Kurzurlaub in Florida

Es passiert mir selbst in diesen schmutziggrauen Herbstzeiten, da man keinen Berg erklimmen kann und Wolkenfetzen über Wäldern modern, da es kalt ist und der Geruch von verbranntem Holz über dem Tal liegt -



Es passiert mir also sogar in diesen Zeiten selten, dass ich stundenlang vor dem Computer sitze und eine Seite durchklicke. Aber heute Nacht, als sich draussen der Regen ergoss und drüben auf dem Ödberg schon die Schneekanonen der weissen Dinge harren, habe ich das gemacht - und zwar auf dieser nett aussehenden Seite:

http://www.homesteps.com/index.html

Das ist gewissermassen die Resterampe des amerikanischen Immobilienfinanzierers Freddie Mac. Man darf sich von den lachenden Gesichtern nicht täuschen lassen: All die zigtausend Häusern stammen aus Privatinsolvenzen, ihre Besitzer sind sonstwo (wo gehen die eigentlich alle hin?), und Freddie Mac kann schauen, wie sie den Krempel wieder los werden. Mit solchen Seiten, vermutlich auch noch Rabatt - a bisserl was geht immer - und zu Preisen, die einem nochmal das ganze Debakel vor Augen führen. Auch die Bilder sind sehenswert. Häuser in Florida mit Grundstück, 6 Zimmern und keine 10 Kilometer vom Strand entfernt, mitunter weniger als 50000 Dollar, ein Nichts, werden dort offeriert. Man fragt sich beim Durchklicken, ob die diversen Statistiken, die von steigenden Hauspreisen sprechen, nicht doch massiv gefälscht sind, bei diesen 3.-Welt-Preisen in gar nicht so arg schlechten Regionen des Landes. Und wie abgewirtschaftet ein Land sein muss, das zu solchen Mitteln greifen muss.

Zu dem ganzen Irrsinn kommt noch die Finanzierung für solche Verkäufe - die Kredite werden einem gerade nachgeschmissen, Hauptsache man kauft das Zeug. Und der Staat deckt das Ganze und auch zukünftige Verluste, wenn es auch diesmal mit der Rückzahlung nicht klappt. Natürlich macht der Staat deshalb Schulden, die er irgendwann wird bezahlen müssen (oder auch nicht). Normalerweise bin ich ja schon bereit, mir auch in anderen Ländern Schnäppchen anzuschauen, und bei Florida - leicht anzufliegen und im Winter fein - könnte man durchaus schwach werden. Aber: Wer will schon in der Dritten Welt des 21. Jahrhunderts Urlaub machen, in einem Protektorat der Chinesen?

Montag, 12. Oktober 2009, 12:42, von donalphons | |comment

 
Resterampe
au weia, in Detroit bekommt man von den 31 offerierten Objekten allein 19 für < 10.000 Dollar. Geht los bei $1.000.
Klar, das sind Bretterruinen in No-Go-Areas, aber dennoch ist dies ein Preisniveau, das ich eigentlich nicht mit Immobilien assoziiere.

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"ein Preisniveau, das ich eigentlich nicht mit Immobilien assoziiere" ... Nun, das hölzerne Gerümpel ist ja auch nur solange immobil bis ein lustig Windlein daherkommt, dann besteht wohl eher Gefahr es würde das Gelumse durchaus auch mal mobil werden können. Hui!

Das ist schlicht schlimm. Ich mein, die Massen von Beton-Einfamilienstandardklötzchen mit eineinhalb Quadratmeter Garten dahinter hierzulande sind ja auch grausig, aber zumindest hat man da nicht so ganz dieses Gefühl von "gleich kippts wech".

Und Herr Don, bitte, bitte, bleibens bei der Idee mit Bayern und Italien, so bissi hier, bissi da, bissi dort, noch ein Hauserl, das ist fein und gibt nur Anlaß noch ein wenig mehr silbernen Teeschangel und anderen köstlichen Hauszierat zu erwerben, der mich dann wieder in den Neid treibt ;-) Florida lassen Sie mal bitte sein, das wär dann wohl ja doch zu unkommod, man möchte doch nicht in die Wirren der kommenden bösen Unruhen eines untergehenden Imperiums mitten hineingeraten, oder?

Grüße aus der schlimmen Stadt!

