Empfehlung heute - Obszönes

passt zu diesem eitlen Tag der Kerzenfehlverwendung, deshalb verweise ich hier auf einen etwas älteren und sehr gelungenen Text von der Auffahrtsallee über die gesellschaftlichen Vorteile der Pornographie.

Sonntag, 2. Dezember 2007, 16:44, von donalphons | |comment

 
Der Abrundung halber
verweise ich auf einen Beitrag von Rainersacht, der zu anderen Ergebnissen kommt. Meine eigene Meinungsbildung dazu ist noch nicht abgeschlossen...

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Pornographie ist in meinen Augen, selbst, wenn ich jenseits von Foodporn nicht darauf zurückgreife, geschützt durch Meinungs- und Ausdrucksfreiheit. Nicht alles und jedes, es gibt dort wie bei jeder anderen Äusserung Grenzen, aber ohne Pornographie und dem Verlangen danach hätte es keine Aufklärung, kein 68 und keine obszönen Essbilder auf diesem Blog gegeben.

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Mein Ansatz (es folgen noch zwei Folgen von "Gegen Porno") ist, zwischen Pornographie und den Produkten der so genannten "Porno"-Industrie zu unterscheiden. Vermutlich zeigt sich das menschenfressende Monster des entfesselten Turbokapitalismusses nirgends deutlich als in der Art und Weise, wie diese "Industrie" ganze Jugendlichengeneration mit ihrer geldgeilen Umweltverschmutzung zu Gefühls- und Genusskrüppeln macht.
Give the porno man a gunshot.

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Nun, auch da wird es schwer. Denn ich habe hier vieles, was früher unter den gleichen Vorgaben verdammt wurde, und heute fraglos Kunst ist. Zudem bin ich der Überzeugung, dass sich der Druck immer ein Ventil sucht. Vielleicht nicht mehr so offensichtlich, vielleicht reduziert, aber lieber Youporn als eine Welt, in der ein Blick schon zum Abstempeln als Prostituierte führt. Ich bin beileibe kein Freund Privatmaterials einer Frau Hilton, aber das Problem sehe ich nun wahrlich nicht beim Porno. Sondern eher beim Benutzen von Fleisch zum Verticken anderer Dinge. Da gibt es unangenehme Nebeneffekte.

Generell gilt es also, das Messer zwischen Sex und Sexismus anzusetzen. Ich finde es gut, dass man über Sex öffentlich reden kann. Und fände es gut, wenn Sexismus geächtet wäre. (Trotzdem verstehe ich nicht, wie man einen Laden "Swiss world of erotic" nennen kann. Swiss!)

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Schade nur, @rainer..., daß es zur "kritischen Haltung" gehörte, zuweilen Pornographie als politisch korrekt einzustufen.

Es dürfte Schwarzer´schen PorNo-Glaubwürdigkeit nicht dienlich gewesen sein, als sie in der "Kekili-Diskussion" keine porno-kritischen Worte fand ... daß zudem angesichts "frauenfeindlicher" Rap-Musik der liberale mainstream dies aus Gründen des Anti-Rassismus nicht geißeln wollte dürfte die Sache benfalls nicht leichter machen.

Mal in das Stammbuch gechrieben: der "Turbokapitalismus" nutzt nur den Raum, der ihm geboten. Konsumgesellschaft und liberale Gesellschaft gehören zusammen - was nicht nur Schlotterdeik schon mehrfach resignierend erwähnte. ;)

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Ich sag's mal ganz drastisch: Wenn ein dreizehnjähriges Mädchen meint, ihrem Freund einen Arschfick erlauben zu müssen, dann ist das eine Folge der geistigen Umweltverschmutzung durch die - vor allem US-amerikanische - Porno-Industrie. Dass der fünfzehnjährige Kerl das überhaupt will und meint, er habe ein Anrecht darauf, macht mich so dermaßen wütend. Wenn man sich mit den verschiedenen psychologischen und sexuellen Ebenen des Analverkehrs befasst, wird man erkennen, dass es sich um eine sexuelle Form handelt, die bei Fickendem/r und Geficktem/r einiges an Erfahrung mit der Lust und Vertrauen und und und voraussetzt, damit es nicht er nicht zur Täter-Opfer-Handlung wird.
Ähnliches gilt für diverse Sexualvarianten, die von der Porno-Industrie als selbstverständlich apostrophiert werden und für das, was ich immer noch Perversitäten nennen würde (obwohl das politisch sowas von unkorrekt ist...), allemal.

