: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 21. April 2006

Confessio

Heute vor 5 Jahren krachte just another Startup zusammen, mit meiner Beteiligung. Kein Grund, ein schlechtes Gefühl zu haben. Die hatten alles getan, was man nicht tun sollte, die VCs hatten schon vor einem halben Jahr den Stecker gezogen, und so schmierten sie ab, ohne Geld und die Chance, frischen Saft mit ihrem Shift2B2B zu bekommen. Es hatte sich mittlerweile rumgesprochen, dass die Idee, das Team, die Leute, ihre angeheuerten Freunde und was auch immer nicht taugte. Schon im Jahr davor, auf einer Tagung in einem Hotel, hatte ein Investor sie in seinem Portfolio auf 0 wertberichtigt. Ich hatte nur noch den Putzjob: Zusammenfassen, erklären, das Ding halbwegs gut aussehen lassen, Asets bewerten, einen Blöden finden, der glaubt, mit der Quintessenz von 2 Jahren Bullshit Bingo ein Geschäft zu machen. Und zur nächsten abstürzenden Firma weiterzutingeln. Those are the great times, von denen manche heute wieder schwärmen. Und das Peverse ist - obwohl klar war, dass es nicht gut gehen würde, für keinen, auch für uns nicht, feierten wir an diesem Abend, in einem Lokal, von dem die Öffentlichkeit erst jetzt erstaunt zur Kenntnis genommen hat, dass es dort Kokain gab. Nein, was für eine Überraschung. Das hätte ihnen eine Kollegin schon früher erzählen können, nehme ich an. Fragen kann ich sie nicht mehr, sie hatte später ein noch schlechteres Ende als die meisten der damaligen Startupper.

Damals hätten wir die Frage, was in fünf Jahren sein wird, komisch gefunden. Keiner wusste, was nächste Woche sein würde, welcher Konflikt, welcher neue Irrsinn uns irgendwo anspülen würde, um zu retten, was nicht mehr zu retten war. Um diese Zeit herum fing ich an, meine Auftraggeber und ihre Freunde bei Dotcomtod zu verraten, einfach um den Druck wegzubekommen. 5 Jahre? Wer weiss.



Heute weiss ich es. 5 Jahre später streiche ich Bretter für meine Bibliothek, am Nordrand der nicht mehr existenten greater Munich Area. Ich falle nicht mehr oft in den Consultant Slang zurück, es gibt hier kaum Möglichkeiten dazu. Ich habe auch nicht mehr viel mit Berlin Mitte zu tun, mit dem Kanzleramt und Ministerien, wo ich nur noch wenige kenne. Ich streiche Bretter für meine Bibliothek, ich schreibe an einem Sammelband über Weblogs des ZKM, die Sonne scheint, es geht mir gut.

Auch wenn ich weiss, dass eine andere Geschichte aus der Zeit vor fünf Jahren gerade, in anderem Gewand, gerade gar nicht gut läuft. Und wahrscheinlich mitliest. So ist das, Prinzessin. Ob ich dabei bin, ob jemand anderes die Reports schreibt, spielt keine Rolle. Die einzige Rolle, die wichtig ist, ist in meiner Hand und träufelt Nussbraun auf Kieferbretter.

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Sieh an, sieh an

Denn sie wissen, wie man den scharfen Nagel in das Herz der Bestie treibt.

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Die Skalpe meiner Feinde - Eyn Vorschlag

wie zu servieren sey der Spargel bey einer Lesung mit schwarzen Gedanken allhie auff dem Gottsacker:



Ich bin kein Christ. Trotzdem kenne ich diese Religion, zumindest was den Katholizismus angeht, besser als die meisten Christen. Ich habe ihre Kirchenväter gelesen, deren Bücher nach heutigem Verständnis klar verfassungsfeindlich sind. Ich kenne die Schriften, die mir aus Sicht der Kirche, im Prinzip bis heute, jedes Recht bishin zum Leben absprechen. Ich kenne die Debatten, ob eine Frau nun schon ein Tier oder noch eine Sache sei. Und wenn ich über die zersprungenen, abgeschliffenen Porphyrplatten laufe, die mit viel Geld an die Pfaffen und Betschwestern übergeben wurden, um das Andenken eines Menschen zu bewahren, weiss ich auch, wer der grösste Versicherungsbetrüger aller Zeiten ist.

Ich stehe dieser Schlechtigkeit mit der kühlen Betrachtung des Wissenschaftlers gegenüber. Und ich weiss, dass ich, der ich vor wenigen Jahrzehnten noch als ein Erzfeind gegolten hätte, heute Zeuge des letzten Kapitels ihres Niedergangs sein darf. 1900 verfluchte Jahre haben sie uns in Büchern gehasst, als Pöbel getreten und mit dem Segen der Oberen ermordet - wer das nicht weiss, kann den Luxus nicht empfinden, heute ungestraft, ohne mit Tritten und Steinen gejagt zu werden, die Reste des sterbenden Kolosses zu betrachten. Andere nehmen seine Stelle ein, die braunen Mordbanden, und die mittrabenden Schönbohms und Schäubles dieses Landes, in der einen Tasche den Scheck des Waffenhändlers und in der anderen das Handy, das hoffentlich irgendwann einmal die Bundeswehr dirigiert, im Inneren, gegen Missliebige; kein Wunder, dass sie sich in der Tradition des Ungetüms sehen.

