: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 16. Juli 2007

Empfehlung heute - Gummiboot

mit freibeutendem Luxusinhalt. das zeige ich dem nächsten, der behauptet, Blogger seien bleiche Kellermaden.

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Grünwald oder die Langlebigkeit von Klischees

Gestern Nacht stand in der Stadt, gar nicht weit von mir in einem nur wenig schlechteren Viertel mit Quadratmeterpreisen von knapp 10 Euro ein KFZ, das manche vielleicht noch als das Spät-80er-Automobil der Münchner Szene kennen: Ein Saab 900 Turbo Cabrio.



Der Wagen ist mit seinen Spoilern und dem Bürzelheck nicht wirklich das, was man als schön bezeichnen würde, aber er hatte das Glück, eine Rolle in der Fernsehsendung "Leo´s Magazin" zu spielen. Moderator Andreas Lukoschik fuhr in einem Wagen dieses Typs durch die Stadt, und es könnte sogar dieses Exemplar gewesen sein: Baujahr 1987, wie die Sendung. Und ja, er ist zu verkaufen. Und ja, einen Moment habe ich aus nostalgischen Gründen überlegt. Immerhin gab es Schlimmeres als Leo, was den medialen Eindruck von München in den 80ern prägte.

Da ist noch der Film "Die Story" von 1984, der den Ruf Münchens als Koksmetropole bundesweit verbreitete - neben einigen "Modeerscheinungen", die Miami Vice als dezent erschienen liessen. Und 1986 kam Kir Royal auf die Mattscheiben der Republik. Das alles hat den Ruf von München zementiert, und wer damals dabei war, musste sich schon etwas wundern über dieses mehr als schräge Bild, das da von München gezeichnet wurde. "So" war weder das Parkcafe noch das P1 noch das BaBaLu und auch nicht die Seehaus-Parties, die im Übrigen nicht von Grünwaldern organisiert wurden, sondern von jemandem, der aus einem mässig vorzeigbaren Kaff nahe meiner Heimat stammt und dort auch lange gelebt hat. Das P1 war "so", aber da ging man nicht hin, wenn man nicht Tennisspieler oder Fussballer gucken wollte. Was eigentlich nur eine Bekannte aus Neuburg wollte, die dann tatsächlich schwer von einem gewissen Rothaarigen zu lösen und zurück in die Provinz zu verfrachten war, aber das ist eine andere Geschichte.

Dieses München ist eine Medienerfindung, so wie das Berlin der Telenovelas. Mit gewissen Anklängen an die Realität, mehr aber auch nicht. Aber der Gegensatz zwischen dem kaputten, streetcrediblen Berlin und dem Reichen, etwas debilen München zieht natürlich, und das ist der Grund, warum die Comedy von Aggro Grünwald die Aufmerksamkeit bekommt. Weil Restdeutschland und hier besonders Berlin Angst hat, es könnte stimmen. Dass es wirklich ein Viertel gibt, in dem Reichtum cool ist und auch so zur Schau getragen wird. Alle reichen Erben - werft das Geld! - wenn das der neue Schlachtruf sein soll, schaut es schlecht aus für die Hungerleider in Kreuzberg in ihren Kellerbüros mit der Latte und dem Döner als Standardernährung. Selbst wenn Aggro Grünwald bis hinunter zu den Farben und der Kleidung selbst nur aus alten Klischees der 80er Jahre besteht. Nur ein paar Namen muss man austauschen - Negerhalle durch 8 Seasons, Piccolo Osteria gegen Lenbach, und schon kann man sich tatsächlich in den Saab setzen, oder seinen legitimen Nachfolger, den geleasten SLK 200 mit Wegfall der Typenbezeichnung und grossen Chromringen um den Auspuff. Habe ich schon mal erwähnt, wie furchtbar banal das Afterwork im Lenbach eigentlich ist?

Eigentlich müsste man davor keine Angst haben. Wenn man es kennt, verliert es schnell jeden Glanz. Fingerfood ist nicht zwingend besser als Döner, und die Leute, die bei Lesungen im Kokon C-Sternchen lauschen, sind auch nicht klüger als Berliner, die Sarah Kuttner Talent und Ausstrahlung unterstellen. Es ist bei höherem Mehrwert erheblich teuerer, und das ist es eigentlich auch schon -

es sei denn, es ändert sich was in der Gesamtrepublik. Und das könnte zu einem Existenzproblem von Berlin werden, was meines Erachtens auch die hysterischen Reaktionen auf Aggro Grünwald verursacht. München, das alte München ging 1992/3 unter, als Techno aufkam. Berlin wurde das neue Ziel, darauf konzentrierten sich Illusionen und Hoffnungen, in München blieb die Lindenstrasse. Aber jetzt sind 15 Jahre vergangen. Berlin hat es nicht geschafft, und seine propagierten Lebensentwürfe gehen nur dort. Es mag stimmen, dass sich Max Mütze aus dem Schwäbischen Berlin immer noch so vorstellt, aber:

Die Wirtschaft kommt im Westen voran. Berlin ist pleite. Berlin hat ein Verliererimage. Kann sein, dass sie so sind, aber was 1995 noch als cool galt, ist heute vielleicht nur noch sehr retro. Es ist kein Lebensentwurf, der andernorts Gültigkeit haben würde. Berlin ist "Rütli", und egal, wie überzogen das sein mag, da geht man nicht gerne hin. Und in diese Lücke stösst nun Aggro Grünwald mit einem Ulk, der bei genauerer Betrachtung und in abgemilderter Form - gar nicht mal so schlimm ist. Denn es macht Spass, mit dem Motorboot über den Starnberger See zu fahren. Wirklich.


Don Tauchmeister is on da quietschred Gummiboat, rechts: STA-Chick beim Ankleiden ;-)

Es macht Spass, auch mal mit Frauen auszugehen, die andere Themen als Prekariat und Arbeitslosigkeit haben. Die einem davor die neuesten Erwerbungen vorführen. Die einen von dem Existenzgerede mit einer halben Stunde über die Handtaschen erlösen, die in Berlin nur deshalb nicht Thema sind, weil sie sich keine leisten kann. ich erinnere mich da an den ersten Besuch einer Münchnerin in Berlin, als wir unter den Linden an einer Ampel halten mussten und sie mit Abscheu feststellte, dass die Frau dort Prada aus der vorvorvorvorletzten Saison trug. Das mag arrogant sein, eingebildet, München - aber ist es schlimmer als der Sozialneid (sorry für das Wort, aber ich kenne kein anderes dafür), der einem aus X-berg entgegenschlägt, sobald man dortselbst ein paar Silberschalen kauft?

Am Ende bleibt die Frage, welcher Lebensentwurf Max Mütze, dem ewigen schwäbischen Dorfbewohner und all seiner Cousins, die aus Altötting kommen, gefällt. Ich glaube, dass Aggro Berlin der Stadt Berlin nicht gut tut. Es sorgt für ein Lebensgefühl, das bei der Mehrheit nach Alternativen verlangt. München war so lange Zeit unbeachtet - vielleicht kommt jetzt die Renaissance. Weil es die besseren Clubs, die besseren Leute, das bessere Umfeld und die bessere Landschaft hat. Und eine Vergangenheit, die etwas anderes verspricht als die Gewalt der Berliner Kapuzenträger. Ich verstehe, dass diese Leute München hassen. Ein München, dessen Lebensstil wieder als vorbildlich betrachtet werden könnte. München könnte Max Mütze so umarmen, dass sie demnächst in ihrem Trümmerhaufen und dem Ruinengürtel aussenrum alleine bleiben. Und ohne Max Mütze, der als dummer Jobber der Medienbranche das System, ihr System am laufen hält.

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Sommerfrust

Eigentlich hätte ich nur die Treppe hinaufgehen müssen, dort einkaufen und wieder fahren. Alles, was diesmal in Pfaffenhofen zu finden war, lag im Umkreis von 20 Metern. Der Spiegel war ohnehin das erste, was ich sah.



Leider etwas beschädigt, was mir vergleichweise egal ist, so sind eben die Spuren der zeit, aber schlimmer, die Vergoldung war braun übermalt. Was sich positiv auf den Preis auswirkte, zumal dort noch zwei Kerzenhalter dazu kamen. Und eine Ecke weiter stand ein schlichter Biedermeierspiegel aus Nussholz.

Man kann nun einwenden, dass ich schon nicht wenige Spiegel besitze, und ja, es stimmt. Aber dazu besitze ich auch rund 50 Meter Treppenhaus allein im Vorderhaus, und dieses Treppenhaus, das momentan seine weisse Nacktheit Richtung Norden ausstreckt, wo die Arkaden zum Innenhof nochmal Licht wegnehmen, braucht mehr Licht. Kronleuchter hängen da schon länger, und jetzt geht es darum, das vorhandene Licht besser zu verteilen. Nach vorsichtigen Schätzungen suche ich also rund 10 alte Spiegel, davon noch drei bis vier Biedermeierexemplare in eckig, und ansonsten altvergoldete Stücke, wobei zwei grosse Trummeauspiegel für den Hausgang unten wirklich fein wären. Gerne auch mit Konsolen. In etwa von der Art, wie ich vorgestern eine habe stehen lassen.

Zum Frustabbau eignet sich übrigens der Kampf gegen klebrige, braune Farbe auf alter Vergoldung wirklich hervorragend.

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