Landpartie mit Manu

Cu la tellllllo, sagt Manu. Irgendwie können Italiener das L lellen, wie sie das R rollen können. Ich probiere es, und inwendig lacht Manu. Man sieht es in ihren Augen. Dann sagt sie es noch einmal vor, ich probiere es erneut und ahne: Das wird nichts mehr. Es wird immer nach deutscher Tourist im Schlamm klingen, dessen Italianita nicht ausreicht, vor einer Italienerin, einer echten, im echten Schlamm der Poebene.



Aber immerhin habe ich ihn jetzt gesehen, den legendären Culatello, und zwar nicht nur in dünnen Scheiben, sondern im Gegenwert eines Mittelklassewagens, an Stangen im Stall an der offenen Luft schimmelnd. Cu la telllo. Ich werde es nie schaffen. ich hoffe aber, dass sie es schaffen, das zu bewahren. Es ist nicht ganz leicht mit diesem Schinken, denn er widerspricht mit seinem Pilzbefall vermutlich vielen EU-Verordnungen. Es muss aber so sein, denn der Pilz gibt den richtigen Geschmack. Und er schimmelt dort monatelang. Unter anderen bedingungen wäre das ein Problem. Schwierig. Hier die Tradition, da die EU. Allerdings gibt es auch einen Bestandsschutz für jene, die ihn schon immer gemacht haben. Es ist gar nicht so leicht, das alles zu retten und so zu betreiben, dass man davon leben kann. Selbst wenn der echte, daheim gemachte Cu la telllo weltweit gesucht wird. Ich war jetzt einmal drin. Und ich denke, es gibt Gründe, warum ich die Adresse nicht verraten werde. Ich will nicht wie bei meinem Schuster Follow Ups lesen. Weder zum Schinken, noch zu den Erdbeeren, oder auch zu Manu.
























Meins. Meine Geschichte. Ihr widerlichen Abschreiber von RP und Neon - fahrt selbst nach Italien und sucht Euch eigene Themen, wenn Ihr könnt.

Sonntag, 13. Mai 2012, 01:44, von donalphons | |comment

 
Ja leider ist das mit dem EU-Lebensmittelrecht ein ziemliches Problem.
Eigentlich war ist es ja als Verbraucherschutz gedacht.
Nievelliert aber alles zu einem EU Einheitsgeschmack.
Bald wird es wieder das "Schwarzschlachten" geben.
Wenn dann auch die kleinbäuerlichen Strukturen vollends zerstört werden, sieht es böse aus.
Der Schäfer, der bei mir manchmal weidet, hat seine Herde auch drastisch verkleinert und sein Pecorino wird nur noch an einen ganz engen Kreis verkauft.
Der Dorfkrämer hat seine Insaccati-Produktion auch schon eigestellt.
Aber es gibt schon noch ein paar Kleinproduzenten.
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Zum Thema Schuster werde ich Ihnen noch etwas erzählen!

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Was man so hört in der Region, kennt man sich halt. Und da weiss man, wo es noch richtig gemacht wird und wo nicht. Das läuft dann eben in Zirkeln ab, die jetzt schon ein wenig an Schwarzmarkt erinnern, einfach, weil es das noch wirklich vom Hof gibt. Und unwirklich woanders her.

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nun schwarze schaafe und schwarze schweine stehen auch in deutschen landen öfters herum als man denkt. schön in der alten schoppe, gefüttert mit allem was man nicht mehr füttern darf (z.b. Küchenabfälle) und weit weg von allem was man füttern darf (mastfutter ...)
die schweinderl brauchen dann auch 2-3 mal so lange um schlachtgewicht zu erreichen und man kann sie idR nicht kaufen sondern ihrer nur über beziehungen und gefälligkeiten habhaft werden.

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Man muss halt reden mit den Leuten. Dieser Schinkenstall zum Beispiel ist legal, und trotzdem ist der Kauf nicht wirklich offen für jedermann. Auf dem Markr bekommt man ihn nicht. Das ist bei einigen hier so: Sie haben mehr an Produkten, als sie auf dem Markt verkaufen. Der Rest läuft dann eben über den Hof und das Gespräch.

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mhh in meiner lebensrealität läuft (lief) das alles etwas klandestiner ab;)

es dürften aber beide modelle nur bedingt für die ernährung von 80mio menschen geeignet sein...

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Ich muss dazu mal was bei Bella Italia schreiben.

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In einem anderen Thread ging es ja vor 2 Tagen um ,,Marken". Das hier ist so eine: hohe Qualität, sachverständige Kunden, das Angebot geringer als die Nachfrage, dennoch wuchern die Hersteller nicht mit dem Preis. Marketing? Unnötig, Werbung auch.
Ach ja: Distinktion. Die kommt von allein. Und die wirklich sachverständigen Kunden werden wohl leicht die höchste Stufe erreichen: keine Schau draus zu machen, auf weithin sichtbare Distinktion einfach zu verzichten. Dass sie mit dem, was sie auf ihrer Zunge spüren, glücklich sind - das reicht doch.

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nun marken sind irgendwann mal erfunden worden, um die zunehmende räumliche distanz zwischen produzent und konsument zu überbrücken. an den regionalen Spezialitäten erkennt man ja bereits das problem der fehlenden Kontrolle des Kunden über Produzent und Produkt bereits im lebensmittelsektor (falsche trüffel passen da ja auch in bild). im Falle komplexer technischer Konsumgüter ist das problem natürlich noch viel präsenter

"markenprodukte" mit ihren implizierten konstanten Qualitätsstandards reduzierne dementsprechend die Kosten für den Kunden.
Mit den kürzeren Produktzyklen der letzten jahre verliert Qualität als markenkern natürlich an Bedeutung und die Marken werden mit "Bedeutung" aufgeladen. man kauft nur noch ein image.

