Nicht mein Beruf
Im Branchenschnitt ist die Bezahlung der Leute so erbärmlich wie ihre Leistungen. Man muss einen Redakteur einer Lokalzeitung als Mieter gehabt haben um zu verstehen, warum die durchschnittliche Zeitung so unfassbar mies und dumm ist. Hunger ist nicht gut für das Denken. Soziale Unsicherheit ist nicht gut für die Recherche. Kostendruck ist keine echte Motivation. Zusammen mit der weitgehend elenden Verbohrtheit von alten Knackern und Nachwuchs, das Internet betreffend, ist es insgesamt ein sehr übles Arbeitsumfeld. Anders gesagt: Ich empfinde gegenüber dem Journalismus die gleichen Vorbehalte, nur stärker, wie bei meiner Heimat. Ich bin kein Bewohner der kleinen, dummen Stadt an der Donau, mein Haus steht in dieser Stadt. Ich bin kein Journalist. Ich bin Autor und schreibe ein Blog bei einer angesehenen Zeitung. Und das nicht unbedingt aus finanziellen Interessen.
Ich habe Zeit und muss nicht um 7 Uhr raus, ich muss keine Klickstrecken formen und Polizeiberichte kopieren, ich werde nicht mit schlechten Häppchen vergiftet und von PRlern telefonisch belästigt. Trotzdem hatte ich nie vor, Journalist zu werden, und angesichts dessen, was gerade geschieht, muss ich sagen, dass diese alte Haltung angesichts dieser wirklich - man muss es so sagen - armen, gierigen, "notigen", würde man in Bayern sagen - Szene ihre Berechtigung hatte. Das Schielen auf Nebenjobs, auf Kontakte und Netzwerke, dazu noch diese impertinente Einbildung, keine Veränderungen zu brauchen - ich würde mich privat nicht mit Typen abgeben, die dem journalistischen Durchschnitt entsprechen. Das ist nicht meine Welt. "Edelfeder" stand vor Kurzem in einer Abwerbemail, aber das heisst wenig. Und seitdem ich wieder mehr professionell schreibe, werde ich auch wieder ungnädiger, wenn ich all den Müll der Medien sehe.
Es wird dem Printfeudalismus ergehen wie dem echten Feudalismus, ein paar Paläste werden stehen bleiben und gegen Geld zu besichtigen sein, aber die Kaschemmen wird man wegreissen, weil es weder finanzierbar sein wird, noch gefragt. Irgendwann wird auch der Trick einer Berliner Tageszeitung nicht mehr laufen, Leute umsonst arbeiten zu lassen - weil die Leute irgendwann verstehen, dass in dem Beruf nur für wenige etwas zu holen ist. Die Qualitätsdebatte kann man sich vor diesem Hintergrund sparen, und es ist kein Zufall, wenn man gleichzeitig schon beginnt, die Bedeutung von 140-Zeichen-Müll für den Journalismus diskutiert. Die Medien haben vollkommen vergessen, wie man die Menschen fordert, es ihnen nicht leicht macht, ihnen etwas beibringt und neue Sichtweisen vermittelt, sie sind nicht mal mehr ideologisch, sondern nur noch profitmaximiert. Nicht meine Welt. Wirklich nicht.
Wenn ich das mal nicht mehr mache, werde ich Kronleuchterputzer in Bayreuth und schreibe nebenher Romane.
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schwierig.
(wolfram siebeck, ein schulkamerad meines vaters, wurde in den 50er/60ern auch noch als "revolutionär" goutiert - und heute? mmh. und man merkt das als autor unter umständen nicht.)
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12 Cent die Zeile - ich als Nicht-Journalist frage mich natürlich wieviel Zeichen denn eine solche Zeile hat.
Mir geht es doch um Welten besser als ich dachte..
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Vorher war ich bei einer kleinen, investigativen, aber politisch durchaus dogmatischen Kaschemme, die mich - in den Vor-Internet-Zeiten - zum ordentlichen Recherchieren anhielten, und dann auch ordentlich bezahlten.
Eine Ausnahme, sicher, und in weniger als 3 Jahren war das Blatt dann auch pleite. Aber schon vorher hatte ich mich mit der Freundin des Herausgebers zerstritten, weil diese die eine oder andere meiner Äußerungen für frauenfeindlich hielt, und den Laden folglich verlassen - so geht's manchmal eben auch..
