Woran ich mich in Frankfurt nie gewöhnen werde:

Trinkhallen.

Ich bin immer wieder erstaunt, dass man mit so einem Namen für Gaststätten Besucher anzieht. Trinkhalle. Das klingt nach Liveübertragung vin Boxkämpfen und Guttenbergreden, nach Fliegenpapier und Bier aus Plastikfässern.



Es ist das vielleicht traurigste Wort der deutschen Sprache.

Die Trinkhalle - tu, der du eintrittst, alle Hoffnung ab.

Montag, 21. Februar 2011, 17:13, von donalphons | |comment

 
Deshalb nennt sie der Frankfurter auch lieber "Wasserhäuschen". Das klingt doch gleich niedlicher.

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Ein ganz alter Name aus dem Pott: Seltersbude!

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Bayern sind ja über sowas immer bass erstaunt - ein Beweis mehr, dass sie uns Deutschen ferner sind als beispielsweise Holländer und Dänen.
Im Ruhrgebiet und im Rheinland gibt es eine weitverzweigte Büdchenkultur. In Großstädten wie Düsseldorf, Essen oder Bochum könnte man ohne Büdchen (davon finden sich in jedem Häuserblock mindestens zwei) gar nicht überleben. Denn im Büdchen gibt's nicht nur Bier & Zigaretten, sowie Printprodukte, sondern alles, was manchmal im Haushalt fehlt, wennn man's gerade braucht: Eier, Butter, Nudeln, Spüli, Tampons, Brot, Konserven etc etc. Und das in vielen Fällen bei Öffnungszeiten von morgens 6 bis nachts um 12.

Der persönliche Büdchenmann ist aber auch ein Vertrauter und Ratgeber, bei dem man sich schon mal Bargeld pumpen kann. Der bestellt auch alles, was man gern in seinem Sortiment sehen möchte. Und in vielen Fällen, kann man im Büdchen ALLES kaufen - vom DVD-Spieler bis zur Schreckschusspistole.

Der Begriff "Trinkhalle" stammt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet. Das waren Kioske, teilweise mobil, die direkt gegenüber den Toren der Zechen und Werke standen. Nach Schichtende gingen die Arbeiter dahin, um sich mit dem ersten Pils den Staub aus der Kehle zu waschen. Weitere Bierchen folgten dann inne Eckkneipe. Das ist natürlich längt vorbei, und gerade die Bayern, die als unterentwickeltes, Agrarland etliche Jahre von den Subventionen aus dem Pott lebten und mit diesem Geld ihren Strukturwandel betrieben, vergessen diesen Teil der Nachkriegsgeschichte gern.

Schließlich: Frankfurt (670.000 Einwohnern) ist mit "Trinkhallen" eher schwach besetzt. In Düsseldorf (ca. 590.000 Einwohner) gab es laut einer inoffiziellen Zählung von vor fünf oder sechs Jahren fast 10.000 Büdchen, also eins auf je sechzig Einwohner. Inzwischen ist die Zahl drastisch rückläufig, weil die neuen Öffnungszeiten der Supermärkte eine erhebliche Konkurrenz darstellen.

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Ffm. - gut bestückt
In Laufnähe und ziemlich nah an der Innenstadt gibts bei uns gleich 5 Kioske.

Aber von der Innenstadt oder von netten Stadtteilen sieht der Don ja vermutlich eher selten was.

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Also, als ich noch nicht lange in München war, gab es hier auch noch mindestens ein Büdchen, im hinteren Schwabing, zur Schwere-Reiter-Straße raus, an der Winzererstraße. Da bin ich Sonntags manchmal hingeradelt, wenn mir etwas Wichtiges fehlte. Dann gab es auch so etwas wie eine Trinkhalle in der Mitte vom Romanplatz, die hielt sich aber nicht mehr, und es zog eine Buchhandlung ein.-

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Und ich habe mich in München immer darüber gewundert, dass in den Getränkeautomaten in Firmen immer auch Bier lag. Vielleicht brauchen die in Bayern keine Trinkhallen, dort kann man sich schließlich schon während der Arbeitszeit besaufen.

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Bier ist Lebensmittel in Bayern. So auch z.B. in der Kantine des Münchner Landratsamtes im ehemaligen Paulanerkloster (nomen est omen).

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Ich weiß. So hatte man mir das damals auch erklärt.

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Zumindest früher gab es Bier sogar im Automaten der Rettungsleitstelle des Bayrischen Roten Kreuzes, auch für die Fahrer.

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har
gäbe es diese trinkhallen nicht, dann gäbe es auch den spruch "der hat sein geschäft am wasserhäuschen durchgebracht" nicht. den spruch hab ich als zugezogener nur einmal nicht verstanden...

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Salzstreuer gefällig?
Warum bitte erwähnen Sie gerade diese Stadt. In der ich mich gezwungenermaßen aufhalten muß. In einem zu billigen Hotel, zu nah am drögen Glasdreieck des Kunden (eine Bank, bzw. etwas ähnliches), mit zu langsamem WLAN, und einem Magen, der seine Meinung über Ffm gerade unangenehm mitteilt.

