Würde ich

Würde ich mit schlechter Bezahlung beim Trashportal Zoomer.de arbeiten müssen, wäre heute der Tag, ab dem ich mich intensiv nach einer beruflichen Alternative umschauen würde. Mehr als eine "Neuausrichtung" gibt es in der Regel bei Holtzbrinck nicht, bevor sie ein Projekt in den Eimer treten, in dem schon News Frankfurt und Business News sind.



Würde ich generell bei einem Medium der Mecom-Holding arbeiten, würde ich versuchen, irgendwas dort zu kapern - am besten die Netzeitung - und mir Helfer suchen, um es Montgomery mal richtig zu zeigen. Und sei es nur, um ihm und seinen Aktionären einen Kurseinbruch zu bescheren. Mehr als gefeuert werden kann man dafür auch nicht, und das passiert ohnehin.



Würde ich was mit Medien in einer weniger gut aufgestellten Region machen, würde ich versuchen, dort wegzuziehen, nachdem ich gehört habe, welche Bremsspuren im Bereich Werbung eines grossen Bankhauses zu erwarten sind. Sie sagten, das machen jetzt alle so. Die Durststrecke dauert mindestens anderthalb Jahre. Und was Springer mit dem Projekt "Humanglobaler Zufall" macht, ist auch nicht hübscher als das "Übergeben an die Community", mit dem die Agentur Knallgrau ihr Vorzeigeprojekt Mindestens Haltbar loswerden will.



Würde ich bei Vanity Fair Deutschland arbeiten, würde ich mich fragen, warum man nicht auf diejenigen gehört hat, die sich dem Konzept "Oberschicht" anders angenähert hätten, ohne Gbrüll, Tittenschwingen und D-Promis, die es nie auch nur in die Nähe der überwucherten Gärten am Leeberg schaffen werden - höchstens, wenn sie mal gegenüber in Wiessee auf Entzug sind. Und würde ich Kinder haben, würde ich sie eher auf den Bau schicken, als in die Medien. Zynische Dreckschweine gibt es auch bei Immobilienfonds, aber dann ist es wenigstens kein Hungerleiderjob.

Aber ich habe keine Kinder, bin nicht in Berlin und habe eine Arbeit, die ich auch am Spitzingsee machen kann, oder in der Dämmerung am Ufer, solange der Akku reicht.

Donnerstag, 10. Juli 2008, 01:36, von donalphons | |comment

 
Wie kommt es eigentlich, dass man seit Jahren Projekten großer Medienkonzerne schon beim Start dermaßen präzise das Scheitern voraussagen kann?

Ich meine, da werden Millionen investiert. Was sitzen da nur für Leute?

Man sieht sich das an und weiß: Freunde, es KANN so nicht gehen.

Was haben die eigentlich alle für eine Ausbildung, dass sie das Offenkundige nicht sehen?

Was zum Teufel soll eigentlich Marktforschung ohne Einsatz des gesunden Menschenverstands?

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Momentan sagen viele Verlagsmanager ihre Leuten, dass sie jetzt doch mal totaaaal umdenken sollen, was gaaaaanz Neues machen müssen, einfach mal was riskieren. Und diese Leute machen dann etwas, das irgendwo zwischen dem Bewährten und einem supitoll Neuen steht. Nachrichtengreis Wickert zahnlost bei Zoomer, Weichspülartikel italienischer Machart oder Prinzentalk für deutsche "Premiumleser" von Park Avenue und Vanity Fair, Tempo für Arme bei Springer, oder das gerade sanft entschlafende "Monte-Welt" bei Burda. Macht mal, traut Euch was. Wenn deutsche Verlagsmanager dann machen... und es gibt immer eine willfährige Marktforschungsfreundin der Geliebten, die in allen Nielsengruppen total geiles Kaufbedürfnis entdeckt.

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Und dann natürlich: Berlin. Ich glaube sogar, dass gewisse Ideen in Berlin funktionieren. Die Startparty für "Der Freund" in Berlin hat funktioniert. Für einen Trashmanager der Welt klingt Humanglobaler Zufall intelligent. In Berlin glaubt man, dass ein Büro unter den Linden schick ist. In Berlin finden sich billige Schreiber für Zoomer.de. In Berlin kann sich jeder immer neu erfinden. Und es ist viel Platz bis zum Beginn der Zivilisation des deutschen Westens. Damit muss man sich nicht auseinandersetzen.

