: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 18. April 2006

Dieses bestimmte Gefühl

wenn man begreift, dass man schon besser vor Wochen seinem Bauchgefühl gefolgt wäre, wenn sich dann zeigt, dass es so wird, wie man befürchtet hat, dass jeder andere meint, das wird schon gehen, hat doch woanders auch geklappt, warum nicht hier, Erfahrung überflüssig, Planung sowieso. New Economy pur, Tests keine. Outfit aber poppig und da kann man vorher prima erst mal relaxen. Wie Anno 2000. Damals glaubte ich noch. Könnte vielleicht. Risiko. Aber gut.

Heute das Wissen, dass es sinnlos ist, sich noch zum Steuerknüppel durchzuschlagen. Es ist sinnlos, auf dem Platz zu bleiben und auf den Aufschlag zu warten. Es gibt nur eine Sache, die sinnvoll ist. Die Reissleine.

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I simply buy what I like

ist der Ausspruch eines Bekannten aus England, den es wegen seiner beruflichen und religiös-ethnischen Tätigkeiten viel durch Europa treibt. Wir hatten ein Interview an einem Samstag Abend südlich von München, danach unterhielten wir uns ein wenig, unter anderem über das Interieur des Schlosses, und dann kam irgendwann die Frage von ihm, ob es hier in der Nähe denn Fairs gäbe, wo man sowas kaufen könne - ein schlichtes Demilune aus Kirschholz, das wäre was. Die "Fair" gab es, 50 Kilometer weiter westlich, in Salzburg, und so verschwanden wir am nächsten Morgen heimlich aus dem Schloss, kurvten durch das Voralpenland, und erreichten bald diese vom Katholizismus niedergerückte, paradiesisch schöne, vergiftete Stadt an der Salzach, die noch jeder grosse Bewohner angewidert verlassen hat, von Mozart über Herzl bis Zweig. Dort erwarb er zwei Portraits - die er nicht brauchen konnte - einen alpenländischen Tisch - der garantiert nicht in seine Londoner Wohnung passte - ein paar Fayencen - they don´t fit with Imari, what do you think, Don - und noch eine Monstranz - gee, I could use it as a etrog box. Jedenfalls, ein Demilune war nicht dabei.

Auf der Heimfahrt überlegte er Strategien zur Umgehung seiner Gattin und erklärte mir, dass es letztlich eben sein Schicksal sei, das zu kaufen, was ihm gefalle, und nicht das, was zusammen passe. Und als ich gestern aus Pfaffenhofen nach Hause kam, wo ich hingefahren bin, um einen kleinen Tisch zu kaufen, da dachte ich wieder an ihn. Weil ich keinen Tisch gefunden hatte.



Sondern eine wirklich "unusual, rare", weisse Cloisonnéedose. Ich bin bei diesen Objekten immer etwas skeptisch, wenn sie weiss sind, das ist nicht wirklich mein Geschmack, aber die ist ausgesprochen fein und alt. Und sie hat eine Geschichte. Desweiteren ein Stich von Daniel Deuchar nach einem Gemälde der Schule von Fountainbleu. Regelmässige Leser kennen meine Sucht nach allem, was mit Manierismus zu tun hat. Und ein Bild von der alten Heimat eines Teilclans: Ein grosser Stich von Arbois in der Franche-Comte, etwa 1780. Nachdem im anderen Raum schon vier weitere Spiegel irgendwie keinen Platz mehr haben, noch ein recht erblindeter Biedermeierspiegel. Komisch, man steht davor, erhandelt ihn und vergisst völlig, dass man ihn nicht braucht. Liegt wohl an dem fein gemaserten Mahagoni.

Gut, die Dose kann ich als Teetrinker durchaus für eine gröbere Sorte gebrauchen. Der Rest würde mich vor Probleme stellen, hätte sich da in der Familie nicht vor kurzem etwas getan. Zugrunde liegt eine lange, die Öffentlichkeit nicht betreffende Geschichte, aber im Ergebnis werde ich wohl 2 Stockwerke weiter unten eine Wohnung bekommen. 85 m², 3 Zimmer, Küche, Bad. Mit ganz viel Wand für viele Bilder. Es muss sein. Denn sonst wird das hier oben bald etwas eng.

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Pikant, pikant

Pikant am Rande ist allerdings, dass die Autoren des Artikels bereits Ende März vorab darauf aufmerksam gemacht worden waren, dass dieses Bild eine Gefahr (actually, it did. Don) darstelle und insgesamt auch nicht sehr passend sei. Bereits hier fiel dann die Aussage, man habe sich die Genehmigung des Verlages für dieses Bild eingeholt.

Aus Wolfgang Lünenbürger-Reidenbachs Blog-PR-Rundbrief. Ich wäre gar nicht überrascht, wenn der exemplarische Fall demnächst bei dem ein oder anderen Seminar oder Workshop der deutschen Blogberaterszene "weitere Verbreitung" finden würde. Es gibt da welche, die sind gerade ganz erstaunlich stille Geniesser, ich werte das mal als Zeichen. Und nachher schreibe ich mal was zur Frage, ob es überhaupt wichtig ist, dass so ein Thema den Umweg über die Medien zu denen geht, die daraus Stricke drehen, Gruben graben und beim Kunden mobben.

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