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Ich frage mich überhaupt, was besonders wirtschaftlich daran sein soll, wenn man Leute als allererstes mal aus ihren Häusern wirft (wie es dabei manchmal vor sich geht, sieht man hier: http://www.worldpressphoto.org/index.php?option=com_photogallery&task=view&id=1412&Itemid=223)- die sich dann nicht verkaufen lassen, leer stehen und vor sich hin gammeln. Wenn irgendwo volkswirtschaftlicher Wert vernichtet wird, dann ja wohl dort...

Berichte über Zeltstädte und über Amerikaner, die sich in ihren Autos häuslich einrichten, gab es ja schon häufiger. Diejenigen, die etwas besser dran sind, kommen vermutlich bei Verwandten/Freunden unter oder ziehen in ein kleineres Haus/eine Wohung.

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Nicht ganz ernsthaft, natürlich. Amerika hatte ich schin mal und brauche es nicht mehr, danke. Ich sehe dort auch keine Zukunft.

Ob die Häuser etwas wert sind? Keine Ahnung. Es gibt einfach zu viel davon an den falschen Orten. Die spannende Frage wäre, was dann die richtigen Orte wären. Schwer zu sagen.

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Ich denke, man da unterscheiden zwischen den Gegenden, wo bekanntermaßen wohlhabende Leute wohnen und den Gegenden, die nun nicht so bekannt dafür sein dürften. Zum ersten dürfte der Dunstkreis von Los Angeles zählen (z.B. in den Hügelketten von LA, Beverly Hills, Bel Air, Pacific Palisades, in bestimmten Gebieten von Santa Barbara), bestimmte Gebiete in und um New York (Manhattan, Uppper Westside und außerhalb natürlich die Hamptons). Und natürlich dann in Florida, wo ich die Gegenden Miami Beach und vielleicht noch Fort Lauderdale mit seinem künstlichen Kanal dazuzählen würde.
Das sind so die klassischen bekannten Gegenden.

Interessant wird es dann, wenn man sich mal diese Seite anguckt: http://en.wikipedia.org/wiki/Highest_income_counties_in_the_United_States
Da findet man dann ganz andere Gegenden, die eben weniger in den Hochglanzmagazinen zu finden sind, wo aber auch Geld vorhanden ist. In der Liste nicht zu finden ist z.B. Medina (bei Seattle), wo Bill Gates wohnt. Auch eine bessere Wohnlage direkt am See gelegen, aber eher unbekannt.

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Nun ja, auch da gibt es massive Übertreibungen und Pleiten - nur mit dem Untewrschied, dass sich dort auch schneller Käufer finden. Das Problem besteht überall aus zu vielen Schulden und zu vielen Häusern, eine wirklich ungute Kombination.

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Das ist wohl richtig, aber wer dauerhaft mit Leistungen bezahlt, die erst irgendwann einmal in der Zukunft erwirtschaftet werden sollen, der darf sich nicht wundern. Das war eben der Selbstbetrug der US-Amerikaner, die von möglichen Gefahren nichts wissen wollen. Nein nein, alles wird so weiterlaufen wie immer. Beim Thema Umweltschutz ist es doch das gleiche. Das ist jetzt die Quittung dafür. Wie lies schon Ayn Rand ihren John Galt Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts sagen: "Geld muss erst einmal durch ehrliche Arbeit erworben werden, bevor andere den rechtmäßigen Besitzer anschnorren oder ausplündern können. Wie viel einer erwirbt, hängt von seinen Leistungen ab. Wer ehrlich ist, erwartet nicht, dass er mehr konsumieren kann, als er produziert."

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Es ist mir aber ein Rätsel, warum es dieses eindeutige Überangebot an Häusern gibt und trotzdem - als Folge der ganzen Zwangsräumungen - jede Menge obdachlose Amerikaner (einschließlich ihrer Kinder)! Klar, das hat mit den Prozeduren der Hypotheken-vergebenden Banken zu tun und wird rational bestimmt irgendwie gerechtfertigt. Es gab ja auch schon Forderungen an den Staat, die Banken zu zwingen, den bisherigen Besitzern die Häuser wenigstens zur Miete zu überlassen oder ihnen eine neue, sehr langfristige Hypothek mit niedrigen Zinsen anzubieten. Passiert ist in dieser Hinsicht natürlich nicht viel.

Und da rede mir noch einer von der Effizienz des freien amerikanischen Marktes.

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Mitunter liest man ja von hausbesetzungen, die den Banken nichts ausmachen, weil sie die Verluste ohnehin an andere verkauft haben. Dazu kommt, dass viele bei Verwandten unterkommen. Und in 2, 3 Jahren werden die Immobilien immer noch billig sein.