Aber das ist vorbei. Ich kann es recht leidenschaftslos betrachten, in seinen letzten Zügen, im Wissen seiner Geschichte. Nur manchmal. Da überkommen mich diese Gedanken. Diese bitterbösen, fiesen Gedanken, von denen sie lange Zeit gedacht haben, unsereins könnte sie tatsächlich denken. Ja, wie wäre es denn. Heiliger Märtyrerspargel. Gedünstet, auf einem geschwungenen Teller mit Goldrand, ein klein wenig geriebenes Sauerkraut als Silber und ein Lauchblatt als Banderolen, schwimmend in goldener Bechamelsosse. Auf einer Rokokotischdecke. Wahlweise als Chrysostomos-Rippchen oder als Brustknochen der 1000 Jungfrauen zu interpretieren. Ein himmlischer Geschmack und ein höllisches Vergnügen, Satan, meines Elends Dich erbarme.

Morgen beginnt, um zum eigentlichen Thema zu kommen, die Spargelsaison. Die Zutaten bekommt man auch, wenn man am Sonntag nach Pfaffenhofen (sic!) auf den Flohmarkt fährt.

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Freitag, 21. April 2006

Bayern wie es ist

Ein Kasten, über Jahrhundert prall gefüllt mit schmerzenden Körperausscheidungen, Einschlüssen, Problemteilen.



Abnorme Gallensteine, Knochensplitter, pervers geformte, böse Zähne, Magensteine, Rippenteile, die in Lungen stachen, Bleikugeln, Gelenktrümmer, Kapseln, verkalkte Missbildungen und vieles, vieles mehr, alles was die Jahrhunderte übersteht und irgendwie in Eiter, Ausfluss und Blut den Körper verlassen hat, in lange schwarz gewordenem Silber oder Zinn gefasst und hierher gebracht, zum Altar der Nothelferin. Keine Scham, kein Verstecken, ein Zeichen der Wunder und der nicht zertrümmerten, gigantischen Geschwulstwarze mit Haaren, die die Menschen hier als grösstes Übel auf dem jodmangelnd geschwollenen Kropf tragen.

Ein Hirn, grau, weich und saftig, wird man hier übrigens vergeblich suchen. Das hat seinen guten Grund.

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Vom Aussehen der falschen Säue, die im Dorf getrieben werden

Disclaimer: Das Verhältnis zwischen dem Autor Don Alphonso und manchen der im Artikel angesprochenen Personen und Institutionen war in den letzten Jahren - m.W. durchaus auch mitunter gegenseitig - nicht immer konfliktfrei. Aus Gründen, die in diesem Beitrag jedoch keine Rolle spielen.

Im Rahmen der gerade anstehenden Blogpubertät in Deutschland, in der manche bemerken, dass sie tatsächlich sowas wie publizistische Macht und Einfluss haben, spielen die gejagten Säue im Gross-Bloggersdorf eine wichtige Rolle für das Selbstwertgefühl. Die grösseren Fälle der letzten Wochen - Euroweb, Transparency International German Chapter, von Matts Klowände, letzte Woche auch mein Vorgehen gegen eine Berliner PR-Agentur - haben stets auch Kommentatoren auf den Plan gerufen, die dem Vorgehen kritisch gegenüber standen. Häufig angesprochen wurde die Frage, wann es endlich mal den Falschen beim kollektiven Aufschrei treffen würde. Im Fall von Flyerpilot, der letztlich gut ausging, wurde es schon etwas problematisch, da wurden einige Dinge nicht ganz sauber kommuniziert bzw. verschwiegen. Ein schneller, guter Ausgang ersparte der Causa eine breitere Debatte.

Momentan rollt die nächste Welle an. Es geht um die Jugendsendung des Zündfunks auf Bayern2 Radio, die Gerüchten zufolge eingestellt und durch ein Vollprogramm auf einer kaum gehörten DAB-Frequenz ersetzt werden soll. Der Zündfunk hat wie Bayern2 Radio seit nunmehr Jahrzehnten mit Hörerschwund zu kämpfen und mit seinem anspruchsollen, anderen zufolge abgehobenen Stil der starken Dudelfunkkonkurrenz ohne Hirn und Niveau wenig entgegenzusetzen. Er hat eine recht grosse Redaktion, ist nicht unbedingt billig und ein Fremmdkörper im sonstigen, faktisch auf die Altersgruppe über 65 ausgerichteten Sender. Während die einen den Zündfunk für eine Talentschmiede und eine Insel des kritischen Journalismus des BR halten, sehen andere in ihm eine arrogante, selbstbeweihräuchernde Hirnfickveranstaltung, die ihrem Auftrag nicht nachkommt, nur noch nervt und beim Zielpublikum nicht mehr ankommt.

Vor einer Woche wurde bei telepolis über Gerüchte zum drohenden Aus berichtet. Seitdem haben ca. 30 Blogs das Thema aufgegriffen, in den letzten Tagen durchaus auch kontrovers der Spreeblick und mein Blog, womit eine grössere Blogöffentlichkeit erreicht ist. Ausserdem gibt es eine Reihe von Presseveröffentlichungen, die zumindest teilweise schon fast lehrbuchhaft von Bloggern inspiriert wurden, etwa bei jetzt.de, Süddeutsche Zeitung, Jungle World und DeBug.

Im Zentrum der Bemühungen, den Zündfunk zu erhalten, steht Patrick Gruban, bekannt unter anderem als Erster Redakteur beim Stadtblog Minga.de. Bei Minga begann auch die Welle der Empörung, die dann schnell von ihm koordiniert wurde, etwa mit der Website "Zündfunk retten", die mittlerweile auch ein Blog besitzt und eine Online-Petition betreibt. Darüber hinaus wirbt Patrick Gruban auch in den Kommentaren von Blogs für seine Initiative, auch bei mir, was man durchaus als Kommentarspam bezeichnen könnte. Das Projekt gibt sich auf Zündfunk-retten.de als Faninitiative aus:
Disclaimer: Dies ist eine Aktion von Hörern und Fans des Zündfunks, nicht von Mitarbeitern des Bayerischen Rundfunks.
Nun ist geschicktes Blog-Marketing, wie in diesem Fall mit Verve vorgetragen, erstmal kein Verbrechen. Schliesslich erscheint die Geschichte vom engagierten, qualitativ hochwertigen Format, das im bösen, schwarzen Bayern plattgemacht wird, als klassisches David-Goliath-Szenario, dem Blogger gerne auf Seiten der Schwachen mit einer Initiative beispringen. Das führt dazu, dass sich Blogs für den Erhalt des Zündfunks einsetzen, die das Programm und seine nicht unumstrittenen Sendepraxis gar nicht kennen.

