprünglich mit Lauten und Castagnetten, so wie sie die ersten Forscher im frühen 17. Jahrhundert erlebt haben, die auf der Suche nach einer göttlichen Harmonie waren und den Tanz als eine extreme Ausformung verstanden, so mitreissend und energiegeladen, hört man sie selten. Fernab vom hektischen Leben in der grossen Stadt gibt es einen Herrn, der sich auf High End Audio spezialisiert hat und neben Boxen aus Vogelahorn und Röhrenverstärkern auch Musik vertreibt, die man andernorts nicht bekommt oder langwierig bestellen muss. So eben auch die Tarantellaeinspielungen, die unter der Musikhistorikerin Christina Pluhar beim französischen Label Alpha erschienen sind, im Jahr 2001, dem Jahr der Schrecknisse, das bewies, dass alle meine Bekannten dieser Tage und dieser Peer Group nicht die Tarantella, sondern den Totentanz aufführten.

Für die 20 Euro, die ich bezahlt habe, bekommt man heute auch eine Menge verbliebener Penny Stocks dieser Zeit, aber ich verspreche, dass man mit der CD in jedem Fall mehr Spass haben wird, wenn man Alte Musik und hervorragende, engagierte Aufnahmen jenseits der ausgetretenen Pfade der Klassik schätzt.

... link (7 Kommentare)   ... comment


Einmal hat Fidel Castro noch gewonnen

Nämlich beim Wegrennen von der Schippe des Todes am Abend.



Für den dreckigen Ex-Diktator von Paraguay Alfredo Stroessner, der so aussah wie ein Bilderbuch-Gestapomann, gibt es keinen Morgen mehr. Und den Pinochet packst Du auch noch, Fidel. OK? Prima.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Das Gute an der Sache mit Grass ist,

dass man in Zukunft weiss, welches kläffende Autorenpack man in Zukunft nicht mehr mit einem Buchkauf adelt.

ok, ok, ich geb´s zu, ich kaufe sowieso fast keine lebenden Autoren

... link (46 Kommentare)   ... comment