Morgen geht es gen Norden. Nicht weit, aber weit genug. Bis mich die Stadt nächste Woche wiedersieht.

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Was kann denn die Stadt dafür, dass Sie sich in ollen Hotels einmieten oder in die falschen Restaurants gehen?

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Das Hotel ist meiner allzu praktischen Veranlagung geschuldet, Ffm ist aber auch ohne diesen Rahmen unsympathisch.

Gegen die hiesige gehobene Gastronomie habe ich wirklich nichts einzuwenden, da gibt es einige sehr feine Restaurants. Mein Verdauungstrakt scheint allgemein diese Stadt nicht zu mögen. Deshalb mußte das Abendessen heute ausfallen.

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Frankfurt hat's nicht leicht. Dabei ist es ein wirklich angenehmer Ort.

Nur Büdchen gibt es zu wenige. Da ist man als Kölner eine fast schon absurde Dichte gewohnt, die man so in einigen Teilen Berlins findet - allerdings sind Sortiment und soziale Komponente in hiesigen "Spätkauf"-Läden (Oh, wie ich diesen Namen hasse!) für gewöhnlich sehr dürftig.

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Sehe ich auch so.
Es gibt hier sehr nette Ecken und außerhalb der Messezeiten auch sehr gute und dann auch günstige Hotels. Als business kasper hat man nur wenige Moeglichkeiten, das zu erkennen. Geht mir aber im Gegenzug genauso, wenn ich in Köln und Düsseldorf geschaeftlich bin und keine Zeit habe. Dafür können aber die beiden Städte recht wenig.

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Das Wort "Trinkhalle" stammt eigentlich aus den Heilbädern des 19. Jahrhunderts, in denen man ja das jeweilige Badewasser auch oral zu sich nahm - eben in besagten Trinkhallen. Dazu gab es teilweise sehr schöne Trinkbecher, meist mit Henkel, ob englisch oder böhmisches Biedermeier ist gleich. Ein üäbrigens nicht mehr ganz wohlferiles Sammelgebiet.
So gesehen ist die Übernahme dieses Begriffes in Deutschland (gibt's nicht in Österreich) eine Verharmlosung für Saufhalle.

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@holgi:
Wie notierte ich vorigen Sommer während eines Berlin-Aufenthalts: Die Gegenden mit der höchsten Dichte an "Spätkauf"-Angeboten machen auf mich nicht den Eindruck, als wären die dortigen Bewohner durch übermäßig lange Arbeitszeiten daran gehindert, ihre Einkäufe zu LEH-üblichen Ladenöffnungszeiten zu erledigen. Aber was weiß man schon als Ortsfremder.

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@wuhei: Nein, das Wort "Trinkhalle" für das Büdchen hat mit dem Wort "Trinkhalle" aus dem Kurbereich etymologisch nichts zu tun. Sind unabhängig voneinander entstanden.

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Bei Büdchen
gibt es hier ja solche und solche:

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nette Ecken
Es gibt in der Tat nette Ecken: Im Taunus, in Wiesbaden und vor allem in Mainz.

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Mainz...
...ist eine Archäologie-Stadt:alles sehenswerte ist unter der Erde.
Im Taunus und Wbn ist's endlich sonnig und das Rad wird für die kommende Saison aufgepimpt.

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Mainz - dort gibt es die klassischen Trinkhallen, wie die im Ruhrgebiet, aber auch andere, die eher Wein und Sekt (methode champagnoise) ausschenken, in der Altstadt oder in der Naehe vom Rhein. Jedenfalls dort, wo sehr kleine Apartments im Erdgeschoss mit Blick auf die verkehrsreiche Rheinstrasse schon mal EUR 250k kosten koennen und das Penthouse ohne Renovierung mit Rheinblick EUR 2,5mn kostet. Die Nachbarn sind Hilton, Hyatt und diverse antike Bauten. Also es gibt jede Menge Sehenswertes ueber der Erde, und zwar von Roemerzeiten bis Moderne. Die Besatzungsarmeen haben da jede Menge architektonische Spuren hinterlassen, seit 40 BC. Was unter der Erde ist, ist nur mit Erklaerung sehenswert, und wenn man kein Archaeologe ist, sieht man da sonst nicht viel. Jedenfalls finden viele Reisegruppen (insbesondere aus den oestlichen Regionen, also Japan, Korea, China etc.) sehr vieles, was DVD-Aufnahmen wert ist. Und den Wein kann ich nur empfehlen. Ich bin naemlich daher (urspruenglich).

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Da am Rhein in Mainz wohnte mal wer, den ich kenne. In einem Wohnklo, 93 Stufen hoch. Das war allerding damals noch nicht teuer.

