: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 7. Mai 2012

Kunstmalerisch vollkommen unbegabt

So, jetzt habe ich auch den Auftritt der Ersatzmarina der Piraten bei dieser Talkshow gesehen, über den so viele reden.

Mein lieber Schwan. Wenn da früher eine Marina war, ist da jetzt allenfalls noch ein sumpfiger Ententümpel übrig.

Ich wäre gar nicht weiter überrascht, wenn dieser Herr in Nullkommanichts alle Sympathien verspielt, die Marina Weisband aufgebaut hat. Zusammen mit seiner Onlinekommunikation war das nun wirklich nichts, was einen dazu bringen könnte, die Piraten zu wählen. Die Verschiebung des Schwerpunktes weg von einer Bürgerrechtspartei des digitalen Zeitalters hin zu einer "Alles jetzt sofort und zwar Gratis"-Zusammenrottung kann man kaum schöner verkörpern. Und natürlich spielen auch Äusserlichkeiten eine Rolle: Vielleicht fühlt sich dieser Herrr Ponader wie ein Bürgerschreck. Es kommt aber nur reichlich ignorant und ungehobelt bei mir an. Es gibt Leute, mit denen man über ein Grundeinkommen reden kann. Ponader ist niemand, mit dem ich darüber reden wollen würde. Ich habe zu lange in Studentenvertretungen zugebracht, als dass ich mir bei solchen Leuten noch irgendwelche Illusionen machen würde.

Solche Maschen, das sagt die Erfahrung mit anderen Gruppen ähnlicher extremer Ausrichtung, gehen nicht dauerhaft gut. Das mag der ein oder andere erfrischend finden, in Zeiten der Euphorie - aber die Piraten haben gerade bei einer Wahl erleben müssen, dass ihr eigenes Gerede von den Nachfolgern der toten FDP doch etwas zu viel war. Nächste Woche wird es ein davongelaufener New-Economy-Scheiterer sein, der ihnen in NRW eine ähnliche Lektion erteilen wird. Irgendwann werden sie auch mal erklären müssen, wie das alles refinanziert werden soll, wie immer in einem demokratischen System. Dann wäre es vielleicht gut, auch mal wieder Wähler anzusprechen, denen es nicht um die Egotrips der diversen, bei den Piraten untergekommenen Auslegerfiguren geht, sondern um na wie heisst das noch mal genau Inhalte.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass man mir hier eine Lösung für alle Probleme anbietet, hinter der sich Permanent Beta versteckt. Ein Politikentwurf anhand des Ponaderlebensstiles. Man muss diese meine Haltung übrigens nicht mögen, aber wenn ich schon sauer reagiere, weil da jemand von einer Datenschutzpartei mit einem Schwerpunkt auf Finanzierung aus Gemeinschaftseigentum als Ausweis des prekären Lebens ausgerechnet ein iPhone in die Kameras hält, wird das auch anderen so gehen. Kann sein, dass das alles im Moment noch an den Piraten abprallt. Aber ihre Gegner haben ja auch noch genug Zeit bis zur Bundestagswahl.

Und die Linke war im Westen ja auch eine Weile durchaus erfolgreich.

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Das Haben des Salates

Erinnert sich noch jemand an die Idee von Papandreu, die Griechen demokratisch über die Reformpläne abstimmen zu lassen? Das war Ende Oktober 2011. Damals putschte ihn die EU, allen voran Merkel und Sarkozy aus dem Amt. Das wäre ja noch schöner, wenn die Griechen bei der Rettung unserer Banken mitreden könnten. Die Folge war eine "Einheitsregierung" mit Technokraten", eine schöne Kombination aus Bankmenschen, Privilegierten und sogar Nazis, die das Land fit für den Aufschwung machen sollte.



Es kam anders, der von der EU verordnete Kurs trieb Griechenland noch tiefer in die Misere, mit dem Ergebnis, dass die Wirtschaft dort überhaupt nicht besser läuft, aber nun alle dafür haften. Besonders die Bundesbank hat da ein paar ganz böse Brocken in der Bilanz, und nur die Banken sind glimpflich aus der Sache raus gekommen. Die Griechen als normale Menschen hatten davon gar nichts. Oder besser, weniger als nichts.



Naja, und jetzt, ein halbes Jahr später, dürfen die Griechen auch mal was zu Besatzung und Kolonialpolitik sagen, und dann wählen sie halt die Nazis und die Kommunisten, und schicken die Volksparteien aufs Abstellgleis. Was für eine Überraschung, kaum behandelt man Menschen antidemokratisch, schon fühlen sie sich nicht mehr an die sog. demokratischen Parteien gebunden. Das haben Merkel und Sarkozy prima eingefädelt. Kurzfristig die Demokratie eingedämmt, und langfristige Folgen übersehen. Und weil dazu auch noch Sarkozy von den Franzosen abserviert wird, die auch keine Lust auf Bankbestimmung mehr haben, darf die Merkel jetzt alleine ran. Oh, ich habe ja ein Bild mit alten, ausrangierten Schachteln!



Gäbe es nicht Südfrankreich, müsste man fast fragen, on so eine Apparatschikkarriere in der DDR und später in der CDU vielleicht nicht doch eine suboptimale Vorbereitung auf ein Dasein als demokratische Politikerin ist. Denn mitten im Debakel - seien wir ehrlich, Europa hat gestern Merkel abgewählt - gibt es wenigstens noch einen Flecken, wo alles scheinbar in Ordnung ist: Südfrankreich. Da wählen Arm und Reich quasi geschlossen den Sarkozy. Und warum das dort so ist, erkläre ich in der FAZ. Auch nicht recht viel anders als bei den Griechen und ihren Nazis nämlich.

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