Treptow

Mit Spreeblick. Und Panorama über die Stadt, besonders die Uferallee in Friedrichshain, die ums Verrecken keine schöne Wohngegend werden will und weiterhin eine versiffte Häuserreihe ist, in der Monteursbetten für 10 Euro angeboten werden und Bordelle sich nicht lange halten können.



Von da oben hat man sicher einen grandiosen Überblick, aber was man da sieht, lässt einen eher an das Vernageln der Fenster denken. Am Fuss der Türme hält sich ein Retortencafé, weiter südlich stemmt sich in Multiplex mit schalen Träumen in die Wohngegend, nebenan ist die verrottete Botschaft eines korrupten asiatischen Staates, und selbst der Hallenflohmarkt die Strasse runter wurde deutlich verkleinert. Bei horizontal ausgestreckten Flachbauten ist der begrenzte Rückbau nicht weiter schwer, aber bei so einem Turm gibt es nur Stehen oder Fallen, unabhängig davon, dass er finanziell längst in sich zusammengestürzt ist.

Montag, 29. Mai 2006, 11:44, von donalphons | |comment

 
Berlin
ist überbewertet.

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Friedrichshain vor allem. "DAS neue Inviertel". Sind die denn alle blind?

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Endlich sagt das mal jemand.
Ich kann dieses fürchterliche "Du musst auf jeden Fall nach Berlin" Gequatsche von den ganzen Möchtegerns nicht mehr hören.

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Es ist ja mehr so, dass der Don das dauernd sagt. Ist es ein Alarmzeichen, wenn eine große Metropole vor sich hin siecht und rottet und Leute das hip finden, oder ist genau das postmoderne Normalität?

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Ich fürchte, es ist die immer gleiche Flucht aus der geleckten Provinz. Es ist ja nicht so, dass alle nach Berlin wollen. Dann ständen die versifften Häuserreihen in Königs-Wusterhausen und die Mieten in Berlin wären fast unbezahlbar. Berlin zieht bestimmte Leute an. Die es hip finden, im Dreck zu leben, weil es sie aus heraushebt angesichts ihrer eigenen Wohn- und Kosumsituation. Auch eine Art von Distinktion.

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Übrigens, mal rein etymologisch: ursprünglich schreibt sich das versypht, nach der Franzosenkrankheit.

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Passt doch. Wie war das mit der Meldung vor ein paar Wochen: Berliner pop... am meisten?

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@che
Die Franzosen halten das für die Britenkrankheit.

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...und nicht vergessen: "Ihr müsst unbedingt nach Berlin"-Sprüche kommen nie von geborenen Berlinern! Mit Verlaub, das sind immer die Zugezogenen... ;-)

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Der ethnische Berliner (sprich: Balliner) ist in seiner Heimat ja eher eine Minderheit.

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Sehr schön, sehr schön: Nachrichten aus dem untergehenden Teil des Landes
Verdammt, da muß man ja wieder neidisch die Kappe ziehen über das schöne Genrebild.

Die ethnischen Berliner wohnen mangels Geld übrigens nur noch vereinzelt auf dem einen (oder sind es zwei?) Quadratkilometer, den Zugezogene für die (man verzeihe mir das Wortspiel...:) "Mitte" der Welt und wichtig halten.

Interessant ist ja vor allem, wie sich eine hochgradig provinzielle (Mitte!) und phantasielose,dafür aber stark geldbezogene Bourgoisie für künstlerisch angehaucht hält, weil die Nachbarschaft so bohemehaft daher kommt. Man frage mal einen jener Bewohner der Weltmitte, ob er jemals in Tegel, Britz, Spandau, Rudow, Lichterfelde, Lankwitz oder ähnlichen Gegenden auch nur gewesen ist (von Kennen will ich gar nicht sprechen).

Ein gewaltiges, überaus homogenes Selbstbestätigungs-Kartell, das außerhalb des angesprochenen Quadratkilometers zur Peinlichkeit tendiert.

Ich schlage vor, dass wir dem Don ein Literatenstipendium verschaffen (Stadtschreiber vom Friedrichshain!), damit wir mehr zu lesen kriegen. ich werde mal Kontakt mit dem Bezirksamt Friedrichshain aufnehmen.

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Märkisches Viertel, Gropiusstadt, Lübars, Glienicke-Nordbahn wären in dem Zusammenhang auch interessant, oder ganz einfach Carlottenburg. Überhaupt Charlottenburg: Ich erinnere mich aus den 80ern an den oft in Kreuzberg oder Wedding gehörten Spruch: Der hat keimne Ahnung, fer ist bestimmt aus Charlottenburg. Irgendwie setzt sich das alles fort, nur mit anderen Vierteln. Damals war es cool, in einem Slum zu wohnen, weil das war so authentisch proletarisch. heute ist es cool, in einem Bohemeviertel zu wohnen, weil das ist so kreativ, und dass es ein Slum ist, merkt man nicht wegem dem Kaiser ihn seinen Kleidern.

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Die ganze Republik siecht seit geraumer Zeit dahin, Berlin wird in 20 Jahren ueberall sein. Leute mit gewissem finanziellen Unterbau merken das erst, wenn er weg ist.
Bis dahin kann man noch ne Weile auf Distinktion machen und Trueffel naschen.

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Wenn du einem noch verraetst was man da: "Tegel, Britz, Spandau, Rudow, Lichterfelde, Lankwitz" soll?
Also wenn schon wohnen dann besser noch etwas weiter raus, die Viertel sind zu nah fuers Gruen- und zu weit weg fuers Stadtleben.