Man kann natürlich trotz allem sagen, dass der Bayrische Rundfunk da einen Riesenfehler macht, dass es gemein und ungerecht ist. Nur eine Sache fällt diesmal auf: Es ist im Gegensatz zu den früheren Fällen des Sautreibens im Gross-Bloggersdorf kein Ereignis, das der Verursacher selbst hineingetragen hat. Der Bayerische Rundfunk hat keinem der Treiber was getan. Also, sollte man meinen. Und damit kommen wir zum unangenehmen Teil - wir schauen uns nämlich mal genauer an, wer und was dieses Thema in der Blogosphäre vorantreibt.

Patrick Gruban ist Marketing Spezialist. Sprich, er hat Brief und Siegel von der BAW, dass er es kann. Das beweist er in diesem Fall auch. Per se geht das in Ordnung, warum sollte man sein Können auch nicht verwenden. Unschön wird es aber, wenn man bei "Zündfunk retten" ins Impressum schaut. Da landet man nämlich bei sub bavaria, einem von Patrick Gruban betriebenen Wikiprojekt über bayerische Subkultur. Und das wiederum wird vom Zündfunk wärmstens empfohlen: Auf der Website findet sich etwa diese Empfehlungsseite und diese Beschreibung der Sub Bavaria Inhalte als Zündfunk Kolumne:
KOLUMNEN
SUB-BAVARIA
Das Projekt sub-bavaria sammelt bajuwarisches Geheimwissen im interaktiven Online-Lexikon. Ihr könnt mitmachen, neue Artikel schreiben und alte ergänzen. Der ZÜNDFUNK versendet das Lexikon der bayerischen Subkultur im Radio.
Auch die Launchparty des Projekts war eine Kooperation mit dem Zündfunk. Spätestens hier sollte man etwas misstrauisch werden. Inwieweit so eine Unterstützungsaktion unter solchen Bedingungen noch unbhängig sein kann, ist eine Frage, auf die Patrick Gruban bislang - trotz Frage - eher ausweichend reagiert hat. Nun verrät uns das Impressum von Sub Bavaria auch, dass das Projekt von drei Personen betrieben wird, nicht nur von Patrick Gruban:
sub-bavaria wird von Ania Ma*ruschat, Julian Do*pp und Patrick Gruban als unkommerzielles Projekt betrieben. (Namen leicht geändert, Google muss nicht alles wissen. Anm. Don)
Wer sich ein wenig beim Zündfunk umschaut, dürfte schnell verstehen, warum nicht eine Mitbetreiberin bei dieser Aktion in Erscheinung tritt, obwohl sie mutmasslich zu der Geschichte eine Menge erzählen könnte. Ein weiterer Mitbetreiber ist Mitarbeiter bei einer auf Bayern2 Radio aktiven Abteilung des BR - einer weiteren Abteilung, die immer mal wieder als Kürzungsposten genannt wird. Inwieweit sich dieses Team letztendlich mit dem Anspruch des sichtbaren Frontmanns Patrick Gruban verträgt, als "Zündfunk retten" "eine Aktion von Hörern und Fans des Zündfunks, nicht von Mitarbeitern des Bayerischen Rundfunks" zu sein, bleibt jedermann selbst zu beurteilen überlassen.

Wie auch immer: Ich persönlich würde wirklich raten, sich die Saujagd in Bloggersdorf gut zu überlegen, wenn die Sau nicht von selbst angerannt, sondern von Interessensgruppen zwecks Jagd ins Dorf gebracht wird. In meinen Augen ist nichts Verwerfliches dabei, den Bayerischen Rundfunk zu schelten - allein, der Versuch dieser zentralen Koordinierung, das Thema voranzutreiben und mit einem einseitigen Informationsfluss am Köcheln zu halten, hinterlässt bei mir einen wirklich schlechten Beigeschmack. Momentan steht nicht nur der Zündfunk auf der Kippe, sondern auch ein wenig Integrität der Blogosphäre. Persönliche Netzwerke, die durchaus beim Engagement für ein Sautreiben eine Rolle spielen können, sind nochmal was erheblich anderes als gezielte Kampagnen mit verdeckt agierenden Playern, die im Hintergrund der Fassaden der gerechten Empörung ihre eigene Agenda fahren.

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Mittwoch, 19. April 2006

Einen miesen Schreiberling

erkenne ich daran, dass er die Wendung "immer mehr" bringt, um sich Belege zu sparen.

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lamento della vita povera

mit der laute gesungen in richtung schlechtgenährter elitessen

Ach, gefüllt sind morsche Schränke
mit gebrauchtem, altem Gut.
Zum Sex geht´s auf marode Klavierbänke
Achtung - ich will keine Brut

Denn ich bin der arme Don Alphonso
ohne Titel, Amt und Position
Nur der arme Don Alphonso
meine Kronleuchter blitzen zum Hohn.

Ach, ich kauf für mein karg Leben
der Oma Tasse und der Tante Tisch
Kirschholzstühle kann man kleben
ich darbe wie der frühe Kisch

Denn ich bin der arme Don Alphonso
kein Vorstand oder gar PR-olet
Nur der arme Don Alphonso
ich nage an der Agenturen Grät.