Bleibt nur die Erklärung von Monte-Welt. Ich denke, dass Burda auch irgendwie Berlin ist.

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und wenn dann einer auf den nicht vorhandenen Kleidern des Kaisers besteht ist der dann Spielverderber, einer von gestern, der nix rafft.

Na gut, ist nicht mein Geld

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Als einer von gestern, der den Crash von 2000 mitgemacht hat, kann man sich sehr wohl fühlen in diesen Zeiten. Weniger cool ist es, jetzt erst mal ein Geschäftmodell oder eine Zielgruppe finden zu müssen. Oder gar ein exotischer Werbevermarkter zu sein. Da ist noch viel Luft nach unten, und wer da nicht reinstürzen muss, kan den Schrei "Spielverderber" aus dem Abgrund getrost ignorieren.

Die Blöden sind mal wieder die Mitarbeiter. Aber bei Zoomer werde ich kein Mitleid haben.

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Ich habe 1998/99 in San Francisco gelebt. Die Schrift an jeder Wand schrie dich förmlich an: Leute, warm anziehen, die Blase platzt schon.

In den In-Vierteln purzelten die Immobilienpreise, und du musstest nur einen Capuccino trinken gehen, um das Unheil zu ahnen.

Da ging der Hype in Deutschland erst richtig los.

Ich bin Anfang 2000 komplett raus, und habe haufenweise anderen dazu geraten.

Tja...

Die Faustregel meiner Großmutter, dass "a jeda Schmarrn von drüm zu uns nüba kummt" hat noch immer gestimmt... das gilt auch für die Pleiten.

Und die "Analysten" setzen die UBS auf "buy". Ja mei.

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In Bad Wiessee gibt es auch Werbetafeln für das Spielcasino - man nennt es auch Deppensteuer. Und tatsächlich ist UBS gerade sehr billig, für eine lebende Bank. Fragt sich nur, ob sie nicht schon tot ist.

Ich muss allerdings gestehen, dass eine vergrösserte, alle betreffende Krisenerfahrung a la 2000 nicht wünschenswert wäre. Heilsam wäre sie, aber das ist die Folgen nicht wert. Schlimm genug für die USA und unsere neoliberalen Freunde auf der Insel, hierzulande wird mancher wenig geschoren davonkommen, aber eine tiefgreifende Krise in Deutschland würde zu viele Unschuldige treffen.

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Leider ist genau das der Grund, warum diese Säcke immer davonkommen... weil es zuviele Unschuldige gäbe.

Also bezahlen wieder alle, und auf in die nächste Runde.

Ist wie mit Krieg spielen.

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Die UBS, Inbegriff Schweizer "Seriösität", ist binnen eines Jahres von 70 auf 20 Franken gefallen, wird gerade von den US-Finanzbehörden gef**** und ich denke die EU wird folgen.

Die Schweizer werden wieder auf ihre Kernkompetenzen umdenken müssen, Käse in Löcher bohren oder umgekehrt.

Schätze, ein asiatischer Staatsfonds kauft das ganze Land.

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Spannend finde ich vor allem, dass jetzt ausgerechnet das Skandalinstitut HSH Nordbank nach extremen Abschreibungen auf eigene Werte einen Spring des DAX auf 8200 Punkte zum Jahreende imaginiert. Es gäbe Momentan eine irrationale Panik. Solche Leuten musste eine funktionierende Presse so lang was reinbetonieren, bis sie freiwillig ins Exil gehen.

MIt all den Blasen der aktuellen Situation ist Vermögensverwaltung nichts mehr, was zu viel Spass macht. Die Milliarden der FED und der Zentralbanken müssen auch irgendwie "weg", die Märkte zittern, und wie krank das alles ist, sieht man an Wachovia, deren Aktien nach Milliardenverlusten steigen, weil man froh ist, jetzt endlich Zahlen und eine neue Personalie zu haben. Unter solchen Vorzeichen kann Vermögensverwaltung nicht funktionieren. Man hört leider sehr wenig von den Verlusten derer, die dort Kunden sind, aber wenn das noch ein paar Monate so weiter geht, wird die Schrumpfung des Geschäfts den Weg Richtung 10 Euro aufmachen.

