: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 17. Januar 2007

Bild riskiert potenziellen 120.000-Leser-Markt

Neben all der Widerlichkeit der Gossenpostille Bild, was das Inhaltliche zum Fall Seehofer angeht - "Chefreporterin" Verena Köttker kann nicht mal recherchieren:

"Zu Hause in Ingolstadt, seinem Wahlkreis [...] lebt der 1,92-Meter-Mann am Rande der bayerischen Kleinstadt."

Ingolstadt hat 121.665 Einwohner, ist eine Grossstadt und die sechstgrößte Stadt Bayerns. Von so einem debbadn Breissnflietscherl brauchen wir uns unsere Politiker nicht madig machen lassen. Noch nicht mal, wenn sie von der CSU sind.

Kleinstadt. War da nicht mal was mit einem kleinen Schniedl?

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Wildjagd Heut

Na also. Mit einem Ticker aus Kreuth wie sonst nur bei Crashrennen beweist die Süddeutsche Zeitung, dass das Internet doch mehr ist als eine Seuche.

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Kleines bloggerjournalistisches Schisma 2007

Mediokre Anmerkungen zu einem Armageddon-Beitrag von Thomas Knüwer.

Aber nein. Blutig wird da gar nichts werden. Was Thomas da als Endkampfszenario der wenigen Reformer gegen die träge Masse der Unbelehrbaren entwirft, wird so nicht kommen. Aus einem ganz einfachen Grund. Diejenigen Journalisten, die effektiv und nachhaltig als Blogger eingesetzt werden können, ist sehr, sehr klein. Es müssen Leute sein, die in beiden Bereichen gleichermassen fähig und zudem als Persönlichkeiten überzeugend sind, um sie innerhalb eines vertikal organisierten Medienbetriebs gross werden zu lassen. So gross, dass man sie als "Marke" ins Medium hieven kann. Dass sowas selbst bei Rampensäuen nicht immer klappt, hat man im letzten Jahr zur Genüge gesehen: Ehrensenf stürzt bei Spiegel ab, Toni Mahoni war nicht der Bringer bei Focus.de, und Riesenmaschine soll, was man so hört, im Print bei Zitty auch nicht der Brüller sein.

Ich glaube, Blogger in ein klassisches Medium reinquetschen, bringt wenig. Das ist wie ein Haifisch im Goldfischglas. So ein Hai macht im offenen Gewässer ordentlich was her, aber in den de-facto-Strukturen der Medien wird er schneller assimiliert als ein Grünenabgeordneter von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Ganze Blogs zu kaufen und bestehen zu lassen wäre vielleicht ein Weg, aber davon sind die meisten Verlage geistig noch Lichtjahre entfernt. Und so viele Blogger, die man dafür verwenden könnte, gibt es hierzulande nicht. Wenn ich die angedeuteten Beispiele bei Thomas Knüwer lese: Turis geplante Medienklitsche wird journalistisch fast so brilliant und unbestechlich sein wie das früher Net-Business auch schon war, und möglicherweise ähnlich schnell pleite. Ansonsten fallen mir allenfalls 15, 20 Blogger ein, von denen ich glaube, man könnte sie als authentische, bekannte Stimmen aufbauen - darunter manche in Lagern, die ich journalistisch als Brachland sehe. Statler von Statler und Waldorf etwa hat unbestreitbar was auf dem Kasten, aber er wendet sich an ein nicht existierendes Publikum - es sei denn, man wollte glauben, dass die Apothekerpartei FDP es Ernst meint mit Liberalisierung, Deregulierung und Subventionsabbau. Der Rest könnte dann den Beweis antreten, dass die alten Berliner Seiten der FAZ im Internet besser laufen.

Bleibt also nicht viel, was man da als Injektion in die Medien benutzen könnte. Aber ist das denn so schlimm? Wo ist eigentlich das Problem, wenn Medienkonzerne den Bach runter gehen? Ihre Zeit ist einfach vorbei, so wie die Zeit der Plattenfirmen, Filmstudios, Kerzenzieher, Faustkeilproduzenten. Es wird für alte Herrschaften weiterhin ein lukrativer Markt bleiben, wohingegen das Internet die gesamte Spannbreite des Lebens abdecken wird. Es wird nicht darum gehen, wie gross man einen einzelnen Blogger machen kann. Das kann lediglich eine individuelle Exitstrategie für Einzelne sein. Es geht um das Ganze, um die Individuen unabhängig von Quote und Leserzahl. Wie man damit Geschäfte macht, wissen Gruner + Jahr mit Neon und die Süddeutsche Zeitung mit jetzt.de.