Ach schaut nicht auf der Kanne Silber
oder der anderen Pretiosen Glanz
auch die alten Stiche und die Bilder
illustrieren nur meines Bettels Tanz.

Denn ich bin der arme Don Alphonso
ich komm von Federn auf das Stroh
Nur der arme Don Alphonso
in alten Mauern ist mein Tag nicht froh.

Ach seht meines Wagen tiefe Beulen
es ist die Schuld der Schwester klein.
Der miese Restwert macht mich heulen
der Achmed will kein Käufer sein.

Denn ich bin der arme Don Alphonso
das Glück hasst mich wie die Pestilenz
Nur der arme Don Alphonso
vorbei die Tage der Magnifizenz.

Ach, aber, wenn des Lenzens Wärme
zum ersten mal meine Terasse leckt
und nach Nageln der JK-Koms Gedärme
mein Herz neue, reine Gedanken heckt



Dann bin ich der reiche Don Alphonso
was will ich mit Geld, Profit und Schmu!
Ich bin der glückliche Don Alphonso
Elitessen schaun aus ihren Löchern zu.

Mozarella, Basilikum und frischer Tee
Sonne, Himmel, gleissend Licht und Blau
das gebühret nur Eurem alten Fonse
Ciao - da unten klingelt eine hübsche Frau.

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Real Life 19.04.06 - 160 Jahre

Bücher kauft man nach Empfehlung, und auch, wenn die Empfehlung per Mail und Amazonlink kam, so gehst du doch ganz klassisch den grossen Bogen durch dein Altstadtquartier zum Buchhändler deiner Wahl; einem Rebellen, der hier in diesem geistig verkommenen, rabenschwarzen Spiessermoloch einen linken Buchladen eröffnet hat, in dem du als Schüler rote Sterne gekauft hast, die dir damals im Konflikt mit der Schulleitung und all ihren Uralt-, Mittelalt- und Neocons eröffnet hätten, in welcher Welt du lebst - hätte es dir die Familiengeschichte nicht schon lange anderweitig bewusst gemacht. Hier also kehrst du ein; du weisst, es ist ein Buch, das dem Händler gefallen wird, und deshalb hat er es sicher auch da. Und tatsächlich, es ist vorrätig.



alessandro piperno, mit bösen absichten, fischer 2006, bin auf seite 70, brilliant!

Ihr unterhaltet euch ein wenig über den Betrieb; er hat es in der FAZ gelesen und fragt, wie es so läuft. Gut läuft es, keine Frage, 70 Leute sind in den grossen Städten kein Problem, aber auch in kleineren Orten scheint es zu gehen...

Es entsteht eine kleine, gedankenschwere Pause, bis er anhebt und sagt, dass diese Stadt hier mit ihren 30 Lesungen pro Jahr gar nicht gut ist und sowieso nur die alten Leute kommen. Immer die gleichen Gesichter, die man ohnehin aus dem Theaterabo kennt und aus dem Konzertverein. Du sagst, dass du hier auch auf keinen Fall lesen wolltest, hier kennt dich jeder, du hast einen Clan, der es nicht lieben würde, würde man hier vor Ort die schmutzige Wäsche des Kaffs vortragen, derer du so viele kennst, zum Beispiel die Sache mit dem neuen Haus des Sohnes der Erfolgreichen und seinen Gone-with-the-wind-Säulen in pastellorange und den drei Edelstahlringen als Kapitelle. Oder die späte Schwangerschaft von Frau H., deren bigotter Mann ganz sicher nichts vom Tennislehrer der ältesten Tochter ahnt.

Du breitest etwas Schmutz und Schund aus der letzten Konzertpause aus, hinten im Laden spitzt eine alte Schachtel die Ohren, und die Azubine, ein hübsches junges Ding, kichert hinter der Säule. Oh, Publikum, dankbares, interessiertes Publikum. Dennoch. Hier also würdest du ganz sicher nicht lesen wollen, wer weiss, ob überhaupt jemand käme, nicht wirklich, ausserdem, ohne Partner ginge das auch nicht.

Nun, sagt der Buchhändler, man könnte natürlich mal mit der Stadtbibliothek reden... Und eigentlich, sagst du, wäre das kein Risiko, denn den Raum hättest du sogar, nämlich im Juni, wenn die Wohnung im zweiten Stock halbwegs fertig ist, dann könnte man Saal und Essimmer - 55m² - eigentlich schon was machen, schliesslich gäbe es was zu feiern, 160 Jahre gehört der Stadtpalast jetzt uns, 160 Jahre in diesem Dreckskaff mit all der Korruption, da könnte man auch mal die Geschichte von der alten S. erzählen, und wie sie damals auf der Flucht vor den Amerikanern in den Schlossgraben...

Das wäre auch mal was anderes, meint der Buchhändler, und ihr vertagt das Gespräch auf später, denn gerade kommt ein Elitestudent herein, sieht ungeduldig aus und fragt gleich nach einem Fachbuch.

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Dienstag, 18. April 2006

Denn sie kochen auch nur mit Wasser

Warum nur habe ich gerade den Verdacht, dass die Berliner PR-Agentur Johannsen und Kretschmer, zu deren Bildlieferanten ich unfreillig geworden bin, zwar in ihrem Monatsthema April 2006 grosse Töne spuckt, was das Monitoring von Blogs in Unternehmenskrisen angeht - aber wenn es um sie und ihre hausgemachte Blogkrise geht, offensichtlich auf auf das fehlerhafte Primitivtool der Technorati-Blogsuche angewiesen ist? Aber wie sollte ich sonst diesen Zugriff vom JK-Server verstehen?

