Sonntag, 4. Juni 2006
Sehr zu empfehlen - Ein verdammt schwerer Fehler

Und ich habe ihn nicht genommen. Einerseits zu teuer, andererseits das Transportproblem. Allerdings hätte ich jetzt, genauer, seit heute Mittag den Platz dafür. Und so ein Stück findet man selten, sehr sehr selten, zumal, wenn das gute Stück auch noch eine lange, anhand der Brandzeichen nachvollziehbare Geschichte hat. Allerdings, da wo er steht, steht er schon länger. Vielleicht...
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Totalitäre unter sich
Marx/Bakunin, Goebbels/Hugenberg, APO/RAF, DVU/NPD lieferten und liefern teilweise bis heute Beispiele für ähnliche Urgründe und Entwicklung bei später aufbrechenden Konflikten um die Meinungsführerschaft. Meist ist es eine Radikalisierung - oder, wenn man so will, konsequentes Zuendedenken der eigenen Ideologie - die einen Riss zwischen den Durchgeknallten, denen alles egal ist, und den Durchgeknallten, denen nicht alles egal ist, entstehen lässt. Und genau das ist jetzt wieder passiert, im braunen Sumpf der Blogosphäre, der sich irgendwo zwischen Verfassungsfeinden und/oder FDP-Mitgliedern abspielt. Denn das, was als "prowestliches Treffen" einer Reihe von mehr oder weniger rechtslastiger, neoliberaler oder einfach tatsächlich nur amerikafreundlicher Blogger auf dem Nockherberg begann und gross werden sollte, liegt heute in Scherben.
Dabei hauen sich beide Seiten Dinge um die Ohren, die ich weitgehend bestätigen kann: Tatsächlich gibt es besonders bei Myblog.de Webseiten, die in ihrer fremdenfeindlichen Sprache und dem Hass und Gewaltandrohungen gegen Andersdenkende nicht signifikant von normalen Neonaziseiten unterscheiden. Ausser vielleicht von der "Dimmih"-Paranoia, die bei diesen Blogs besonders ausgeprägt scheint und sogar den Beckstein erwischt. Das ist allerdings nicht ganz neu, die Radikalisierung ist allenfalls verbal, nicht aber inhaltlich. Umgekehrt muss man konzidieren, dass diese extremen Blogs tatsächlich die Meinungsführerschaft von Blogs übernommen haben, deren zentrale Schaltstelle "Statler und Waldorf" noch einige andere Inhalte hatte, als blosse Rechtfertigung von Folter. Der Streit um die islamfeindlichen Karikaturen aus Dänemark hat die vulgären Fremdenfeinde beflügelt und gross gemacht. Ihre Ziehväter aus der Puppenloge haben sie früher gern verlinkt, dann Differenzen festgestellt - aber da war es dann schon zu spät. Bei aller Ablehnung wird man damit leben müssen, dass die neuen Feinde jetzt die grossen Player sind, mit bis zu dreimal so vielen Nutzern wie das inhaltlich doch sehr mau gewordene frühere Zentralorgan. Und das bezieht sich nicht auf den Vorwurf der Rechtsextremen, die Puppenloge wäre inzwischen aus beruflichem Opportunismus nicht mehr so eingestellt wie sie.
Natürlich gibt es auch einen Unterschied zwischen den Kommentatoren der Streiter; der Wunsch, Gegner umzubringen, seien es Kritiker in Deutschland, mittelamerikanische Politiker oder allgemein Muslime, liest sich anders als Personen, die im Zusammengang von 24 toten unschuldigen Irakern von "leichten Unannehmlichkeiten" sprechen oder solche Geschehnisse als leider unvermeidbar hinstellen.
Der Unterschied ist in etwa so gross wie zwischen, sagen wir mal, dem überzeugten Mauerschützen und demjenigen, der den Antifaschistischen Schutzwall aufgrund seines Abos des Neuen Deutschland als nötig erachtet. Zwischen dem Illegalen, der die Waffen besorgt und seinem Freund, der RAF-Terror als nicht immer glücklich, aber unvermeidbar zur Herbeiführung anderer Gesellschaftsformen erachtet. Beide können sogar ein und die gleiche Person sein, in jedem Fall ist es ein Komplex. Bei unseren rechten Blogkameraden kommt das auch dadurch zum Ausdruck, dass sie Fans oder gar Mitglieder der gleichen Partei sind - ohne das, denke ich, wirklich zu wissen, schliesslich arbeiten sie ja unter Pseudonm, aber doch ist es so.
Jetzt, da zwei aus dem gleichen Stamm, "alte Weggefährten", zu weit gegangen sind, entlinkt und beleidigt man sich, beschuldigt einander des Abweichlertums, und es sieht für mich als jemand, der politisch in der linken Mitte zu verorten ist, so aus, als hätten die ganz Durchgeknallten gewonnen - solange, bis mal jemand den Dreck genauer liest und ihnen den Staatsanwalt auf den Hals hetzt, der sich dann eventuell auch über die Verbindungen zum Spammer und Domaingrabber Achim "Jo@chim" Hecht wundern wird, der auch nach der frischen Absage seine alten Ergebenheitsadressen an diese Leute immer noch im Blog stehen hat. (zu spät, zu spät :-)) Eine vollständige Trennung ist aber auch nicht festzustellen, hat man sich doch nur einiger Protagonisten entledigt, denn bei den geringen Unterschieden ist es gar nicht so leicht, Grenzen zu ziehen.
Wie auch immer: Die Nockherbergverschwörung ist vorbei, die Szene ist zwar immer noch wie früher, aber dennoch zerstritten und zerstückelt. Das wird nichts mehr. Und um mit dem alten dicken Kohl zu sprechen: Darüber sollten wir uns freuen.
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 2. Juni 2006
Still und ruhig