Ich würde mir wünsche, dass in den USA eine Gesetzgebung gegen die Porno-Industrie entsteht, die derjenigen, mit der das Online-Gambling eingeschränkt wurde, ähnelt. Außerdem sollte sich auch die EU mal mit dem Thema befassen.

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Im Großen Ganzen stimme ich dem Rainer zu,wundere mich aber, wie hier mit dem Begriff politisch korrekt operiert wird. In der Welt, aus der ich komme, ist nichts politisch so unkorrekt wie Pornografie.

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Stimme Rainer und Che ebenfalls zu. Nichts war ehedem unkorrekter als Porno. Alles bürgerliche Schweine.

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Mag sein,
inzwischen hat sich der pc-Begriff aber weiter entwickelt. Im Bemühen, ja niemanden aufgrund seiner speziellen sexuellen Orientierung whatsoever zu diskriminieren, ist die Kategorie der "Perversion" ersatzlos gestrichen worden. Und folgerichtig ist es pc geworden, jedem Tierchen sein spezielles Pläsierchen zu lassen. Das war es wohl, was Rainer meinte.

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Da hat sich in dieser Hinsicht auch nichts weiter entwickelt, es war schon immer politisch unkorrekt, jemanden als "pervers" zu bezeichnen. Ich hatte mehr den Herold im Auge, "daß es zur "kritischen Haltung" gehörte, zuweilen Pornographie als politisch korrekt einzustufen", was bezogen auf das Schwarzer-Kekili-Beispiel natürlich richtig ist, aber auch nur in diesem Fall. Ansonsten reichte es noch in den 90ern aus, mit einem Porno erwischt zu werden, um aus einer linken Gruppe zu fliegen.

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Warum waren dann in der Konkret immer Aktfotos?

Ich weiss, das ist kein Porno, aber trotzdem.

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Jetzt wollen wir doch ´mal nicht nur politisch, sondern auch historisch korrekt sein.

In den 70igern gehörte es praktisch zum guten Tun, eine laissez-faire-Politik gg.über Pornografie zu betreiben. Synchronstimmen für ausl. Filme sollen angeblich in Studentenkreisen geworben worden sein, für was (und für wen) die St. Pauli Nachrichten standen, muß man nicht erklären und "Schweden" und "Dänemark" wurden für ihren toleranten Umgang mit P. gelobt.

In den USA erfolgen Verteidigungen der Freiheit der P.industrie idR durch Liberale, wobei die sich einer schiefen Schlachtordnung gg.über sehen, bei der erz-konservative Geldgeber radikal-feministische Klagen und Kampagnen finanzieren.

Jeder möge so seine eigene polit. Überzeugung finden aber ist ein bißchen "merkwürdig", wenn pars pro toto die eigene Polit-Sekte angeblich als Ausdruck des "Links-Seins" (fehl-)interpretiert wird.

Wenn man es spöttisch formulieren wollte, dann war die Einstellung "der" Linken zum Thema P. immer "eindeutig": gegen eine Einschränkung und für die Nicht-Ausübung.

Das ist halt der Jammer mit linker Symbolpolitik ... :-)

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@Lore...konkret, SPN

... genau das: Linke haben "ihre" Ideen schmackhaft gemacht, indem sie Freiheiten (Sex. Rev., Konsumgesellschaft) versprachen und "vergaßen", daß Freiheit eben leider auch Freiheit bedeutet. .. man denke an den 80iger Jahre-Eiertanz der Grünen um Pädophilie.

...für negative Folgen war ist ja idR das "Groß-Kpaital" verantwortlich. ;-)

Im Grunde sind Linke kleine Zauberlehrlinge, die häufig genug die Geister nicht mehr loswerden, die sie (zum eigenen Zwecke) hervorriefen. ;-)

P.S. Zum Thema St. PN fällt mir noch ein, daß sich Austs Spiegel TV jahrelang ausschließlich um NS und Straßenprostitution kümmerte ... natürlich nur um aufzuklären. Voyeurismus spielt dabei selbstverständlich keine Rolle :-)

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@loreley, herold, das ist eine Zeit, da war ich ein Kind. Meine linke Szene-Sozialisation habe ich in den 80ern erlebt, und da war das ganz anders. Auch wenn real viel gepoppt wurde, hinsichtlich der öffentlichen Darstellung von Sex war Frau Schwarzer, verglichen mit dem,was in der Szene abging, sehr gemäßigt. Und Anfang der 90er gab es noch Entglasungsaktionen und Buttersäureanschläge gegen Sexshops, und das Klima war moralisch so aufgeladen, dass man als Mann nicht dagegen sein konnte. Ich stand ja schon unter Rechtfertigungsdruck,als ich gefragt wurde, ob ich bei sowas mitmache und "nein" sagte.

