: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 31. Januar 2007

Dirt Picture Contest - Warum dies alles

Nahe der Flughafenstrasse, meinem bevorzugten Jagdrevier, war dieses Schlafsofa auf dem Gehsteig: 80ies, kaputt, zerstört, zertreten. Bewohnt von Vandalen, entsorgt von Schweinen und ramponiert von Pöbel. Es ist nicht so, dass man diesem Fabrikmüll hinterher weinen müsste, schliesslich sind weiter vorn Antiquitätenläden, die das Schöne, Wahre und Gute enthalten. Aber dieses Sofa ist immer noch gut genug für den Dirt Picture Contest. Also nahm ich die Kamera und drückte ab, verwackelt, nochmal, ---

Wat machnsee dn da? Fotografiernse det Sofa? fuhr mich von hinten einer an. Ich drehte mich um und sah zwei Männer im Orange der Berliner Stadtreinigung. Äh ja, stammelte ich, weil mir auf die Schnelle keine passende Lüge einfiel. Der fotografiert det Sofa, schüttelte der eine den Kopf, Mannmannmann, et is doch schon jenuch Dreck uff da Strosse wa, det müssense doch nicht fotografian. Und damit schoben er und sein Kamerad das Wägelchen mit den Tonnen weiter, pickte mit seiner Zange anderen, kleinen Müll auf und wunderte sich über mein Verhalten.

Darf ich mal was fragen, nahm ich meinem Mut zusammen. Kommt das Sofa hier demnächst mal weg?

Er lachte. Ne, Junga Mann, det bleibt hiaa, det seehnse doch, det passt nie in unsere Tönnchen. Er wies auf die kleinen Tonnen, lachte im Duett mit seinem Kollegen und zog weiter.



Jetzt weiss ich, warum Berlins Strassen voller alter Sofas sind. Sie passen nicht in die Tönnchen der Stadtreiniger.

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Soll ich?

Perfekt erhalten. Aus bestem Haushalt. Späte 60er, aber relativ frisch überzogen, in hellem altrosa. Buchengestell, beste Polsterung. Und mit dem einen Knopf auch sehr ironisch. Kosten: 100 Euro, lachaft.



Es gäbe noch eine Alternative, weitaus älter, 1880, schlechter erhalten, aber auch altrosa, geraffte Schabracke. Auch derer zwei. Mit gedrechselten Füssen und Rollen, kurz: Viktorianisch pur. Kosten: Noch lachhafter, 90 Euro. Allerdings müsste man sie restaurieren, auch wenn das Grau nur Staub ist.



Und Platz habe ich ohnehin nicht.

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Berliner Wirtschaft

oder warum aus dieser Stadt nichts mehr wird.

Da ist eine Buchhandlung. Diese Buchhandlung verkauft - Bücher. Nachdem wir in Deutschland eine Buchpreisbindung haben, zu einem vorher festgesetzten Preis. Dieser Preis schreibt auch den Verdienst fest, den der Buchhändler vom Verkaufspreis erhält. Das sind in der Regel 50%. Davon kann man prima leben - eigentlich. Solang man nicht auf dumme Ideen kommt. Aber welche Idee rund um den Helmholtzplatz im Prenzlauer Berg ist schon gut? Ein Blick auf die missratenen Mütter und ihre Torbens, Moritze und philosemitisch angehauchten Hannahs zeigt: Ideen gehen hier meist schlecht aus. Und so ergeht es auch dieser Buchhandlung.



Diese Buchhandlung hat helles Licht, grosse Räume, eine schlanke Buchhändlerin und eine gar nicht so schlechte Lage. Diese Buchhandlung könnte gut laufen. Wenn sie nicht ihren Buchkäufern folgendes, jedem Buchsammler verachtenswert erscheinendes Angebot machen würde: Wer ein Buch gelesen hat und es zurückbringt, bekommt die Hälfte des Preises zurück.

Das heisst also: 50% des Preises gehen an den Verlag, 50% gehen an den Kunden, damit bleibt das Buch und pi mal Daumen 0,garnichts Euro bei den Buchhändlern. Würde es jeder so halten, müsste man den Strom und die Miete in gebrauchten Büchern der Anwohner des Helmholtzplatzes, eventuell mit dem eingepressten Gesabbel der Blagen bezahlen.

Ich will gar nicht wissen, wie der Deal letztlich funktioniert. Ich vermute, dass die Buchhandlung mit diesem Angebot einfach auf die Kistenmenschen dieses Ortes spekuliert, die hierherkommen und am Ende mit dem gleichen Koffer abreisen, mit dem sie gekommen sind und hier gelebt haben - in der Hoffnung, dass sie die Bücher doch vergessen und nicht zurückbringen. Auch ein Schwabe auf der Flucht ist schliesslich ein Käufer.

Oder aber man will bankrott machen. Oder man schickt die Bücher als Remittenden zurück, was aber gemeinshaftlicher Betrug am Verlag und Autor wäre. Wenn man das Buch erneut antiquarisch verkauft, macht man vielleicht wieder einen kleinen Gewinn, aber verliert dadurch einen Kunden für das gleiche neue Buch. Wie man es sonst dreht und wendet, es macht - ausser als buchbesitzfeindliche Werbemassnahme - absolut keinen Sinn. Vielleicht muss es auch keinen Sinn haben, und jemand will vorführen, wie man in bester Startup-Manier Umsätze ohne Gewinn erwirtschaftet. Ich weiss es nicht.

Ich weiss nur: Eine Stadt, in deren Läden die Rückabwicklung des Geschäfts Teil des Vertrags ist - wird es nie zu etwas bringen. Nie. Ausser zu Hundehaufen, dem einzigen, was der Berliner nicht zurücknimmt. Man wird hier zum Hundehalterbesitzer. Aber das ist eine andere Geschichte.

Im Schaufenster steht übrigens ein billiges Machwerk namens "Wir nennen es Arbeit".

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So kratzen sie alle ab

Just another stinkin´body of a stupid PRjerkblog going belly up. Ich weiss schon, warum ich keinen Fernseher habe, und würde die Glotzenpest auch bitten, da drin zu bleiben.

Wenn sie nicht was in ihr blödes Maul haben will.

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