Aber es wird nicht lange halten, denn alles Gute hat sein Übel, und hier in Bayern heisst das Übel Volksfst, wozu es das Gschleaf aus den Käffern hereinzieht, die sich hemmungslos betrinken und - in den letzten Jahren - zunehmend hirnlos in der angrenzenden Altstadt marodieren. Die Nacht wird ein Feuerwerk bringen und Kotze an allen Ecken und Enden, und ich lasse das ganze Haus im Licht erstrahlen, um dem Mob den Raum, den sie im Dunklen erobern, zu nehmen. Das hier sind keine italienischen Touristen, die Spass haben wollen. Das hier sind die Ausgeburten der Hölle: Grossmehringer, Köschinger, Irschinger und das Schlimmste von allen: Neuburger. Ein paar wird es auch derbröseln, heute nacht, das Holz für ihre Marterl ist schon gefällt, und die bayerische Abendluft riecht nach dummen, banalen Tod, dem Vorrundenaus des drögen Fans.
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Welche Raumfarbe?
Der Gang, durch den man die Wohnung betritt, bekommt die Farbe vom Bue d´Oro, wo ich meine letzte Pasta essen will, das ist schon mal klar:

Dann wird es ein recht grosses Speisezimmer geben, so ein richtiges Speisezimmer eben, wo man ohne Not eine hufeisenfömige Tafel hineinbekommt und 16 Leute. Da dachte ich an diese Farbkombination:

Und einen Saal, für den ich in den etwas verwegeneren Momenten meines Daseins die Anschaffung eines Flügels, was natürlich bei meinem Hass auf das Klavierspiel, aber gut, egal, jedenfalls ist da ein Raum, in dem man auch kleinere Lesungen für bis zu 30 Besucher machen könnte, und den will ich in einer Farbe, die in Italien kaum an die Fassaden kommt, weil der Himmel so viel davon hat:

Und die Details in Kirchenfarben abgesetzt. Vielleicht stuckatiere ich auch noch eine Kartusche über den Eingang, worin ich einen Totenkopf
Wer weiss und unten kommentiert, in welchem berühmten Roman des XX. Jahrhunderts das auf einem Totenkopf in wessen Besitz steht*, bekommt einen halben Liter hiervon:

Der erste, der die richtige Antwort kommentiert, gewinnt. Falls sich bis Mitternacht aber niemand findet, nun, dann behalte ich es. Das wird hier schon nicht schlecht, keine Sorge. Das sind dann übrigens die Farben des Gästeschlafzimmers, denn die Gäste sollen sich fühlen wie in Öl eingelegte Champignons. Nachdem mancher Leser vielleicht auch zu Gast in diesen Räumen sein wird: Passen die Farben?
* googlen zwecklos. Google ist in Sachen Literatur eine Katastrophe. Es steht zwar irgendwo, aber um es zu finden, muss man den Namen des Romans kennen. Und ich nehme mir heraus, den potentiellen Sieger mit einer zweiten Frage auf die Probe zu stellen. Kleine Hilfe: Die Realität beisst nicht nur Winona. ;-)
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Unheiliger Geist zu Pfingsten

Gehet hin in Unfrieden, denn nicht das Helle der Messen, allein das Dunkle, Makabre und Groteske mag Euch gefallen, Ihr verkommenen Seelen.
Am Sonntag, den 04.06.2006
Um 19.30 Uhr
Im Lass uns Freunde bleiben
Choriner Str. 12 - Berlin
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Donnerstag, 1. Juni 2006
Lest diesen Text
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Kränker als krank
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Aus News Frankfurt wird Business News
- Es gab die für das Projekt anvisierte Zielgruppe nicht
- Es bringt nichts, wenn man die bekannten Titel des eigenen Hauses kannibalisiert
- Auch ein Schleuderpreis von 50 cent ist kein zwingender Kaufanreiz
- Für publizistischen Printramsch ist es schwer, Anzeigenkunden zu finden
- Die Inhaltebeschaffung über Klau bei Blogs lohnt sich nicht
- Die Auflage war unter aller Sau
- ganz im Gegensatz zur Konkurrenz, der man das Wasser abgraben wollte
- Das Vertriebssystem, das sich auf Blöde stützen sollte, die vom Zeitungsjungen zum Redakteur werden wollten, ging nicht auf
- Nur das Beschäftigen von Billigjournaille unter Tarif, das hat funktioniert, weil es genug Verzweifelte gibt
Eigentlich sollte man jetzt erwarten, dass der Holtzbrinck-Konzern, dem all das mit seiner Billig-Tabloid-Zeitung "News Frankfurt" passiert ist, jetzt das tut, was die eigene neoliberale Hauspresse wie Wirtschaftswoche oder Handelsblatt in den Kommentaren raten würde: Ein umfassendes Gemetzel unter denen, die es verbrochen haben. Da kann der Laden noch so sehr von wertvollen Erkenntnissen reden, die Grunderkenntnis lautet, dass die Idee vom ersten Moment an völlig idiotisch war und das Ergebnis so miserabel geworden ist, wie es bei New Economy Dropouts häufig ist. Es ist ja nicht so, dass die grundlos auf die Fresse gefallen sind. Und immer wegen dem gleichen Grundproblem: Es sind Rebellen ohne Markt. Sie wollen etwas Neues, haben aber keinen Peil von dem, was da kommen wird und was gekauft wird.
Nun könnte man sagen, dass Holtzbrinck die paar Millionen Verluste schon verschmerzen kann, denn Frankfurt war ein Markt, in dem man bis dahin als Lokalpresse nicht präsent war und gegen übermächtige Gegner keinen Ruf zu verlieren hatte. Also alles halb so schlimm, es ging ja um die Leserschaft der anderen. Man könnte jetzt sagen, auch ein Vollversager kriegt noch zwei Monate, bis man ihn stillschweigend entsorgt. War halt ein Versuch, war nicht gut, nächstes Spiel, neues Glück.
Aber dass Holtzbrinck mit "Business News" jetzt mit der Mannschaft, die es erwiesenermassen nicht geschafft hat, mit dem selben Macher an der Spitze nach Berlin geht, ausgerechnet in den insolventen Slum, um dort wieder eine 50-Cent-Ramschzeitung für Wirtschaft zu machen, diesmal aber das eigene Kernpublikum ins Visier nimmt, das Handelsblatt liest und gleichzeitig das Handelsblatt für die Ramschpostille inhaltlich ausnimmt, dass man diesen Schaden in Kauf nimmt, solange man der FTD Leser wegnimmt -
Das alles zeigt meines Erachtens, wie verzweifelt man im Hause Holtzbrinck an der Spitze sein muss. Natürlich muss man als Zeitung neue Wege finden, an die Leser und Nutzer zu kommen. Aber dass Ausbeutung, Dumping und Übernahmen noch nicht mal bei müden U-Bahn-Lesern Erfolg haben, hat man bei der News Frankfurt erlebt. Wie das bei einer jungen Zielgruppe mit Interesse an Wirtschaft gelingen soll, die sich sowieso ihre Informationen als Bröckcheninhalte schon längst im Netz holen kann, bleibt das süsse Geheimnis von Leuten, die vermutlich auch nicht wissen, wie man dafür Werbung akquirieren soll. Mal schaun, ob Holtzbrinck dem elenden Gewackel jetzt wieder 20 Monate wie bei News Frankfurt zuschaut.
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Dirt Picture Contest - Bei den Aufsteigern