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Gut, die 80iger Jahre waren ja auch nicht mehr politisch, sondern der Beginn der Bedeutungslosigkeit linker politischer Positionen.

Man konnte noch über Atomkraft und Umweltschutz Hysterie erzeugen und Rechtfertigungen vorweisen... aber mit Politik hat das wohl nicht mehr soo viel zu tun.

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Komm mal nach Göttingen oder Bremen und setz Dich in eine typische Studentenkneipe, und Du wirst mit gewisser Wahrscheinlichkeit am Nebentisch Leute diskutieren hören,wodurch sich nun der Antiimperialismus der EZLN von dem der Tupamaros unterschiede. In solchen Szenestädten hat die Art von Politisiertheit, wie sie in den 70ern landauflandab herrschte bis heute nicht aufgehört.

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@loreley: Die "Nacktphase" der konkret dauerte m.W. - gemessen an der Zeit, die es die Zeitschrift gibt - relativ kurz: In etwa von 1969, nachdem sich Ulrike Meinhof von dem Blatt getrennt und sich der RAF angeschlossen hatte, bis 1974 als Gremliza das Blatt übernommen hat.

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Porno gehört ins Halbdunkel
Vielleicht sehe ich es falsch, aber fast alle Frauen, die ich kenne, haben ein ostentativ "entspanntes Verhältnis zu Pornographie". Irgendwie ist da was etwas schief gegangen, und ich kann nicht genau sagen, was es ist. Ich meine nicht die Meth-Gesichter, ich meine nicht die offenbare Grobheit und Verrohung. Jedenfalls, die Pornographierung des Alltags und der Scheinwelt der Werbung scheint mir falsch zu sein. Ich fühle mich als Mann angegriffen, wenn nachts in der Glotze aufdringliche Telefonkanal-Tittenwerbung mir an den Schwanz greifen will.

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"...wodurch sich nun der Antiimperialismus der EZLN von dem der Tupamaros unterschiede. ..."

Eben, Kabarett statt Politik.

Abgesehen, daß es immer noch das Dahrendorf-dictum gibt, studentische Politik sei der Ersatz für tatsächliche, bekommt Politik so einen folkloristischen Einschlag.

Statt die tatsächlichen Fragen zustellen, ob beispielsweise der Feminismus am Ende, Energie- und Rohstoffindustrie in der Hand von Kartellen, Auslandseinsätze & Völkerrechtsbruch, Quotenregelung im Öffentlichen Dienst für Deutsche mit Migrationshintergrund, Schließen der Schere zwischen Arm und Reich oder warum Bildungsfragen wie BA-Studium und Elite-Universitäten praktisch ohne Diskurs durchgezogen werden können... fällt einem nach dem 4. Pils - oh, Wunder - der leuchtende Pfad (u.ä.) ein.

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Ach Quatsch, ob beispielsweise der Feminismus anders formuliert werden und mit Anmtirassismus zusammengebracht werden muss, Energie- und Rohstoffindustrie in der Hand von Kartellen, Auslandseinsätze & Völkerrechtsbruch, Quotenregelung im Öffentlichen Dienst für Deutsche mit Migrationshintergrund, Schließen der Schere zwischen Arm und Reich oder warum Bildungsfragen wie BA-Studium und Elite-Universitäten praktisch ohne Diskurs durchgezogen werden können, das ist da sowieso ständig Thema. Und der Leuchtende Pfad verhasst. Zugegeben kommt mir da auch vieles halbgar und irgendwie "süß, die Kleinen" vor, manchmal jedenfalls. Andererseits - es ist noch nicht sooo lange her, dass ich ehrlich getroffen gewesen wäre, wenn man mich Weichei" geschimpft hätte, weil ich nicht in die kurdischen Berge gegangen bin.