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@rollproll
Die Aussage ,,...implizierten konstanten Qualitätsstandards ..." bezieht sich aber auf die Zeit vor ,,lean production" und ,,Kosten für die Kunden" wurden reduziert, weil diese nicht mehr selber vor Ort nach der Qualitätsproduktion schauen mußten.
,,Bedeutung" und ,,image" sind leere, billige Hülsen. Sie herzustellen kostet den Produzenten zwar viel Geld für Marketing und Werbung, doch davon hat der Kunde nichts. Er zahlt einen irrwitzig überhöhten Preis für ein Produkt, dessen , ,Wert" höchstens noch beim Schaulaufen der Idioten (Uninformierten) auf der Gasse erfahren werden kann: ,,Guck mal, der trägt ..XXX.." - Damit aber ist, was zu zeigen war, der einstige Begriff der Marke tot.
Technisch ist es heute einfacher denn je, Manfactum.de hat es vorgemacht, alle qualitätsbestimmenden Details einer Ware im Netz transparent (und damit auch kritisierbar) darzustellen.
Aber wir leben in einer Art Sklavengesellschaft, die die Wirklichkeit nicht erkennen will, zu Boden schaut und hofft, dass morgen gutes Wetter/gute Laune/gutes feeling herrscht. Sonst wäre es unmöglich mit Designerklamotten (~Billigschrott) Erfolg zu haben. Oder wie in NRW mit einem Spitzenkandidaten über 5% zu kommen, obwohl dessen Vita alle Zielsetzungen, die er zu verkörpern vorgibt, negiert. Jetzt denke ich an mein feeling und höre auf mit dem Weiterdenken...

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selbstverständlich bezieht sich die Aussage auf "die gute alte Zeit" so es sie jemals gegeben hat.

Ich halte Bedeutung und Image auch nicht für billige hülsen. Sie beschreiben ein zentrales Element unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems*. Ob man das nun gut findet ist eine ganz andere Frage, aber das diese Pkte erheblichen Einfluss auf unsere Kaufentscheidungen haben ist unstrittig. wenn man einen bösen tag hat, könnte man auch die Hinwendung zu Manufactum'nco auch Tribut an peer group und Lifestyle (OHAS) beschreiben.

und nu was für HM555 ... diese (selbst)Einordnung in gesellschaftliche Gruppen via konsum ist in seiner Bedeutung wohl nicht zu unterschätzen, seit die eigene gesellschaftliche Position nicht mehr vom Stand der Eltern abhängig ist.

*der "richtige" konsum war auch zu feudalen zeiten bereits wichtig, aber erst mit der steigenden Kaufkraft der Massen wurde es auch ein Massenphänomen.

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,, ...die Hinwendung zu Manufactum'nco auch Tribut an peer group und Lifestyle (OHAS) beschreiben. "
Nö, ich habe nicht deren gesamte Palette im Kopf. Ich weiß nur von denjenigen Beispielen, die ich genau überprüfen kann, dass die versucht haben die nötigeTransparenz herzustellen, die man benötigt, um die technische Qualität einer Ware zu beurteilen.
,,Ich halte Bedeutung und Image auch nicht für billige hülsen. " - Ei warum denn nicht? Dafür lieferst Du keinen Grund! Du sagst ,,nur", dass sie von erheblicher Bedeutung heute seien. Das habe ich nicht bestritten.
Lass OHAS ruhig weg. Ich kenne kaum Einen und verkehre dort nicht. Meine Einschätzung kommt von den Waren, deren Herstellung (und deren Hinterhöfe) ich genau kenne.

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ja das es heute wichtig ist, IST der Grudn warum es keine hohlen phrasen sind. sie dienen der Beschreibung eines Phänomens, dass für .
hohl sind die Marken und Images selbst, nich die Begriffe um sie zu beschreiben.

und was SIE im einzelfall machen ist mir recht egal. es gibt keinen grund meine eher allgemeingehaltenen thesen nur auf sich selbst zu beziehen. Das es da durchaus andere gibt, sollte klar werden, wenn man mal den Helikoptermoms beim einkaufen zuschaut (nachdem sie ihre Brut mit dem Cayenne bei der chinesisch Kita abgeliefert haben). Dann rotten sie sich in den Feinkost und Bioläden zusammen und diskutieren mit religiöser inbrunst die Vorzüge der Manufaktumofferten.

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@rollproll
Da scheine ich begriffsstutzig zu sein. Dass eine Sache wichtig ist belegt doch nicht, dass sie nicht hohl ist (im Sinne der Selbstbeschreibung, der selbst ausgegebenen Zuschreibungen). Die sind hohl weil sie gelogen sind, sobald behauptet wird, diese ,,Marken" stünden für relative Qualität. Die haben sie zumeist gerade nicht. Sie liefern Distinktion, sie machen was her - weil und solange das Publikum keinen Sachverstand hat oder haben will. Den kann man nur dadurch erwerben dass man ,,Marke" und ,,Image" zur Seite wischt und sich die Herstellungsbedingungen und Umstände anguckt. Ich habe gehört dass Jemand genauer bei Burberry hingeschaut hat. Ergebnis: der Hauptteil der Kollektion sicherlich Qualität im althergebrachten Sinne, aber ein Teil wird billig in Osteuropa gefertigt (was nicht mal die Vertragshändler wußten) und dieser Kostenvorteil eben nicht an die Kunden weitergereicht. Für diesen Teil dann ,,Marke".

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