Der ist auch Archäologe. Anscheinend gehört das alles zusammen.-

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@sethos.
Stimmt.
In der Innenstadt wohnen viele Archaeologen, weil sie da in der Naehe der Museen sind, und ihrer Digs natuerlich. Es gibt auch Billigeres zu mieten und zu kaufen, aber Toplagen sind sehr teuer. Und das sind Lagen im Postcode 55116 in der Regel, Beispiel: "Am Fischtor", wo die ganzen Gruenderzeitbauten mit Originaltreppenhaeusern und Tueren sind. In Fusswegnaehe zu allem, 30 Minuten per S-Bahn zum Flughafen, 45 Minuten nach Frankfurt ins Bankenviertel, direkt. Hat also seine Vorteile.

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"Trinkhalle" geht ja wohl ursprünglich auf die in Kurbädern im 19. Jahrhundert errichteten Gebäude zurück, wo die damaligen SdG frisch oazopft ihre tägliche Menge Heilwasser schlürften.

Und jetzt rede bloß nicht unsere Wasserhäusscher in meiner Heimatstadt oder sogar selbige hier runter. Wenn das der Olaf vom Orange Beach hört, haben unterbezahlte Presse-Volontärinnen auf ihrem Nachhauseweg in die Westviertel am Main, aber ein Problem.

http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DDEFD4F2882ED5B3C15AC43E2/Doc~EA9EB88B24E3047C4B39747BB530C4E22~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Ok, ein paar sehen etwas trostlos aus...




:-)

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sterngucker, etwas weiter links (im Eisernen Steg) gab es früher (ich betone früher) eine der nettesten und besten Bars Frankfurts. Die Strandperle...hach... das waren noch Zeiten.

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Sephor,

"früher" dürfte etwa 10 Jahre her sein. Kenne ich auch vom gelegentlichen Vorbeilaufen. Die "beste" Bar die ich noch kenne, war das Waikikki im Hard Rock Cafe, aber in Hibbdebach. Madame hatte dort früher süchtigmachende Trinks (Macomber Frapée oder so ähnlich... mhmmm) gemixt und gleichzeitig nicht nur mit ihrem wahnsinnssüßen H...... gewackelt, das war "nett".

Heut gibts keine Trinks mehr, dafür auf der anderen Eisernen Steg - Seite beim Cafe Hollhorst die beste Linzer Torte der Welt.

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Es sind noch nicht mal 10 Jahre (ich glaube 2003 haben die Besitzer gewechselt), aber es kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor.
Tja, aber wenn man sich wackelnde Hintern von Madames hinter der Theke angucken wollte, war die Strandperle definitiv nicht der richtige Ort. Frauenquote unter den (teilweise sehr knackigen spanischen, kubanischen, kolumbianischen und manchmal auch italienischen) Barleuten: 0%.

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Wir gehn ja auch ans Wasserhäusscher, Häusscher, Büdscher, ande Kiosk.

"Trinkhalle". Pfft.

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also ohne trinkhallen und die dort schwadronierenden buedchenpiloten gaebe es ja hier nur noch globalplayer und traumlose reihenendhauspaerchen. jetzt lass doch bitte das letzte warme herz dieser stadt in frieden...:-)

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"Büdchen" oder "Bude" heißt das hier - und ohne Büdchen würde ich verhungern. Ohne REWE nicht. Ohne Käfer schon mal gar nicht.

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„Die Trinkhalle - tu, der du eintrittst, alle Hoffnung ab“
Das ist ein Plagiat! Siehe (http://de.wikiquote.org/wiki/Dante_Alighieri)!:)
Die Trinkhalle als Höllentor. Also wenn die Hölle so aussieht, dann muss ich mir als Heide ja weiter keine Sorgen machen für das Wesentliche (essen, trinken, lesen) ist gesorgt.
Da finde ich, um es mal mit oben zitierten Herrn zu sagen:
„… denn abgeirrt war der Don vom rechten Wege.“

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Aber das ist doch fast so bekannt wie das Götz-Zitat!

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Das Götz-Zitat trifft nun wahrlich nicht die Trinkhallenkultur: Leben und leben lassen.

Ist nicht mein favorisierter Aufenthaltsort; aber ohne ihn würde was fehlen. (Mein Gefühl, nicht rational erklärbar)

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Es ist kein Plagiat. Wenn eine Quelle allgemein bekannt ist, wird ein Plagiat unmöglich.

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Tut mir leid! Das war eine Spontanreaktion, ich leide momentan an schwerer akuter Nausea Plagiatensis.

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Trotz der Benamsung würde ich meinen Tante-Emma-Kiosk um die Ecke nicht missen wollen.

Dirk Hesse photographierte hier gerne Dortmunder Kioske: http://exportweltmeister.de/

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"das vielleicht traurigste Wort der deutschen Sprache" sind eher solch eingeschränkte Superlative, oder der Gebrauch des Adjektivs "spannend" bei jedem Pups, auch Wendungen wie "Nein, nicht wirklich". Und einiges mehr. Aber "Trinkhalle"? Das Wort erscheint mir recht unschuldig.

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