: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Empfehlung heute - Cat Content

für Katzenlose hat die famose Brittbee gefunden.

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Frühstück bei D.

Hätte Truman Capote das Pech gehabt, nicht in New York, sondern in München zu schreiben, würde ihn heute keiner mehr kennen. Denn damals gab es in München noch keine Dependance von Tiffany, Holy Golightly hätte mit ihrem Lebenswandel in Kapitel 2 den Staatsschutz auf den Plan gerufen, und zum Frühstück hätte jeder Lektor des Verlages empfohlen, doch, wenn dann, bitte gleich zu Dallmayr zu gehen. Frühstück bei Dallmayr hätte das Buch dann geheissen, und die Kulturtotalitaristen der deutschen Fäuletons hätten die Nase gerümpft und darauf verwiesen, dass ihre protegierten, triefnasigen Gefühlsduselchen die wahre Tiefe hätte, die Capote zwingend abginge, was man schon am Titel erkennen könne - der dann auch das einzige gewesen wäre, was sie nach Deutscher Kulturtotalitaristen Altem Herkommen gelesen hätten. Das Buch wäre ein mittelprächtiger Misserfolg gewesen, Capote wäre nach Berlin gegangen und hätte in seiner Vorneuköllner Bruchbude an der Castingallee existenziellen Müll geschrieben, die Kritiker hätten ihn gelobt und nach dem dritten Buch mit 50 verkauften Exemplaren vergessen.



Dabei ist Dallmayr ein wirklich reizender Ort. In einigen weniger guten Tagen - Magisterarbeit etwa - erkannte man meinen Zustand an der Menge des angehäuften Dallmayr-Tees in meiner Küche. Je übler meine Laune, je grösser der Durchhänger, desto öfter trieb es mich in diesen Tempel des Genusses, vollgestopft mit dem Fleisch des besten Westens, in Chanel und Loden-Frey, behängt mit schweren, weissen Tüten, und den feinen, mit spitzen Fingern Mitbringsel tragenden Asiatinnen, bei denen die grosse Halle mit ihren Spitzbögen längst zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört, statt an meinen kargen Rechner. Ein paar Jahre später hatte ich gleich um die Ecke mit einem wirklich üblen Startup und unbelehrbaren Gründern zu tun, die durchaus die Blaupause für heutige Web2.Nullchecker hätten sein können - da wuchsen meine Teebestände wieder kurz, aber dramatisch an. Was für andere Gestalten dieser schwarzen Tage der teure Rotz der Tanke gegenüber war, war für mich dank der Nähe der Gang zum Dallmayr - während, auch das soll nicht vergessen werden, die Gründer den Prakti zum Burgerbrater schickten, bis der einem Kampfradler zum Opfer fiel. Dallmayr ist also nachweislich in jeder Hinsicht gesünder, wenngleich, siehe oben, für Literaten mit Gefallsucht gefährlich.



Vorgestern, gestern, heute, morgen und übermorgen sind wieder so Tage und Nächte, die mich sprachlos vor der Dummheit des Menschen erstarren lassen, und nein, es macht keinen Spass, nach der Gesellschafterversammlung das Gebäude unter Observation zu verlassen, weil man instant und kollektiv Hausverbot bekommt für freche Wahrheiten, die die Haifische den Herrn Initiatoren verabreichen, während unten zufällig "jemand" das ein oder andere Haifischtransportmittel mit einem spitzen Gegenstand verziert hat, Signaturen der Gier und Vorgeschmack auf Harpunen, die man nicht zwingend von der falschen Seite erleben möchte. Da sind wir wieder in der Munich Area, da wird mit Gewalt gegen Dingen signalisiert, dass der Zeitpunkt der Gewalt gegen Menschen und andere Haifische nicht fern ist, und selbst, wenn ich dann wie heute unten bleibe und aufpasse, ist das auf einen ausgerichtete Kameraarsenal nicht wirklich ein Quell der reinen Freude. Ich bin nun sicher oft aufgezeichnet in den tiefen Datenbanken des grossen Ganoven, äusserlich feixend und in die Kamera winkend - ich grüsse meine Oma, die natürlich wie immer recht hatte, als sie sagte, als Vermieter lebt man gut genug, wozu soll man sich noch anderweitig anstrengen? - aber innerlich bin ich schon wieder auf dem Radl der Sekretärin, und fahre vom Büro zum Dallmayr, um mich mit Tee, genauer den Sorten No. 3 und 17, zu beschenken. Den anderen bringe ich natürlich auch was mit. Vom Burgerbrater.

Es wird Zeit, dass ich mein nächstes Buch schreibe.

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Not und Unelend

In München spielen die Strassenmusikanten Liszts ungarische Rhapsodie No. 6, und der Bettler vor dem Dallmayer hat ein hellwaches Philosophengesicht. Man will die fetten Spiesser in Rosa und Loden ja nicht allzusehr bei ihren Einkäufen belästigen.

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