Dirt Picture Contest - Warum dies alles

Nahe der Flughafenstrasse, meinem bevorzugten Jagdrevier, war dieses Schlafsofa auf dem Gehsteig: 80ies, kaputt, zerstört, zertreten. Bewohnt von Vandalen, entsorgt von Schweinen und ramponiert von Pöbel. Es ist nicht so, dass man diesem Fabrikmüll hinterher weinen müsste, schliesslich sind weiter vorn Antiquitätenläden, die das Schöne, Wahre und Gute enthalten. Aber dieses Sofa ist immer noch gut genug für den Dirt Picture Contest. Also nahm ich die Kamera und drückte ab, verwackelt, nochmal, ---

Wat machnsee dn da? Fotografiernse det Sofa? fuhr mich von hinten einer an. Ich drehte mich um und sah zwei Männer im Orange der Berliner Stadtreinigung. Äh ja, stammelte ich, weil mir auf die Schnelle keine passende Lüge einfiel. Der fotografiert det Sofa, schüttelte der eine den Kopf, Mannmannmann, et is doch schon jenuch Dreck uff da Strosse wa, det müssense doch nicht fotografian. Und damit schoben er und sein Kamerad das Wägelchen mit den Tonnen weiter, pickte mit seiner Zange anderen, kleinen Müll auf und wunderte sich über mein Verhalten.

Darf ich mal was fragen, nahm ich meinem Mut zusammen. Kommt das Sofa hier demnächst mal weg?

Er lachte. Ne, Junga Mann, det bleibt hiaa, det seehnse doch, det passt nie in unsere Tönnchen. Er wies auf die kleinen Tonnen, lachte im Duett mit seinem Kollegen und zog weiter.



Jetzt weiss ich, warum Berlins Strassen voller alter Sofas sind. Sie passen nicht in die Tönnchen der Stadtreiniger.

Mittwoch, 31. Januar 2007, 00:55, von donalphons | |comment

 
Ein triftiger Grund ;)

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Da kann man nichts gegen sagen.

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Neben meinem Parkplatz
hat jemand seinen alten Kühlschrank entorgt. Frecherweise klebte er noch zur Rechtfetrtigung einen Zettel dran, dass er noch funktioniert und zu verschenken ist. Der Zettel ist schon lange abgerissen, der Kühlschrank noch da. Wahrscheinlich verschwindet er erst, wenn eckige Tonnen eingeführt werden.

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Das "zu verschenken" ist eine beliebte Methode, um sich vom Schwein zum Wohltäter zu verwandeln.

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oh, ich habe so schon Stühle oder ähnliches unter die Leute gebracht. Allerdings hab ich es nicht auf die Straße sondern neben die Mülltonne gestellt. Inzwischen bringe ich die Sachen aber je nach Qualität auf den Sperrmüll oder ins Gebrauchtwarenhaus.

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In Berlin wurde das Gebrauchtwarenhaus vor rund zwei Jahren geschlossen. vermutlich aufgrund des florierenden Strassenschenkmarkts.

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es sind einfach Dauer-Sperrmüll-Tage. Hier gibt's das ja gar nicht mehr. Früher. Ja, da konnte man einmal im Jahr alles vor die Tür stellen. Und in der Nacht sind die Leute mit den Leiterwagen gekommen...

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Besonders gleich nach dem Krieg... Im Ernst, angesichts der Fluktuation Berliner Prekariatler ist es hier einfach zu viel. Das kann man nicht mehr unterbringen, ausser man hat einen Stadtstrand, dann vielleicht schon.

In hundert Jahren wird man uns für diese Verschwendung von Antiken übrigens beschimpfen.

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Also nach deinen letzten äh - wie nennt man das in einem Blog - Artikel? Beiträge? naja ihr wisst jedenfalls was ich meine, kann ich einfach nur feststellen:
ich bin so froh nicht in Berlin leben zu müssen!
(und jetzt lyncht mich)

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Solange der Müll in der Stadt bleibt und nicht in Flüssen und anderen Vertiefungen verschwindet, kann man getrost darueber hinweg sehen.

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Ey, Don,
schon wieder in Berlin, oder noch immer? Gruß an Thees, kann lange Nacht mit dem werden, aufpassen!

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Dialektischer Sperrmüll
Hmmm,
eine gewisse (ungelöste) Dialektik kann man den Don-Einträgen hier aber auch nicht absprechen.

Einerseits werden die Trouvaillen in den Läden der umliegenden Wohnungsauflöser respektive Nachlassverwerter gefeiert , etwa die schauderhaften Oma-Sessel im vorigen Beitrag, andererseits wird der Auswurf der großen Stadt an Möbel-Schmonzes (und die lässige, wurstige Art des Raus-Stellens) bestaunt. Sind doch irgendwie zwei Seiten ein und des selben Spiels.

Warte nur, Don, balde ruhest du auch. Wie wir alle. Und dann steht unser geliebter Krempel auch auf der Straße. Ich meine soagr zu beobachten, dass der Sperrmüll sich immer mehr in Richtung IKEA entwickelt. Entweder sind die IKEA-Käufer zu mehr Geld gekommen, um Ivar durch Römpel abzulösen - oder sind selbst im Sterbealter angekommen.

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Oder aber,
Ikea wird einfach teurer.

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Bei einer Berliner Straßencouch, an der ich regelmäßig vorbeikomme, steht seit heute morgen auch noch ein alter Fernseher. In ein paar Monaten wird da dann wahrscheinlich eine chillige Lounge aufmachen.

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Ich weiß gar nicht, was jetzt gegen Sitzmöbel (das nennt man übrigens hier im Dialekt „ha' isch von Ikea anne Ecke“) an der Straße einzuwenden ist? Meiner Oma mit ihrer Kniearthrose hätten gelegentliche Sitzgelegenheiten mitten auf ihrem Weg immer sehr gut getan … und für die Alten gibt es ja keine öffentlichen Banken mehr, wie sie früher noch zum Stadtbild gehört haben.

Herr Alphonos, Sie sind einfach noch zu jung für diese Welt! ;-)

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"Er lachte. Ne, Junga Mann, det bleibt hiaa, det seehnse doch, det passt nie in unsere Tönnchen. Er wies auf die kleinen Tonnen, lachte im Duett mit seinem Kollegen und zog weiter."

nun,

an humor scheint es den eingeborenen der reichshauptsatdt nicht zu fehlen.

das halte ich doch für ein gutes zeichen.

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"Ja, dit ham'se bei sich inne Provinz nich, wa? Soweit is schon - da komm'se un' wolln saubre Straßn!!! Nee, Nee."
Und falls es noch nicht angekommen ist (in den Tälern der Ahnungslosen): Die Bezeichnung Reichshauptstadt mußten wir leider wieder abgeben, wie auch den Titel Hauptstadt der DDR. Aber wir freuen uns bestimmt auf was Neues.

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reichs - hauptstadt nenne ich diese stadt deswegen, weil es dort am geld fehlt, oder anders, berlin eben nicht reich ist.

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