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Donnerstag, 4. Dezember 2003
Real Life - Dezember 2003
Mein kleines Terrarium. Sind die nicht niedlich? Beschäftigungstherapie in der Auswegslosigkeit. Was tun Autoren/Kreative/Rebellen, wenn man ihnen den Spielplatz nimmt?
Sie blicken zurück, sehen den Technics MK II, erinnern sich an die Zeit, als er die Schlagzahl ihres Lebens vorgab, der Pitchregler immer auf +8%. Der Technics ist etwas, das Bestand hat. Er ist das Maschinengewehr ihrer Revolte. Auf jedem First Tuesday standen zwei davon rum und zerhackten die brennende Luft.
New Economy war Pop. Und mit Pop konnten sie alle was anfangen.
Sie blicken zurück, sehen den Technics MK II, erinnern sich an die Zeit, als er die Schlagzahl ihres Lebens vorgab, der Pitchregler immer auf +8%. Der Technics ist etwas, das Bestand hat. Er ist das Maschinengewehr ihrer Revolte. Auf jedem First Tuesday standen zwei davon rum und zerhackten die brennende Luft.
New Economy war Pop. Und mit Pop konnten sie alle was anfangen.
donalphons, 17:59h
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Real Life - Sommer 2003
Stille -
herrscht in der Bibliothek der Elite-Universität, tief in der Provinz und weitab von der grossen Stadt. Die Hitze sickert durch die Fenster und macht müde. Ich verliere das Interesse am Buch über Change Management. Ruhe - dösen -
da flipflopen Sandalen gegenüber. Aus dem Bücherturm kommt eine junge Frau, Mitte 20, blonde, kinnlange Haare, rosa Top, und weil ich sie über den Saal so intensiv anstarrte, lächelte sie eines dieser unverbindlichen Munich-Area-Lächeln, diskret, höflich, nichtssagend.
Sie sieht aus wie eine normale Studentin, mit schweren Büchern und einem Mäppchen für Stifte und dicken Ordnern. Es ist nichts an ihr, was einem wirklich aufgefallen wäre; nicht schön, aber hübsch, keine Grandezza, aber sicher nett. Kein Lippenstift, kein Kajal, kein Mascara. Wieder eine ganz normale Studentin.
Und trotzdem -
ist sofort eine Spannung im Raum, denn in diesem Moment faltet sich die Zeit, und die Epochen des Hypes und des Untergangs schieben sich in meinem Kopf kreischend übereinander.
Ich hatte sie schon mal gesehen. Nicht nur einmal. Ich kannte sie. Sie hatte in der irrsten Zeit der New Economy bei rasend schnellen Firmen gearbeitet. Sie war damals alles andere als eine Studentin. Sie war eine der "Besten der Besten", eine Anfüherin der digitalen Revolution; sie hatte die idealen Vorraussetzungen, um überall on the top zu landen, ganz gleich ob Business Development oder Consulting.
Sie war eine Kriegerin eines neuen Zeitalters, das nicht kam. Bessere Referenzen konnte man bis 2001 nicht haben. Jedes Startup hätte sie mit Handkuss genommen. Ihre Vita war die eines New Economy Ideals.
Als ich sie damals gesehen hatte, trug sie schwarze Kostüme, weisse Blusen und ein professionelles Lächeln. Mit dem Niedergang der Eventkultur hatte ich sie aus den Augen verloren - und hier, in der tiefsten Provinz, völlig von allen Insignien des Rebellion gegen das System entkleidet, sehe ich sie wieder.
Ihre Referenzen von längst vergangenen Firmen mit net und .com im Namen sind heute bei jeder Bewerbung Gift. Die Reaktion der Wirtschaft hat sie ausgespuckt. Sie ist nur noch eine Studentin, die dringend ihren Abschluss hinbekommen muss.
Sie ist eine Rebellin ohne Markt.
herrscht in der Bibliothek der Elite-Universität, tief in der Provinz und weitab von der grossen Stadt. Die Hitze sickert durch die Fenster und macht müde. Ich verliere das Interesse am Buch über Change Management. Ruhe - dösen -
da flipflopen Sandalen gegenüber. Aus dem Bücherturm kommt eine junge Frau, Mitte 20, blonde, kinnlange Haare, rosa Top, und weil ich sie über den Saal so intensiv anstarrte, lächelte sie eines dieser unverbindlichen Munich-Area-Lächeln, diskret, höflich, nichtssagend.
Sie sieht aus wie eine normale Studentin, mit schweren Büchern und einem Mäppchen für Stifte und dicken Ordnern. Es ist nichts an ihr, was einem wirklich aufgefallen wäre; nicht schön, aber hübsch, keine Grandezza, aber sicher nett. Kein Lippenstift, kein Kajal, kein Mascara. Wieder eine ganz normale Studentin.
Und trotzdem -
ist sofort eine Spannung im Raum, denn in diesem Moment faltet sich die Zeit, und die Epochen des Hypes und des Untergangs schieben sich in meinem Kopf kreischend übereinander.
Ich hatte sie schon mal gesehen. Nicht nur einmal. Ich kannte sie. Sie hatte in der irrsten Zeit der New Economy bei rasend schnellen Firmen gearbeitet. Sie war damals alles andere als eine Studentin. Sie war eine der "Besten der Besten", eine Anfüherin der digitalen Revolution; sie hatte die idealen Vorraussetzungen, um überall on the top zu landen, ganz gleich ob Business Development oder Consulting.
Sie war eine Kriegerin eines neuen Zeitalters, das nicht kam. Bessere Referenzen konnte man bis 2001 nicht haben. Jedes Startup hätte sie mit Handkuss genommen. Ihre Vita war die eines New Economy Ideals.