Gestern Abend war ichseit langer Zeit mal wieder Zeitschriften kaufen. Ich hatte, wie manche vielleicht wissen, ein sehr intensives automobiles Vorleben, und eine Weile auch etwas andere Autos unter dem Hintern, als ich sie heute fahre - mit mehr als 200, 300 PS mehr als die Barchetta, und auf anderen Strecken. Damals habe ich mich sehr intensiv mit Fahrzeugen auseinandergesetzt, und weil ich den Ankauf eines Klassikers plane, habe ich mal wieder eine Autozeitschrift gekauft. Aber hallo. Freunde: Es ist vorbei. Entweder den Machern der Blätter fallen ganz schnell erfolgreiche Konvergenzkonzepte ein, oder sie gehen unter. Weil ihnen die Kleinanzeigen weggebrochen sind. Das merkt man auch an den Zeitschriftenpreisen.

Das Leck, durch das die Presse hier zu sinken droht, ist so gross, da kann auch der beste Blogger der Welt nichts mehr zuschweissen. Lediglich Scharlatane können da vielleicht "Lösungen" verticken, die so sinnvoll sind wie die Alraune es bei der Pest war. Vielleicht ist es an der Zeit, sich zu überlegen, wie man der babylonischen Gefangenschaft durch Werbung und PR entgeht. Ich habe damals im Blogbuch geschrieben - und bin unverändert der Auffassung - dass Qualität, bedingungslose Qualität und Kreativität das Einzige ist, was hilft.

Alles andere, der ganze Dreck, die Lügen, die PR, kann das Internet genauso mies rüberbringen. Ich glaube fest an den Wert der Wahrheit und an erkennbare Marken und Stimmen. Es reicht eben nicht mehr, irgendwas zu schreiben - wichtig ist auch, wer etwas schreibt. Und noch weiter: Wer dann kommentiert. Page Impressions sind nichts. Konversationen sind alles. Und meine Verachtung für diese verfickte Drecksbande der PRoleten, diesen Abschaum des Netzes und seiner dienstbaren, immer offenen Arschlöcher unter Medien und Bloggern resultiert auch aus dem Umstand, dass sie das lange vor den Medien selbst erkannt haben. Sie sind unfähig, diese Konversationen zu steuern, sie kriegen jedesmal was aufs Maul, aber das sind die Kackbratzen, die Gift in das Kommende träufeln, sie sind für das, was als Wahlspruch auf meinem Wappen steht, nicht weniger gefährlich als der Auflagenverlust für die klassischen Medien.

Das ist der Feind.

Hier wird es, um Thomas zu bemühen, blutig. Allein schon, weil ich da mitspiele und den Willen und die Mittel habe, den ganzen Weg zu gehen. Der Rest der Medien wird sanft innerlich verbluten, aber es wird noch lange dauern. Andere werden vielleicht schneller sein, und nach Lösungen suchen. Es wird welche geben, die von Blogs lernen wollen. Es wird Überlebende geben, keine Frage. es gibt welche, die ich verendet am Wegesrand sehen möchte, und andere, von denen ich mir wünsche, dass sie Bestand haben.

Aber bis sie es begriffen haben, ist das hier unser Netz. Unser Vorsprung. Unsere Chance. Ob wir wollen, oder nicht. Die Evolution ist nun mal ein Spiel, bei dem man mit dem Tod aufhören kann. Also, da sind wir. Es gibt eine Zukunft, und die machen wir selber.

So einfach.

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Whodunit?

Wer hat dem Seehofer was angehängt?