Hinunter auf die Strasse also mit dem lila Sofa, das einen als billige Gelegenheit seit der Verbringung von Tante Erna ins Altersheim begleitete - man hatte damals ja nichts. Und hinweg auch mit der Schlafcouch, die Gäste sollen bitte ins Hotel, die sind alt genug und brauchen nicht am Morgen das Bad verstopfen. Und morgen geht es dann mit dem SUV in einen Möbelladen in Schöneberg, wo es jetzt tolle chinesische Hochzeitsschränke aus Polen gibt, und hübsche rote Kronleuchter aus Plastik. Endlich schön einrichten! Wenn nur nicht das viele Beige vor den Fenstern wäre, in Beigeberlin.
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Mittwoch, 31. Mai 2006
Schaut Euch das bitte an
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Nachts
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Zielgruppenspezifische Werbeumgebung für PR-Autoren

Ihr seid Blogger.
update: oder ihr seid opelvertreter kommt via wirres.net oder einer erbärmlichen werbewebseite. dann bedaure ich, aber ich habe leider keinen blogartikel zu verkaufen. und ich will auch eure gurkenhobel nicht fahren. ja, schade. sorry, aber für 1200 euro kriegt man halt nur eine rostmühle oder einen felix, wahlweise in ämsieärmlich oder piapiaster. aber wenn ihr schon mal da seid:
EURE AUTOS SIND SO HÄSSLICH WIE EUER MARKETING
Und das heisst was.
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Dienstag, 30. Mai 2006
Deutsch-türkische Tischsitten
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Dirt Picture Contest - Licht und Schatten

