Alte Männer lassen mich schlecht aussehen.

Da war dieses Kaschmirsakko in Blaugrau mit grünbraunem Karo. Ein Sakko, bei dem man sofort an einen sanft hügelige, grüne Landschaft denkt, eine enge, kurvenreiche Strasse und einen alten Sportwagen auf dem Weg zu einem Landgasthof. Man sieht den Stoff und weiss: Das ist nichts, was jeder besitzen oder tragen kann. Ein Sakko, in dem ich so schlecht aussah wie Ulf Poschardt nach seinem Abgang beim SZ Magazin: Nichts passte, es weigerte sich, meine Figur anzunehmen, aus der kostbaren Preziose wurde an mir eine billige Rottacher Hundedecke. Aber dann kam ein alter Mann, mindestens 80 Jahre alt, und probierte es in seiner Grösse. Die Wand hinter ihm löste sich schlagartig auf und gab den Blick frei auf eine Wiese, in etwas Entfernung ein paar Wälder und ein kleines Landhaus, mit einem mittelkleinen Bentley davor. Er sah nicht mehr alt aus, sondern gut, vermögend, klug und nicht im Mindesten geckenhaft. Es war sein Sakko, nur für ihn gemacht und sonst niemanden auf der Welt. Ich widerstand der Versuchung, mir auch eines zu kaufen und noch 40 Jahre zu warten. Mit Mühe.



Letztlich nahm ich ein hellbraun-beiges, sehr unauffälliges Sakko mit etwas Kaschmir und Fischgrätmuster, das man mit Tüchern etwas aufbessern muss, damit es einen nicht wie einen Erbsenzähler im Sonntagsausflugsgewand erscheinen lässt. Damit ging ich zur Kasse hintger. Hinauf schritt ein alter Mann in einem hellbraunen, zweireihigen Mantel, der äusserst weich um seinen Körper schwang. Der Mantel, der aus dem winterlichen Nizza der 20er Jahre aufstanden und gekommen ist, um die Zeit aller Mäntel zu beenden. Der Mantel, den jede Frau anfassen muss, um sich der Realität dieses Stoffes zu versichern. Ich starrte den Besitzer so fassungslos an, dass er mich fragte, wie er mir dienen könnte.

Wenn ich mal so alt bin, möchte ich auch so einen Mantel haben, und einfach nur gebildet und selbstsicher im Leben wirken, wenn ich Kaschmir trage. Wenn ich das schaffe, ist schon einiges erreicht.

Sonntag, 20. Dezember 2009, 00:14, von donalphons | |comment

 
aber bitte keinen trenchcoat aus feinstem zwirn. da kommt mir das kotzen wenn ich sowas sehe. das ist so wie army parka mit swarovski glitzerscheisse drauf.
nachricht an prestigeidioten da draussen: es ist ein _TRENCH_coat. marlowe ist ein abgerissenes, saufendes stueck scheisse. und cool . merke: niveau ist ein zweischneidiges schwert.

Edit: und die die sowas heutzutage kaufen meist unfähige cargo cult anzieher. ("fuer den eleganten mann mit stil" mein arsch. pah. epic fail heisst das in meinen kreisen.)

edit2: nicht dass ich ihn nicht auch cool finde, den trenchcoat. so aber nicht.

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Dufflecoat heisst das nächste Ziel. Nicht dass ich nicht schon zwei hätte, aber....

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hast du dir schon die passende pfeife besorgt?

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Brauchst Du etwa Tips i.S. Pfeife & gutem Tabak...kein Problem :-)

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Mit dem Duffel coat verhält es sich genauso, wie oben für den Trench beschrieben. ES gibt plötzlich lauter Designer Duffel, z.B. von Boss, für junge BWLer etc.
Wenn Duffel, dann den Original Monty, z.B. von John Partridge.

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@bironuim:
Den gewissen Abfuck-Faktor, den ein Trenchcoat braucht, kriegt man aber selten ab Werk. Mein Exemplar von bugatti hat jetzt über zehn Jahre auf dem Buckel und geht allmählich in die richtige Richtung.

Dufflecoat kann nicht jeder tragen. Ich bin jedenfalls nicht der Typ, dem sowas steht. Da nehme ich im Zweifelsfall lieber die schrägen Blicke auf meinen schwarzen Ledermantel in Kauf.

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@mark793
Gothic oder Gestapomantel ??

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oder die version tscheka ?

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Tscheka trifft's auch nicht schlecht,
aber streng genommen ist es ein Biker-Mantel, den ich in London auf dem Camden Lock Market erstand.

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wobei man noch sagen muss
dass die prämisse beim kauf im army-shop immer lautet: billig, effektiv. so wie trenchcoat. da trenchcoats nicht mehr in rauhen massen und in surplus läden zu finden sind ist man immer ein bisschen auf der aufschneiderseite wenn man sich nen trenchcoat zukommen lässt. ganzjähriger karneval, sozusagen. deswegen fühle ich mich auch immer ein bisschen unwohl wenn ich eher retro angezogen bin. ja, ist ganz cool, aber irgendwie auch verlogen.
wenn dann n vogel im trenchcoat aus hochglanzstoff einreitet... urghs.

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so. jetzt hab ich mir das von der seele geschrieben. musste mal raus.

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@mark: Bikermantel ??
Kradmelder trifft da wohl eher!!

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Durchaus nicht,
das Markenemblem im Innenfutter sagt "Washington".

Also nicht unbedingt hergestellt für Fahrer feldgrauer BMW-Motorräder mit Beiwagen. Sonst hätte ich damit auch ein klitzekleines politisches Problem.

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loreley, an Kamelhaar dachte ich auch, aber das sah irgendwie noch weicher aus.

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