Zuerst mal eine Vorbemerkung. Da, wo ich wohne, sind die "gschlamperten Verhältnisse" unserer CSU-Granden Gesprächsthemen auf dem Wochenmarkt und bei den Teeempfängen. Und es wird nicht erst bekannt, wenn der grosse Herr X. mit gebrochenem Bein in der Stadtratssitzung hockt, das er sich beim angeschwipsten Verlassen der Wohnung seines Gschpusis am Radlständer zugezogen hat. Auch bei der CSU ist inzwischen eine Garde am Drücker, die 68 aktiv miterlebt hat, und im Unterschied zu früher ist es eben weniger das Bordell, das lockruft, als vielmehr das berufliche Umfeld. Nachdem Bayern die CSU ist, spielt "don´t fuck in the Company" keine Rolle. Prall ist das Leben der Bayern durch alle politischen Richtungen, da mache man sich nichts vor, die meisten stehen dennoch zu Frau und Kind, auch wenn die selbst dann auch eher wenig Sexualmoral erkennen lassen. Und meine unmittelbare Heimat ist da auch keine Ausnahme. Besonders neuralgische Punkte waren die Skiurlaube, da ging es immer drunter und drüber, und zwar in allen Altersstufen. Ganz offen. Und sie schämeten sich nicht.

Und es stand auch nicht in der Gossenpresse.


man sieht: bayern sind sehr traditionell

Dass es jetzt dort steht - ich wäre mit Hinweisen in Richtung Staatskanzlei diesmal eher vorsichtiger. Stoiber macht einen Fehler immer nur einmal. Der Mann ist nicht dumm, sondern hochintelligent, lernfähig, flexibel und ein erfahrener Taktiker. Schmutzig nur, wenn er es sein muss. Ich traue ihm viel zu, aber nicht diese Dummheit, einen kommenden Diadochen mit Gift meucheln zu lassen. Jeder Konfliktteilnehmer um die Nachfolge festigt seine Position. Stoiber kann nur verlieren, wenn er jetzt schon Kandidaten aus dem Rennen wirft.

Ich glaube auch nicht, dass es Söder und sein Umfeld waren. Ich weiss, Söder würde man alles zutrauen, aber wenn Stoiber geht, wackelt Söder gewaltig, und es sind solche Stunts, die ihm innerparteilich den Rest geben würden. Egal, wer es dann wird - eine derartige Geschichte wäre der beste Vorwand, ihn kalt zu stellen und den Posten einem Getreuem zu übergeben. Und wie das mit dem Kaltstellen geht, konnte man unter Streibl bei Gauweiler betrachten. Ich denke, das weiss Söder. Zumal er von Seehofer weniger zu befürchten hätte, als von der Landtagsfraktion und ihren Spitzen.

Der Beckstein war es nicht, der kann eigentlich ganz gut mit dem Seehofer, dessen Probleme heissen Hermann und Huber. Und dass die beiden oder Ramsauer mit der Schmutzwäsche anfangen - halte ich für unwahrscheinlich. Weil damit eine Eskalation eintritt, die böse zurückschlagen kann. Weil, siehe oben, Bayern nun mal keine Kinder von Traurigkeit sind und, um Strauss-Tochter Monika Hohlmeier mit einem nie gesagten Zitat zu zitieren: "Über jeden von Euch gibt es was."

Die Fraktion im Landtag? Niemals. Die würgt seit Jahren an Stoiber, die muss dankbar dafür sein, dass es einen Politiker mit Ansehen und Format gibt, der sie wieder auf 50% plus X bringt. Die SPD? Seehofer ist die SPD in der CSU.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Anschlag aus der CSU-Bundestagsfraktion kam. Da sitzen nämlich diejenigen, denen jetzt der Weg zurück nach Bayern verwehrt ist. Da sind diejenigen, die am wenigsten Spass mit dem Quertreiber Seehofer hatten. Wenn Seehofer kommt, wird es viel zu verteilen geben in Bayern, die CSU wird Wahlen gewinnen. Sie aber sitzen in dieser Scheiss grossen Koalition und haben dann den Quertreiber Seehofer als Partei- oder Landesboss über sich. Vertreter der Bundestagsfraktion der CSU haben alle Gründe, das zu tun. Sie riskieren nichts, sie schaden einem Feind, sie schlagen sich damit auf die Seite der möglichen Gewinner und halten sich damit den Rückweg zu Amt und Würden in Bayern offen.

Deshalb sage ich: Ein führendes, konservatives CSU-Mitglied der Bundestagsfraktion muss es gewesen sein, in etwa so alt wie Seehofer, und es muss schon mal gegen ihn eine Schlappe eingesteckt haben. Womit wir den Täterkreis auf 4, 5 Personen eingegrenzt hätten.

Oder aber - die Gosse wusste das alles längst und hat nur auf die passende Gelegenheit gewartet.

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