Sehr zu empfehlen: Die Kirschen der Frau Moretti
Hinten in der Küche, wo kaum das Licht des Tages hinfällt und auch im Sommer die Temperaturen kaum mehr als 20 Grad erreichen, in dieser kühlen Ecke also und in der Dunkelheit eines alten Holzregals verborgen, stehen die Opfer der Lust, fern der Hitze und des Sonnenscheins, die ihre Schöpfer sind, eingeschlossen im Glas wie der Teufel Asmodeuas in Alain Rene Lesages Romen "Der hinkende Teufel", und was sie bewirken, unterscheidet sich kam vom Treiben des Höllengeistes, der für Triebe und Fleischeslust zuständig ist. Es sind die Kirschen der Frau Moretti, die im Halbschatten ihrer Erfüllung harren, scheinbar unschuldig mit grossmütterlichen Lappen um den Deckel, und neben den bereits geleerten Gläsern, die Frau Moretti bald wieder füllen wird.
Um ehrlich zu sein: Ich weiss noch nicht mal, was industriell gefertigte Marmelade kostet. Ich mag Marmelade nicht besonders, von einigen studentischen Fressanfällen bei Aprikosenmarmelade einmal abgesehen. Das war noch zu Zeiten der D-Mark, doch ich wage zu bezweifeln, dass auch mit der Teuerung irgendeine Fabrikpampe preislich auch nur in die Nähe von Frau Morettis Kirschen kommt. Frau Moretti ist eine nicht mehr ganz junge Dame aus einem Dorf nahe der kleinen Provinzstadt, und hat nicht nur einen Mann, sondern auch dessen Garten geheiratet. Der Garten ist vermutlich ein Vermögen wert, auf seinen 3000 m² könnte man 10 Toskana-Doppelhäuser unterbringen, aber Frau Moretti bevorzugt es, den alten Obstbestand zu pflegen und daraus Marmelade zu machen, die...
Wie soll ich das erklären. Zuerst mal gibt es dort keine Kirschmarmelade. es gibt Mischungen. Das Glas links enthält Kischen-Mirabellen-Marmelade. Wer jetzt sagt, Mischungen würden den Geschmack verfälschen, kennt Frau Moretti nicht. Im Gegenteil, es ist so, dass die weicheren Mirabellen gewissermassen die feuchte Basis für die härteren Kirschen ergeben. Es ist also nicht eine Mischung, sondern ein kombiniertes Geschmackserlebnis - wir probieren das jetzt einfach mal.
Wenn man die Marmelade mit dem Löffel zum Münd führt, berührt zuerst die Zunge die Unterseite des Löffels, auf der die feuchte Substanz der Mirabelle ist. Es prickelt, es verbreitet sich auf allen Rezeptoren, als würde die Zunge gekitzelt werden, fast unerträglich,aber dann zieht man den Löffel zurück, die Marmelade erfüllt nun auch die Zungenspitze und die Innenseite der Lippen, und gerade, wenn man denkt, das ist zu viel, dieses Nitroglycerin am Fruchtgeschmack auf der Zunge muss gleich explodieren - fühlt man die inmitten der Süsse verbliebene Kirsche, wie ein wicher Brustnippel einer schönen Frau und nein, man kann das nicht anders beschreiben, die Zunge drückt sie gegen den Gaumen, die retliche Marmelade verteilt sich durch diese Bewegung auf die Zungenränder, die ebenfalls zu kitzeln beginnen -
und dann platzt die Kirsche und überschwemmt alles mit dem Glanz der Sonne, die über Monate in ihrem Inneren gefangen gehalten wurde und nun einen mit der Wucht einer Bombe zwingt, die fast schon tränenden Augen zu schliessen. Die Kirschen der Frau Moretti sind purer Sex. Sex und nichts anderes. Als Marmelade sind sie nicht gerade billig, aber als Sex sensationell günstig, sie schlagen locker das schlechtere Drittel der Frauen, mit denen ich geschlafen habe, sie wären auch in der Lage, die süssesten Küsse zu optimieren, und sie sind zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar, wenn man genügend Vorräte hat. Verwendungstipp: Gerade bei Raucherinnen vorher anwenden, das wirkt Wunder!
Die Sache hat natürlich einen Haken: Die Kirschen der Frau Moretti gibt es nur auf dem Wochenmarkt der Provinz. Und kaum einem meiner Leser wird es je vergönnt sein, sie mitsamt der Mirabellen zu kosten.
