: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 6. Januar 2007

Sie waren jung und hatten das Geld

So war es, wenn man Anfang der 30er Jahre jung, reich und ein klein wenig dumm war, das sorgenfreie, schnelle Leben zwischen dem Tegernsee



und Heiligendamm, wenn es auf Sommerfrische ging, weg von den Verpflichtungen der kleinen, spiessigen Stadt, die keinen Sinn hatte für Halbnacktphotos und Frauen auf Motorrädern.



Immer, wenn ich mir die alten Familienalben anschaue, die beim christlichen Zweig des Clans die Jahrzehnte überdauert haben, denke ich mir so: Da braucht sich keiner über die heutige Jugend beschweren. Wenn sie gekonnt hätten, hätten sie das wahrscheinlich genauso online gestellt, geblogt und vorgelesen. Das alles holen wir jetzt nach, denn auch wir sind noch jung und haben das Geld.

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Blogreisen

Vielleicht wird es irgendwann richtige Blogreisen geben. Urlaub mit Bloggern. Ich stelle mir das so vor: Irgendwann verschlägt es die guten Leute zurück nach Hause. Weil sie erben, die Familiengeschäfte übernehmen müssen, oder Berlin ihnen zum Hals raushängt. Dann sind sie also irgendwo in der Provinz, wo sie sich immer noch hervorragend auskennen, die besten Restaurants wissen und zu jedem Stein eine Geschichte erzählen können. Die Leute besucht man dann. Es gibt etwa "Das reizvolle Donautal und seine Elitessen des Don Alphonso", "Regensburger Kneitingersumpfen mit St. Burnster und dem Rationalstürmer", "Schwabinger Vorstadtszenen von Loreley und der Klugscheisserin", dann nochmal "Tegernseeing mit dem Don" und nachher über die Alpen zu "Meks Südtirol: Tirtln richtig gemacht". Wenn ich das so lese, bekomme ich jedenfalls sofort Lust, mich dort selbst einzuladen. Und Hunger. Aber Hunger habe ich sowieso immer.

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Ins Kloster stecken

Zu den vergessenen Aufgaben der europäischen Klöster neben Bordellbetrieb, Frauenentsorgung, Amtsstuben und krimineller Verbindungen, die das Mittelalter so mit sich brachte, gehört auch die Verwendung als Gefängnis für höher gestellte Personen. Im Gegensatz zur Renaissance, die schon einen gesundes Verhältnis zum politischen Mittel des Mordes hatte, sahen Karolinger und Karpetinger mit ihrem Spleen der Gottgegebenheit von Adel und Macht oft davon ab, Gegner umzubringen. Die wurden eher in die Klöster gesteckt, wo sie dann verrotteten. So kann man das natürlich auch machen.



Zumindest damals war das eine ziemlich nachhaltige Methode, Rebellionen zu verhindern. Zwangsweise Mönch werden war eine weitaus unerfreuliche Perspektive, als auf dem Schlachtfeld zu fallen oder erschlagen zu werden. Bei Gelegenheit, wenn es kriselte, holte man die neuen Mönche wieder aus dem Loch und verurteilte sie nochmal öffentlich. Das wirkte ziemlich gut gegen Legendenbildungen und auf aufmüpfige Adlige.

Ich denke, man hätte sowas in der Art auch im Irak versuchen können. Ist ja nicht so, dass die da unten jetzt irgendwie modern ticken.

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Don B2B - Verfügbarkeit für Diverses

In den letzten Monaten kamen vermehrt Anfragen rein, ob und wie ich für Podien buchbar oder als Autor jenseits meiner normalen Tätigkeit verfügbar bin. Darauf gibt es keine eindeutige Antwort.

Zuerst mal: Ich schaue mir alles an. Manche Anfragen sind so wenig durchdacht oder ahnungslos, dass ich darauf nicht antworte. Ich würde jedem empfehlen, sich intensiv mit meiner virtuellen Person auseinander zu setzen. Es gibt viel Positives, aber auch Gehässiges zu mir zu finden - zweiteres oft von New Economy Pleitiers, Scharlatanen der Blogosphäre, Abzockern, Spammern und anderem Abschaum des Internets. Ich kann damit prima leben. Wie man sieht, befleissige ich mich manchmal einer bis zur Drastik deutlichen Sprache, um Probleme zu verdeutlichen. Das macht gewissermassen meinen Charme und einen guten Teil meiner Attraktivität auf den Podien aus. Es ist oft so, dass man mir explizit sagt, man möchte mich als jemanden, der ein wenig Feuer in die Debatten bringt.

