Real Life 24.08.06 - Der indiskrete Charme der Munich Area
Du klappst den Rechner zusammen, gehst raus, grüsst ein paar Leute, bleibst bei der Frau hängen, die ein wenig Aufmunterung brauchen kann angesichts der drohenden Nachzahlungen, erwähnst, dass es im schlimmsten Fall einen Plan B gibt, es gibt immer einen Plan B, du musst nur noch drüber nachdenken, was der sein soll, wenn die Banken nicht mitspielen, du lächelst, obwohl dir schlecht ist beim Gedanken an das, was da noch alles kommen mag. Bayern ist inzwischen die Hochburg für Wirtschaftskriminelle, 6 verdammte Monate ist die Verjährungsfrist für Prospektbetrug, wegen einer bescheuerte Lücke, aber die bringt die Leute um und macht die schönsten Beweise wertlos. Man kriegt sie trotzdem, hintenrum, denn was da über die Money Machine rausgenommen wurde, wurde nicht versteuert, und wenn die Richter zu so einem Kickback-Abschöpfer durchaus nett sind, wenn er die richtige Kanzlei hat, so sind zumindest die Steuerbehörden noch ein anderes Kaliber. Es geht längst nicht mehr um den Gewinn, es geht nur noch um den maximalen Schaden für die andere Seite und die Hoffnung, dass sie aus Angst vor weiteren Geschichten einknicken. Die wissen ja genau, was da noch kommen kann. Und vielleicht glauben sie, dass ihr es auch wisst. Versteht keiner so genau? Prima. Ist wie Giftgas. Man muss nicht alles kennen.
Draussen, auf dem Weg zum Wagen ist es schön. Unendlich schön. Die Stadtstreicher haben die Kiesbank besetzt und werden braun, einer wäscht sich die langen, grauen Haare in der grünen Isar. Wenn erst mal der geplante Isarstrand kommt, wird dieser Moloch aus Geld und Dummheit sie vertreiben, irgendwo nach Süden zu den Heizkraftwerken. Diese Stadt ist ein Traum, sie ist manchmal so unschuldig wie die Hunde, die auf der Wiese herumtollen, und am Flaucher sitzen die Studenten und hätten gern noch ein wenig mehr schöne Tage bis zum Herbst, wenn es wieder los geht. Aber dann gehört ihnen die Nacht und die neuen Läden, von denen du nichts mehr weisst und die du nicht finden wirst, denn deine Zeit der Unschuld ist schon lange vorbei, und bis Dezember gehören die Nächte der ewigen Finsternis über dem Fondsgeschäft.
Draussen, auf dem Weg zum Wagen ist es schön. Unendlich schön. Die Stadtstreicher haben die Kiesbank besetzt und werden braun, einer wäscht sich die langen, grauen Haare in der grünen Isar. Wenn erst mal der geplante Isarstrand kommt, wird dieser Moloch aus Geld und Dummheit sie vertreiben, irgendwo nach Süden zu den Heizkraftwerken. Diese Stadt ist ein Traum, sie ist manchmal so unschuldig wie die Hunde, die auf der Wiese herumtollen, und am Flaucher sitzen die Studenten und hätten gern noch ein wenig mehr schöne Tage bis zum Herbst, wenn es wieder los geht. Aber dann gehört ihnen die Nacht und die neuen Läden, von denen du nichts mehr weisst und die du nicht finden wirst, denn deine Zeit der Unschuld ist schon lange vorbei, und bis Dezember gehören die Nächte der ewigen Finsternis über dem Fondsgeschäft.
donalphons, 01:17h
Freitag, 25. August 2006, 01:17, von donalphons |
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avantgarde,
Freitag, 25. August 2006, 01:57
Besonders das Kleingedruckte englischsprachiger Fondsprospekte ist immer wieder ein Quell der Heiterkeit. Gelegentlich ist die juristisch in fünf Schachtelsätzen verpackte Unverschämtheit geradezu verblüffend. Sowas hatte ich neulich in der Hand mit Bitte um Beurteilung:
Da versteckte sich im hochkomplizierten Satzgeflecht (in dem mindestens 4 "provided that" vorkamen, folgende Bedingung:
Falls dem Fondsmanager nachgewiesen würde, "in bad faith" (also bösgläubig) oder inkompetent gehandelt zu haben, dann stünde es dem Vorstand zu, ihn mit Zweidrittelmehrheit abzuwählen, jedoch stünden dem Entlassenen nicht nur die vereinbarten Provisionen für erwirtschaftete Gewinne in der Vergangenheit zu, sondern auch Provisionen bis zum Ende der Laufzeit des Fonds (hier 2012), wobei sich diese Provisionen an durchschnittlichen Gewinnen des Fonds zu orientieren hätten, die der Fonds voraussichtlich bei nicht bösgläubiger bzw inkompetenter Verwaltung erzielt hätte...
Doch, das stand da wirklich.
