: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 2. Juli 2008

Glut

In diesen heissen Tagen hat man mal wieder ein heisses Eisen gefunden, mit dem schönen Namen Construction Loans, und ein paar Idioten, die sowas in der Hand halten. Noch verdeckt sind andere Idioten, die das ganze Übel dann verbrieft aufgekauft haben.



Kurz nach diesem Bild hatte ich ein langes Telefonat mit einem Experten, der auf eine interessante Sache hinwies: Würde man die Bewertungsgrundlage der 70er Jahre nehmen, hätten wir in Deutschland akuell eine Inflation von rund 8%. Ich habe vorgestern quasi blind eine Kommode gekauft, die beim ersten Blick dann doch nicht so ganz meines war, aber nach dem Telefonat war ich froh, gekauft zu haben.

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Zeit der Extreme

Extrem sterben.



Oh, keine Frage.
Wir erleben natürlich auch Extreme des Todes.
Sogar viel anschaulicher und massiver als früher.
Damals war der Tod, das Krepieren und Gehen
nicht im Mindesten so allgegenwärtig wie heute,
da wir die Glotze nicht durchzappen können,
ohne einen stellvertretendes Tödlein zu sehen,
das zu erleben wir ansonsten - pardon - vermeiden.
Tod. Ist ja nicht so schlimm in Medien, gehört dazu,
der Held fickt nachher trotzdem die Überlebende,
Persönlichkeitskrise, warum denn, bitte Küssen,
Abspann, Tod treibt Handlung, das ist alles.

Wenn möglich, verpacken wir ihn in Zahlen,
mehrere tausend Tote wo auch immer, fern von uns,
click mich an, mach mir die Quote, schlimm, oh,
tja, nun das Wetter. Oh nein, Gewitter am Nachmittag.
Und nun zu den Produktinformationen, billiger!
Es gibt den Tod, man wird täglich darauf hingewiesen,
aber etwas anders und netter, als es früher üblich war.
Nicht so vulgär, so in der Mitte von uns allen.
Das Morbide, die Groteske, das alles packen wir
in die Kategorie Horror, ein Kitzel, aber keine Wirkung.
Wer den Tod bekommt: Nicht stören, bitte ins Altersheim.

Extrem leben.



Wir leben in bunt. Starck macht rotes Plastik,
nur Gold, da trauen wir uns nicht so richtig.
Wir Parvenüs der vergangenen Epochen
die wir Farbcodes haben und Einrichtungssendungen,
wir nehmen, was geht, und was wir uns trauen.
Wir haben Moden vom Nierentisch zu Maria Weiss
und viel Halogen, um das Elend auszuleuchten.
Nur Illusionen bauen und leben wir nicht mehr,
Grotten für den Sommer oder exotische Tapeten.
Neben uns brummt die Klimaanlage das Lied
von AKWs und Braunkohleverschwendung.

Unser Asien ist garantiert echt und nicht lackiert,
keine Illusion, sondern echt originale Kinderarbeit
Russland schenkt uns seine gepressten Holzspäne
und Kirschfurnierimitat blinkt unter Epoxyd.
Der nordische Konzern, der unser Leben liefert,
urlaubt unser Geld an den blitzenden Bahamasstrand.
Wir machen uns nichts mehr vor, keine Phantasie bitte
oder gar etwas, das Arbeit bedeutet und Putzen,
wir fressen Ritalin vom Plastikteller und alles ist gut,
viel besser als die Deppen von früher, die tot sind,
und von denen wir uns keinesfalls stören lassen.

Aber wir leben, wir leben nicht schlecht, gut sogar
und es kann uns scheissegal, wir erfinden neu,
die Industrie hilft gerne mit Pappe und Polymeren,
wir schleppen es heim, schreien in das Fernsprechgerät,
Schatzi, ganz toll, und es war superbillig und praktisch,
praktisch ist es natürlich auch. Schatzi glotzt an
und schiebt Convenience in die Mikrowelle.
Schatzi zieht sich nachher vielleicht sogar aus,
wenn der Porno als DVD rotiert, danach Studium
der aktuellen Supermarktangebote.

Wozu noch sterben?

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