2006-04-18 15:46:30 mail.jk-kom.de http://technorati.com/search/johanssen%20kretschmer 1280x1024 Internet Explorer Windows XP

2006-04-18 16:30:56 mail.jk-kom.de http://technorati.com/search/johanssen?language=de 1280x1024 Internet Explorer Windows XP

2006-04-18 16:33:25 mail.jk-kom.de http://charivari.wordpress.com/2006/04/12/sie-lernen-nichts-
dazu/ 1280x1024 Internet Explorer Windows XP


Sollte das alles gewesen sein? Also echt...

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Platz 3

bei dieser Abfrage in dieser Sache. Ob ich es noch auf die Nummer 1 schaffe?

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Der Zündfunk wird plattgemacht? Prima!

Ach, da werden manche aber heulen, namentlich die Mitarbeiter und ihre zuhörenden Omas: Die Gerüchte verdichten sich, dass BR-Intendant Gruber dem sog. "Jugendprogramm" Zündfunk die letzte Grube gräbt. Statt der paar Wochenstunden auf dem Winzsspartensender Bayern2 Radio soll das Teil eingestellt und durch eine Jugendwelle ersetzt werden - auf DAB, dem technischen Steckenpferd der Staatsregierung, das ansonsten aber keine alte Sau interessiert. Kurz, der Zündfunk oder was daraus wird, sendet in Zukunft wohl genauso unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wo er sich auf UKW schon hingesendet hat.

Glaubt man den Selbstdarstellungen der Macher, dann sind sie die Lordsiegelbewahrer des Antimainstreams und gleichzeitig die Talentschmiede des BR - jeder, der Bayern im Allgemeinen und den BR und seine Staatsregierungsbeziehungen im Besonderen kennt, ahnt, dass da eine Menge kognitive Dissonanz im Spiel ist. Schon bei der letzten Reform von Bayern2 Radio sprang man mit Riesenkonzepten bei den als Reformatoren eingesetzten leitenden Mitarbeitern los. Man vertraute darauf, dass manche selbst beim Zündfunk gewesen sind und man auch Konzepte zur Befriedigung der Rundfunksratmitglieder hatte - und ging letztlich als Verlierer vom Platz. Die Bemühungen nach oben hatten nichts gebracht. Die Sendung wurde gnadenlos um Stunden in den späteren Abend geprügelt, rein in die Daily Soap Zeit, was für die selbsternannten Kämpfer für eine andere Jugenkultur nicht wirklich von Vorteil war.

Zündfunk, das ist Radio, wie sich die Mitte 50 jährige, wertkonservative Gemahlin eines halbliberalen Rundfunkratsmitglied den idealen Jugendsender wünscht: Ein klein wenig kritisch, ab und zu und wenn es nicht gerade um wirklich heftige politische Themen wie Korruption, Wirtschaftsförderung und Parteiränken geht, wissensvermittelnd, bemüht menschenfreundlich, nach Gerechtigkeit für junge Leute rufend - auch wenn die freien Jobs beim Zündfunk nicht sehr viel anders als die typische Ausbeute in den Medien mitsamt Profilierungssucht mancher leitenden Köpfe sein soll. Das Suhlen im Wissen, etwas Besseres zu sein und es im gebührenfinanzierten Auftrag zu tun.

Dazu Musik, die so gut wie niemand kennt, in einer Moderation, die es einem nicht erklärt, sondern damit allein lässt, wie superwichtig die Elektropiepser gerade im Untergrund von Novosibirsk sind. Hin und wieder der arg bemühte Versuch, Kleinigkeiten beim ORF-Nachbarn FM4 abzuschauen, und die ständige Selbstvergewisserung, Kult zu sein. Das Problem, dass man im Quotensumpf von Bayern2 Radio nicht besser als die anderen ist, wird beiseite geschoben in der Gewissheit, dass man als Vollfrequenz sicher einen super Jugendsender hinbekäme.

Auf DAB werden manche von denen jetzt den Beweis antreten können. Ja, die Welt ist ungerecht, wenn man von den Padronen so verstossen wird, deren Protektion nicht mehr hat. Vielleicht geht bald die Legende in Umlauf, der Zündfunk muss sterben, weil es journalistisch zu hochwertig war, weil die Öffentlich-Rechtlichen auf Mainstream schalten, weil man die Jugend vom denken abhalten will. In diesem Fall ist es aber eher so, dass ein Format ausgeknipst wird, in dem sich ein paar ergrauende Berufsjugendliche ihrer Sache mit den Oberen zu sicher waren und nie ernsthaft versucht haben, bei den Jugendlichen anzukommen. Mit der Zielgruppe verquaster Einserabiturienten darf man sich nicht wundern, wenn die Leute dann eben die Musikgosse von Radio Galaxy konsumieren, auch wenn die den Anspruch einen toten Beutelratte haben.

Ich mochte Berlin nicht, und Wien kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Aber der RBB (hallo Holgi)und der ORF zeigen mit Fritz und FM4, wie man mit Jugendsendern innovative Formate, gute Events und Quote macht. Ohne den Hörern mit arroganten Ansprüchen auf den Sack zu gehen, die zu erfüllen man selbst nicht in der Lage ist. So geht das, ihr Luschen. Und jetzt fangt an, DAB zu lieben, wenn Ihr auch weiterhin auf den Knien leben wollt.

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Dienstag, 18. April 2006

Dieses bestimmte Gefühl

wenn man begreift, dass man schon besser vor Wochen seinem Bauchgefühl gefolgt wäre, wenn sich dann zeigt, dass es so wird, wie man befürchtet hat, dass jeder andere meint, das wird schon gehen, hat doch woanders auch geklappt, warum nicht hier, Erfahrung überflüssig, Planung sowieso. New Economy pur, Tests keine. Outfit aber poppig und da kann man vorher prima erst mal relaxen. Wie Anno 2000. Damals glaubte ich noch. Könnte vielleicht. Risiko. Aber gut.

