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Sonntag, 26. August 2007
Dieses komische Ding, das man Vertrauen nennt
Nachdem meine gesammelte Leserschaft beim Versuch, mir den Kauf eines MG B GT auszureden, grandios gescheitert ist und damit wieder einmal bewies, wie weit es mit dem "Wisdom of the Crowd" her ist, fuhr ich heute nach München. Genauer, in einen der Speckgürtelvororte, die gefühlte 80% aller in Deutschland zugelassenen Roadster beheimaten. Ich stand gerade im übelsten Stau auf der A9 neben einem grottenhässlichen Opel Corsa mit ebenso vorzeigbaren Fussballfans, als mich der Verkäufer anrief und wortreich bat, doch etwas später zu kommen. Froh, ihm nicht meine absehbare Verspätung durch obskure Rabauken und holländische Wohnwägen erklären zu müssen, sagte ich zu. Der Stau löste sich auf, und weil noch etwas Zeit blieb, nutzte ich die Gelegenheit, den Flohmarkt in Freimann zu besuchen.
Gleich zu Beginn waren diese alten Autohandschuhe aus Peccaryleder. Sie passten perfekt und sagten: Nimm uns mit auf die Pässe und in die Täler, wir führen dich durch die Kurven und schützen deine Hände, erlöse uns von dieser Kiste voller Ramsch und wir werden eine höllisch gute Zeit haben. Alte Rennfahrerhandschuhe eines berühmten Herstellers, mit Stahlschnalle und dieser unbezahlbaren Patina, die längst verschrottete Autos schufen - für einen Euro. Gut seien sie, meint der Händler, aber was soll man machen, keiner kaufe alte Handschuhe.
Und nicht weit entfernt davon einer, der zu alt ist für zwei Räder und sich von seinen Aviator Goggle, der französischen Retrobrille schlechthin, trennen wollte. Das mittelleichte Gegenstück zu der Halcyon für den offen genossenen Winter. Wer offen fährt, kauft dergleichen, ohne gross zu überlegen, denn irgendwann sitzt sicher die eine auf dem Beifahrersitz, die friert und tränende Augen hat und dankbar ist für jeden Schutz, den sie im Wagen findet. 190 Mark habe er damals dafür bezahlt, sagt der Verkäufer, und ich glaube ihm.
Ich glaube alles. Ich glaube, dass das Roeckl-Schild in den Handschuhen echt ist, und an die kommenden Pässe mit den Handschuhen. Ich glaube , dass die Brille nicht billig war, so weich, wie sich das Leder anfühlt. Ich glaube den Verkäufern, die mir damit viel Vergnügen wünschen, denn vielleicht kennen sie das, was sich damit verbindet. Gleichwohl, irgendwo mache ich eine schnöde Rechnung auf, gierig und irrational: 100 Euro die Brille, 120 Euro die Handschuhe, gezahlt habe ich 9 Euro, also habe ich 211 Euro gespart, und der Herr mit dem MG meinte, er habe auch noch eventuell Speichenräder als Zubehör.
Die Speichenräder sind sauber wie der Vorgarten des Verkäufers, der auch noch einen BMW und einen weiteren BMW und ein sehr jovales Benehmen hat. Und einen MG mit Faltdach, das undicht ist und Wasserflecken im Fahrzeughimmel hinterlassen hat. Man könnte auch sagen: Es riecht trotz Wunderbaum schimmlig. Wenn man es sagt, lernt man schnell die Grenzen der Jovalität kennen: Nichts Schimmel, ganz sicher, das frische Wertgutachten belege das. Und die Hohlraumversiegelung sei vom Feinsten, da muss man sich nicht bücken. Gespachtelt wurde der unfallfreie Wagen nie, und dass die Stossstange vorn etwas schief ist, kann er nicht erkennen - oder doch, ganz leicht - na, das Parken in der Grossstadt, also gut. 100 Euro geht er noch ruter, jetzt aber, na?
