: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 18. Juni 2012

Zu den Feuern

Langsam, ganz langsam fange ich an zu glauben, dass sich Engagement lohnt. Langfristig. Das ist bei uns natütlich umstritten; Engagement bedeutet, etwas an Zuständen zu ändern, von denen man klar profitiert. Und an einem Land, einer Region, die auf dem Papier gländend sasteht. Wozu das alles, die wissen schon, was sie tun und was gut und für manche sogar sehr gut ist.



Der Beginn meiner journalistischen Karriere, wenn man das so nennen möchte, ist mit der Frage zusammengefallen, wie in Bayern Bürgerbegehren und Entscheide stattfinden sollten. Es gab einen Entwurf von Mehr Demokratie in Bayern e.V., und einen von der CSU. Die CSU setzt alles daran, ihre Vorstellungen, versehen mit hohen Hürden für die Bürger, durchzudrücken. Man würde gar keine Regionalpolitik mehr machen können, und ganz unrecht war das nicht aufgefasst: Die CSU verlor. Und die irrsten Ideen spart man sich seitdem auf lokaler Ebene. Niemand verliert gern einen Bürgerentscheid.



Damals habe ich mich ziemlich reingehängf, und der Dank sah so aus, dass die CSU unter Gauweiler in München den Ausbau des Mittleren Rings erzwang. Damit noch mehr Autos in die ohnehin überfüllte Stadt kamen. Und der Münchner erwies sich mehrheitlich als der Maklertyp, der er oft ist: Auf den eigenen Vorteil bedacht, entkoppelt von den Problemen, die er verursacht, a Sau, wie man das in Bayern so schön formuliert. Und die CSU hatte ein Gefühl dafür, wie man diesen Menschenschlag führte. Es waren die 90er. Die New Economy sollte bald kommen, Laptop und Lederhose, Privatisierung von Unternehmen und Verschwendung der Einnahmen in der Munich Area. Nicht gerade eine gute Zeit für Engagement.



Stoiber gewann eine Wahl nach der anderen, München blieb rotgrünrosa, was immer das bedeuten mag, in der Stadt wählte man den Ude und im Land- und Bundestag die Schwarzen. Zusammen mit Baden-Württemberg schien Bayern verflucht, und dass die Hessen ein noch abscheulicheres Regime hatten, half auch nicht weiter. Wenn es gar nicht mehr anders ging, kam die CSU daher und änderte irgendwie ihre Menung, sei es bei den Tschechen, sei es bei den Gleichgeschlechtlichen, bei den Familienverhältnissen - dort sogar sehr, wenn sie noch nebenbeiverhältnisse hatten -, bei der Ökologie, beim Genfrass und letztlich auch bei der Atomkraft. Es war für alle ein weiter Weg, viel weiter als meine Abendrunde, wo bald die Wehrkirche, das Ziel, in der Ferne erscheint.



Und es passierte wenig. Auf der Oberfläche. Darunter erkläre ich mir den Vorgang so: Früher waren die Menschen der Meinung, die CSU kümmere sich schon um alles. Dann veränderte sich die Haltung, man müsste die CSU wählen, weil sie Bayern eine Sonderrolle sichert. das ist schon ein Unterschied, ob man jemanden wählt, weil er gut ist, oder alternativlos. Und dann hatte Stoiber nichts Besseres zu tun, als die G8 durczudrücken. Ich denke, das achtstufige Gymnasium, das ist für Stoiber das, was Wackersdorf für Strauss ist. Da haben sie es zu weit getrieben. Eltern hassen das G8. Es macht die Familien zu Leistungsgemeinschaften. Das ist nicht das, was sie wollten. Dann kam noch die Landesbank, und dann die Klatsche. Keine absolute Mehrheit mehr.



Es ist auf der Kippe. Das fühlen sie bei der CSU, aber sie können auch nicht aus ihrer Haut. Gestern stand ich da oben neben der Wehrkirche, es wurde etas kälter, und ich fragte mich, wie das wohl wird, wenn die CSU morgen verliert. Sie werden es wohl machen wie immer: Wenn es demokrarisch nicht geht, dann eben mit allen anderen Methoden. Selbst wenn es vor Ort die Partei zerreisst, wie in Freising geschehen. Sie können nicht anders. Da drüben im Südsüdosten, da muss das werden, was die Partei will. Seehofer, der in einem Kaff im Sumpf lebt, in dem sich die Bürger schon beschweren, wenn ein Mal im Jahr ein Triathlon durchkommt, will jetzt bayernweit über die Grossbelästigung zugunsten der globalisierten Grosskopferten abstimmen lassen. Dabei ist der Flughafen München nur noch bin hier interessant: Billigflieger sitzen in Augsburg, Nürnberg hat selbst einen Flughafen, und noch weiter nördlich dominiert Frankfurt. Aber sie haben es so beschlossen, und eine Niederlage darf nicht sein, da drüben im Süden.



Und dabei ist es so ein schönes Land. Bayern ist, auch hier fern der Alpen, sagenhaft schön, zumal das keiner kennt, diese Region zwischen Donau und Altmühl, man ist weitgehend allein mit Sich und der Natur und vielen kleinen Strassen, auf denen niemand fährt. Sie machen wieder eine Allmende, Streuobstwiesen und Hecken, sie geben sich Mühe, ohne dass deshalb ein Tourist käme. Sie rstaurieren die Baxernhhäuser und retten die Juraarchitektur. Und in der Zeit zünden sie die Sonnwendfeuer an, die in den Hügeln aufflackern.



Es war kein weiter Weg bis hierher, nur über die ersten Höhenzüge des Jura nach der Ebene. Soll die CSU machen, was sie will, die Menschen ignorieren oder die Schönheit des Lsndes vereinnahmen: Es wird ihr nichts nützen. Vor 15 Jahren hätte man im Erdinger Moos einfach losbetoniert, und die Stadt hätte gefeiert; heute müssen sie von schweigenden Mehrheiten sprechen, was eben so bleibt, wenn man verloren hat. Nicht mehr viel. In anderthalb Jahren wissen wir mehr. Es ist eine kleine Radtour hier hinaus zu den Feuern, aber ein sehr weiter Weg von den gasverseuchten Wäldern in Wackersdorf, über denen die Eisenkrähen knattern, bis zum Zwitschern der Vögel im Moos bei Attaching.

Ausserdem: Aus Gerofling, man glaube mir das, ist noch nie etwas Gescheites auf diese Welt gekommen.

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30 Tage

So lang ist das erste Erdbeben in Italien jetzt her. Ich war dort und habe gesehen. Aber verstanden habe ich erst heute, als ich, einen Grana abliefernd und zuhörend, in der Kongregationskirche gegenüber im Konzert war und mir so dachte: Ist die Manschette des Hemdes weit genug sichtbar? Solche Luxusgedanken in einer Kirche muss man erst mal haben können. Ich habe Dutzende von Kirchen gesehen, alle zerstört, kaputt, gebrochen, Tauseende von Häusern und Zelten und Angst, so unendlich viel Angst. Und dann sitze ich wieder in einer Kirche, sie spielen Musik, die Menschen denken an nichts Besonderes, es ist eine offene Kirche, ohne Schäden und Trümmer, und irgendwie eine Sensation. Gleichzeitig aber auch die Erkenntnis, was da unten wirklich passiert ist.





















Die neuen Bilder sind in einem anderen Ordner, sas Verdrängen geht schnell. das Verarbeiten wird gelingen, man kann das verstehen im Sinne von erklären, aber ich war dort: Begreifen kann man das trotzdem nicht.

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