Wir sind hier in einer besseren Gegend, wo sich manche für besser halten. Genauer, am Helmholtzplatz. Dieser gehobenen Geisteshaltung ist es dann wohl auch zu verdanken, dass vor der Lampe ein Karton mit der Aufschrift "zu verschenken" steht und dieselbe nicht zwecks Zerkleinerung durch den anrollenden Verkehr quer auf der Strasse gelegt wurde.
Also, zumindest noch nicht gestern um halb eins.
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Die Brücke über den Abgrund zwischen den Sümpfen
Wer meine Blogs kennt, weiss, dass ich von Web 2.0 und vielen seiner Vertretern gar nichts halte. Typen wie Sixtus, Eck und Turi haben zwas so eine Klappe, wenn es um das Definieren der megageilen Zukunft geht, haben in der Realität aber so gut wie nichts vorzuweisen - es ist ja nicht so, dass ihre Web 2.0 Aktivitäten jetzt bombenmässig einschlagen würden. Wer sich deutsche Projekte wie Qype, Germanblogs oder Plazes anschaut, wird schnell den morastigen Boden der Tatsachen erkennen: Da geht nichts richtig vorwärts, oben wird vulgär Dampf geplaudert und unten blubbert es ein wenig im stehenden Wasser. Dass einer ihrer Kongresse in Berlin von einer Glücksspielfirma präsentiert wird - wo das eines der ältesten Geschäftsmodelle überhaupt, der Beschiss ist - spricht Bände. Unterstützt von VC-Gebern mit miserablem Track Record aus der New Economy.
Dabei gibt es durchaus Punkte, wo diese Leute recht haben. Die meisten sind durchaus in der Lage, die Veränderungen durch rückkanalfähige Netzwerkstrukturen zu erkennen, die Blogs mehr zufällig denn bewusst zu einem Parallelraum zu den herkömmlichen, vertikal und mit "Fences" abgegrenzten Medien bilden. Auch wenn man in der Interpretation vom Wachsen der Blogs und Schrumpfen der Medien die Zahlen sehr vorsichtig beurteilen muss, ist doch offensichtlich, dass etwas Neues entsteht, das völlig anders funktioniert als alles, was man die letzten 500 Jahre als Medium kannte.
Das sehen auch manche meiner Berufskollegen. Es gibt da grob gesagt drei Haltungen. Die einen sagen, es ist nur ein Modetrend und eine neue New Economy. Tatsächlich hat das Geschrei mancher das Potenzial, an unschöne Zeiten zu erinnern, und der Glaube, dass es Web 2.o mit Ajax, permanent Beta und user generated content schon schaffen wird, ist ausgesprochen naiv - so kann man eine Studentenbutze machen, aber keine Firma. An solche Extrembeispiele klammert sich aber der verstockte Teil der Johurnaille. Sie haben die erste Runde tatsächlich überstanden, was viele andere nicht überlebt haben, jetzt fühlen sie sich sicher. Spassigerweise argumentieren Web 2.0er und Totalverstockte bis auf die persönlichen Schlussfolgerungen weitgehend identisch: Die miese New Economy hat die Spreu vom Weizen getrennt, jetzt wissen wir, wie es wirklich geht, wir sind immer noch da, und heute ist wieder Geld im Internet, das wird super.
Die zweite Gruppe macht ihre Ablehnung an den Bloginhalten fest. Ist doch nichts, taugt nichts, ich hab da mal reingeschaut, was soll das denn bitte sein. Das ist keine Information und keine Nachricht, das brauchen die Leute aber, also wird man uns immer brauchen. Was diese Gruppe nicht erkennt, ist das kleine Problem, dass diese Theorie völlig am Blogger und seinen Lesern vorbei geht. Blogger und Leser wissen überhaupt nichts von der Wichtigkeit des Journalisten. Sie brauchen sicher Informationen, aber nicht aus eine Quelle und schon gar nicht von einem Journalisten. Und die ihnen unterstellte Belanglosigkeit bekommen sie noch nicht mal mit, weil sie nie auf die Kongresse gehen, wo ihre Texte leicht angewidert vorgelesen werden und dann die Frage kommt: Was soll das?
Die dritte Gruppe ist immerhin so weit, die Veränderung wahrzunehmen. Sie versucht, teilweise auch in Anlehnung an die Blogprojekte von Google und Microsoft, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen und die Nutzer zu halten oder zu sich umzuleiten. Gleichzeitig wird mit einer Aufweichung der ohnehin schon matschigen Trennung der Formate, Sonderwerbeformen, Qualitätsabbau und Einsparungen experimentiert. Und diese meist jung-dynamische Klientel ist dann ganz entsetzt, wenn sie bei aller Medienmacht und Einbindung in redaktionelle Strukturen die keinen Fuss auf den Boden bekommt. Weil Bloggen etwas anderes ist als täglich eine hirnlose Bleiwüste von oben nach unten zu den Lesern zu fabrizieren.
Zwischen den beiden Positionen der Journalismus-Brontosaurier und den verstrahlten Web 2.0 Fehlentwicklungen ist ein Abgrund, den man vielleicht ermessen kann, wenn man die Reaktionen auf meine Person sieht: Für die Medienvertreter bin ich ein Spinner und Panikmacher, ein Krawallero, der wegen der paar komischen Blogs da glaubt, eine Bedrohung für die zu sehen, die schon immer da waren und immer da sein werden. Auf der anderen Seite sind die dummdreisten Schwätzer vom Web 2.0, die in mir einen reaktionären Tattergreis sehen, der sich immer noch an New Economy und am Verhältnis der Blogs zu den Medien abarbeitet. Ist doch alles durch, hey, here we go again, und es wäre wirklich nett, wenn ich mal das Maul halten könnte, weil es ja irgendwie scheisse ist, dass jemand mit so einer Meinung trotzdem gut laufende Blogs betreibt, besser jedenfalls als ihre finsteren Internetlöcher, wo sie Beschwörungsformeln murmeln.
Und ich stehe auf der schwankenden Brücke dazwischen und weiss auch nicht, wie lange sie hält. Was ich aber weiss ist, dass sie mir weitaus besser gefällt als der Sumpf auf den anderen Seiten. Weil ich mir sicher bin, dass es hüben wie drüben viele Verlierer geben wird, während unten im Abgrund ein ansteigender Strom gurgelt, von dem niemand weiss, was er in ein, zwei Jahren wirklich anrichtet.
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Montag, 29. Mai 2006
Dirt Picture Contest Professional

