: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 23. Februar 2007

Spätherbst der Staatspartei

Normalerweise höre ich mir schon an, was wo gegen wen gesagt wird; das bringt es so mit sich, wenn man am Aschermittwoch an der Donau wohnt, und zwar an der Stelle, wo der Reigen der Beleidigungen beginnt, mit Dunkelrot und Grün, um dann in Passau mit Tiefschwarz zu enden. Man kann es unter Feindbeobachtung abheften, denn an dem Tag zeigt sich, wie es um die Zugkraft beim gemeinen Volk bestellt ist.

Nun war ich gestern aber Essen und Geschenke mitbringen, und statt dem letzten grossen Gekeife des Austragbauern Edmund hörte ich sehr viel angenehmere Dinge in einem vorzüglichen persischen Restaurant, und dann auf dem Weg nach Hause Musik von Ensemble Calamus. Es ist nicht mehr nötig, ihn anzuhören. Es ist vorbei. Oder doch nicht? Inzwischen habe ich da meine Zweifel.



Denn genau genommen hat Stoiber alle Gossenexistenzen gerade der bayerischen Kriechermedien eingeladen, ihm fürderhin in seinem Wolfratshausener Exil die Mikrofone devot unter das schmallippige Keiforgan zu halten. Und ganz ausrotten wird man seine Büchsenspanner nicht können, den Söder erwischt es, aber überall stecken die drin, die übergangen werden, und sie werden zu ihm helfen.

Wenn mich nicht alles täuscht, geht es nicht Seehofer gegen Beckstein und Huber, sondern Stoiber gegen die Nachfolger. Und deshalb sind sie jetzt auch alle wieder nett zu ih. Weil man ja nie weiss, was kommt. Und die letzten Dekaden im Arsch des Stoiberismus waren auch nicht gerade schlechte Jahre für sie. Egal wie es ausgeht, für die Mehrheit wird es reichen, und dann ist es gut, mit allen zu können, die etwas mitzureden haben äh, im Grunde genommen also könnten. Zum Besten ihrer Position zwischen der Macht und dem Volk der Staatspartei.

... link (6 Kommentare)   ... comment


Global Warming Express

Das Besondere am Dasein als Historiker ist der Umstand, dass man die Augen nicht verschliessen kann. Man weiss einfach zu viel anhand simpler Anzeichen, als dass man sich grosse Illusionen macht. Das Bild hier ist de facto schon postapokalyptisch.



In meinem Spezialgebiet gab es bei der letzten Klimakatastrophe schon ziemlich gute Aufzeichnungen: Das war zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Das 12. und das 13. Jahrhundert waren die goldene Zeit des Mittelalters, trotz Investiturstreit und Interregnum ging es mit Wirtschaft, Handel und Kultur steil bergauf. Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zu einer ganzen Serie von wenig amüsanten Veränderungen, die dann 1348/50 mit der Pest ihren Höhepunkt fanden.

Turbulente Zeiten stehen uns bevor. Und wenn es nur halbwegs stimmt, was ich gelernt habe, bin ich ganz froh, dass meine persönliche Mortalität noch vor dem Jahr 2100 erreicht sein wird. Erfahrungsgemäss wird die Menschheit sich so gegen 2300 wieder gefangen haben. Aber die beiden Jahrhunderte dazwischen werden kein Spass. Egal, ob man dann im Februar offen nach München fahren kann oder nicht. Mein Tipp: Besser nicht das Radio einschalten, Meldungen aus dem Bürgerkrieg im fernen Osten werden die Stimmung definitiv vermiesen.

Das Üble an der Zukunft ist, dass man sie erlebt - und falls man sie nicht erlebt, hat man auch nichts davon.

... link (23 Kommentare)   ... comment