Und die Schweiz: Ein Anachronismus, der längst einer Lösung harrt. Fragt sich nur, welcher Staatsfond angesichts der eigenen krisen wirklich so viel Geld hat.

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alles relativ. Ich möchte auch nicht die Vogelexkremente vom Deck von der blauen Plane des Bootes abkratzen müssen.

Näheres zu Zoomer würde mich noch interessieren. Was so fünf Tage ohne Rechner ausmachen.

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Das mit dem DAX war ein Übermittlungsfehler. Die meinten 5200.

Oder 4200

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Hat eigentlich schon mal jemand Kredite an Web2.0-Medien-Startups gebündelt und verbrieft als Asset Backed Securities auf den Markt gebracht? Wenn man nur genügend Schrott aus verschiedenen Regionen hineinpackt, könnte man dank der "breiten Streuung" vielleicht sogar ein AAA-Rating bekommen. Das könnte doch mal das neue große Geschäft werden.

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Ist natürlich die Frage, aus welchem Cash Flow dann die Zinsen bedient werden sollen, aber die hat bei den Subprime-Krediten ja anscheinend auch niemand gestellt.

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Kann man machen. Angesichts der Energiepreise dürfte es aber sinnvoller ein, die Scheine in einen altmodischen Kachelofen zu stecken, das wärmt im Winter wenigstens.

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Vielleicht erlebt das Bargeld bald seine große Renaissance - und wird am Ende sogar beliebter als Gold, das ja nicht brennbar ist.

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Florian Steglich nimmt bei Medienlese den Relaunch-Blödsinn, den Zoomer bei dem von ihnen mit Werbung bezahlten Pleitier Peter Turi rausgelassen hat, bei der Medienlese auseinander. Kurzversion: Trotz Riesenkampagne bei StudiVZ sind die meisten Leser sofort wieder weg, und nun behaupten diese Leute, sie wären keine Klickfalle und würden deshalb so gut angeklickt und wollen jetzt einen Relaunch. Nach meiner Erfahrung und den üblichen Gerüchten, die sich schon beim Shitcanning der Vorgängern als erstaunlich zuverlässig erwiesen haben, ist das schon sowas wie die letzte Chance für Zoomer, bevor man aus den üblichen Kostengründen mitteilen wird, dass man mit einem mutigen Experiment wichtige Erfahrungen sammeln konnte, die man fürderhin bei anderen Projekten sicher zum Fortbestand des goldenen Zeitalters verwenden wird, man dankt auch dem jungen Team, das mit seiner Lohnzurückhaltung das alles möglich machte, und sucht jetzt nach Möglichkeiten, diese verdienten Leute konzernintern bla bla bla.

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Den Verlagen scheint das Wasser bis zum Hals zu stehen. Dann lässt man sich auch auf Leute und deren Ideen ein, denen man in normalen Zeiten einen Besuch beim Facharzt geraten hätte. Ein Problem in Deutschland: In den Verlagshäuser geben intransparente Familienclans die Richtung vor. Die Holtzbrincks, die Springers, die Augsteins, die WAZens, die Burdas, die Neven-DuMonts, die Ippens, die Schaubs, die Mohns, usw. Das hilft, das wahre Ausmass der Branchenkrise unter der Decke zu halten und Durchhalteparolen zu veröffentlichen, eine "Initiative Printpresse" zu gründen, und neue Internet-Flops zu starten.

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Sie haben sich mit Kostenreduzierungen auf eine Situation eingestellt, bei der ein anziehendes Internetgeschäft mit neuer Werbung die Verluste in anderen Bereichen kompensiert. Unter der Voraussetzung, dass der Onlinemarkt anzieht.

Und das ist auch schon das ganze Problem: Eine Rezession vom Niveau der New Economy. Da werden viele sehr viele Probleme haben. Ich glaube nicht, dass jetzt in der Krise Web2.0 plötzlich ganz toll wahrgenommen wird.

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