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Dienstag, 29. Mai 2012
Man gewöhnt sich an alles 3
Ein direkter Vergleich der Märkte in Valeggio und Pfaffenhofen ist nicht möglich; man müsste sie kurz hintereinander besuchen, ab er sie sind am gleichen Tag. Früher jedoch, glaube ich, konnte man sie durchaus gleichsetzen; inzwischen hat Valeggio verloren und Pfaffenhofen durch Ausländer - auch Italiener, vor allem aber Franzosen - gewonnen.
Weil Deutschland auf der Sonnenseite liegt, bemerkt man vermutlich kaum, dass auch das mit der Krise zu tun hat; woanderrs lassen die Käufe nach, und in Deutschland treibt viele die Sorge um, wo sie ihr Geld hintun sollen. Die FAZ Wirtschaft, die durchaus gut ist, wenn sie rechnet und nicht Ideologie betreibt, hat einmal ausgeschrieben, wie niedige Zinsen und günstige Schulden die Sparer ruinieren. Da sucht das Geld Alternativen. Und findet sie mitunter auch hier, wo das Ausland hereinströmt, dem die Kundschaft weggebrochen ist.
Beide Orte haben ihr Flair, aber Valeggio hat im Zentrum das Bue d'Oro und am Rand Bars, während in Deutschland auf dem Staub des Patkplatzes Würste gebraten werden. Die Idee, solche Märkte auf Brachflächen abzuhalten, ist nicht besonders gut. Italien zeigt seine Schätze in der guten Stube, Deutschland verschiebt den Krusch in die Randlagen: Auch eine Art, mit der Geschichte umzugehen.
Das liegt auch am Geschichtsbewusstsein. Für die Italiener sind das Artefakte, die zur Steigerung der öffentlichen Präsentation herhalten können, in Deutschland dagegen dominiert, wie so oft, die Frage nach dem besten Preis. Ersteres kauft man gern in erhebender Umgebung, zweiteres im Industriegebiet. Der Reiz des Ortes ist egal. Deutschland ist ganz wei vorne beim Internethandel. In Italien plündert man, wenn es sonst nichts gibt, die Delikatessengeschäfte.
Nicht tot, aber auch nicht richtig lebendig, würde ich in Deutschland die Märkte nennen. Fahrende Lager, die anhalten und keine Innenstadt beleben. Früher war der Markt etwas, was jeder in seinen Mauern haben wollte, da wurden Privilegien erteilt und Urkunden gefälscht, um das Ziel zu erreichen. Heute schiebt man das weg. Auch wenn es jene mögen, die in dne Orten das Sagen haben.
Das ist ein wenig schade, denn die Marktflächen in den Orten wiederum sind meist zu Parkplätzen verkommen. Keine Sorge, diese bittere Ironie sehe ich auch nur, wenn ich aus Italien komme, und noch etwas fremdle. Dafür ist das Angebot hier wirklich interessant.
Gekauft habe ich wenig, ich habe ja schon alles. Bei meinen Franzosen aus dem Elsass habe ich einen Kerzenhalter mitgenommen, wie man ihn hierzulande kaum findet; aha, Angst vor dem Blackout, sagte eine ältere Frau, die vermutlich zu viel Springerpresse liest, oder sich von den Lobbyisten der FDP beschwatzen lässt. Es ist Sommer, man braucht gar nicht so lange Licht, selbst wenn es ausfallen würde. Allerdings erwarb ich nicht die beiden Mohren, sondern einen klassisch stumpfen Gegenstand mit giftiger Ersatzschlange, falls mal keine Geschiedene im Hause ist.
Und einen ganzen Packen neuerer Auktionskataloge mit Haushaltsauflösungen. Man will ja ein wenig Einblick in anderer Leute Wohnungen und die Preisentwicklung haben. Wenn ich jetzt, sagen wir mal, 100.000 Euro investieren müsste, würde ich barockes Silber kaufen. Das ist im Moment lachhaft billig, das war lange sehr schick und ist es gerade überhaupt nicht. Aber ich brauche es auch nicht, und so blättere ich einfach ein wenig.
