Was vom Sparen übrig blieb.

Ich verabscheue, das dürfte wohlbekannt sein, Ikea. Und zwar nicht nur wegen des Nichtdesigns, der Namen oder der Fiesheiten der Gründerfamilie von Rechtsuaslegereien über Gefangenenarbeit bis zur Steueroptimierung, sondern auch wegen der Tricks. den Menschen durch Überangebot das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ohhhh, so ein billiger Kissenbezug, ohhh, der Topf, ohhh, ein neuer Badvorleger, ohhhh, die Lampe, ohhhh, ein Sofa wäre auch nicht schlecht, ohhh, ein nützlicher Schuhschrank - bestimmte Frauen kommen wegen eines Regals und gehen mit einer Rechnung, für die man in Pfaffenhofen bei den Franzosen auch zwei Schlosszimmer hätte füllen können. Ohhhh, und noch schwedisches Essen und einen Flamingo.



Den würden sie vermutlich, einmal im Schwung, auch noch nehmen. Aber Ikea hat keine Flamingos im Angebot. Die stehen, gehen und langweilen sich aber sehr wohl beim floristischen Äquivalent in Rain am Lech. Man kann sie dort nicht kaufen, sehr wohl aber Pflanzen, und zwar so viel man will. In recht üppiger Auswahl. Und es ist gut, dass die hiesigen Einkäuferinnen meist etwas älter und erfahrener sind, sonst würde das böse, noch böser enden, als beim Nichtmöbelsondernpressspanhaus.



Immerhin, man kann die rosa Viecher und anderes Getier auch in Bronze erwerben, Es gibt auch Gusssteinfiguren der vier Jahreszeiten und anderen Kitsch, über den man nicht lachen sollte, wenn man sich beim Schweden einmüllt. Es ist alles nicht gerade billig, aber der Garten ist nun mal für Frauen oft das, was für Männer das Auto ist, und das steckt an. Da muss man mitziehen. In Berlin sieht man Areale, wo all die Vorgärten aufgegeben wurden, bei uns dagegen läuft ein erbitterter Wettstreit um die Blumenpracht, und am Tegernsee ist man ohne Geranienwasserfall, seien wir ehrlich, ein Asozialer. Der falsche Garten kann zur Diskriminierung führen. Verachtung für alle, die Gitter mit Bruchsteinen füllen lassen, und das eine Wand nennen. Wie es geht, was man machen kann, mal englisch, mal asiatisch, mal mediterran, immer mit der Mode, kann man sich hier anschauen, in der Freiluftlandlust, und mitnehmen, soweit das Auto Platz hat. Und man dafür im Garten nicht allzu viel entfernen muss. Wer hier einkauft, hat meist einen grossen Garten, aber der ist immer zu klein - ein Wunder des Raum-Zeit-Kontinuums.



Ich jedoch wollte nur Salbei.

Denn ich habe mit dem Salbei vom Wochenmarkt eine schwere Niederlage erlitten: Meine Tomaten erröten und mein Rosmarin duftet, der Basilikum wuchert und die Pepperoni recken sich wie perverse, moreske (kreuzigt ihn) Spielzeuge - aber beide Salbeiarten gingen mir ein. Das ist mir eigentlich noch nie passiert, Salbei pflegt bei mir zu wachsen, zu spriessen und grosse Töpfe zu vernaschen. Diesmal nicht, diesmal verwelkten zwei Spezies nebeneinander. Und das bei meinem grünen Daumen. Ich verstehe es nicht, aber ich lasse mich auch nicht entmutigen, und hier haben sie im Aussenbereich viele Arten. Wo man sie aber kaufen kann, da ist eine Busladung alter Damen durchmarodiert, da ist kaum mehr etwas. Dafür sehe ich, rieche ich zuerst das hier.



Wenn ich nach Italien fahre, gibt es einige Orte des Ankommens: Die Ellbögenstrecke hoch zum Brenner. Sterzing. Der Jaufenpass. Die Salurner Klause. Der Blick hinuter nach Torbole. Und dann Punto San Vigilio, wo ich immer anhalte und von der Strasse auf den Gardasee und das flach werdende Land der Poebene blicke. Dort wächst eine wilde Feige von unten hoch, und die riecht, die riecht genau so. Das ist der Geruch des Ankommens, heiss, süss, ein klein wenig überreif, und ausserdem hatten sie da welche in Gross und in Klein und ich konnte mich nicht entscheiden. Solange schaute ich also, was sie sonst noch in der Mittelmeerecke so hatten.



Granatäpfel. Sagen wir es nal so: Die sind immer auf den Stillleben und passen daher blendend auf meinen Dachgarten, und ausserdem sind die so putzig und gar nicht teuer, also, die sollte man auf jeden Fall mitnehmen, und überwintern können sie dann bei meinen Eltern, sagen dieselben, denn der Keller ist gross. Das ist eigentlich ein schöner Feigenersatz, und entbindet von Problem, sich zwischen einem Feigenbaum (1,30 Meter hoch) und einem Feigenbusch (0,40 Meter hoch) zu entscheiden. Und als Zusatz noch ein kleiner Zitrusbusch. Das reicht. Eigentlich. Andererseits, wenn man jetzt keine Feige nimmt, wo soll man dann eine herbekommen? Schwierig. Gross? Klein? Beide?



