: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 21. Dezember 2008

Empfehlung heute - Die merkwürdige Süddeutsche

Die letzte Zeit war eher unerfreulich für einen Baulöwen in München. Der Mann versuchte, angesichts immenser Probleme seiner Firma ein paar verbliebene Gesellschafter rauszudrücken, und das in einer nicht gerade freundlichen Art und Weise. Die ganze Versammlung war ein grandioses Stück Wirtschaftsaufführung, und mit dabei war auch ein Journalist der Süddeutschen Zeitung. Man hätte darüber einen grossartigen Beitrag über den Herbst des Patriarchen schreiben können, über all die Probleme der letzten Monate und die vielen Risiken, die sich vor ihm, der vor ein paar Jahren noch unangreifbarer Freund der Staatsregierung, aufgetan haben. Die Sitzung war mit einem Wort - entlarvend.

Und die Süddeutsche, die seit längerem über diesen Herrn nur Bestes und Beschwichtigendes schreibt, verzichtete auf einen Beitrag. In meinen Augen, und das sage ich nur wegen diesem Fall, hat sich die Süddeutsche Zeitung in letzter Zeit bei einigen Themenkomplexen als ausgesprochen blind auf beiden Augen erwiesen, so blind, wie hier der Dorfpolizist von Kleinharting ist, wenn der Ministerpräsident etwas zu schnell unterwegs war.

Insofern bin ich überhaupt nicht überrascht, wenn die SZ in einem Pharmazieskandal auf der Seite fragwürdiger Machenschaften zu finden ist.

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Abschreibung und Investitionen

Das erste, was man 2009 wird abschreiben können und müssen, ist 2009, und wer grosszügig Werte reduziert, ist am Ende vielleicht weniger enttäuscht. Ich habe ein wenig den Eindruck, dass der Fall Madoff erheblich unterschätzt wird, denn wenn man sich durchliest, was die Aufsichtsbehörden 2005 bereits wussten und nicht reagierten, kann ma sich mal überlegen, was sonst noch alles möglich war. Die grosse Frage 2009 wird nicht sei, ob Madoff ein Eizelfall war, oder wie viele Madoffs es sonst noch gibt, sondern: Ist das gesamte schuldenbasierte Wirtschaftssystem der UdSSA signifikant ehrlicher als Madoff, und falls nicht, wann und wie fliegt es uns um die Ohren. Einknasten kann man ein Land nicht, und mit ein wenig Pech wird Obama der Präsident, der die Problme der UdSSA ein klei wenig abfedert, indem er sie zu den grossen Unerfreulichkeiten der Welt macht. Bitte, das ist kei Antiamerikanismus, Obama wird tun, was für Amerika gut ist, und in einer Schuldenkrise gibt es dabei immer viele, die blöd aus der Wäsche schauen.



Überhaupt, man braucht etwas Zeit, um zu verstehen, wie eng alles verwoben ist. Ein wenig Dummheit rettet einem vielleicht den Tag, aber wer genau hinschaut... ich kenne zum Beispiel eine Kunsthistorikerin, die bei einem Münchner Auktionshaus arbeitet. Vom Angebot her könnten sie eine vorzügliche Auktion gleich im Januar machen, nur waren die Ergebnisse der letzten Weinachtsauktion so schlecht, dass sie vorläufig keine moderne Kunst aufnehmen, und erst ein wenig warten wollen. So lange hat sie erstmal erzwungen Urlaub. Keine Kunsthistorikerin, keine Einlieferung - wer seine Altbauwohnung mit Leipziger Schule gefüllt hat, steht gerade vor einem massiven Bewertungsproblem. Man kann verkaufen, wenn sie einen zum Verkauf nehmen, und sie nehmen so wenig, dass die Preise halbwegs erträglich bleiben, aber verkaufen kann man deshalb noch lange nicht. Wer Kunst als Geldanlage gesammelt hat, muss abschreiben. Wer damit handelt, muss abschreiben. Und die Freundin meiner Bekannten arbeitet bei einer Firma, die Grundstücke für Gewerbegebiete makelt, oder besser: Gemakelt hat. Ich weiss nicht, wieviel ihre Wohnung pro Monat kostet, und es wird nicht so schlimm kommen, weil der Vermieter mit einer der beiden verwandt ist, aber in Spanien werden zwei Zimmer in einem teuren Wellness-Hotel im Februar sicher leer bleiben.



Und so frisst sich das alles durch unser System, feine Adern voller Gift und Vertrauensverlust, noch nicht wirklich schlimm, aber fühlbar, oben mehr als unten, für die Sicherheit schlimmer als für die Not, in Rüsselsheim sicher und bei uns bislang absolut nicht, sehr ambivalent, das alles, schwer zu greifen und mit Zahlen zu belegen, und gleichzeitig behaftet mit einer wahrlich nicht schönen Gier, bei der es nicht mehr um Schnäppchen geht, sondern um das Plündern. Für die einen sind 15% Umsatzrückgänge bei bekannten Uhrenhersteller egal, für andere, die a la 45 dachten und glaubten, in der Not hätte man etwas davon, ist es eine bittere Enttäuschung, und wieder andere warten noch ein wenig. Alles, was man nicht unbedingt braucht, wird verzichtbar, man geht in den Reservemodus über und reagiert nicht auf die Angebote wie "2 Wochen Aspen VP mit Flug für 999 Euro".



Es wäre schön, wenn es deshalb einen Drang zur Qualität gäbe, eine Besinnung auf Ernsthaftigkeit, ein Verzicht auf Verschwendung, angefangen bei der neuen Glotze bis zum Klingelton, aber es steht zu befürchten, dass auch diesmal die Ratten und Kakerlaken der Konsumgesellschaft am besten überleben. Würden Menschen hungern, wenn sie statt dessen ihren iPod befüllen können? das klingt etwas misanthropisch, sicher, aber mit niedrigen Erwartungen an die Lernfähigkeit des Menschen ist man als Historiker noch immer am besten gefahren. Wie dem auch sei, um den iPod zu beladen oder die Glotze zu nutzen, braucht man auch Internet und einen Computer und dazu Netz und idealerweise einen Raum, in dem das alles stattfinden kann. Wiewohl ich also 2009 abzuschreiben gedenke und damit rechne, dass auch ich das eine oder andere verspüren werde, werde ich die freien Tage dieses verlorenen Jahres nutzen, ein paar Räume für die zu renovieren, die auf das Wohnen nicht verzichten wollen. Und das sind immer noch die meisten.

(Ausserdem gab es für den ausgeborgten Kronleuchter einen Rückläufer, und das Zeug stapelt sich hier vernehmlich.)

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