Und denke dann wieder ein wenig an Italien. Wo ich, leider, leider, auch dieses Jahr keine Bananenständer aus Capodimonte gefunden habe.
Weil Deutschland auf der Sonnenseite liegt, bemerkt man vermutlich kaum, dass auch das mit der Krise zu tun hat; woanderrs lassen die Käufe nach, und in Deutschland treibt viele die Sorge um, wo sie ihr Geld hintun sollen. Die FAZ Wirtschaft, die durchaus gut ist, wenn sie rechnet und nicht Ideologie betreibt, hat einmal ausgeschrieben, wie niedige Zinsen und günstige Schulden die Sparer ruinieren. Da sucht das Geld Alternativen. Und findet sie mitunter auch hier, wo das Ausland hereinströmt, dem die Kundschaft weggebrochen ist.
Beide Orte haben ihr Flair, aber Valeggio hat im Zentrum das Bue d'Oro und am Rand Bars, während in Deutschland auf dem Staub des Patkplatzes Würste gebraten werden. Die Idee, solche Märkte auf Brachflächen abzuhalten, ist nicht besonders gut. Italien zeigt seine Schätze in der guten Stube, Deutschland verschiebt den Krusch in die Randlagen: Auch eine Art, mit der Geschichte umzugehen.
Das liegt auch am Geschichtsbewusstsein. Für die Italiener sind das Artefakte, die zur Steigerung der öffentlichen Präsentation herhalten können, in Deutschland dagegen dominiert, wie so oft, die Frage nach dem besten Preis. Ersteres kauft man gern in erhebender Umgebung, zweiteres im Industriegebiet. Der Reiz des Ortes ist egal. Deutschland ist ganz wei vorne beim Internethandel. In Italien plündert man, wenn es sonst nichts gibt, die Delikatessengeschäfte.
Nicht tot, aber auch nicht richtig lebendig, würde ich in Deutschland die Märkte nennen. Fahrende Lager, die anhalten und keine Innenstadt beleben. Früher war der Markt etwas, was jeder in seinen Mauern haben wollte, da wurden Privilegien erteilt und Urkunden gefälscht, um das Ziel zu erreichen. Heute schiebt man das weg. Auch wenn es jene mögen, die in dne Orten das Sagen haben.
Das ist ein wenig schade, denn die Marktflächen in den Orten wiederum sind meist zu Parkplätzen verkommen. Keine Sorge, diese bittere Ironie sehe ich auch nur, wenn ich aus Italien komme, und noch etwas fremdle. Dafür ist das Angebot hier wirklich interessant.
Gekauft habe ich wenig, ich habe ja schon alles. Bei meinen Franzosen aus dem Elsass habe ich einen Kerzenhalter mitgenommen, wie man ihn hierzulande kaum findet; aha, Angst vor dem Blackout, sagte eine ältere Frau, die vermutlich zu viel Springerpresse liest, oder sich von den Lobbyisten der FDP beschwatzen lässt. Es ist Sommer, man braucht gar nicht so lange Licht, selbst wenn es ausfallen würde. Allerdings erwarb ich nicht die beiden Mohren, sondern einen klassisch stumpfen Gegenstand mit giftiger Ersatzschlange, falls mal keine Geschiedene im Hause ist.
Und einen ganzen Packen neuerer Auktionskataloge mit Haushaltsauflösungen. Man will ja ein wenig Einblick in anderer Leute Wohnungen und die Preisentwicklung haben. Wenn ich jetzt, sagen wir mal, 100.000 Euro investieren müsste, würde ich barockes Silber kaufen. Das ist im Moment lachhaft billig, das war lange sehr schick und ist es gerade überhaupt nicht. Aber ich brauche es auch nicht, und so blättere ich einfach ein wenig.
Und denke dann wieder ein wenig an Italien. Wo ich, leider, leider, auch dieses Jahr keine Bananenständer aus Capodimonte gefunden habe.
donalphons, 00:26h
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