Aber das Netzwerken hab ich damals genossen und auch von Grund auf gelernt, das war ein Vorteil!
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Ein Teufelskreis, der eine Vielzahl von Zeitungen und andren Medien irgendwann in den Abgrund reisst.
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Leider sieht das doch bei der Masse der Romanschreiber genauso aus, wie bei den Journalisten!!
Kronleuchterputzer ist allerdings eine ehrenvolle Aufgabe!
Ich habe kürzlich einen Bericht über Nymphenburg gesehen. Das ist gar nicht so einfach und die lassen auch nicht jeden dran. Man kann da viel kaputtmachen!
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Dass die meisten Tageszeitungen so schlecht sind, ist kein Wunder. Oftmals ist das Arbeitsklima mau und die Atmosphäre alles andere als kreativ und inspirierend. Die leitenden Redakteure haben oft keinerlei Ahnung von Mitarbeiterführung, sind irgendwann mal in die Positionen reingerutscht, ohne darauf vorbereitet zu werden oder sich selbst dafür fit zu machen. In nicht wenigen Medienhäusern gilt: "Nicht gemeckert ist schon genug gelobt." Personalentwicklung? Fehlanzeige. Chefredakteure reden auf Podien gern über Qualitätsjournalismus, lassen ihren Volontären aber häufig keine gute Ausbildung zuteil werden, geschweige denn, dass sie bereit wären, den viel gepriesenen und geforderten Qualitätsjournalismus zu bezahlen.
Festangestellte Redakteure haben sich seit ihrem Volontariat nicht ein einziges Mal weitergebildet, der Verlag bezahlt es nicht, und sie selbst geben dafür auch kein Geld aus. Sie sind ja nicht einmal bereit, nach Feierabend ein Fachbuch zu lesen. "Journalistische Kretivitätsmethoden" - was ist das? Über das lebenslange Lernen schreiben sie allenfalls wohlfeile Kommentare. Aber Angst um ihre Stellen haben sie alle.
Und Ihr wundert Euch, dass die sich nicht bewegen und die Tageszeitungen verändern?
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SpOn und Spiegel zum Beispiel.
Wie man dort sieht, ist das auch kein zwingender Garant für Qualität...
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war das kisch mit dem journalismus in 3 tagen lernen?
ich glaube der mann hatte recht.
entweder man recherchiert ordentlich oder tut es nicht, alles andere ist geschwurbel/geschmackssache.
(fuehlt sich jetzt jemand auf die fuesse getreten?)
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Im Übrigen will auch Recherche gelernt sein, sonst belässt man es allzu leicht bei den ersten drei Treffern bei Google. Und Recherche allein macht noch keinen guten Artikel, Film oder Radiobeitrag.
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Warum liefern auch diese Leute dann (häufig) so bescheidene Qualität? Ich vermute, das ist der Zeitdruck, der Frust ob der schlechten Bezahlung, aber auch einfach die Tatsache, dass gute Qualität nur selten Anerkennung bringt. Und gerade diejenigen Menschen, die Lebensläufe "optimieren", gieren ja oft nach Anerkennung und Bewunderung. Außerdem, ahem, haben sie es oft zwar perfekt gelernt, sich anzupassen - aber nicht unbedingt, Autoritäten kritisch zu hinterfragen und Konflikte mit ihnen zu riskieren.
Anerkennung und Bewunderung gibt es aber für guten Journalismus nur selten. Höchstens mal für eine knallige Schlagzeile, oder für ein immer noch weiter erhöhtes Arbeitspensum, aber eher selten für sehr gründliche Recherchen, eine kritische Haltung etc. Auch "Exklusiv"geschichten bekommen Journalisten vor allem dann, wenn sie mit den entsprechenden einflussreichen Stellen lange genug kuscheln. Also, ich glaube auch, dass es solche gibt, die noch sehr gut und gründlich arbeiten (soweit sie sich das finanziell überhaupt leisten können). Aber das sind eher selten die, die dann auch im Rampenlicht stehen.