Ich bin nicht käuflich. Ich nehme oft Honorar, aber nicht immer. Desto sinnvoller mir ein Anliegen erscheint, desto eher bin ich bereit, umsonst oder für die Unkosten zu kommen. Manchmal zahle ich sogar das selbst. , Ich glaube, es ist wichtig, manche Debatten zu führen , und wenn ich das so sehe, ist mir Geld egal. Edit: Nachdem das einige aus dem Ausbildungs- und sog. "Werte"bereich als Einladung zum Ausnützen aufgefasst haben, nach dem Motto, was nichts kostest, ist nichts, bin ich nicht mehr bereit, für solche Figuren mein Geld auszugeben - siehe Ergänzung. Anders sieht es aus, wenn Leute eingeladen sind, von denen ich weiss, dass sie nicht unerhebliche Summen für das Absondern ihres Unsinns verlangen. In solchen Fällen bin ich mindestens genauso teuer. Im Durchschnitt bin ich massvoll, weil ich kein Gefühl irgendeiner Verpflichtung aufkommen lassen will. Vor von mir verachteten Berufsgruppen - PR, Marketing, Werbung und anderen Koksbusinessfaktoren rede ich eher selten, die sollen sich von ihresgleichen belügen lassen; zu Journalistikstudenten gehe ich immer. Desto mehr es um Kultur geht, desto freudiger nehme ich teil. Ich will die Welt besser machen und nicht den Abschaum.

Was journalistische Anfragen angeht: Ich bin nicht billig, aber auch nicht extrem teuer. Ich bin zuverlässig und gebe mir Mühe. Was Änderungen an meinen Texten angeht, bin ich pedantisch. Ich lege grössten Wert auf Informations- und Ausdrucksfreiheit. Hier gibt es nur Wölfe zu kaufen, Pudel führen wir nicht.

Ich arbeite nicht für eine ganze Reihe von Anbietern. Gar nicht erst versuchen brauchen es politisch rechts/ konservative/ neoliberale Einrichtungen, Betreiber von Gossenmedien, unsolide Startup-Orgas und Bussi-Bussi-Events. Ich habe das alles schon erlebt, ich betrachte es rückblickend als interessante Erfahrung und in Zukunft als Veschwendung meiner Lebenszeit.

Beratung habe ich zu lange gemacht, das ist vorbei. Ich sage gerne meine Meinung, wenn ich glaube, etwas Kompetentes beitragen zu können. An Businessplänen, Coachings, Betriebsführungen etc. habe ich kein Interesse. Ausserdem gibt es Leute, die das weitaus besser machen als jemand, der von diesem Thema reichlich desillusioniert ist - wer glaubt, ernsthaft Beratung zu brauchen, sollte es meines Erachtens gleich bleiben lassen. Ich kenne zwar eine Menge VCs und Business Angels persönlich, aber ich vermittle keine Investments. Wer klüger werden will, kaufe sich meinen Roman "Liquide", der ist angesichts von Web2.o wieder brandaktuell und enthält meine Lehren aus 4 Jahren im Zentrum des schwarzen Nichts.

Ich nehme keine Geschenke an. Ich zahle mein Essen selber. Ich habe kein Interesse an einzelnen Produkttests. Entweder ich will etwas, dann kaufe ich es. Wenn ich es mag, schreibe ich praktisch nie darüber. Wenn ich mich verarscht fühle, merkt man das. Ich lehne Öffentlichkeitsarbeit im Internet nicht grundsätzlich ab, ich sehe durchaus Chancen für kommerziell betriebene Blogs, ich würde auch nicht kategorisch ausschliessen, an so etwas mitzuarbeiten - mal ein Beispiel, würde mich ein Restaurator fragen, ob ich bezahlt die sachgerechte Rekonstruktion eines Stadtpalastes der Renaissance begleiten würde, wäre ich sofort dabei. Aber es würde nicht auf diesem Blog hier geschehen. Das hier ist privat.

Ansonsten: Privat, jenseits der Kunstfigur, bin ich ein sehr gemütlicher, offener, herzlicher Bayer, den Internet eigentlich gar nicht so grossartig interessiert.

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