Heute das Wissen, dass es sinnlos ist, sich noch zum Steuerknüppel durchzuschlagen. Es ist sinnlos, auf dem Platz zu bleiben und auf den Aufschlag zu warten. Es gibt nur eine Sache, die sinnvoll ist. Die Reissleine.

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I simply buy what I like

ist der Ausspruch eines Bekannten aus England, den es wegen seiner beruflichen und religiös-ethnischen Tätigkeiten viel durch Europa treibt. Wir hatten ein Interview an einem Samstag Abend südlich von München, danach unterhielten wir uns ein wenig, unter anderem über das Interieur des Schlosses, und dann kam irgendwann die Frage von ihm, ob es hier in der Nähe denn Fairs gäbe, wo man sowas kaufen könne - ein schlichtes Demilune aus Kirschholz, das wäre was. Die "Fair" gab es, 50 Kilometer weiter westlich, in Salzburg, und so verschwanden wir am nächsten Morgen heimlich aus dem Schloss, kurvten durch das Voralpenland, und erreichten bald diese vom Katholizismus niedergerückte, paradiesisch schöne, vergiftete Stadt an der Salzach, die noch jeder grosse Bewohner angewidert verlassen hat, von Mozart über Herzl bis Zweig. Dort erwarb er zwei Portraits - die er nicht brauchen konnte - einen alpenländischen Tisch - der garantiert nicht in seine Londoner Wohnung passte - ein paar Fayencen - they don´t fit with Imari, what do you think, Don - und noch eine Monstranz - gee, I could use it as a etrog box. Jedenfalls, ein Demilune war nicht dabei.

Auf der Heimfahrt überlegte er Strategien zur Umgehung seiner Gattin und erklärte mir, dass es letztlich eben sein Schicksal sei, das zu kaufen, was ihm gefalle, und nicht das, was zusammen passe. Und als ich gestern aus Pfaffenhofen nach Hause kam, wo ich hingefahren bin, um einen kleinen Tisch zu kaufen, da dachte ich wieder an ihn. Weil ich keinen Tisch gefunden hatte.



Sondern eine wirklich "unusual, rare", weisse Cloisonnéedose. Ich bin bei diesen Objekten immer etwas skeptisch, wenn sie weiss sind, das ist nicht wirklich mein Geschmack, aber die ist ausgesprochen fein und alt. Und sie hat eine Geschichte. Desweiteren ein Stich von Daniel Deuchar nach einem Gemälde der Schule von Fountainbleu. Regelmässige Leser kennen meine Sucht nach allem, was mit Manierismus zu tun hat. Und ein Bild von der alten Heimat eines Teilclans: Ein grosser Stich von Arbois in der Franche-Comte, etwa 1780. Nachdem im anderen Raum schon vier weitere Spiegel irgendwie keinen Platz mehr haben, noch ein recht erblindeter Biedermeierspiegel. Komisch, man steht davor, erhandelt ihn und vergisst völlig, dass man ihn nicht braucht. Liegt wohl an dem fein gemaserten Mahagoni.

Gut, die Dose kann ich als Teetrinker durchaus für eine gröbere Sorte gebrauchen. Der Rest würde mich vor Probleme stellen, hätte sich da in der Familie nicht vor kurzem etwas getan. Zugrunde liegt eine lange, die Öffentlichkeit nicht betreffende Geschichte, aber im Ergebnis werde ich wohl 2 Stockwerke weiter unten eine Wohnung bekommen. 85 m², 3 Zimmer, Küche, Bad. Mit ganz viel Wand für viele Bilder. Es muss sein. Denn sonst wird das hier oben bald etwas eng.

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Pikant, pikant

Pikant am Rande ist allerdings, dass die Autoren des Artikels bereits Ende März vorab darauf aufmerksam gemacht worden waren, dass dieses Bild eine Gefahr (actually, it did. Don) darstelle und insgesamt auch nicht sehr passend sei. Bereits hier fiel dann die Aussage, man habe sich die Genehmigung des Verlages für dieses Bild eingeholt.

Aus Wolfgang Lünenbürger-Reidenbachs Blog-PR-Rundbrief. Ich wäre gar nicht überrascht, wenn der exemplarische Fall demnächst bei dem ein oder anderen Seminar oder Workshop der deutschen Blogberaterszene "weitere Verbreitung" finden würde. Es gibt da welche, die sind gerade ganz erstaunlich stille Geniesser, ich werte das mal als Zeichen. Und nachher schreibe ich mal was zur Frage, ob es überhaupt wichtig ist, dass so ein Thema den Umweg über die Medien zu denen geht, die daraus Stricke drehen, Gruben graben und beim Kunden mobben.

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Montag, 17. April 2006

Bloggen aus der Elitessenfabrik der kleinen Provinzstadt

Ha! Es gibt noch einen Ersatz für Matthias:

To compensate that loss, my HSM (Uni-Marketing) together with the SummerChallenge (sports competition in summer)-Team and the city of Ingolstadt, my uni will set up a Beach Open Air Festival in early June. We use to have a beach party every year for which you buy the ticket in advance for 18€ and on that night all cocktails are for free. This year they’ll have some bands live on stage. One of them is the winner of a TV casting show who is quite into rock and at least our age. But the other band they got is Tokyo Hotel.

Hach - so liebe ich das. Bitte keine Aggro-Kommentare hier oder da drüben, peace, thx. Und für Yokohama Jugendherberge beschaffe ich mir Stacheldraht, eine Boden-Boden-Rakete für die Dachterasse und ein paar ordentliche Boxen mit Gegenprogramm. Wobei, da bin ich vielleicht ohnehin in Berlin.