Hässliche beige Möbel landen in Designläden des LSD-Viertels und werden mutmasslich an zugezogene Schwaben verkauft. Ich kenne das Zeug. Das kann nur von der Strasse stammen. Jetzt ist nur noch zu klären, was mit den Kühlschränken geschieht. Solange sollte ichn vielleicht nicht mehr in Restaurants in Mitte essen, man kann ja nie wissen, wo Prenzldreckschweins Köters Pinkelwanne landet.
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Brescia - Berlin
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Treptow

Von da oben hat man sicher einen grandiosen Überblick, aber was man da sieht, lässt einen eher an das Vernageln der Fenster denken. Am Fuss der Türme hält sich ein Retortencafé, weiter südlich stemmt sich in Multiplex mit schalen Träumen in die Wohngegend, nebenan ist die verrottete Botschaft eines korrupten asiatischen Staates, und selbst der Hallenflohmarkt die Strasse runter wurde deutlich verkleinert. Bei horizontal ausgestreckten Flachbauten ist der begrenzte Rückbau nicht weiter schwer, aber bei so einem Turm gibt es nur Stehen oder Fallen, unabhängig davon, dass er finanziell längst in sich zusammengestürzt ist.
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Sonntag, 28. Mai 2006
Berlin-Hannover-Berlin
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Dirt Picture Contest - In bester Lage

Ausserdem gibt es frisches Bettzeug zum Wechseln und zur Strasse hin eine stylische Metallwand und Fenster darin, die sich allerdings nur von der anderen Seite aus öffnen lassen. Aber wer wird denn meckern, es ist ja umsonst! Berlin, die Stadt mit dem grossen Herz freut sich auf Gäste. Echt jetzt.
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Besser online sterben, als im Print verderben

