Die Orangenhaut

Gestern traf ich auf der neureuth einen Kommentator. Wir standen etwas am Berg und plauderten, und er fragte - ich hoffe, ich bin da nicht indiskret - wo ich denn die Themen her hätte. Oh, sagte ich, ich gehe einfach durch das Leben und treffe leute, so wie die knallroteOma heute, rede mit ihr etwas, und dann fällt mir schon was ein.



Und so war es dann auch. Denn ich habe einige Themen, von denen denke ich, sie gehen nie. Aber mit der knallroten Oma war es möglich, über Orangenhaut und deren verzweifelte Bekämpfung zu schreiben. In der FAZ.

Dienstag, 16. Februar 2010, 07:45, von donalphons | |comment

 
Oh ja, danke, das spricht mir aus der Seele. Bevor ich 30 wurde, war ich oft voller Panik vor dem "großen, schwarzen Loch", das uns Frauen angeblich zwischen 30 und 70 droht. Zumindest konnte man dies in Frauenzeitschriften und Romanen à là Bridget Jones (die ich damals leider noch nicht für so blödsinnig hielt wie heute) ja immer wieder nachlesen.

Ich weiß nicht, ob es die ideale Haltung für uns Frauen in diesen mittleren Jahre gibt - die Gesellschaft hält sich da ja feige heraus und redet uns ein, wir müssten uns immer danach zurücksehen, 20 zu sein (dabei war das so toll damals gar nicht). Aber dieser Kampf gegen das Alter wirkt auf mich so deprimierend, dass es eigentlich gar nicht schlimmer werden kann, wenn man ihn einfach bleiben lässt. Vor allem, wenn man stattdessen lieber Kämpfe kämpft, die man auch gewinnen kann.

Wobei ich mich jetzt frage, ob in diesem Thread auch noch Kommentare von nicht-mehr-jungen Männern kommen, die zum Ausdruck bringen, wie abstoßend sie nicht-mehr-junge Frauen finden. Die gibt es ja leider auch. Aber dagegen helfen verzweifelte Verjüngungskuren erst recht nicht.

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Hier ist ein Kommentar eines nicht-mehr-jungen-Mannes: Ich finde alte Damen (Mädels, Frauen, Omas...) meist toll. Besonders, wenn sie wie die hier zitierte "Oma in rot" ihr Alter als normal ansehen.

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Auf jeden Fall sind jüngere Männer meistens sehr viel netter zu älteren Frauen als zu älteren Männern. Klar, das hat mit einer geringeren Rivalität zu tun und wohl auch mit Erziehung. Aber dass mir ein 20-Jähriger, für den ich vermutlich schon "alt" bin, irgendwie dumm gekommen wäre, an so etwas kann ich mich kaum erinnern.

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...und bevor man als Mittsiebzigerin wieder nach knallroten Skianzügen greifen kann, muss man anscheinend erst eine jahrzehntelange Beige-(oder Hellblau-, Helltürkis-) Phase durchlaufen.

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Was ist denn aus dem "kleinen Schwarzen" geworden?

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Ich glaube, das "kleine Schwarze" gibt es noch, aber die Tendenz zu Pastellfarben, die den Eindruck erwecken, dass die Trägerin am liebsten vor weißen Wänden oder hellblauem Himmel verschwinden will, die scheint seit mehreren Generationen anzuhalten.

Ich finde, das alles ist sogar für junge Frauen traurig. Zu glauben, man müsse nahezu das gesamte Leben in dieses eine Jahrzehnt zwischen 20 und 30 quetschen! Das baut doch einen fürchterlichen Druck auf - und was soll man dann mit all den übrigen Jahrzehnten anfangen?

Deswegen habe ich es fast als Erleichterung empfunden, als ich 30 wurde. Auf einmal war der Druck weg, alles im Leben vor diesem Sturz in das angebliche "schwarze Loch" optimieren zu müssen, nur um es dann - wiederum angeblich - alles Falte für Falte ganz schnell wieder zu verlieren.

Deswegen empfinde ich diese Diskussion auch keinesfalls als "unterste Schublade", wie bei der FAZ wer behauptete, sondern als sehr angenehm. Wenn es "unterste Schublade" wäre, über die Nicht-Mehr-Jugend von Frauen zu sprechen, dann müssten wir uns ja alle mit 30 oder 40 vor ein Auto werfen (ohne zu bremsen, wie es der Dame in Rot ja doch irgendwie gelungen ist).

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Wo doch Frauen ab 30 erst anfangen, richtig interessant zu werden!

(und ja, das meine ich so).

Pastellfarben gehören auf ein fröhliches Sommerkleid, sollten aber doch bitte nicht mit Wänden harmonieren.

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Meine Frau ist Ende 30
- und sie gefällt mir heute noch viel mehr als mit Ende 20, als ich sie kennenlernte.

Im Übrigen notierte sie damals über mich: Er ist Mitte 30, und so sieht er auch aus.

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Als ich die (damals noch nicht) Bloggerkollegin Netbitch kennenlernte war sie 19. Das ist 20 Jahre her. Ich würde sie damals wie heute als jung und schön bezeichnen.

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"damals wie heute jung" beschreibt als Aussage das Problem, nicht die Lösung, sorry. Das beschreibt "jung" als Qualität, die mit irgendwelchen Mitteln erreicht werden kann.

Schon vergessen? Als wir jung waren wollten wir alles sein, nur nicht jung.

Als ich klein war, wäre niemand auf die Idee gekommen, jemanden mit Ende 30/Anfang 40 als jung zu bezeichnen. Nicht zur Diskriminierung, sondern weil es sinnlos ist.

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Damals bezeichnete man Leute ab 50 als alt, das würde heute aber niemand mehr tun. Weil bis zum Eintreten des Rentenalters Leute bemüht sind, jung zu wirken und sich jung zu verhalten. Leute im Alter zwischen 50 und 65 beim Bodybuilding im Fitnesscenter oder engagiert in Sportarten wie Freeclimbing, Basejumping und Paragliding gab es damals einfach nicht, da war 30 die Altersobergrenze. Leute über 50 liefen in spezieller Altenkleidung rum, die andere Leute nicht trugen (Kapotthütchen, ausgeleierte Mäntel, Kleidung vorzugsweise in den Farben grau, schwarz und beige). Schon Frauen über 40 in Minirock, Nahtstrümpfen und High Heels gab es einfach nicht, die trugen Dutt und Häkelkleid.

Ich erlebe auch, wie ich von 20 Jahre jüngeren Studentinnen, die ich unterrichte offen angebalzt werde. Das gab es so in meiner Studienzeit nicht und wäre als hochgradig unanständig wahrgenommen worden. Und das in einer Umgebung, in der ansonsten sexuelle Befreiung und offene Beziehungen angesagt waren.

In meiner Kindheit lag die Lebenserwartung bei 67, heute liegt sie bei 80, und wenn ich im Rentenalter bin mag sie bei 90 liegen.

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