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5 Monate im pfeifenden Tod

Ich mag das auch nicht, wenn irgendwo an der Isar Roadsterfahrer rumstehen, die Sonnenbrille auf und das Verdeck unten, und dann werden von einer Frau in Prada angeredet, die sich zu ihnen runterbeugt. Aber ich weiss inzwischen, dass es auch ganz anders sein kann. Nämlich so wie bei mir. Ich sitze also im alten Roadster meiner kleinen Schwester, den sie nicht mehr wollte, an der Isar. Ich trage die Sonnenbrille, weil ich Heuschnupfen habe. Das Verdeck ist unten, weil besagte Kleine Schwester einen Stuhl gebraucht hat, der sich mit geschlossenem Verdeck nicht transportieren liess. Die Frau in Prada ist meine kleine Schwester, die sich herunterbeugt, um mir mitzuteilen, was für ein ****** ich bin, weil ich einen Flecken auf dem Bezug gemacht habe. Ich wirke cool, weil ich vor lauter Asthma regungslos im Sitz hänge und dringend Tabletten brauche. So schaut die Realität aus, zumindest in meinem Fall.



Trotzdem ein kleiner Erfahrungsbericht. Müsste ich den Wagen mit ein paar Worten beschreiben, würde ich anfangen mit "laut, hart, undicht, schlechtes Blech, unsauber verarbeitet". Kurz, auch wenn manche die Barchetta belächeln, ist sie doch ein echter Roadster, mit einer Heizung, gegen die jede alte Spitfire eine Backstube ist. Der Motor ist ein ruppiges Monstrum, ein fieser Säufer und obendrein so vornehm wie eine Sau am Trog. Das Fahrverhalten ist nichts für Anfänger, aber wenn man es gelernt hat - ich war mal eine Weile als Profifahrer unterwegs - merkt man das Potential, das in dem Wagen steckt.

Keine Frage, das Auto ist unkomfortabel, das Ein- und Aussteigen ist eine sportliche Übung, und was die Akustik angeht, hat man die Wahl zwischen offenem Sturm und geschlossenem Pfeifen. Wie es sich für einen echten Roadster gehört, ist es voller Konstruktionsmängel, der Rückwärtsgang, der Phasenversteller, die Verdeckklappe, alles, was nicht unmittelbar dem Fahren, am besten dem zügigen Fahren dient, ist miserabel. Sobald es um das Fahren geht, ändert es sich. Man muss mit dem Wagen nicht rasen, um ein typisches Roadstergefühl zu haben. Tempo 90 auf der Landstrasse, ein Händeloratorium mit der Aria "Nun öffnet Euch, ihr Tore der Hölle" im Radio, und vor einem jagt der Wind bayerische weisse Wolken über den strahlend blauen Himmel - so ist es genau richtig. Dann hält sich auch der Benzinverbrauch in akzeptablen Grenzen.

Im Gegensatz zu aufgebohrten Familienkarossen, Nuttenflitscherl, Rentnercabrios und anderen PS-Protzen ist das Auto ziemlich genau das, was ich mir beim Fahren unter einem Sportwagen vorstelle. Leichtfüssig, agil, man weiss immer, woran man ist, und für alles, was noch nicht Irrsinn oder Dummheit ist, reicht die Kraft locker aus. Gegen die meist stärker motorisierten, aber von Deppen und anderen unerfahrenen BWL-Assis (fahren wie sie wissenschaftlich faulenzen) geeierten Schlunzkübel kommt man auch prima zurecht. Der Wagen ist leicht, sehr leicht, und die Lenkung ist genau so, wie sie sein soll, dynamisch, aber nicht allzu giftig.

Ich denke, ich werde den pfeifenden Tod behalten. Wäre ja auch dumm, einen Winter in dieser nasskalten Badewanne zu zittern, und dann im Sommer in eine heisse Blechschachtel zu steigen.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 15. April 2006

Arbeitsplatz

112m², 5 Zimmer Küche Bad WC, alles in allem, ohne Dachschrägen. Alles geboten: Abgetretenes Parkett, Schimmel wegen überlaufender Waschmaschine, Fenster ohne Kitt, gesprungene Rahmen, verramschte Türen, demolierte Küche und für den kleinen Hunger zwischendurch auch noch ein halbvoller Kühlschrank. Vielleicht, wenn man den lange offen stehen lässt, erstickt auch der Schimmel.



Trotzdem, auch 2 Jahre versiffte Mieterinnen können nichts daran ändern, dass sie etwas hat, die Wohnung. Auf diesem Gang machte ich meine ersten längeren Schritte, darauf lernte ich Radfahren, und an dem Fenster dahinten machte ich mit 2 Jahren Turnübungen. Ich weiss schon, warum ich keine Kinder will. Ich will mich auch nicht beschweren, es gibt schlimmere Arbeitsplätze. Maschinenreinigung im Atomkraftwerk, OP-Räume, oder ein billiger Resopaltisch einer mittelmässigen PR-Klitsche in Berlin Mitte, an der jemand in knapp zwei Wochen die Post aufmacht und eine saftige Abmahnung findet. Die dann nichts mehr mit moderaten 250 Euro zu tun hat. Eher was mit der Höhe der einbehaltenen Kaution. 2 Monatsmieten, 112 m², Bestlage, Preise/m² in der Ecke der Stadt deutlich über 8 Euro.

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Ah ja.

Es hat etwas gedauert, aber jetzt finden sie bei dieser komischen Internetfirma mit dem Suchdingens so langsam all die schönen Links. Hat nicht viel zu bedeuten. Glaub ich. Ich mein, wer nutzt schon Google, um sich über eine PR-Firma zu informieren. Eben.

