Empfehlung heute - Über kurz oder lang, nah oder fern

Ich mag das hier, auch weil es ein Problem in einer Form treffend zusammenfasst, die diejenigen, die eine ähnliche Form zu beherrschen glauben, absolut nicht vertragen. Ich denke, wenn die Form extrem kurz ist, muss der Gedanke wirklich gross sein; "Wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt" etwa hat die nötige Tiefe und Bedeutung; wer es spricht, braucht eine gewisse Grösse und mehr als seinen klatschenden oder auch genervten Kegelclub.



Obwohl, natürlich kann es auch ganz anders sein. Fernsehen darf schliesslich auch 9live sein, Zeitung Bild und wer partout meint, sich ohne Schutz weitreichender Formulierungen und sprachlicher Arabesken, möchten sie auch noch so grob gearbeitet sein, der eigenen Nichtigkeit öffentlich versichern zu müssen - hey, das ist ein freies Land, es gibt wahrhaft Schlimmeres, nur wundere man sich bitte nicht, wenn hingeschluderte Wortbrocken jenseits der Folgergruppe nicht so gut ankommen wie durchkomponierte Erzählungen oder kluge Analysen.



Was natürlich bei Wortbrocken möglich ist: Das Deuten, das Überdeuten, das Hineinlesen. Amüsanterweise gibt es da eine Ähnlichkeit zu gern verhöhnten Literaturkritikern, die in ähnlich kurze Sätze Leipziger Literaturinstitutsprodukte so etwas wie Tiefe und Erkenntnis hineinlesen wollen; nicht wirklich unter Akzeptanz des Publikums, das dergleichen nach ein paar Monaten auf den Ramsch wandern lässt. Man kann es auch als Subkultur titulieren, als authentisch und anderes, was draussen vielleicht gut ankommt.



Oder auch nicht. Es ist auch nicht wichtig, und hätte sich heute nach dem grandiosen, in der Sonne beginnenden und von Wolken umtosten Aufstieg zum Neureuth nicht ein schweres Unwetter entladen, gäbe es auch diesen Beitrag nicht, von dessen Thema ich hoffe, dass die Bilder ein wenig die Diskrepanz aufzeigen zwischen dem, was ist, und dem, was Leute tun, wenn sie, ach, was interessiert es mich, warum, sollen sie, bitte.

Mittwoch, 20. August 2008, 01:11, von donalphons | |comment

 
Grandiose Fotos. Großartige Brotzeit, pittoreskes Tiefdruckgebiet. Danke sehr dafür.

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Bitte. Wenn es hier drohenden Wolken aufziehen, dann ist es wenigstens ehrlich begründet und keine getroffene Angekotztheit gewisser Vortragspeinlichkeiten ohne Abstand zum eigenen Tun. (Manches kann man allenfalls aus dem eh schon miesen Berliner Lesebühnenniveau, mit dem Berliner sonst abgefüttert werden, erklären; da ist nicht so arg viel Platz mehr drunter. Sollte man meinen.)

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Das unterscheidet die Berliner Traumtänzer von den bayerischen Urgesteinen, denen man ja Dickfelligkeit nachsagt. Da liegen die Nerven ziemlich blank unter der dünnen Haut.

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Ach, das sind alles nur Versuche, sich unter verschiedenen Aspekten immer wieder selbst zu feiern, mit den immer gleichen Leuten und Netzwerken. Man gebe sich nur mal der Kaltmamsell freundliche Worte über das nun wahrlich nicht gelungene Projekt Küchengötter.de unter Beteiligung des Lobo, ihre Promo für des Schwenzels Freundin und ihre Knetkunstversuche, aber solche Freundschaftsdienste für Lobo und Co. zahlen sich dann aus, zumindest wenigstens zwecks Teilnahme an so einer Veranstaltung; die Reaktionen waren ihrer eigenen Aussage zufolge dann eher naja, aber Hauptsache, die üblichen Verdächtigen standen beim Medienpartner im Rampenlicht. Und wenn es Scheisse war, war es Ironie, und wenn Ironie nicht mehr gegen Kritik hilft, dann wird man eben pampig und macht eine kleine Hetze mit Hilfe des guten Freundes Schwenzel (siehe oben) aus dem Berliner Netzwerk, der auch die Bühnenpräsenz eines verstaubten Wischmobs hat. Man kennt das ja. Eine Hand wäscht die andere, das geht ohne Absprache, alles der gleiche Flow. Wir sind toll, und wer gegen uns aufmuckt, kann was erleben.

