Das kleine Schlimme
Ich lache auch oft und gerne über Zahnärzte und Apotheker. Und um nichts in der Welt würde ich so leben wollen, wie die. Sicher, es gibt ein paar Lebensmodelle, die ich weitaus übler finde, aber ich habe so viel davon als Kind gesehen, mit Gartengeburtstagen und Grippewellen - ich weiss einfach, dass ich das nicht möchte.
Trotzdem kann ich gerade diesen gutbürgerlichen Kreisen nicht den Respekt versagen.
Die meisten, Eltern von Freunden, hatten es nämlich gar nicht so leicht im Studium. Die Vorstellung, dem Kinde eine Wohnung und ein Auto zu kaufen, wenn es studierte, kam erst in den 80er Jahren auf, und hat viel mit den Abnormitäten des Münchner Wohnungsmarktes zu tun. Ein Bekannter meiner Mutter etwa, dessen Eltern ein grosses Holzgeschäft hatten, verfügte nur über ein Motorrad, und kam darauf ums Leben. In meiner Familie gingen die Käfer unter den jungen Leuten zu Bruch, aber sie kamen meist mit ein paar blauen Flecken davon. Eine eigene Wohnung gab es erst mit der Ehe.
Es gab auch damals Netzwerke, aber die entstanden wohl eher aus Alternativlosigkeit. Kinder folgten klaglos ihren Eltern in den Berufen nach, da ergab sich das einfach, dass man den Professor noch kannte. Es war, so hört man, alles nicht so ganz einfach, und schon gar nicht frei. Vielleicht waren die Abschlussarbeiten noch dünner, aber das System war rigide und nicht umsonst ein Anlass, dagegen zu revoltieren.
Ich verstehe, wenn dieser Teil der Bevölkerung schlagartig aufgehört hat, Guttenberg zu mögen. Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, uneheliche Kinder, das alles kann passieren, da gibt es Erklärungen, wie so etwas zustande kommt. Die Scheidung muss nicht mehr das Ende sein, die meisten sind mal mit 2, 3 Mass zu viel Auto gefahren. Es gibt Dinge, die sind aus Gemüt heraus zu erklären.Aber das kalte Berechnen einen Grosskopferten, sich Mühen zu sparen und sich einen Titel zu beschaffen, den sich andere hart erarbeiten müssen, ist eine andere Kategorie. Das gibt den Notaren und leitenden Angestellten schlagartig das Gefühl, dass sie eben doch minderwertig sind, relativ gesehen.
Ich glaube schon, dass die Bild dem Guttenberg sein Gschwerrl bei der Fahne halten kann, und nicht jeder unter den Gutsituierten wird das als absoluten Bruch sehen. Aber ich müsste mich schon enorm in meinen Leuten, und hier gerade den Älteren täuschen, wenn diese Person bei uns noch einen Fuss auf den Boden bringen würde.
Trotzdem kann ich gerade diesen gutbürgerlichen Kreisen nicht den Respekt versagen.
Die meisten, Eltern von Freunden, hatten es nämlich gar nicht so leicht im Studium. Die Vorstellung, dem Kinde eine Wohnung und ein Auto zu kaufen, wenn es studierte, kam erst in den 80er Jahren auf, und hat viel mit den Abnormitäten des Münchner Wohnungsmarktes zu tun. Ein Bekannter meiner Mutter etwa, dessen Eltern ein grosses Holzgeschäft hatten, verfügte nur über ein Motorrad, und kam darauf ums Leben. In meiner Familie gingen die Käfer unter den jungen Leuten zu Bruch, aber sie kamen meist mit ein paar blauen Flecken davon. Eine eigene Wohnung gab es erst mit der Ehe.
Es gab auch damals Netzwerke, aber die entstanden wohl eher aus Alternativlosigkeit. Kinder folgten klaglos ihren Eltern in den Berufen nach, da ergab sich das einfach, dass man den Professor noch kannte. Es war, so hört man, alles nicht so ganz einfach, und schon gar nicht frei. Vielleicht waren die Abschlussarbeiten noch dünner, aber das System war rigide und nicht umsonst ein Anlass, dagegen zu revoltieren.
Ich verstehe, wenn dieser Teil der Bevölkerung schlagartig aufgehört hat, Guttenberg zu mögen. Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, uneheliche Kinder, das alles kann passieren, da gibt es Erklärungen, wie so etwas zustande kommt. Die Scheidung muss nicht mehr das Ende sein, die meisten sind mal mit 2, 3 Mass zu viel Auto gefahren. Es gibt Dinge, die sind aus Gemüt heraus zu erklären.Aber das kalte Berechnen einen Grosskopferten, sich Mühen zu sparen und sich einen Titel zu beschaffen, den sich andere hart erarbeiten müssen, ist eine andere Kategorie. Das gibt den Notaren und leitenden Angestellten schlagartig das Gefühl, dass sie eben doch minderwertig sind, relativ gesehen.