Um ehrlich zu sein: Ich weiss noch nicht mal, was industriell gefertigte Marmelade kostet. Ich mag Marmelade nicht besonders, von einigen studentischen Fressanfällen bei Aprikosenmarmelade einmal abgesehen. Das war noch zu Zeiten der D-Mark, doch ich wage zu bezweifeln, dass auch mit der Teuerung irgendeine Fabrikpampe preislich auch nur in die Nähe von Frau Morettis Kirschen kommt. Frau Moretti ist eine nicht mehr ganz junge Dame aus einem Dorf nahe der kleinen Provinzstadt, und hat nicht nur einen Mann, sondern auch dessen Garten geheiratet. Der Garten ist vermutlich ein Vermögen wert, auf seinen 3000 m² könnte man 10 Toskana-Doppelhäuser unterbringen, aber Frau Moretti bevorzugt es, den alten Obstbestand zu pflegen und daraus Marmelade zu machen, die...
Wie soll ich das erklären. Zuerst mal gibt es dort keine Kirschmarmelade. es gibt Mischungen. Das Glas links enthält Kischen-Mirabellen-Marmelade. Wer jetzt sagt, Mischungen würden den Geschmack verfälschen, kennt Frau Moretti nicht. Im Gegenteil, es ist so, dass die weicheren Mirabellen gewissermassen die feuchte Basis für die härteren Kirschen ergeben. Es ist also nicht eine Mischung, sondern ein kombiniertes Geschmackserlebnis - wir probieren das jetzt einfach mal.
Wenn man die Marmelade mit dem Löffel zum Münd führt, berührt zuerst die Zunge die Unterseite des Löffels, auf der die feuchte Substanz der Mirabelle ist. Es prickelt, es verbreitet sich auf allen Rezeptoren, als würde die Zunge gekitzelt werden, fast unerträglich,aber dann zieht man den Löffel zurück, die Marmelade erfüllt nun auch die Zungenspitze und die Innenseite der Lippen, und gerade, wenn man denkt, das ist zu viel, dieses Nitroglycerin am Fruchtgeschmack auf der Zunge muss gleich explodieren - fühlt man die inmitten der Süsse verbliebene Kirsche, wie ein wicher Brustnippel einer schönen Frau und nein, man kann das nicht anders beschreiben, die Zunge drückt sie gegen den Gaumen, die retliche Marmelade verteilt sich durch diese Bewegung auf die Zungenränder, die ebenfalls zu kitzeln beginnen -
und dann platzt die Kirsche und überschwemmt alles mit dem Glanz der Sonne, die über Monate in ihrem Inneren gefangen gehalten wurde und nun einen mit der Wucht einer Bombe zwingt, die fast schon tränenden Augen zu schliessen. Die Kirschen der Frau Moretti sind purer Sex. Sex und nichts anderes. Als Marmelade sind sie nicht gerade billig, aber als Sex sensationell günstig, sie schlagen locker das schlechtere Drittel der Frauen, mit denen ich geschlafen habe, sie wären auch in der Lage, die süssesten Küsse zu optimieren, und sie sind zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar, wenn man genügend Vorräte hat. Verwendungstipp: Gerade bei Raucherinnen vorher anwenden, das wirkt Wunder!
Die Sache hat natürlich einen Haken: Die Kirschen der Frau Moretti gibt es nur auf dem Wochenmarkt der Provinz. Und kaum einem meiner Leser wird es je vergönnt sein, sie mitsamt der Mirabellen zu kosten.
donalphons, 14:50h
Donnerstag, 19. Juli 2007, 14:50, von donalphons |
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manuel_le,
Donnerstag, 19. Juli 2007, 15:09
Foodsex!
ganz klar ;-)
Ich kenne solche "Geheimtipp"-Marmeladen und hier komme ich z.Z. nicht ran :-((
Was kostet denn so ein Glas bei Frau M. ?
Ich kenne solche "Geheimtipp"-Marmeladen und hier komme ich z.Z. nicht ran :-((
Was kostet denn so ein Glas bei Frau M. ?
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donalphons,
Donnerstag, 19. Juli 2007, 15:16
man muss aber dazu sagen: Pur geht, aber mit Brot muss man sehr fein dosieren, damit sie nicht alle anderen Geschmackskomponenten überrollt wie ein Panzer.