Was mich nur ein wenig wundert, ist die mangelnde Lernfähigkeit - seit der mit Schmackes vor die Wand gefahrenen Lesung für die Cola-WG während der WM 2006 sollte exakt diese Bestzung eigentlich wissen, dass es mit einem Podium für eine sich selbst abfeiernde Kumpelei nicht getan ist.

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Die Fallhöhe wird grösser. Unter 2 Bachmann & 3 Grimme läuft nichts mehr.

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Nicht zu vergessen die deutschen Meisterschaften im Düsseldorfer Sixtusklüngeln und Publikumspreisschieben.

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Ach, Don,
meinst Du wirklich, dass die Kaltmamsell jetzt vom Berliner Blogborg-Kollektiv assimiliert ist? Gut, ich kenne die Dame nicht näher, könnte mir aber vorstellen, dass man diese Sache mit der Twitterlesung oder das Blogmännchenkneten irgendwie lustig fndet, auch wenn man nicht vorhat, sich mit diesen Kreisen sehr viel weiter einzulassen.

Was jetzt nicht heißen soll, dass ich eine Twitterlesung für eine große kulturelle Bereicherung halte. Aber wie gesagt, vielleicht würde man in Berlin einen Lesungsraum auch damit vollkriegen, die skurrilsten Spammail-Betreffzeilen aus seinem elektronischen Postfach vorzulesen.

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Nö.
Das sind einfach die üblichen Netzwerkstrukturen, stark und effektiv spätestens, als mit spärlichen, aber üblichen Unterstützernasen für den Ausverkauf auch die Kaltmamsell und des Schwenzels knetende Freundin und dessen Schwester in einer sehr leeren Wohnung im Juni 2006 eine nennen wir es mal Lesung für Lyssa und ihr angekratztes Coke-WG-Projekt gemacht wurde; Niederlagen schweissen zusammen, so würde ich das titulieren. Die Twitterlesung hatte mehr Besucher, aber die Resonanz war bekanntermassen auch nicht so arg doll.

Nach meiner Erfahrung mit Berlin ist es dort halt so wie in den Lesebühnen: Die immer gleichen sitzen vorne, die immer gleichen, die sie für grosse Literaten halten, sitzen im Publikum. Oder auch im Münchner Literaturhaus. Vermutlich geht das mit allem und mit jedem, vom Flohzirkus bis zu Reden von Helmut Kohl, nur wird es mit nachlassender Qualität schwieriger. Ausserdem, um das konkret angesprochene Szenario anzusprechen: Ich denke, die eher durchwachsene Kritik an Kaltmamsell kommt daher, dass sie gegen Frank Lachmann anlesen musste. Gerade bei so kurzen Texten fallen Unterschiede in Vortrag und Inhalt ziemlich auf. Blame it on diejenigen, die nicht so die Mördererfahrung mit der Durchführung von Lesungen haben. Kann passieren. Aber dann sollte man die Hinterfragung auch wie ein Mann nehmen, und nicht Hetzpingpong unter Freunden spielen.

Ansonsten fände ich es mitunter ganz hilfreich, wenn mal einer für Aussenstehende aufdröselt, wer da wen woher kennt und schon was unter welchen Bedingungen füreinander gemacht hat. Das ist in der Bloggerei auch nicht anders als im Journalismus, selbst wenn die Akteure oben eher aus dem Bereich Werbung und PR stammen.

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