Als ich von den gesparten 211 Euro 50 in Bücher investiert habe, überlege ich angesichts der schönen, abgestellten italienischen Formen in Schwabing, ob so ein Alfa nicht bei den gleichen Macken und schlecht vertuschten Unfallschäden nicht die bessere Wahl wäre. Solange das Bauchgefühl stimmt. Es ist immer so eine Sache, mit dem Vertrauen. Bei Roeckl war man übrigens von den Handschuhen sehr begeistert.
Gleich zu Beginn waren diese alten Autohandschuhe aus Peccaryleder. Sie passten perfekt und sagten: Nimm uns mit auf die Pässe und in die Täler, wir führen dich durch die Kurven und schützen deine Hände, erlöse uns von dieser Kiste voller Ramsch und wir werden eine höllisch gute Zeit haben. Alte Rennfahrerhandschuhe eines berühmten Herstellers, mit Stahlschnalle und dieser unbezahlbaren Patina, die längst verschrottete Autos schufen - für einen Euro. Gut seien sie, meint der Händler, aber was soll man machen, keiner kaufe alte Handschuhe.
Und nicht weit entfernt davon einer, der zu alt ist für zwei Räder und sich von seinen Aviator Goggle, der französischen Retrobrille schlechthin, trennen wollte. Das mittelleichte Gegenstück zu der Halcyon für den offen genossenen Winter. Wer offen fährt, kauft dergleichen, ohne gross zu überlegen, denn irgendwann sitzt sicher die eine auf dem Beifahrersitz, die friert und tränende Augen hat und dankbar ist für jeden Schutz, den sie im Wagen findet. 190 Mark habe er damals dafür bezahlt, sagt der Verkäufer, und ich glaube ihm.
Ich glaube alles. Ich glaube, dass das Roeckl-Schild in den Handschuhen echt ist, und an die kommenden Pässe mit den Handschuhen. Ich glaube , dass die Brille nicht billig war, so weich, wie sich das Leder anfühlt. Ich glaube den Verkäufern, die mir damit viel Vergnügen wünschen, denn vielleicht kennen sie das, was sich damit verbindet. Gleichwohl, irgendwo mache ich eine schnöde Rechnung auf, gierig und irrational: 100 Euro die Brille, 120 Euro die Handschuhe, gezahlt habe ich 9 Euro, also habe ich 211 Euro gespart, und der Herr mit dem MG meinte, er habe auch noch eventuell Speichenräder als Zubehör.
Die Speichenräder sind sauber wie der Vorgarten des Verkäufers, der auch noch einen BMW und einen weiteren BMW und ein sehr jovales Benehmen hat. Und einen MG mit Faltdach, das undicht ist und Wasserflecken im Fahrzeughimmel hinterlassen hat. Man könnte auch sagen: Es riecht trotz Wunderbaum schimmlig. Wenn man es sagt, lernt man schnell die Grenzen der Jovalität kennen: Nichts Schimmel, ganz sicher, das frische Wertgutachten belege das. Und die Hohlraumversiegelung sei vom Feinsten, da muss man sich nicht bücken. Gespachtelt wurde der unfallfreie Wagen nie, und dass die Stossstange vorn etwas schief ist, kann er nicht erkennen - oder doch, ganz leicht - na, das Parken in der Grossstadt, also gut. 100 Euro geht er noch ruter, jetzt aber, na?
Als ich von den gesparten 211 Euro 50 in Bücher investiert habe, überlege ich angesichts der schönen, abgestellten italienischen Formen in Schwabing, ob so ein Alfa nicht bei den gleichen Macken und schlecht vertuschten Unfallschäden nicht die bessere Wahl wäre. Solange das Bauchgefühl stimmt. Es ist immer so eine Sache, mit dem Vertrauen. Bei Roeckl war man übrigens von den Handschuhen sehr begeistert.
donalphons, 01:36h
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Seit die Callas nicht mehr lebt,
sind öffentliche Szenen auch nicht mehr das, was sie mal waren. Soap Opera, allenfalls. Lanugweilig.
donalphons, 23:36h
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