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Hinzu kommt, dass viele Journalisten nicht beigebracht bekommen haben, wie man tatsächlich ein Thema entwickelt. Die reden zwar immer vom "Weiterdrehen", wurschteln dann meist aber doch nur irgendwas hin und finden nicht die spannende Perspektive oder Fragestellung. Sie setzen viel zu selten eigene Themen, sondern machen dann doch nur Terminjournalismus. Spatenstich hier, Vereinssitzung dort und dann noch der obligatorische Bericht aus dem Stadtparlament, der am nächsten oder übernächsten Tag im Blatt ist.
Nachtrag: Das alles liest sich dann so öde, dass es inzwischen einem Schreibautomaten bereits gelingt, die passenden Textbausteine zusammenzubasteln. Sportberichterstattung geht damit auch schon ohne Journalisten.
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Ähnlich zum Scheitern verurteilt sind aus meiner Sicht all die Versuche, aus Pressereisen und anderen vorgefertigten Erlebnissen mit Hilfe sprachlicher Kniffe spannende Reportagen zu schustern (um dies zu erkennen, muss man nur mal den durchschnittlichen Reisebericht lesen).
Ein guter Text benötigt dagegen immer gründliche Recherche, profundes Wissen und/oder ruhiges Durchdenken (idealerweise alles davon) sowie die Fähigkeit, diese Gedanken so zu ordnen, dass sie dem Leser vermittelt werden können. Wer so arbeitet, braucht vermutlich sogar weniger "Sprachgewandtheit", weil er es nicht nötig hat, durch beeindruckende Formulierungen die inhaltlichen Lücken zu kaschieren. Er muss sich sprachlich weniger verbiegen. Wenn zu alldem trotzdem noch Formulierungskunst kommt, kann Außergewöhnliches entstehen. Aber mir ist gute Recherche ohne verfeinerte Sprache lieber als das Gegenteil.
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Warum liefern auch diese Leute dann (häufig) so bescheidene Qualität?
Weil gute Schulnoten keine Aussage treffen über Inspiration, Phantasie, Neugier, Humor und so Sachen, die man haben sollte, wenn man Geschichten erzählen will.
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"Wer Journalismus oder "was mit Medien" beginnt, tendenziell zu denen, die sonst keine anderen Alternativen haben oder kennen" (Strappato).
Oder Idealist_innen. Dass diese aber durch die Auswahlmechanismen besser als die Aalglatten durchkommen, wage ich zu bezweifeln. Holgi spricht es ja an: diejenigen, die vielleicht einen Hintergrund haben, der sie in eine interessantere Ausgangsposition versetzt als das dritte Lehrer_innenkind aus der Schlafstadt, sind halt einfach nicht gewollt.
Ohnehin gibt es doch mittlerweile überall in geistes- und sozialwissenschaftlichen Berufsfeldern überwiegend prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal des Journalismus! Die miserable Aussicht also dürfte auch kein Argument gegen die Medienkarriere sein und die guten Leute (wo kann denn ein guter Schreiberling anheuern? Die Alternativen sind doch eh nicht vorhanden) mitnichten abschrecken.
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mir kommt jedes mal das kotzen wenn ich artikel lese in denen jemand den hemingway raushängen lassen will und grandios scheitert. dieses typisch deutsche perfekt-imitieren-aber-das-wesentliche-verkacken.
also alle journalistenschulenabgänger.
was lernt man da überhaupt, auf so ner journalistenschule?
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So gern Sie auch zum Kamm greifen, um alle Journalisten darüber zu scheren, ist mir das doch zu undifferenziert. Ich weiß nicht, welchen Beruf Sie ausüben, bironium, aber ich bin mir sicher, auch dort gibt es Pfuscher und Minderbegabte.
Neben dem journalistischen Handwerk und dem Umgang mit der entsprechenden Technik (Layoutprogramme, Redaktions- und Contentmanagementsystemen, Kameras und Aufnahmegeräte sowie digitale Schnittprogramme für TV und Hörfunk) gehören in der Regel auch Presserecht und ggf. Medienrecht zu den Dingen, die man an einer Journalistenschule lernt. Meist bieten sie eine umfassendere Ausbildung als die Volontariate bei Tageszeitungen oder Zeitschriften. Dort ist die Ausbildung zum Teil schlecht, auch von einigen Fernsehproduktionsfirmen hörte ich schon Horrorgeschichten. Manche betrachten ihre Volontäre als billige Arbeitskräfte, denen man nichts beibringen will.