Als ich sie damals gesehen hatte, trug sie schwarze Kostüme, weisse Blusen und ein professionelles Lächeln. Mit dem Niedergang der Eventkultur hatte ich sie aus den Augen verloren - und hier, in der tiefsten Provinz, völlig von allen Insignien des Rebellion gegen das System entkleidet, sehe ich sie wieder.
Ihre Referenzen von längst vergangenen Firmen mit net und .com im Namen sind heute bei jeder Bewerbung Gift. Die Reaktion der Wirtschaft hat sie ausgespuckt. Sie ist nur noch eine Studentin, die dringend ihren Abschluss hinbekommen muss.
Sie ist eine Rebellin ohne Markt.
donalphons, 03:49h
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Da das hier nur eine Art halböffentlicher Notizblock eines Autors beim Nachdenken ist, ist für mich keine presserechtliche oder gar meinungsbildende Relavanz dieser Site erkennbar. Die für das Presserecht relevanten Impressumsdaten können nur aus wichtigem Grund unter folgender E-Mail-Adresse erfragt werden:
donalphonso|AT|gmail.com
Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss, der inhaltlich als Teil dieser Seiten anzusehen ist. Alle von mir gestellten Inhalte dieser Site dürfen ohne schriftliche Erlaubnis meinerseits weder kopiert noch verbreitet werden. Falls jemand mein Zeuch in Schnipseln auf sein nichtkommerzielles Blog packen will, werde ich aber auch nicht rumstressen.
Einer kommerziellen Nutzung (unangeforderte Werbung etc.) der oben genannten E-Mail-Adresse widerspreche ich.
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donalphons, 02:46h
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Rebellion
Die Revolution ist kein Festessen, kein literarisches Fest, keine Stickerei, die Revolution ist ein Akt der Gewalt"
Mao Tse-Tung, Untersuchungsbericht über die Bauernbewegung in Hunan 1927
Bunte Blattsalate mit Austernpilzen an Basilikum-Sauerrahm-Dressing
Legiertes Lauchrahmsüppchen mit feinen Lachsstreifen
Brasiertes Maispoulardenbrüschen an Zitronenbuttersosse mit
Marillenknödel auf Fruchtmarksosse
1999 Max Cuvee Blone & Noir Weingut Dr. Unger, Göttweig
Kostenloses Menu beim Founders Forum Elmau 2001
Mao Tse-Tung, Untersuchungsbericht über die Bauernbewegung in Hunan 1927
Bunte Blattsalate mit Austernpilzen an Basilikum-Sauerrahm-Dressing
Legiertes Lauchrahmsüppchen mit feinen Lachsstreifen
Brasiertes Maispoulardenbrüschen an Zitronenbuttersosse mit
Marillenknödel auf Fruchtmarksosse
1999 Max Cuvee Blone & Noir Weingut Dr. Unger, Göttweig
Kostenloses Menu beim Founders Forum Elmau 2001
donalphons, 02:36h
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68er
Wir hatten genug von den sozialschmarotzenden Lehrern, die mit uns über Weltverbesserung diskutieren wollten. Wir gingen in die Stadt, um was zu werden.
Aber dort standen Wir plötzlich vor lahmarschigen Professoren, die genau so jutemässig drauf waren waren wie der Sozialkundeonkel daheim. Sie zeigten Bilder aus ihrer Jugend, langhaarig mit Joint, und erzählten, wie das war, mit dem Hafermaß und den Markuse. Zu ihrer Zeit war das noch richtig toll, glaubten sie. Und jetzt sind sie als Quasibeamte an der Uni und kommen mit so Scheiss wie Oskar Negt oder Sozialethik.
Sogar, wenn Wir was Hippes wie Jura, BWL, Kommunikationswissenschaften oder Informatik studieren.
Die müssen weg. Schnell.
Aber dort standen Wir plötzlich vor lahmarschigen Professoren, die genau so jutemässig drauf waren waren wie der Sozialkundeonkel daheim. Sie zeigten Bilder aus ihrer Jugend, langhaarig mit Joint, und erzählten, wie das war, mit dem Hafermaß und den Markuse. Zu ihrer Zeit war das noch richtig toll, glaubten sie. Und jetzt sind sie als Quasibeamte an der Uni und kommen mit so Scheiss wie Oskar Negt oder Sozialethik.
Sogar, wenn Wir was Hippes wie Jura, BWL, Kommunikationswissenschaften oder Informatik studieren.
Die müssen weg. Schnell.
donalphons, 02:33h
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Wir
Wir wären gerne anders gewesen. Echt.
Die Zeit war günstig. Als Wir an den Start gingen, sich ihren Anteil an dieser Gesellschaft zu nehmen, ging es nach oben. Zumindest für den Teil der Gesellschaft, aus dem Wir stammen. Wir hatten solide Eltern, die sie aufs Gymnasium schickten, mit 18 den Führerschein machen liessen und auch sonst darauf achteten, dass sie es gut hatten. Nicht nur gut, sondern besser. Wir waren diejenigen, von denen all die alten Säcke die Welt ja nur geborgt hatten.
Sagten sie immer. Na denn. Her damit.
Die Zeit war günstig. Als Wir an den Start gingen, sich ihren Anteil an dieser Gesellschaft zu nehmen, ging es nach oben. Zumindest für den Teil der Gesellschaft, aus dem Wir stammen. Wir hatten solide Eltern, die sie aufs Gymnasium schickten, mit 18 den Führerschein machen liessen und auch sonst darauf achteten, dass sie es gut hatten. Nicht nur gut, sondern besser. Wir waren diejenigen, von denen all die alten Säcke die Welt ja nur geborgt hatten.
Sagten sie immer. Na denn. Her damit.
donalphons, 02:22h
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