Zuerst mal: Wenn von denen da oben einer überlebt, dann ist es Michael Maier von der Netzeitung. Zum einem, weil der die Netzeitung 6 Jahre lang im schlimmsten Grabenkrieg der Mediengeschichte seit 45 durchgeboxt hat, auf dem schlimmsten aller Märkte. Überleben ist bei Maier Programm. Und er hat verstanden, dass es mit klassischen Zeitungen und deren Übertragung ins Netz nicht weiter gehen kann. Zeitungsmarken haben keine Bindungskraft mehr, Nutzer zappen, und die Qualitätsansprüche der Herren Redakteure sind ihnen egal. Nutzer wie ich aber werden den Maier lieben. Denn der Maier kann den Mund nicht halten, er beugt sich dauernd rüber beim Sermon anderer und kommentiert, und zwar so, dass man ihn bitten möchte, in Zukunft doch bitte auch im Blog zu kommentieren, so bissig und treffend ist er. Ich denke, der hat verstanden, dass Kommunikation nicht mehr Gatekeeper ex cathedra zu viele dumme Deppen ist, da kann man über Readers Edition denken, was man will.
Was mir aber in Erinnerung geblieben ist, ist der unausgesprochene Vorwurf an die Nutzer: "Wir haben doch alles richtig gemjacht, wir haben uns immer um Euch gekümmert, wir investieren wieder im Netz, und jetzt fangt Ihr mit dem Bloggen an, obwohl wir doch so viel besser sind als Ihr." Das hat keiner gesagt, aber es war fühlbar, in den verstockten Fragen aus dem Publikum - von dem nur 1/3 regelmässig Blogs lesen, soviel zum Thema Medienkompetenz bei Online-Journalisten - und auch beim Bemühen der Leute auf dem Podium, Blogs etwas entegegen zu setzen. Gerade beim Moderator hatte ich den Eindruck, dass er Blogs als unangemessene Diener vor der Haustür des Medienpalastes empfindet, die sich erdreisten, keine Diener mehr sein zu wollen und selber ihre Hütten bauen. Wie ungerecht. Aber, da ist man sich einig, Journalisten wird man dennoch immer brauchen.
Ich fühle mehr und mehr eine Entfremdung zwischen denen und mir. Ich bin beides, Journalist und Blogger, und ich merke, was geht und was schrumpft. Das Kernproblem ist die Frage des Geldstroms. Was passiert, wenn es Micropayment gibt zwischen Autor und Leser? Wenn ich einem, den ich mag, für den einen brillianten Blogeintrag den Euro zukommen lassen kann, den ich normalerweise für die strunzdumme Tageszeitung ausgeben würde? Und was geschieht, wenn Medienkonzerne unter dem Druck der Entwicklung ihre sicheren Gitter, in dem Journalisten aufgehängt sind, abbauen und nur noch das gut bezahlen, was gut gelesen wird und bei der Werbebranche als sicherer Sale gilt? Das alles geht online, es hat erst mal keine Bedeutung für die Blogs, mir ist es egal, ob jemand das hier mag, aber für den Journalismus ist das die Hölle, die im Saal aber keiner sehen will.
Natürlich dauert das noch Jahre. Natürlich werden wir jetzt erst mal wieder einen Hype erleben. Und einen Zusammenbruch, wenn das, was da auf dem Podium war, alles sein sollte. Und dann wird sich die Frage nochmal stellen: Wozu braucht man heute noch Medien? Für eine gewisse Grundversorgung. Aber im Internet ohne Grenzen bedeutet das, dass man in Deutschland mit ein paar tausend Stellen auskommt. Der Rest muss sich eine neue Existenzberechtigung suchen, und ich prophezeihe hier und jetzt: Wasser in der Wüste suchen wird dagegen ein Vergnügen sein. Journalisten haben unter Druck gelernt, sich als Freie den PR-Agenturen, den Werbenden und auch den Medien anzudienen. Aber was sie nicht können ist, sich dem Leser andienen. Ohne das wird es aber in Zukunft nicht gehen.
Und der Leser ist kein Stück Leservieh, den man irgendwie digital auch per Podcast und Video multimedial abfüttert, er ist
KEIN LESER.
Sondern ein Individuum mit einer Stimme und einer Persönlichkeit. Und wer das nicht Ernst nimmt, wird verrecken, nicht von Stund an, aber der Tumor greift längst um sich und nichts wird ihn aufhalten, solange der Mensch ein Mensch ist, und kein Stück Clickvieh.
Fastfood oder Vollwertkost, was wird Onlinejournalismus sein, war die Frage. Einfache Antwort: Tot, and I´m leaving on my jetplane mit erstklassigem Catering.
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Samstag, 27. Mai 2006
Eine Leiche in Berlin

Innen funkeln die venezianischen Leuchter und warten auf den Tag, da ich sie hole. Und der Tag wird kommen, denn ich will diesen Skalp.
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Nachtarbeit - Tagarbeit
Ich bin ein alter, kranker, müder Mann. Eigentlich sollte ich in einem Schaukelstuhl sitzen, die Katze kraulen und den Nichten was vom Krieg erzählen, und dass wir zu viel hatten, 1999. Statt dessen werde ich im schwarzen Zweireiher den Leuten mit drastischen Worten sagen, dass sie ihre herkömmlichen Medienkarrieren knicken können, und überhaupt.Michael "Ich will 20 Millionen kostenlose Schreiber" Maier von der hochgeschätzten Netzeitung ist auch da.
Mal schaun. Wenn ich die Augen aufbekomme. Warum ich? Warum so früh? Warum in Berlin? Fragen, die ich hätte mir wann anders stellen sollen.
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