Ich glaube schon, dass die Bild dem Guttenberg sein Gschwerrl bei der Fahne halten kann, und nicht jeder unter den Gutsituierten wird das als absoluten Bruch sehen. Aber ich müsste mich schon enorm in meinen Leuten, und hier gerade den Älteren täuschen, wenn diese Person bei uns noch einen Fuss auf den Boden bringen würde.
donalphons, 00:12h
Donnerstag, 17. Februar 2011, 00:12, von donalphons |
|comment
betablogg,
Donnerstag, 17. Februar 2011, 21:59
... das Westviertel wird doch hoffentlich nicht plötzlich Minderwertigkeitsgefühle bekommen, nur weil es feststellen muß, daß "oben" in Wirklichkeit eben doch woanders ist...??
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donalphons,
Donnerstag, 17. Februar 2011, 22:01
Doch. Man wird da nicht gern dran erinnert. Aber Oben ist gerade wohl nur die Fallhöhe. Und unten ist unter den Absätzen der Apothekergesundheitsschuhe. Da ist viel Platz.
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betablogg,
Donnerstag, 17. Februar 2011, 22:04
...das enttäuscht mich jetzt... Ich hätte da doch mehr Selbstgewissheit, ja mehr Souveränität erwartet...
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auch-einer,
Samstag, 19. Februar 2011, 13:12
"Aber das kalte Berechnen einen Grosskopferten, sich Mühen zu sparen und sich einen Titel zu beschaffen, den sich andere hart erarbeiten müssen, ist eine andere Kategorie. Das gibt den Notaren und leitenden Angestellten schlagartig das Gefühl, dass sie eben doch minderwertig sind, relativ gesehen."
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schön, jetzt sind die mit der teuren tinte und die mit den hohen gehältern wieder eingenordet. ob die in bayern deswegen der csu untreu werden? wenn es der cdu schadet, ist es der csu doch nur recht.
titelerwerb am rand der legalität und etwas darüber hinaus ist auch nichts neues. es gibt schlimmeres, zeitgenossen wie einen herrn postel*), beispielsweise.
die wahlberechtigten sind nicht alle notare und leitende angestellte, es haben bei weitem nicht alle promoviert oder auch nur eien wissenschaftliches studium abgeschlossen. für die sind erörterungen über ehrlichkeit in der wissenschaft eher unverständlich.
und nicht vergessen, gutti hat schlag bei den frauen. jetzt kommt noch der mitleidseffekt hinzu, die frage ist nicht, ob, sondern wann er kanzler wird.
meine üblichen zwei fragen, wem nutzt es? und wovon soll abgelenkt werden? kann ich noch nicht beantworten.
-----
*) postel, gert; postbote mit drang zur psychiatrie.
postelisierung ist die berlusconisierung in ihrem fortgeschrittenem stadium.
wegweisende fachlektüre für alle, die gern mehr scheinen und damit auch mehr sein wollen. als sie sind:
gert postel, die abenteuer des dr. dr. bartholdy
gert postel, doktorspiele
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schön, jetzt sind die mit der teuren tinte und die mit den hohen gehältern wieder eingenordet. ob die in bayern deswegen der csu untreu werden? wenn es der cdu schadet, ist es der csu doch nur recht.
titelerwerb am rand der legalität und etwas darüber hinaus ist auch nichts neues. es gibt schlimmeres, zeitgenossen wie einen herrn postel*), beispielsweise.
die wahlberechtigten sind nicht alle notare und leitende angestellte, es haben bei weitem nicht alle promoviert oder auch nur eien wissenschaftliches studium abgeschlossen. für die sind erörterungen über ehrlichkeit in der wissenschaft eher unverständlich.
und nicht vergessen, gutti hat schlag bei den frauen. jetzt kommt noch der mitleidseffekt hinzu, die frage ist nicht, ob, sondern wann er kanzler wird.
meine üblichen zwei fragen, wem nutzt es? und wovon soll abgelenkt werden? kann ich noch nicht beantworten.
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*) postel, gert; postbote mit drang zur psychiatrie.
postelisierung ist die berlusconisierung in ihrem fortgeschrittenem stadium.
wegweisende fachlektüre für alle, die gern mehr scheinen und damit auch mehr sein wollen. als sie sind:
gert postel, die abenteuer des dr. dr. bartholdy
gert postel, doktorspiele
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