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Tanz der Hexen

Bei unserer kommenden Bloglesung "De hom an Deife" auf dem Alten Nördlichen Friedhof darf ich hier noch zwei Stargäste ankündigen, und zwar die famose Andrea Diener und (ziemlich sicher möglicherweise) die der Brain farts. Und soeben jagt der Frühling sein scharf gewetztes Sommermesser durch die Luft, das wird sicher was, am 30.4. zwischen den Gräbern.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 14. April 2006

Rolex

braucht dringend einen Google-Optimierer. Die Geschichte ist nicht wirklich gute Werbung.

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Was mich wirklich erstaunt

Im Moment bin ich dabei, die Strukturen bei der Berliner Strategie-PR-Firma Johanssen + Kretschmer zu ergründen, die letztendlich für die unerlaubte Übernahme, Verändrung und Urheberrechtsverletzung an unserem Buchcover verantwortlich sind. Ich wüsste nur zu gerne, wieso sie sich diese PR-Pleite mit der folgenden Rechnung antun, statt einfach den Fehler einzugestehen und die Sache schmerzlos zu regeln - bislang habe ich von denen noch keinen Ton gehört. Und nein, Skrupel habe ich keine beim Nachforschen, denn einerseits ist das mein Beruf als investigativer Journalist und andererseits sind bei JK auch Leute dabei, meinen Namen intensiv bei Google durchzujagen. Die kleine IP p54xxxxxx.dip.t-dial
in.net, die durch Uralt-Links hier aufschlägt, sollte langsam mal von den Oberen abgeholt werden.

Man hat ja als Journalist viel mit PR-Agenturen zu tun. Die meisten versuchen, sich so transparent wie möglich zu machen, nicht aufzufallen, so weit wie möglich die Illusion entstehen zu lassen, dass der von ihnen vertretene Gesprächspartner ganz locker, echt und authemtisch ist, egal welchen vorformulierten Dreck er ins Aufnahmegerät kotzt. Das ist das Spiel, das sind die Regeln, Journalisten sind im Umgang mit ihren Lesern auch nicht anders. Auch sie versuchen, möglich transparent zu wirken, selbst wenn sie die übelste Kampagne in der Gosse fahren.

Gute PR, würde ich sagen, ist wie ein flüchtiger Kuss einer Frau beim Abschied, hingehaucht und so zart, dass man erst 10 Minuten später absolut sicher ist, dass man mit ihr schlafen will - aber da ist längst nur noch ihr Parfum im Auto. Wenn mich jemand fragen würde, wer so war, würde ich sagen: Weber Shandwick München. Die hatten trotz aller späten Probleme verdammt gute Leute. Und obwohl ich viel mit denen zu tun hatte, weiss ich so gut wie nichts über sie.

Aber dann gibt es auch die anderen. Die an keinem Journalisten vorbei können, ohne ihn vollzulabern. Ein Journalist, geil, gleich ab damit ins Netzwerk. Wenn ich meinen alten NE-Account anschaue, dann halten die mich für einen PR Marketing VC Cutting Edge Technology Nanotech Biotech Sponsoring Musik Kultur Zigaretten Auto Cuisine und Gedichtband Schreiber. Irgendwann hat man den falschen PRler erwischt, und aus deren Verteiler gibt es kein entkommen, selbst wenn man, wie ich, mit den obigen Themen beruflich nichts zu tun hat, oder die Schuldigen längst ihr Notebook auf dem Küchentisch stehen haben.

Dass ich doch drin bin, hat 2 Ursachen: Ich ging früher gern auf Events ("Buffetjournalist" habe ich erfunden), und ich habe für Dotcomtod geschrieben. Für Insider braucht man Informanten. Und die besten Informanten sind immer diese vulgären, dummen, unerfahrenen Nervtöter, die glauben, da ist ein Journalist und dem können sie alles sagen, der macht dann schon eine nette Story draus. Nach meiner Erfahrung sind zwei von drei Kommunikationslecks in Firmen und Organisationen in der PR zu finden. Kein gekündigter Mitarbeiter im mittleren Management kann jemals so gefährlich sein wie eine drittklassige, wichtigtuende Eventnutte, die als mediokre Textsortiererin alle Informationen hat und nach dem vierten Glas Prosecco meint, den tollen neuen Kontakt der Überseepresse an der Angel zu haben. Wäre ich Unternehmer, ich würde diese Hühner bei solchen Gelegenheit fesseln, knebeln und in die Besenkammer einsperren. Ohne Luftloch. Bitte, das ist nicht frauenfeindlich, bei PR sind die Frauen halt meistens unten und die Männer oben. Prima, denn jeder U-Bootfahrer weiss: Die besten Lecks sind die unter der Wasserlinie.

Ich habe dieses Prinzip bislang eigentlich meist bei den internationalen Verbänden und Firmen auprobiert, mit denen ich normalerweise zu tun habe. Zum Beispiel war da in Österreich mal eine Pressetante in Fragen der Restitution, die ein kleines Geheimnis - einen Vertrag mit der FPÖ - hätte. Bäng, Treffer, versenkt. Da gab es eine Liste mit Vermögenswerten, die nicht die Runde machen sollte. Das Ding war in einer betroffenen Orga weit verbreitet, die von der Regierung gestellte Hilfspressetante wusste noch nicht Bescheid, Bäng Blubb Blubb.

Irgendwie dachte ich, PR Agenturen allgemein wären, wenn es um sie selbst und nicht um ein paar Kundendeppen geht, die mit Powerpointvalium ruhig gestellt werden, eine härtere Nuss. Aber ich lerne stündlich dazu. Und ich lerne nie aus. Die sind nicht anders als jede normale Firma. Witzig. Später mehr.



Aber jetzt müssen wir einen Kronleuchter aufhängen. Und bis dahin habe ich mal eine Frage an die hier mitlesenden Coderfreaks: Kennt sich hier jemand mit dem Open Source CMS Riot von Neteye aus? Nutzt Java, Hibernate, Struts und Velocity, mich würde besonders das Workflow Management interessieren.

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