: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 14. August 2004

Skalpe meiner Feinde Teil 3 - Wilkhahn FS 212/5

Wilkhahn; wenn der Bund der Steuerzahler (der ironischerweise oft Firmen vertritt, die keine Steuern zahlen) diesen Namen in den Beschaffungslisten des Bundes liest, gibt es Ärger. Während Eames der Cadillac der Bürostühle ist, ist die FS-Linie von Wilkhahn die Mercedes E-Klasse. Wilkhahn ist etwas, was sich ein Volksvertreter eigentlich nicht leisten darf, denn die sind wirklich teuer, sagen die Steuerzahler.

Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Wilkhahn ist nicht billig. Dafür ist es hervorragende Qualität, hält ewig und entspricht deshalb heute mehr dem Bauhausideal als all die billigen Marcel-Breuer-Kopien, die nach 2 Jahren reif für den Müll sind. Langfristig gesehen, ist Wilkhahn auch wegen der ergonomischen Form günstig - rechnet man staatlicherseits die dadurch vermiedenen Rückenprobleme rein, ist die Total Cost of Ownership geringer als bei dem billigen Ramsch, den so ein Steuerzahlerbunds-Apparatschik einem Politiker wünschen würde.

Gerade auf dem Höhepunkt der New Economy 1999/2000 wurde Wilkhahn gekauft, als gäb´s kein morgen morgen mehr. Weniger von Startups, die eher den dynamischen Eames den Vorzug gaben, als vielmehr von Banken, Finanzdienstleistern, VCs und Investmentberatern. Die 1100 Euro (ohne Mehrwertsteuer), die so ein Einstiegs-Freischwinger kostet, zahlten die damals aus der Portokasse



Vor ein paar Wochen bin ich mit einer Person zusammengeraten, die sich ganz in IBM-blau im Internet als jpg wiederfindet. Sehr selbstüberzeugt, der Herr; meinte, er habe schon den Spiegel und den Stern in die Knie gezwungen. Für ordentliches Briefpapier hat es trotzdem nicht gereicht; sein Schreiben kam als Ausdruck vom Tintenstrahldrucker mit erheblichen Farbschwächen. Erinnerte mehr an die "Verkaufen Sie mir Ihr Auto"-Fitzel, die sie einem hier in Berlin a.d. Spree in die Aussenspiegel stecken.

Man tut solchen Leuten dummerweise dann die Ehre, sie zu googlen. In diesem Fall kam raus, dass unter seiner Geschäftskunden auch Personen zu finden sind, die im Skandal rund um die Berliner Bankgesellschaft öfters in den Medien waren, als es ihnen lieb sein konnte. Ihre kritisierten Handlungen betrieben sie ebenfalls von der Wilkhahn FS-Linie herab, denn die BB schwor auf Qualität bei den Möbeln mehr, als bei den Investments.

Mittlerweile jedoch sind die betreffenden Personen von ihren Posten radikal entfernt worden, und das ist auch gut so. Aber weil sich bekanntlich bei notorischen Verschwendern nie was ändert, werden jetzt auch gleich noch ihre Sitzgelegenheiten mitsamt Eigentumsaufkleber an der Unterseite entsorgt. Wahrscheinlich hat man die Stühle weggeworfen, denn anders ist es nicht zu verstehen, wenn sie jetzt, perfekt gepflegt und fast nicht benützt, für 30 Euro das Stück beim Händler des Vetrauens verramscht werden - der übrigens darauf schwört, dass diese Stühle 100 Euro im Laden kosten. Nach dem Aufeinanderprall zweier orientalischer Charaktere sind es dann übrigens nur noch 20 Euro pro Stuhl, wie der, auf dem ich jetzt gerade sitze, und das typische Wilkhahn-Feeling habe, wie damals, 2000 bei einem VC hoch über der Leopoldstrasse...

Und mir überlege, auf was für einem billigen Ikea-Gerümpel gerade sein Vorbesitzer sitzen mag. Denn wer bei der BB rausfliegt und am Skandal beteiligt war, findet so schnell keine Stelle mehr - und die CDU hat auch nicht genug Geld, um viele neue Referenten einzustellen.

Andere Skalpe übrigens hier und hier

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