Die Lehrpläne der Journalistenschulen finden sich meist im Netz, zum Beispiel der der Deutschen Journalistenschule in München.
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Heute allerdings habe ich keine Kronleuchter, sondern noch ein paar Paramente gekauft.
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Da Qualität erstens schwer messbar ist und zweitens Qualität in Form von kritischer Berichterstattung von Vorgesetzten, Chefredakteuren, Verlegern und Anzeigenkunden nicht in jedem Fall geschätzt wird, konzentrieren sich ehrgeizige Jungjournalisten oft auf andere "Leistungskriterien". Sie versuchen, so viele Texte wie möglich zu produzieren, liefern knallige Schlagzeilen auf Kosten der inhaltlichen Korrektheit, versuchen, an Kommentaren und Meinungen das zu schreiben, "was erwartet wird". Auch das Sicht-Gut-Stellen mit Informationsquellen auf Kosten der Kritik gehört dazu, damit man vielleicht eines Tages mit einer großen Exklusivgeschichte aus dieser Quelle glänzen kann, um die eigene Position zu verbessern.
Auch die Kurzfristigkeit journalistischer Karrierewege scheint mir ein riesiges Hindernis zu sein, denn für gute Berichterstattung ist oftmals eine längerwierige Beschäftigung mit einem Thema notwendig. Auch erschließen sich manche Leistungen erst im Zeitablauf. Journalisten, die zum Beispiel bestimmte Entwicklungen am Finanzmarkt kritisch beleuchteten, standen vermutlich jahrelang im Abseits, behielten am Ende aber doch recht. Wie will ein Jungjournalist eine solche Haltung durchhalten, wenn er sich in kurzen Praktika oder Volontariaten "beweisen" muss oder als freier Journalist um jeden Folgeauftrag fürchten muss?
Noch einmal: Ich behaupte nicht, dass es keine "Guten" gibt. Aber erfolgreicher sind häufig die anderen.
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Die Recherche beschränkt sich in vielen Bereichen darauf, ein paar Zitate von ein paar wichtigen Leuten einzusammeln und in den Artikel reinzustreuen. Dabei dienen diese Zitate aber nur selten einer Reflektion oder Diskussion, sondern meistens zur Unterstützung einer These oder Tendenz, die der Journalist hat. Man holt dich die Credibility für seine eigene These von außen.
Der Journalismus wagt zu wenig Diskussion, der Journalismus verweigert sich der Ungewissheit (ein Journalist ist halt schlau und kann alles erklären und das ist ja auch sein Job).
Ich glaube übrigens auch, dass das den Lesern klarer ist als vielen Verantwortlichen in der Presse bewusst ist. Ich halte es für keinen Zufall, dass Wochenzeitungen mit Tiefgang, originärem Content und diskutablen Artikeln wie die Zeit die geringsten Probleme haben.
Übrigens ist die Einschätzung mit den Jung-Journalisten und der Einschätzung der Finanzkrise völlig richtig. Die antizyklische Meinung erlaubt sich dort niemand. Generell ist in dem Bereich aber auch anzumerken, dass die Leute mit Ahnung NICHT Journalisten werden. Wer den Markt richtig einschätzen kann, verwaltet schnell Milliarden (und verdient Millionen). Wieso sollte der beim Handelsblatt als Journalist arbeiten?!? Die interessanten Einschätzungen in den Bereichen kommen äußerst selten (und das ist schon positiv formuliert) von festangestellten Journalisten.