Beide. Und das alles, Feigen, Zitronen und Granatapfel mal zwei, denn es soll ja barock aussehen und symmertrisch sein. 20 m² ist die Dachterrasse gross, da geht schon was, da muss man sich nicht zurückhalten, sagen die Alten, und so pfeifen es die Jungen auf dem Weg zur Kasse. Ich habe Geld gespart, weil ich die Ränder der Terrasse nicht beplankt habe, das wird jetzt durchgebrannt. Hoffentlich gibt das kein Salbeidebakel. Ernte ist im Herbst. Und wenn ich nicht da bin,müssen es die Mieter machen. Drei Stockwerke weiter unten arbeitet eine an einer grünen Hölle, die wird das tun. Bis es bei mir so aussieht, ist es noch weit hin. Keine Konkurrenz. Noch nicht.

Und auch keine Flamingos.

Freitag, 13. Juli 2012, 22:37, von donalphons | |comment

 
Ein Hagelschauer und die Ernte ist dahin.

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Wer wird denn so pessimistisch sein.

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Hier ist ständig Gewitter. Ich renne immer, um die Kräuter in Sicherheit zu bringen.

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Knallblauer Himmel, mässiger Wind. Gott mit Dir, Du Land der Bayerm.

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Feigen kann man nie genug haben. Wenn wir dann nach langer Fahrt endlich in der Toskana angekommen bin, halten wir irgendwo hinter Colle val d'Elsa am Straßenrand und kosten ein paar Feigen von einem der unzählichen wilden oder verwilderten Bäume. Mitte, Ende August sind sie perfekt und es gibt nichts besseres als die noch sonnenwarme Frucht direkt vom Baum. Oft haben wir vorher noch in einem Coop Schinken, Käse, Brot und sonstwas gekauft.
Dann hat man sich die Landschaft im wahrsten Sinne einverleibt, dann ist man da. Glück kann ganz einfach sein.

Oh, und Pflanzen kann man nie genug haben, sei es auf der Dachterasse, am Balkon oder im Garten. Und im Hofe in der einen Ecke ist auch noch Platz.

Was die Witterung angeht, ein robustes dreieckiges Sonnensegel wirkt Wunder. Das verschattet nicht wirklich, sorgt aber für egerade genug Schutz vor Regen.

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Ich erfreue mich gerade an meinem ersten Dahlien-Strauß in diesem Jahr. Außerdem habe ich es geschafft, meine Cambria auf der Fensterbank zum erneuten Knospen zu bringen, bisher hatte ich da nur mit Phalaenopsis Glück, aber jene sehen halt schon etwas langweilig aus. Die Balkonpflanzen hingegen (hier bitte tiefen Seufzer und kummervollen Blick imaginieren) - es ist ein Trauerspiel.

Möbel von I. sind nicht nur hässlich, sondern auch teuer, also für das, was man bekommt. Ich hab' hier zwar auch noch einige Stücke aus quasi prähistorischer Zeit herumstehen, deren Kauf mir aufgenötigt wurde, aber so peu à peu fliegt das Zeug raus. Der letzte Kauf waren vier Louis Philippe Stühle aus massivem Nussbaum. Ich bin mir recht sicher, dass die noch da sein werden, wenn ich schon längst weg bin. Nur der Bezug ist urhässlich, da muss ich mal was tun, allein, Muse und Muße fehlen derzeit.

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hat denn der nun standesgemäße barocke dachgarten eine orangerie für die kalte jahreszeit, um die südlichen gäste über den winter zu bringen? alles in den keller schleppen - wie bei mir der brauch - stell ich mir lästig vor, von so hoch oben.

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Ich lebe ja hier in Bayern völlig pflanzenlos, denn umsomehr grünt es in L.
Letztes Jahr war dort ein Feigenjahr sondersgleichen!

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Schöne Bilder, eine Annäherung an die Parks in Bad Langensalza. Wilde Feigen werde ich im August suchen+ernten, auf Krk. Die Hitze der letzten Wochen wird viel Süße gebracht haben.

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Didecyldimethylammoniumchlorid
Salbei vom Biomarkt:
auf nichts mehr ist Verlass

BIO-GANGSTER!!

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Bitte keine Links zu Springer.

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den link gibt es auch von RP,
dafür bin ich weder fromm noch schwarz genug.
Einfach zu WELTlich.

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Alles ist gut. Kein Grund zur Besorgnis.
Bitte gehen Sie weiter.

meint das Bundesamt für Risikobewertung,
mit Quellenangabe:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche-bewertung-der-rueckstaende-von-ddac-in-obst-und-gemueseerzeugnissen.pdf

Ich will aber trotzdem keine Spritzmittel auf Bio-Kräutern!

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Und was hat das mit meinem Thema zu tun?

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Anteilnahme an Ihrem verreckten Salbei.
Die schön aussehenden Bio-Kräutertöpfe vom Wochenmarkt könnten weniger grün sein als sie aussehen.

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ich nehme mal Anteil
dieser innere Monolog ....
Held tappt beim Salbeikauf in einer dieser neuartigen Giganto-Ikea-Gärtnereien willig in die Konsumfalle .... das ist famos geschrieben.

Yuuudid .... zählen Sie mal die Sentiments des letzten Absatzes! Der Gefühlsdjungel des Helden auf dem Weg zur Kasse. So eine feine Geschichte amüsiert mich köstlich! Schnitzleresk sag ich und Danke!

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Gern geschehen, und das Löschen auch. (Heute ist kein guter Tag, um nicht zu kapieren, was die Uhr gexchlagen hat)

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Auf jeden Fall ganz schön clever, dass mit den Blumentöpfen auf dem Dach.

http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-07/fs-geld-griechenland-2

:-)

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