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@Dr. Dean:
Geht mir ähnlich. Wo genau die Grenze verläuft, kann ich gar nicht so genau sagen. Im Hinblick auf Meinungsfreiheit und im Kampf gegen Heuchelei und Prüderie finde ich Pornographisches gar nicht mal per se verkehrt. Aber sonst fällt mir zur Verteidigung von seelenlosem quasi-industriellem Rein-Raus-Gezappel eigentlich nicht viel ein. Im Übrigen hat meine Frau dazu auch kein ostentativ entspanntes Verhältnis, sie bekennt sich dazu, von dem Zeug größtenteils eher abgestoßen als angeturnt zu werden. Und damit steht sie, soweit ich das bei anderen Frauen in meinem Beobachtungsradius sehen kann, auch nicht alleine.

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"“Pornografie ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität und des Sexualakts mit dem Ziel, den Betrachter sexuell zu erregen, wobei die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen Aktivität bewusst betont werden. Darstellungsformen der Pornografie sind hauptsächlich pornografische Schriften, Tonträger, Bilder und Pornofilme," sagt Wikipedia.

Gegen Pornografie laut dieser Definition ist wenig einzuwenden, finde ich - diese Form hat ja auch eine Jahrtausende alte Tradition. Ich sach ma: Porno in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung ist deutlich auf der Seite des Bösen, weil sie dadurch Profite (ungeheure Profite!) generiert, dass sie a) Menschen unter üblen Bedingungen für geringen Lohn ficken lässt und b) mit den Produkten den Konsumwilligen jeden Alters vorspiegelt, das Gesehene entspräche real existierender Sexualität.

Ich persönlich habe noch keine Frau kennen gelernt, die von sich sagte, die Vorstellung, ihr würde ein Dutzend fremder Männer ins Gesicht ejakulieren, würde sie erregen.

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Ich kannte zumindest mal eine, die schaute gerne diese Tierpornos aus den Niederlanden, aber auch allerlei andere (von den asiatischen - sie nannte sie chinesisch, vielleicht kamen die aus Taiwan -, sagte sie, dass darin eigentlich immerzuVergewaltigungszenen zu sehen seien - die fand sie langweilig, ansonsten war ihr aufgefallen, dass stets auch Cunnilingus vorkam). Die Tierpornos mochte sie, weil es "die absolute Geilheit sei, wo es egal ist, welcher Schwanz Dich fickt".
Ich erinnere mich auch daran, dass sie erzählte, dass man bei manchen deutlich erkennen könne, dass es den Darstellerinnen ein Vergnügen sei, während man bei anderen den Darstellerinnen deutlich anmerke, dass sie es ungern und nur wegen des Geldes machten. Die fand sie dann nicht so gut.

Ich habe in meinem bisherigen Leben nur einen einzigen Porno gesehen, den fand ich aber eher langweilig, der Typ hässlich und unattraktiv, die Frauen waren auch keine Augenweide, die Rahmenhandlung vollkommen Banane. Da finde ich aber mein Kopfkino spannender, daher hatte ich auch nie wieder das Bedürfnis, mir einen anzugucken. Im Gegensatz zur Auffahrtsallee benötigte ich auch keine Bilder aus Pornohheftchen, um zu wissen, wie ich mir das mit der Penetration vorzustellen habe. Beim Lesen seines Textes habe ich mich gefragt, welcher Jahrgang er ist, mir kam der beschriebene 17-Jährige reichlich verklemmt vor.

rainersachts Einwand hinsichtlich der 13-Jährigen und des 15-Jährigen teile ich hingegen. Ich glaube, das passiert häufiger, als gemeinhin wahrgenommen wird. Wobei die Kids das wohl nicht nur aus Pornos haben, sondern auch aus dem ein oder anderen Songtext.

Disclaimer, um allen nun Neugierigen eine Enttäuschung zu ersparen: Mein Blog ist sexfrei, da gibt es nicht einmal Foodporno. ;-)

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Ich wollte demnächst eh mal einen Porno des XVIII. Jahrhunderts besprechen, aber vielleicht sollte man das Thema vorziehen. Porno, ganz kurz, ist immer im Auge des Betrachters.

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Dann sprechen wir doch lieber
gleich von Vollerotik.

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