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Im Ernst: Ich glaube nicht, dass die Vermögensverwaltungsbranche im Großen und Ganzen einen besseren Menschentypus "nach oben" spült als der Journalimus (Ausnahmen auch hier ausgenommen). Auch unter Geldverwaltern gibt es eine ganze Menge Menschen, die durch Anpassung "nach oben gefallen" sind, die ihre Gelder mehr dank guter Kontakte statt dank hoher Kompetenzen einsammeln und deren "Leistung" darin besteht, der Herde zu folgen. Hedgefondsmanager, die das gesamte Vermögen in Aktien investieren, hebeln und mit dem Markt gewinnen und dies in den Boomjahren als "aktive Managementleistung" verkauften, gehören meiner Meinung nach genau in diese Gruppe. Dass es zudem auch in dieser Branche einen zweifelhaften Umgang mit Informationsquellen geben kann, haben wir letzte Woche in den USA gesehen... Auch Dreistigkeit und Selbstüberhebung spielen eine große Rolle. Da fällt mir jetzt spontan LTCM ein. Die meisten Vermögensverwalter und Fondsmanager haben zweifellos mehr Ahnung von ihrer Materie als Journalisten, schon allein aufgrund ihrer Spezialisierung und ihrer besseren Kontakte. Außerdem haben sie meistens ein angenehmeres Auftreten. Das generell die klügsten, unabhängigsten, integersten Menschen in dieser Branche aufsteigen, wage ich aber zu bezweifeln.
Ausnahmen natürlich auch hier von der Kritik ausgenommen!
Ich glaube aber, dass der Zusammenhang zwischen hohem Einkommen und hoher Leistung längst nicht so zwingend ist wie allgemein behauptet. Dass Menschen, die von ihrem Einkommen kaum noch leben können und permanent sogar um dieses noch fürchten müssen, nur selten gute Arbeit liefern, scheint mir auf der Hand zu liegen.
Aber es gibt sie eben auch, die Personen, deren größtes Ziel nicht die Einkommensmaximierung ist, die lieber die Gesellschaft kritisch hinterfragen wollen, als von den bestehenden Strukturen zu profitieren. Solche sollten - eigentlich - z.B. im Journalismus zu finden sein. Dort will man sie heute aber auch nur noch selten haben. Gesucht wird der Angepasste, der Ellbogenmensch, der "Nutzenmaximierer". Und von dieser Gruppe bleiben vermutlich wirklich nur die schlechteren im Journalismus, während die begabteren sich lukrativere Betätigungsfelder suchen. Dann gibt es noch die Journalisten mit weniger materiellen Zielen - aber denen wird das Leben sehr schwer gemacht.
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Übrigens muss Geld gut verwalten auch nicht bedeuten, dass man Short geht. Das kann man konservativer machen. So wie Warren Buffet, der sich vor der Krise immer beschwert hat, dass er keine guten Investments mehr findet. Jetzt weiss man warum: Es gab keine. Der Preis war schlicht zu hoch. Nur hat Buffet es (im Gegensatz zu den anderen) gemerkt und nicht investiert. Und als die Preise runtergingen, saß Buffet auf Cash und konnte investieren und die anderen saßen auf Schulden und mussten verkaufen. Buffet hat gerade die besten 18 Monate seiner (langen und sauguten) Investmentkarriere. Weil er Geld hatte als die anderen keins hatten.
Das aber auch nur am Rande. Es ging mir eigentlich auch in meinem ersten Artikel um die ersten Abschnitte, nicht um den letzten. Das war eher so eine Randbemerkung.
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und sorry don: wer redakteure und freie mitarbeiter verwechselt, hat vom medienbetrieb vielleicht doch nicht so viel ahnung.
was die honorare für freie betrifft: wir zahlen 40 euro für fotos und 30 bis 80 cent die zeile - im lokalteil! dafür steigt auch die auflage immer noch...
http://www.djv.de/fileadmin/DJV/Tipps_und_Infos_fuer_Festangestellte/Tarifvertraege_TZ/GTV-TZ-2008%20I.pdf
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dann kann ich mich WO bewerben?
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Und Dons Mieter war vielleicht Pauschalist oder Redakteur in Leiharbeit. Die verdienen meist weniger als 3.500 Euro brutto im Monat. 2.800 Euro brutto bei 40 Stunden die Woche kommen da schon eher hin. Und das sind noch die, die vergleichsweise gut bezahlt werden, es gibt auch Redakteure in Leiharbeit, die weniger bekommen.
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Widerspricht sich etwas!
Ich würde das Blatt gerne mal lesen, um mir selber ein Bild über die Qualität zu machen. Schade, daß Sie den Titel nicht verraten!
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Aber die Tragik ist doch, es interessiert keinen!
Lafontaine hatte auch recht, und?
Merkwelle regiert das Land im TINA-Modus, nicht die LINKE.
