Im Biergarten

Frau Dr. v. R. steht, angetan in schwarzen Dalmatinerpunkten auf Weiss, beginnend bei den Schuhen bis zum leichten Sommerhut vor mir und überlegt. Drei Torten müssen reichen, aber welche? Apfelmandel ist klar, Käsemandarine auch. Vielleicht probieren Sie mal die Kirschmandel und die Birnenbaiser, versuche ich mich als Ratgeber, und Frau Dr. v. R. kann sich nicht entscheiden. Letztlich nimmt sie dann jeweils eine halbe Torte und verspricht, sich nochmal zu melden, falls das nicht reichen sollte. 3 Torten, das sind ungefähr 30 Stück Kuchen. Nicht schlecht für ein Familienfest im kleinen Rahmen. Ich fühle mich danach mit meinen kleinen schmutzigen, schmalzgebackenen Wünschen, bei deren extensiver Erwähnung die Leser sofort ein halbes Kilo zunehmen würden, geradezu bescheiden.



Dabei ist dies einer der Tage, an denen die Lust am Essen nicht allzu gross ist; auch der Tee schmeckt nicht und die Vorstellung, in dieser Hitze den Austausch von Erbmaterial bis zur Gummigrenze durchzuführen, wenn alles glitschig klebt und die Luft voller Dunst ist, auch diese Vorstellung mag mir nicht behagen. Es sind diese tage, an denen sich ein Mobiltelefon doch lohnt; man setzt sich unter einen Schirm in den nächsten Biergarten, ruft jemanden an und freut sich über jede Brise in den Gassen der Altstadt, während die Kurse des zweiten Heiratsmarktes besprochen werden. ich bin der festen Überzeugung, dass dieser real existierende Sommer eine fiese Sau ist: Er macht Frauen schöner und das Vergnügen mit ihnen weitgehend unmöglich; allein am See ginge vielleicht was, woraufhin Susi von sich aus klarstellt, dass sie dieses Wochenende ganz sicher nicht kommt.



Irgendwann ist die schlimmste Hitze vorbei, die ersten SSV-Käufer treiben wieder durch die Gassen, und oben an der Schule, wo sie heute das Ende des Jahres feiern, erklingt das übliche Repertoire solcher Veranstaltungen. Schülerbands. Hoffnungen, aus denen hoffentlich nicht allzuviel wird, in Zeiten des Internets sind Musikmacher noch gearschter als Journalisten. Ein Job mit sicheren Ferien und Urlaubsgeld ist eher was, dann können sie auch mit dem letzten Pausengong in den Süden starten, wenn sie ihre eigenen Kinder in die selbe Schule stecken. Alles wiederholt sich, das Girl von Ipanema werden sie auch in 20 Jahren noch singen, und dazu brennt die Sonne herunter auf die, die bleiben müssen und die, die blöd genug waren, den Bergsee zu verlassen.

Mittwoch, 30. Juli 2008, 23:25, von donalphons | |comment

 
"in Zeiten des Internets sind Musikmacher noch gearschter als Journalisten"

Find' ich ned.
Kommt drauf an, was man ohne Über- und Unterbewertung draus macht.
Und natürlich, vor allem und immer und sowieso, auf die Musik, die man macht...

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Gut, ich beziehe mich da eher auf die Schülerbands - oder auch Klassikinterpreten - die bei uns ganz gross rauskommen wollten und heute Musiklehrer sind. Oder Kirchenchor. Oder ein wenig vorangekommen sind und immer mies drauf, weil sie an die Einnahmen denken, die ihnen das Internet nimmt. Und diese Haltung ist wohl immer noch mehrheitsfähig.

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Jetzt kapier ich das.
Da beißt sich übrigens so manche Katze in den eigenen Schwanz: wer immer (oder allzu oft) mies drauf ist, kann gar nicht richtig vorwärts kommen. Auch wenn die Umstände noch so gut wären und das Internet nicht vorhanden... ;-)

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... real existierende Sommer eine fiese Sau ist: Er macht Frauen schöner und das Vergnügen mit ihnen weitgehend unmöglich; ...

Nicht wahr? Da bin ich jetzt aber froh, dass es anderen genauso geht ...!

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Wie ich einigen Anzeigen eines heimischen Blattes entnehmen durfte, bieten jetzt auch diverse Rotlichtbetriebe spezielle Sommerrabatte an, um das Geschäft in Schwung zu bringen.

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3 Torten [...] Nicht schlecht für ein Familienfest im kleinen Rahmen.

Das ist wenig. In der rheinischen (und auch der bergischen) Kaffeetafel wird bei entsprechenden Anlässen mit einer Torte pro Besucher kalkuliert. Wer mag, kann sich dann etwas nach Hause mitnehmen.

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Die Torten sind nicht eben das, was man als klein bezeichnet. Ich, noch nicht mal ich könnte davon mehr als 2 Stück essen.

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Auch als Besucher muß man sich auf solche Feierlichkeiten natürlich vorbereiten. Also fasten am Vortag. :-)

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Dafür gibt es ja dann auch ein paar Berge zum erklettern. Also, in bayern zumindest. Oder ein paar Rheintalburgen?

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Die ewig gut gelaunten Vettern im Süden des Rheinlandes haben zumindest ein paar Hügel zum Bewandern, im Bergischen, naja, sind sie schon flacher, und am Niederrhein fügt man sich - wie seit Jahrhunderten - ins unvermeidliche und wird dick.

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Ab der Kölner Bucht
ist der Mensch die Wucht.
Pfunde oder Tonnen
folgen dort den Speisewonnen.

Ich kann mich bei Koblenz an einige knackige Touren hinauf zu Ruinen erinnern. Immer über Felsen, nie entlang des Weges, dann klappt das auch mit dem Gewicht.

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Dem Rheinländer ist eben alles rhein. :-)
Von Neuß aus betrachtet liegt Koblenz schon fast am Südpol... Schwimmen im Rhein ginge vielleicht noch, aber da gibt es fiese Stromschnellen und viel Schiffahrt. (Schwimmen in der Erft fällt aus, da die Rheinbraun sie so oft verlagert hat, daß man sie kaum mehr wiederfindet.)

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In den Niederlanden
bekommt man Torte zu Mitternacht gereicht.

Sollte man das nicht am Tegernsee auch einführen? Aber ich fürchte, Buttercrème wird Ihnen dann doch ein wenig schwer.

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