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manuel_le,
Donnerstag, 19. Juli 2007, 15:35
3 Euro? Na, ist doch gar nicht so teuer für so ein Erlebnis ;-)
Meine "Geschmacksorgasmen" habe ich bei folgenden Sorten:
- Aronia-Birne
- Sauerkirsche
- Himbeere
Alle im 200g Gläschen vom Gemüsehof Serka (die sind mittlerweile sogar im Netz), kosten 1,50 Euro. 25 Cent Pfand aufs Glas - bitte wieder mitbringen :-)
Meine "Geschmacksorgasmen" habe ich bei folgenden Sorten:
- Aronia-Birne
- Sauerkirsche
- Himbeere
Alle im 200g Gläschen vom Gemüsehof Serka (die sind mittlerweile sogar im Netz), kosten 1,50 Euro. 25 Cent Pfand aufs Glas - bitte wieder mitbringen :-)
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donalphons,
Freitag, 20. Juli 2007, 12:30
Pfand gibt es bei uns nicht, aber man bringt das einfah so wieder mit, man will das ja nicht rumstehen haben.
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manuel_le,
Freitag, 20. Juli 2007, 12:43
Du weißt doch,
im Osten horten die alles - wer weiß, wann es mal wieder was gibt ;-)
Die oben zu sehenden Gläser würde ich vielleicht auch aufbewahren - als Vorrat für die kommende Apfelernte und die folgende "Vermusung".
Dafür sind die Serka-Gläser aber zu klein. Allerdings eignen sie sich sehr gut für Pesto... Sprich: 2-3 Gläser "Schwund" gibts bei mir dann doch ;-))
Die oben zu sehenden Gläser würde ich vielleicht auch aufbewahren - als Vorrat für die kommende Apfelernte und die folgende "Vermusung".
Dafür sind die Serka-Gläser aber zu klein. Allerdings eignen sie sich sehr gut für Pesto... Sprich: 2-3 Gläser "Schwund" gibts bei mir dann doch ;-))
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ora.et.labora,
Donnerstag, 19. Juli 2007, 16:02
Wahnsinn. Nach dem Lesen dieses Textes überkommt mich der Wunsch nach einem Löffel dieser köstlichen "Pampe"
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karan,
Donnerstag, 19. Juli 2007, 17:27
Mmmmmhhh... too much of a good thing is just wonderful!
Den allmorgendlichen Zuckerschock habe ich mir schon seit einer Weile unfreiwillig abgewöhnt, weil er meist wenig später zu Kopfschmerzen führt. An guter Marmelade komme ich trotzdem nicht vorbei, dann halt später am Tag. Am liebsten selbstgemacht, mit einer Ausnahme: die Produkte der fränkischen Beerenbauern (http://www.die-beerenbauern.de), insbesondere "Erdbeer-Rose". Natürlich schlecke ich die pur...
In England lernte ich Orangenmarmelade kennen und schätzen, ich bevorzuge "thick cut", von der cornischen Bäuerin meines Vertrauens, direkt vom Hof.
Selten schwinge ich selbst den Kochlöffel, aus meiner Manufaktur kommen dann Kreationen wie Pfirsich-Honigmelonen-Lindenblütentee-Marmelade (könnte ich eigentlich wieder mal machen). Wenn ich es schaffe, die bis zum Winter aufzuheben, gibt es an den dunkelsten Tagen dann eine stimmungsaufhellende Dosis Sommer.
Den allmorgendlichen Zuckerschock habe ich mir schon seit einer Weile unfreiwillig abgewöhnt, weil er meist wenig später zu Kopfschmerzen führt. An guter Marmelade komme ich trotzdem nicht vorbei, dann halt später am Tag. Am liebsten selbstgemacht, mit einer Ausnahme: die Produkte der fränkischen Beerenbauern (http://www.die-beerenbauern.de), insbesondere "Erdbeer-Rose". Natürlich schlecke ich die pur...
In England lernte ich Orangenmarmelade kennen und schätzen, ich bevorzuge "thick cut", von der cornischen Bäuerin meines Vertrauens, direkt vom Hof.
Selten schwinge ich selbst den Kochlöffel, aus meiner Manufaktur kommen dann Kreationen wie Pfirsich-Honigmelonen-Lindenblütentee-Marmelade (könnte ich eigentlich wieder mal machen). Wenn ich es schaffe, die bis zum Winter aufzuheben, gibt es an den dunkelsten Tagen dann eine stimmungsaufhellende Dosis Sommer.
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