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Dienstag, 15. August 2006
Ganz oben
Da ist noch ein Stockwerk. In München oder anderswo würde man dort eine kleine Wohnung reinquetschen, oder zumindest noch ein, zwei Zimmerchen, die Balken verkleiden, dünnes Rigipswände einziehen, wo jetzt der offene Speicher ist. Von hier oben durch eine Dachluke, 20 Meter über der Stadt, hat man den besten Blick auf die Welt da unten. Und den Himmel da oben.
Letzte Woche gab es eine Situation, in der ein Anruf wichtig gewesen wäre. Nicht für mich, aber für einen Haifisch. Jedenfalls fand ich es bedeutungslos genug, um nicht anzuhalten und nach einer Telefonzelle zu suchen. Ich habe zwar ein Handy, aber ich war schon immer der schlechteste Kunde, den Vodafone je hatte, und seitdem das Handy kaputt und Anrufen nicht mehr möglich war, ging der Umsatz mit mir auf absolut Null. Handies sind einfach nicht mein Ding.
Der Haifisch tobte, ich giftete zurück, wir schrien uns ein wenig an und schoben grosszügig Schuldpakete hin und her, bis sie letztlich ganz zerfasert und hässlich waren, und machten dann woanders weiter. Ich jedenfalls, sagte ich, würde wegen diesem Unsinn keinesfalls irgendwelchen Telcos Geld in den Rachen schmeissen, indem ich mir schon wieder so ein Ding kaufte. Ist ja schon schlimm genug, dass da dauernd einer anruft. Ich sei glücklich mit dieser Situation, auch wenn ich es dann nicht auflade und es konsequenterweise ohne Strom nicht mal mitnehme. Am Tag darauf, nach einer Besprechung, kam der Haifisch rüber, betonte die Notwendogkeit meiner 24/7-Erreichbarkeit in den nächsten Wochen, und drückte mir so ein unpraktisches Schiebeding in die Hand, das er nach einem Jahr nicht mehr brauchte, weil es mit seiner neuen Karre nicht kommunizieren wollte, was immer das bedeutet.
500 Euro hat es damals gekostet, als auf den Pressebildern Koreanerinnen damit lächend einem Gaga-Lifestyle zwischen Prada und Seoul Downtown frönten, heute ist es praktisch wertlos. Weil es Trümmer gibt, die noch mehr sinnlose Funktionen haben, die keiner braucht. 90% Wertverlust in 12 Monaten, das ist der ganz kleine, private Nemax-Crash für Millionen Deutsche, für ein bescheuertes Spielzeug, das sich nach drei Tagen älter anfühlt als alle Möbel, die ich habe, älter als das Haus, dessen Kern seit 700 Jahren steht und in 700 Handygenerationen noch immer stehen wird, weil die Zeit praktisch stillsteht für die Steine, das Holz und die Ziegel, und es hat was Beruhigendes zu wissen, dass mich das Haus genauso lässig überleben wird, wie ich das Handy. Und hoffentlich viele, denen die Fixierung auf so einen Plastikschrott den Blick auf das Grosse, Ganze, den Betrug, das Wahre, das Gute, das Böse und die Relativität der Zeit verstellt.
Letzte Woche gab es eine Situation, in der ein Anruf wichtig gewesen wäre. Nicht für mich, aber für einen Haifisch. Jedenfalls fand ich es bedeutungslos genug, um nicht anzuhalten und nach einer Telefonzelle zu suchen. Ich habe zwar ein Handy, aber ich war schon immer der schlechteste Kunde, den Vodafone je hatte, und seitdem das Handy kaputt und Anrufen nicht mehr möglich war, ging der Umsatz mit mir auf absolut Null. Handies sind einfach nicht mein Ding.
Der Haifisch tobte, ich giftete zurück, wir schrien uns ein wenig an und schoben grosszügig Schuldpakete hin und her, bis sie letztlich ganz zerfasert und hässlich waren, und machten dann woanders weiter. Ich jedenfalls, sagte ich, würde wegen diesem Unsinn keinesfalls irgendwelchen Telcos Geld in den Rachen schmeissen, indem ich mir schon wieder so ein Ding kaufte. Ist ja schon schlimm genug, dass da dauernd einer anruft. Ich sei glücklich mit dieser Situation, auch wenn ich es dann nicht auflade und es konsequenterweise ohne Strom nicht mal mitnehme. Am Tag darauf, nach einer Besprechung, kam der Haifisch rüber, betonte die Notwendogkeit meiner 24/7-Erreichbarkeit in den nächsten Wochen, und drückte mir so ein unpraktisches Schiebeding in die Hand, das er nach einem Jahr nicht mehr brauchte, weil es mit seiner neuen Karre nicht kommunizieren wollte, was immer das bedeutet.
500 Euro hat es damals gekostet, als auf den Pressebildern Koreanerinnen damit lächend einem Gaga-Lifestyle zwischen Prada und Seoul Downtown frönten, heute ist es praktisch wertlos. Weil es Trümmer gibt, die noch mehr sinnlose Funktionen haben, die keiner braucht. 90% Wertverlust in 12 Monaten, das ist der ganz kleine, private Nemax-Crash für Millionen Deutsche, für ein bescheuertes Spielzeug, das sich nach drei Tagen älter anfühlt als alle Möbel, die ich habe, älter als das Haus, dessen Kern seit 700 Jahren steht und in 700 Handygenerationen noch immer stehen wird, weil die Zeit praktisch stillsteht für die Steine, das Holz und die Ziegel, und es hat was Beruhigendes zu wissen, dass mich das Haus genauso lässig überleben wird, wie ich das Handy. Und hoffentlich viele, denen die Fixierung auf so einen Plastikschrott den Blick auf das Grosse, Ganze, den Betrug, das Wahre, das Gute, das Böse und die Relativität der Zeit verstellt.
donalphons, 22:44h
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Wieso sagt einem das keiner?
Dass heute Feiertag ist. Ich stehe viel zu spät auf mit der Alptraumvision, dass die Karre noch im tagsüber geltenden Parkverbot steht, renne los, denn die Büttel sind hier gnadenlos, hüpfe ins Auto, fahre zum Leitinger wegen der Farbe, wundere mich schon, warum hier nichts los ist ... Maria Himmelfahrt. So ist das, wenn man nicht der Mehrheitsgesellschaft angehört, keiner 9-5-Beschäftigung nachgeht und sonst jeder glaubt, dass es jeder wissen muss. Gilt natürlich nur in Bayern und ähnlich zurückgebliebenen Regionen.
donalphons, 15:06h
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