: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 30. Oktober 2007

Empfehlung heute - Fast schon grenzwertig Süsses

bei Andrea, diesmal mit auf die Spitze getriebenem Kakaogehalt.

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Wozu Muscheln,

fragte der Begleiter, und bekam einen grösseren Exkurs über südpazifische Muscheln als Luxusgegenstand des XVII. Jahrhunderts sowie ihres Erwerbs und der damit verbundenen potentiellen Aufstiegschancen einerseits und den üblichen Hype mit folgendem Crash andererseits zu hören, den zu ersparen ich meinen Lesern eigentlich nicht vorhatte; jedoch ruft mich die Pflicht gen München, und deshalb, um es kurz zu machen: Wozu Muscheln?



Für Foodporn-Arrangements im Stile der Prunkstilleben natürlich! Muscheln dürfen wie Imariporzellan und Silber keinesfalls fehlen, und im Vergleich zu den Holländern, die sich zu Willem Kalfs Zeiten für die an sich wertlosen Meeresformen ruinierten, erfreut uns heute die alte Preziose für ein paar Euro. Globalisierung, wie ich sie mag.

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Kein Grund zum Jubeln

So, jetzt scheinen sich die neoliberale Bertelsmann Stiftung und ihr Vorstand Werner Weidenfeld getrennt zu haben - und in diversen Blogs und Medien gibt es sowas wie eine Portion Schadenfreude. Gibt es doch den Verdacht, das ausgerechnet der auf Entstaatlichung fixierte, effizienzfanatische Think Tank des Gütersloher Mediengiganten bei den Abrechnungen von Spesen schlampiger war, als man es von einem verfilzten bayerischen Regierungsapparat erwarten würde. Das gefällt, das macht Laune. Wenn man sich nicht auskennt.

Andere sagen natürlich gar nichts. Die Süddeutsche Zeitung etwa, die einige lokale Zugangsmöglichkeiten zu politischer Prominenz dem Umstand verdankt, dass einige ihrer Autoren gleichzeitig bei Weidenfelds Centrum für Angewandte Politikforschung in München ein und aus gehen, und dort näher dran sein können, als man es im normalen politischen Betrieb in Berlin je sein könnte. [Edit: Jetzt sagt sie doch so einiges] Diverse TV-Sender, die mit Weidenfeld einen sehr angenehmen, klugen Gesprächspartner hatten, der fern von Parteilinien und Ideologien sprechen konnte. Da fällt es schwer, in die Attacken einzustimmen, die vornehmlich vom Manager Magazin gefahren wurden, letztlich mit Erfolg.

Das Problem, das uns alle betrifft, ist jedoch nicht die Person Weidenfeld. Dass sich die Bertelsmann Stiftung überhaupt so zu einem Dreh- und Angelpunkt der politischen Debatten entwickeln konnte, lag sicher auch am einnehmenden Wesen von Weidenfeld und seiner Fähigkeit, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Tische im richtigen Hinterzimmer zu bringen. Macht beruht in diesem Kontext weniger, als man vermuten möchte, auf dem Geld der Stiftung, denn auf einem komplexen System der Höflichkeit, der kleinen Gefallen und der Möglichkeit, in einem Freiraum Themen zu bereden, die im normalen politischen Betrieb schnell zu den unproduktiven Schaukämpfen führen. In dieser Lücke hat Weidenfeld die Stiftung positioniert, in dieser Lücke gibt es dann auch die berüchtigten, tatsächlich aber eher belanglosen Übergaben von Berichten, Büchern und Studien, die die Stiftung bei Politik und Medien sehen möchte - wichtig ist dort vor allem das Zusammenführen der richtigen Leute mit den nötigen Kompetenzen.

Weidenfeld hat nach meiner Beobachtung sehr genau darauf geachtet, dass alle Extreme draussen blieben, und in der Mitte der Politik eine gleichbleibende Nähe gepflegt. Ich habe nie erlebt, dass dort jemals die Fetzen geflogen wären, es war sehr angenehm und von einem gewissen Respekt gepflegt, der vielleicht nicht immer Ergebnisse, aber doch Denkanstösse nach sich zog. Auch bei der Bertelsmann Stiftung ist vieles mehr als fragwürdig; die begrenzten Einladungen von Journalisten etwa, die zum jeweiligen Thema die passende, angenehme Meinung und gute Position bei den Medien haben. Nur: Das ist in dieser Szene absolut üblich, die Bertelsmann Stiftung war unter Weidenfeld nicht böser, sondern in der Verfolgung ihrer Ziele einfach klüger, als beispielsweise die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft mit ihrem engen Focus auf den Terror der Ökonomie gegen die Gesellschaft.

Man wird sehen, wer in Zukunft die Geschicke der Stiftung leitet. Aber es wird ziemlich sicher kein ausgewogener Mann der Mitte mit politisch-wissenschaftlicher Zielsetzung mehr sein, sondern meines Erachtens einer, der den neuen Realitäten im Regierungsbezirk besser angepasst ist, ökonomisch orientiert, ein Company Guy, kein Forscher, sondern ein Consultant, der möglichst schnell in Gütersloh genehme Ergebnisse präsentieren möchte, und der keinen freundlichen, diskreten Nebenschauplatz kennt, wie das CAP über der Isar in München. Einer, der kein Puffer mehr ist, sondern einer, der durchsetzt. Dann eben weniger Freundlichkeit und mehr Zuckerbrot und Peitsche, wie andernorts in Berlin üblich. Der Wechsel wird die Stiftung für ein paar Monate in eine Reorganisation zwingen, aber danach wird sie immer noch da sein, alt in ihren Zielen, neu und anders in der Umsetzung. Und das ist ganz sicher nicht gut.

disclosure: ich war unter weidenfeld ab und an mal in der bertelsmann stiftung und beim cap eingeladen.

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