Chefarztfrau hatte da die Tage ein schönes Machiavelli-Zitat, welches m.E. auch auf die Medien (generell alles was mit Macht und Einfluss zu tun hat) zutrifft:
«(…) trotzdem sagt uns die Erfahrung unserer Tage, dass gerade jene Herrscher ‘Besonderes’ geleistet haben, die nur wenig von der Treue gehalten und es verstanden haben, mit Verschlagenheit die Köpfe der Menschen zu verdrehen; und schließlich haben sie über die die Oberhand gewonnen, die ihr Verhalten auf Ehrlichkeit gegründet haben.»
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Ich kenne eine junge Redakteurin bei einer privaten TV-Produktionsgesellschaft eines nicht unbekannten Fernsehmenschen, die am laufenden Band für einen öffentlich-rechtlichen Sender Beiträge macht, die hat auch nur einen Jahresvertrag, eine 50- bis 60-Stunden-Woche und bekommt 2.500 brutto. Finanziell ist das schon ein Riesenfortschritt, denn während ihres so genannten Volontariats bei einer anderen privaten TV-Produktionsfirma, die für ARD, ZDF und die Privatsender produzierte, bekam sie 800 Euro brutto - und Hartz IV. Dafür arbeitete sie dann 60 bis 80 Stunden die Woche und hatte einen cholerischen Chef. Am schönsten war es immer dann, wenn der auf seiner Finca auf Mallorca weilte, erzählte sie.
Zwischen Verdienst und Können besteht im Journalismus nur selten ein Zusammenhang.
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Laesst sich uebertragen auf die oeffentliche Verwaltung, und aus diesem Bereich habe ich Untersuchungen in Erinnerung, in denen man festzustellen suchte, was fuer besondere Merkmale es sind, die das Personal in der dortigen Bel Etage von den "Kellerkindern" unterscheidet. Die Merkmalsbestimmung erfolgte dabei ausgesprochen brav, bezogen auf Schul- und Hochschulabschluesse, Parteimitgliedschaften und dgl. und sparte informelle Faehigkeiten (Ellbogeneinsatz, Strippenziehen, Sitzfleisch, Trinkfestigkeit usw.) voellig aus, was ein Manko ist.
Koennte mir vorstellen, dass man mit einem solchen Ansatz auch fuendig wuerde, wenn man sich die verschiedenen Etagen der Medienwelt unter diesem Blickwinkel anschauen wuerde.
Und noch ein Wort zu Amelia. Ein solches Verfahren liesse sich auch auf Manager von Hedge-Fonds anwenden. Es gibt auch in diesem Metier nicht nur Kellerkinder und schwarze Schafe. Denken sie an Marc Faber, oder, um im Bild zu bleiben: Wer hat Ende 2006 eine besonders noble Bel Etage, das Triplex-Penthaus im New Yorker Pierre-Hotel, zum Verkauf gestellt: Martin Zweig. Es war ein Wink mit dem Zaunpfahl.
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Klar, ein guter Journalist braucht Mut und Durchsetzungskraft. Aber um in großen Teilen der Medienbranche zu überleben, sind leider derzeit eher "Qualitäten" gefragt, die einen solchen gerade nicht ausmachen.
Und werden wirklich nur die ausgebeutet, die "nichts gescheites können"? Dass es auf einem hammerharten Arbeitsmarkt so gerecht zugeht, kommt mir mittlerweile vor wie eine Legende - in vielen Fällen jedenfalls.
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Aber wenn gerade die Mutigen und die Begabten diese Branche verlassen, dann brauchen wir vermutlich auch nicht allzu lange nach einer Begründung zu suchen, warum der Journalismus heute dort ist, wo er ist.
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Früher gab es eine Chefredakteur, der die Mitglieder des Stadtrates kannte, die Kreistagsmitglieder ebenfalls und auch ganz genau nachfragte. Seine Artikel wurden geliebt und waren gefürchtet. Als die Zeitung immer weiter verkauft wurde, hat man ihn rausgedrängt. Zu teuer, zu alt.
Ich hab ihn auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums getroffen und ihm gesagt, dass er fehlen würde. "Ach , die Jungen machen das schon recht" Dabei hatte er ganz traurige Augen.
Vielleicht hätte er rechtzeitig mit Kronleuchterputzen anfangen sollen.
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