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Es gibt auch Politiker, die ihren Wählern dazu raten, einfach stur in ihren Häusern sitzen zu bleiben:

http://www.pbs.org/moyers/journal/10092009/watch.html

Sie haben sogar eine gewisse Chance, vor Gericht damit durchzukommen, weil die Hypotheken-vergebenden Banken jahrelang mit den notwendigen Dokumenten geschludert haben - vor lauter Strukturieren, Umverpacken und Weiterreichen ging wohl so manches Papier verloren, das die Rechte des Kreditgebers an der Immobilie belegte. Allerdings müssen die Hauseigentümer dann auch noch auf einen "milden" Richter hoffen: Viele Gerichte geben trotzdem grünes Licht für die Zwangsversteigerung, auch wenn die Bank die erforderlichen Dokumente dazu nicht vorlegen kann. Nicht auszudenken, wenn es umgekehrt die Kunden gewesen wären, die so "geschlampt" hätten...

Ich habe ja sehr lange Verständnis für Unternehmensinteressen gehabt. Aber das, was dort abläuft, ist oft nur noch blanker Zynismus.

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Am Ende haben wohl alle davon profitiert und sich gegenseitig ausgeschmiert. In Abwandlung eines bekannten Spruchs könnte man sagen: Der Markt kann länger irrational als solvent bleiben. Eine Lösung im Grossen wie im Kleinen erkenne ich auch nicht.

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Amelia, das Überangebot dürfte es geben weil a) sehr viele Leute Häuser gebaut haben, die es eigentlich gar nicht hätten schaffen können und die mußten dann ganz schnell raus, b) es auch Fälle gegeben hat, wo Leute ein Haus gebaut haben, es durch die Spekulationen mehr wert wurde, weshalb sie das Haus dann mit Gewinn wieder verkauft haben und dann ein neues, teureres Haus gebaut haben. Wenn jemand das ein paar Mal gemacht hat, dann hat er rein durch Spekulation zum einen diverse Häuser gebaut und zum Anderen aus Nichts Werte erschaffen.

Dass am Ende dieser Kette irgendwann zuviele Häuser auf dem Markt sind, ist doch wohl klar. Im übrigen gibt es auch in Deutschland Gegenden wo deutlich mehr Häuser als Interessenten vorhanden sind: im Osten Deutschlands. Das ist allerdings nur zum Teil den Spekulationen von Investoren zu verdanken, es auch der Wegzug vieler Menschen macht dort Probleme. Es gibt diverse Konzepte, wie man damit umgehen will, z.B. in dem man Vereine in die Gebäude holt, die zwar keine Miete, dafür aber die Nebenkosten zahlen müssen und die Substanz erhalten.
Im SPON gab es vor vielen Jahren auch mal einen Artikel dazu: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,258341,00.html

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Wie es zu dem Überangebot kam, ist mir völlig klar. Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist der Mechanismus der derzeitigen Zwangsversteigerungen in den USA, bei denen Millionen von Menschen aus ihren Häusern geworfen werden, weil sie ihre Hypotheken nicht zahlen können. Klar, das ist in normalen Zeiten die übliche Vorgehensweise - das Haus kauft dann eben jemand, der mehr Geld hat. Da momentan in den USA aber fast niemand Geld und Lust hat, ein Haus zu kaufen, führen Zwangsversteigerungen dazu, dass einerseits massenweise Menschen ohne vernünftiges Dach über dem Kopf sind und andererseits massenweise unverkäufliche Häuser leer stehen. Vollkommen sinnlos, denn woher sollen eines Tages all die zahlungskräftigen Investoren kommen, die die Immobilien wieder zu den exorbitanten Preisen kaufen, mit denen sie früher mal bewertet wurden? Vom Mars? Da müssen sich die grünen Männchen aber beeilen, denn sonst sind viele dieser "langlebigen" Bauten verfault und umgekippt. Das Problem ließe sich - kurzfristig - höchstens durch eine neue Spekulationsblase lösen.

Das alles ist ein Zustand, der weit von der "Normalität" entfernt ist, und man müsste mit außergewöhnlichen Maßnahmen darauf reagieren, die sicherstellen, dass Leute und Häuser irgendwie wieder zusammenfinden. Das findet aber so gut wie nicht statt (vermutlich, weil derartigen Eingriffe in einen Markt aus amerikanischer Sicht schon eine extreme Form von "Sozialismus" wären).