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nachtrag:
schonmal im Thermometerviertel gewesen?
wenn ja siehst du die Aufregung um Neukoelln mit ganz anderen Augen, sprich, es ist nichts auffaelliges.

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Was, bitte, ist das Thermometerviertel?

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Es war noch nie cool in Grophius-Stadt, dem "Ghetto" (Merkwürdiges Viertel), Lichterfelde-Süd, Marienfelde-Süd an der US-Army Field-Station, in der "Schlange", in Siemensstadt, den "Hühnerställen" an der Trabrennbahn Mariendorf, im Rollbergviertel, im Sozialpalast in Schöneberg, usw. zu wohnen.

In diesen Vierteln sind die meisten Mitte-Bewohner auch noch nie gewesen. Aber die werden noch früh genug bemerken, was für ein Gewitter sich dort zusammenbraut. - und dann wie begossene Pudel dastehen und lamentieren: Das haben wir nicht gewusst.

Berlin ist eine soziale Zeitbombe.

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Die Thermometersiedlung ist eine üble Gegend in Licherfelde-Süd. Die Banlieue Berlins.

http://de.wikipedia.org/wiki/Thermometersiedlung
Sie gilt in Berlin als eine der kriminellsten Ortschaften nach dem Polizeibericht des Jahres 2003. Drogendeals, Waffenschieberei und Schlägereien gehören mit zum Alltag. Charakteristisch für die Thermometersiedlung sind alte Gebäudetypen, die sehr monoton wirken. Bemerkenswert hierbei ist, dass es zwischen "gemäßigtem" und "verrohtem" Teil der Thermosiedlung eine harte Grenze gibt - nämlich die Fahrenheitstraße.

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Was man in Britz etc. soll
Flanieren. Die Schönheit auch in einer spröden Schönheit entdecken.

Mir fällt spontan die Hufeisensiedlung von Taut ein, ein Bauklassiker erster Güte (übrigens ebenfalls superweit ab vom Schuß ist ja die andere Taut-Siedlung in Zehlendorf (?).

Aber es geht ja gar nicht drum, das man gesagt bekommt, was man dort vorzufinden hat, sondern man muß den *Blick* für das Besondere auch im Unscheinbaren, Kleinen entwickeln (nebenbei macht das ja auch der Don hier unerbittlich...) und nicht der marktschreierischen, aufgedonnerten PrenlauerBerg-Schickse hinterherlaufen.

Dennoch weitere Tipps: Alt-Tegel, da sieht man noch eins der Ur-Dörfer, aus denen Berlin besteht, was man sonst (s. z.B. Neukölln am Richardplatz) fast nur noch am Straßenverlauf sieht.

Spandau: die Zitadelle! So'ne riesige schöne alte Ritterburg, aber die Schlaumeier vom Prenzlauer Wasserturm kommen gerade mal bis Kreuzberg...

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Da gibt es noch mehr Tipps:

Lichterfelde West mit den Gründerzeit-Villen (steht geschlossen unter Denkmalschutz) und dem Parkfriedhof.

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Ja, lustig, wie das mal die neue Hyper-Hip-Gegend werden sollte.

Der Hype fing ja richtig an, als Universal-Tim vor 3-4 Jahren dort hinzog und immer im No. 52 rennerte, äh, auflegte. Und man im Watergate oder Freischwimmer feierte. Oder auf dem Badeschiff Als dann noch MTV dazukam ... herrje, da mußte man quasi fast sofort eine Wohnung an der Oberbaumbrücke haben.

Der Hype hielt allerdings nur knapp ein Jahr, dann war's auch schon wieder vorbei.

Ich erinnere mich noch an Mauerzeiten, da war die Ecke toter als tot. :-)

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So wie ich das mitbekommen habe, glauben die Leute dort immer noch daran. Es ist ja auch was passiert. Viele Läden haben aufgemacht, vor allem am Boxhagener Platz. Aber das sind dann wieder alles solche Spießer-Möchtegern-Geschichten... Da ist sogar Uelzen hipper.

Und sonst? Sich in den weiten, hässlichen Straßen verlierender White-Trash. Meist kleinstbürgerliche Ostberliner, die wegen der hohen Preise aus Prenzelberg vertrieben wurden. Von den paar zugezogenen Designerbebrillten, die sich unbeirrt am Mythos festklammern mal ganz abgesehen.

Selbst die Punks fliehen schon.

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Passend dazu: Das IMAX am Potsdamer Platz ist pleite.

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Das Schönste an der Meldung ist das Werbepopup: "Kostenlos Filme und MP3 downloaden!"

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Wie soll denn die *Uferallee* in Friedrichshain eine *schöne* Wohngegend werden? Noch nicht dagewesen? Von Kreuzberg aus gesehen ist da das Kühlhaus für Eier, jetzt UNIVERSAL, dann eine Weile Hafen, dann Baustelle Joop, dann Hafen und dann Elsenbrücke. Dahinter eine 6spurige Straße. Klasse Uferallee. Vor allen Dingen der Baumbestand!

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Hab ich mich auch gefragt. Das ist eine normale Ausfallstraße, an der niemand so gern wohnt. Der Don ist vermutlich dem Straßennamen (Stralauer Allee) aufgesessen.

Das dahinterliegende Viertel wirkt übrigens nicht mehr ganz so verslumt wie noch vor zehn Jahren.

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Nö, ich kann mich an meine Anfangstage in Berlin erinnern, Ende 2003, da ging die Mär, dass die Allee bald ein ganz toller Ort werden würde. Spreeblick ist ja tatsächlich nicht grenzenlos vorhanden.

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