Da versteckte sich im hochkomplizierten Satzgeflecht (in dem mindestens 4 "provided that" vorkamen, folgende Bedingung:
Falls dem Fondsmanager nachgewiesen würde, "in bad faith" (also bösgläubig) oder inkompetent gehandelt zu haben, dann stünde es dem Vorstand zu, ihn mit Zweidrittelmehrheit abzuwählen, jedoch stünden dem Entlassenen nicht nur die vereinbarten Provisionen für erwirtschaftete Gewinne in der Vergangenheit zu, sondern auch Provisionen bis zum Ende der Laufzeit des Fonds (hier 2012), wobei sich diese Provisionen an durchschnittlichen Gewinnen des Fonds zu orientieren hätten, die der Fonds voraussichtlich bei nicht bösgläubiger bzw inkompetenter Verwaltung erzielt hätte...
Doch, das stand da wirklich.
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donalphons,
Freitag, 25. August 2006, 14:39
Ich weiss, warum ich bei der Sparkasse bin. So ein Sparbuch hat durchaus was für sich. Und nach dem gestrigen Tag, wo es auch um die Vermittlungs- und Finanzierungspraxis einer ehemals grossen bayerischen Bank ging, überlege ich sowieso, ob ich nicht alles zu Gold machen und im Keller vergraben soll.
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auch-einer,
Freitag, 25. August 2006, 15:55
die goettingen area bekommt möglicherweise
- die süddeutsche berichtet heute, dass eine gewisse goettinger volksbank einer gewissen securenta ag, die zu einer gewissen goettinger gruppe gehören soll, das firmenkonto gekündigt haben soll* -
demnächst ähnliche probleme.
was überrascht ist hier doch, wie lange man das spiel "wir verbrennen dein geld" oder in version 2.0 "wir haben dein geld verbrannt, gib uns neues geld zum verbrennen" tatsächlich spielen kann. es ist längst an der zeit, dass da in göttingen, braunschweig und hannover wieder die furcht gottes einkehrt.
* hier: http://www. sueddeutsche.de/,finl1/finanzen/artikel/419/83336/
titel: Göttinger Gruppe in Bedrängnis
- die süddeutsche berichtet heute, dass eine gewisse goettinger volksbank einer gewissen securenta ag, die zu einer gewissen goettinger gruppe gehören soll, das firmenkonto gekündigt haben soll* -
demnächst ähnliche probleme.
was überrascht ist hier doch, wie lange man das spiel "wir verbrennen dein geld" oder in version 2.0 "wir haben dein geld verbrannt, gib uns neues geld zum verbrennen" tatsächlich spielen kann. es ist längst an der zeit, dass da in göttingen, braunschweig und hannover wieder die furcht gottes einkehrt.
* hier: http://www. sueddeutsche.de/,finl1/finanzen/artikel/419/83336/
titel: Göttinger Gruppe in Bedrängnis
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donalphons,
Freitag, 25. August 2006, 15:57
Ja.
Ich bin da jetzt nicht sooo überascht. Und da werden in den nächsten Wochen noch manch andere Dinge kommen.
Ich bin da jetzt nicht sooo überascht. Und da werden in den nächsten Wochen noch manch andere Dinge kommen.
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lebemann,
Montag, 28. August 2006, 18:53
@ auch-einer
Das Foto in der SZ sieht nach allem aus nur nicht nach Herrn Dr. R.
Das Foto in der SZ sieht nach allem aus nur nicht nach Herrn Dr. R.
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chat atkins,
Freitag, 25. August 2006, 12:58
Warum sagst du statt "Provinz" immer "Area"?
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donalphons,
Freitag, 25. August 2006, 13:22
Weil Munich Area damals (tm) in diesen Kreisen die normale Bezeichnung war. So wie CEO für Geschäftsführer. International, Du verstehst. Die Region Marseille-Nizza hiess damals (tm) nur noch Sophia Antipolis.
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chat atkins,
Freitag, 25. August 2006, 13:29
Noch besser: "Greater Bremen Area" - dazu würde dann auch der famose Maxx-Port an den seewassertiefen Piers von Wilhelmshaven gehören.
Oder wäre "Logistic Valley" noch prägnanter? "Space Park" hatten wir ja schon ...
Oder wäre "Logistic Valley" noch prägnanter? "Space Park" hatten wir ja schon ...
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chat atkins,
Freitag, 25. August 2006, 13:30
@ Don: Was bitte ist in den Kreisen schon normal?
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donalphons,
Freitag, 25. August 2006, 13:33
Das ist eine rethorische Frage, nehme ich an. manche haben da grinsend mitgespielt, aber für viele war es ernst. Besonders das internationale Ranking, auf einer Stufe mit der tel Aviv Area zu sein.
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drsno,
Freitag, 25. August 2006, 14:14
Von mir aus können die die Kiesbank haben. Aber die Welle da unten. Die gehört uns. Schon immer. Und wenn sie kommen, dann gibt's auch keinen Grund mehr gegen uns. Dann machen wir sie richtig gross...
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