In den USA ist die Situation auch nicht ganz mit Ostdeutschland vergleichbar, wo Häuser leerstehen,weil die Bevölkerung abgewandert ist (und ein Gutteil natürlich aufgrund von spekulierenden Möchtegern-Vermietern und gewissen Steuersparmodellen). Die amerikanischen Häuser waren ja fast alle mal bewohnt - und die ehemaligen Bewohner sind überwiegend auch noch vor Ort.

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Hier haben wir es mal wieder: Mitten in einer Marktphase, deren Hauptproblem ein Überangebot an Häusern ist, werden Menschen in Massen obdachlos:

http://www.nytimes.com/2009/10/19/business/economy/19foreclosed.html?_r=2&hp

Und jetzt mögen mir noch Leute erzählen, der freie Markt sei effizient und sorge jederzeit für einen perfekten Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage.

Es ist nicht zu fassen.

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Die laufenden Kosten
Nun ja, eine Hütte in Florida wäre mir trotzdem zu weit weg. Auch wenn es "nur" 8 Stunden Flug sind. Im Sommer muss die Klimaanlage ständig laufen (weil es ansonsten zu feucht wird), der Pool muss immer mal wieder gereinigt werden, das Haus benötigt nach Hurrikans eventuell eine Reparatur, etc.. Natürlich, das kann man alles einem Hausmeisterdienst aufgeben. Aber diese Kosten nur um für ein paar Wochen im Jahr dort zu verweilen? Okay, wenn man gleich für ein paar Monate dort lebt, dann mag das hinhauen. Also für Privatiers oder Rentner bestens geeignet. Wer hingegen für sein täglich Brot im Dienste eines Unternehmens oder des öffentlichen Dienstes steht und somit auf eine gewisse Anzahl an Ferientagen beschränkt ist, für den dürfte sich das nicht lohnen.

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stümmt.

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Das Problem hat man an jedem Zweit- und Drittwohnsitz, man muss halt wissen, ob es sich lohnt. Ich sage es mal so: Am 5. Januar ist man vermutlich schon näher dran an der Floridaimmobilie, als am 5. August.

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Haben die nix gelernt? Mir fehlen die Worte.

Ich schließe mich an: ich kann mir Don Alphonso nur schwer in Florida zwischen den ganzen Rentnern, rosa Plüschmöbeln und Holz-Hundehütten vorstellen - allerdings gibt es da Krokodile, habe ich mir sagen lassen.

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Stimmt. Zweibeinige.

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Krokodile und Alligatoren
Panzerechsen gibt es eine ganze Menge in Florida, nicht nur eingesperrt wie in http://www.gatorland.com/ sondern auch in freier Wildbahn. Es kommt immer mal wieder vor, dass kleine Hündchen alter Ladies verschwinden, seltener auch dass Jogger angefallen werden. Nun ja, die Menschen befinden sich eben im falschen Lebensraum. Die Urviecher waren zuerst dort.

Warm ist es jedenfalls, sehr feuchtwarm im Sommer, sehr angenehm im Winter, wenn es in Deutschland zu kalt und ungemütlich wird. Wenn man dann noch die Hurrikan-Zeit ausläßt, dann kann man dort bestimmt für Monate eine wunderbare Zeit verleben. Nur eines gibt es dort natürlich nicht: alte Schlösser und Kirchen. Dafür kann man ab und zu Space Shuttle Starts beobachten, im warmen Meer baden und sich die Zeit in Vergnügungsparks vertreiben. Ach ja, nette und teure Läden für Möbel und anderes gibt es dort natürlich auch, schließlich verbringen viele reiche New Yorker in Florida ihre Winter.

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Wer als Käufer Wert darauf legt, einen gepflegten Rasen vorzufinden, muss auch für $54.000 hin und wieder zu Kompromissen bereit sein.

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Direkt an der Straße der Freiheit, in Detroit, findet sich für 6.500 Dollar (Preisnachlässe noch möglich) ein sehr entzückendes Objekt (Bild). Knapp 14.000 Euro muss man bereits in Ohio investieren, will man sich dort wohnlich einrichten (Bild). Für 12.000 Euro muss man allerdings schon mit einem schiefen Schornstein Vorlieb nehmen.

Aber wer hat schon so viel Geld amerikanische Pesos?

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Es sind ja nicht nur die Häuser, sondern man bezahlt auch die Nachbarschaft mit. Habe mal gelesen, dass in den USA die Aufteilung der Gemeinden in bestimmte Blocks und soziale Schichten extrem ausgeprägt sei. Sowas haben wir hier ja auch z.T., aber nicht so extrem. Es ist hier noch mehr durchmengt.
D.h. wer in den USA in einem bestimmten Viertel ein Haus hat und dann irgendwie zu Geld kommt, der baut nicht sein Haus aus, sondern zieht sofort in eine sog. "bessere Gegend". Wenn man also ein Haus kaufen möchte, dann sollte man auch besser mal dort "in da Hood" herumfahren und gucken, was da für Figuren rumlaufen bzw. wie die anderen Häuser aussehen. So dürfte nämlich die gesamte Nachbarschaft geprägt sein.

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Was machen die Besitzer all dieser Hütten?
Ist ganz einfach. Wenn sie ihren Immobilienkredit nicht mehr bedienen können, schicken sie ihrer Bank den Hausschlüssel und sind damit alle Sorgen los, da in den USA sich die Kredithaftung allein auf die Immobilie beschränkt. Ganz im Gegensatz zu deutschen Immobilienbesitzern, die, wenn ihr Objekt zwangsversteigert werden sollte, etwaige Restschulden nach wie vor an der Backe haben.

Und sind wir mal ehrlich: Die Immobilienblase war für viele Amerikaner eine Aufforderung zum Zocken. Du kriegst ohne jegliche Bonitätsprüfung einen Immobilienkredit angedient, der sich zum Teil selbst trägt, solange die Immobilienpreise steigen. Wenn sie fallen sollten - ja mein Gott, dann schickst du halt der Bank den Schlüssel und das wars. Das Geld für die zwischendurch gezahlten Raten hättest du normalerweise als Miete gezahlt, insofern hast du nur wenig Verlust gemacht - wenn überhaupt - und hast eine schöne Zeit im eigenen Haus verbracht. Das eingegangene Risiko jedenfalls war ziemlich gering für die Aussicht, ein eigenes Haus zu besitzen.

Manche werden sich sicherlich arg verzockt und dann auch größere Verluste erlitten haben, aber viele sind genau auf das Niveau zurückgefallen, auf dem sie sich vor ihrer persönlichen Immobilienspekulation befanden. Mein Mitleid hält sich jedenfalls in Grenzen.

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Wobei es für viele wahrscheinlich nicht mal direkt eine Zockerei war, sondern einfach das "der amerikanische Traum hat sich für uns erfüllt". Dass das alles auf Traumgebilden fusst - mein Gott, US-Amerikaner sind ja nun wirklich nicht dafür bekannt, sich immer zu 100% mit der Realität auseinandersetzen zu wollen. Über Probleme redet man lieber nicht, dafür gibt es den Psychater. Hauptsache alles ist easy und man hat einen guten Tag. Insofern wundert es mich nicht, dass die Sollbruchstelle in den USA zu finden ist.

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Für diejenigen, die an Mitleidswallungen leiden, könnte man noch die folgende kleine Geschichte erzählen:

In den späteren Jahren der amerikanischen Immobilienblase war es gängige Praxis, das Objekt, für das ein Immobilienkredit vergeben werden sollte, überzubewerten. Das heißt, ein Objekt, welches z. B. 300.000 $ kosten sollte, wurde beim Kreditantrag mit 350.000 $ angegeben und diese 350.000 $ wurden dann auch komplett ausgezahlt, weil eben kein Eigenkapital notwendig war. Der Kreditnehmer konnte dann mit den überschüssigen 50.000 $ ein beliebiges Konsumgut, beispielsweise ein Auto, erwerben und die als Hypothekenzinsen deklarierten Zinsen von der Steuer absetzen, was er bei Konsumentenkrediten nicht hätte machen können. Noch wichtiger - wenn die Immobilie in die Zwangsversteigerung geht, dann behält er sein Auto. Und er hat nichts dafür bezahlt!

Bleibt die Frage, wer hat für das Auto bezahlt? Genau: Nicht etwa die amerikanische Bank, die solche Hypothekenkredite als sogenanntes MBS blitzschnell weitergereicht hat, sondern der Erwerber dieser MBS. Also z. B. die deutschen Landesbanken und damit der deutsche Steuerzahler. Wer also Mitleid mit den armen Zwangsversteigerungsopfern hat, kann sich trösten - er hat ihnen höchstwahrscheinlich indirekt ein Auto, Videokamera, wasauchimmer finanziert und damit ihre Not ein bißchen gelindert. ;-)

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