Gerechtigkeit bewegte meinen Bauherrn

Nachdem ich beim Essen nicht mit Seitenhieben auf Menschen gespart habe, die sich gentrifizieren wollen, ist bei der Bekleidung jetzt das Gegenteil dran: Antigentrifizierer tun nämlich antikapitalistisch, aber in Wahrheit liegt das Heil in den Bergen und im Loden, schreibe ich mit Hinblick auf Kimme und Korn eines Drillings in der FAZ und im Kommentarblog.

Sonntag, 12. Januar 2014, 15:21, von donalphons | |comment

 
Brenn(n?)essel
Wenn Sie aus einem Grund, der zugegeben mir schwer fällt, ihn auszudenken ...wenn Sie also jemals nach oder durch Dresden kommen, dann empfehle ich ein Lokal, das "Brennessel" heißt. Das zentrumsnahe Haus ist 350 Jahre alt; im Publikum allerlei Köpfe und in der Mehrzahl Musikstudenten.

Sicher gefällt Ihnen einiges nicht, weil es nicht 350 Jahre alt ist.

Wenn Sie essen möchten, wird man sagen, dass es ein wenig dauert, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihnen irgendetwas dort nicht schmeckt. Fleischgerichte sind meines Wissens nicht dabei.

Ach, ich vergaß: es ist ja die Strecke Richtung Hauptsumpf.

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Hab ich nicht verstanden. Wie sollen die Burschen den Widerspruch zwischen antikapitalistischem Denken und kapitalistisch produzierten Gütern aufheben.
Sollen die Antifas in Zukunft ihr Gesicht nur noch mit fair produzierten Hessnatur Klamotten verhüllen?
Nur noch mit Steinen werfen, die von geschlechtsneutralen Arbeitern verlegt wurden?
Entwerten die aus Erdöl geklebten Schlappen das Geschichtsbild?

Oder geht es mehr in die Richtung:
Siehe ein Heiland ward geboren. Vertrieben aus dem Paradies des Ingoldstäder Wochenmarktes, wo er die Quarkspitzen für seine Jünger in Kanten brach. Er stieg hinab vom Hirschberg, um die frohe Kunde vom Lodenmantel und der Maßkleidung zu verbreiten. Sein Weg ward gesäumt von Frevlern, Berliner Partycrowds und H&M Läden. Dort wandelte er in Budapestern, das Antlitz verhüllt durch den Jägerhut, er der eine, bereit die Last aller Berliner Modesünden auf sich zu nehmen...

Na mal schauen was bei Donnie Knoxville rauskommt.

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Ist doch machbar, Herr Nachbar!
Wer ist Donnie Knoxville?
Auch die besten Loden sind heute aufgrund der derzeitigen „Veredlung“ (Färbung, Finish) textiler Sondermüll, biologisch nicht vollständig abbaubar, selbst wenn nur aus Wolle. Erst im Moment ist es gelungen diese Veredlung ökologisch vertretbar und damit nachhaltig zu machen. Ob kapitalistisch produziert oder nicht: das muss rationell und industriell gemacht werden, Wertschöpfung im Allgemeinen hier, ohne „just-in-time“ (die Lagerhallen sind unsere Autobahnen). Das geht jetzt wirklich und wäre, wenn man es will, auch preislich „normal“ zu machen. Ja, Brennnesseln: daraus kann man wunderbare Fasern machen, vielleicht nicht gerade das Kashmir (heute auch nur als Sondermüll zu erhalten) aus dem Pflanzenreich, aber edel!

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Der Don, wenn er mal wieder einen Beitrag über ein heikles Thema fabriziert und entsprechende Reaktionen erwartet (Selbstbeschreibung).

Man könnte in Berliner Schulen Jogginghosen als Schuluniform einführen. Aus Brennnesseln fabriziert, geschneidert in der Uckermark und C02 neutral mit Eselskarren transportierbar.
Quasi als Pilotprojekt.

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Beitrag über heikles Thema?
Das hat er grad wieder in der Faz getan.
Und uns Männer/Väter etwas schlecht weg kommen lassen.

Wer hier oder in Berlin denkt denn überhaupt noch an die Männer, die Partner und Vater werden sollen. Guter Vater und liebevoller Ehemann.
Seit vierzig Jahren liest mann doch über die Bedürfnisse/Rechte/Wünsche der Frauen.
Mimimi? Nein. wenn unser Volk Kinder will, und gute Väter und liebende Männer, dann muß unser Volk auch für passende Bedingungen für Männer sorgen.
Und uns nicht nur beschimpfen und unter Generalverdacht stellen.

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@veil of ignorance
Ist kein Witz jetzt: die neuen Bundesländer sind führend bei alternativen Technologien. Der Anbau von Färbepflanzen für Naturfarben und deren Technologie (Bereitung von maschinengerechten Extrakten daraus) zählt auch dazu. Aus Brennnesseln macht man meines Wissen in Deutschland noch keine Stoffe. Die wären auch nicht für Schulen, sondern, naturgefärbt, eher für die oberen Preissegmente. Denn dort werden die Markenerwartungen des Publikums bitter enttäuscht: jeder Insider weiß, dass Versace usw. technisch-fachlich betrachtet Billigheimer mit zuviel schlechter Chemie sind, also textiler Sondermüll. Dieses Fenster ist also noch offen.
http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/markenkleidung-kinder-gift-greenpeace-studie-mode-mit-schadstoffen-belastet-adidas-burberry-6_id_3538532.html
Auch Burberrys. Die sind bei genauem Hinsehen eben auch nur teilweise was Besonderes. Die Pralinen des Outsourcens lassen die nämlich nicht auf der Straße liegen.

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vlt brächte auch ein blick in die lieferkette des geliebten haushofunddon-schuhlieferanten ein wenig ernüchterung ... und erdung.

wie man so hört war leder gärbung und färbung traditionell ein hoch angesehener beruf, der nur von den obersten schichten der stände-gesellschaft ausgeführt wurde. kinderarbeit existierte in diesem segment praktisch nicht, da die arbeit nur von absoluten meistern ihres faches ausgeführt wurde. aufgrund der geringen geruchs und giftemissionen dieser betriebe wurden sie bevorzugt im stadtzentrum angesiedelt ...

heute findet sowas dann unter modernsten arbeits- und umweltschutzbedingungen im hochtechnologieland pakistan statt ...

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@rollproll
Danke für diesen Tip. Ja, Ledergerbung ist heute, wenn man denn wollte, ökologich einwandfrei und nachhaltig hier möglich, nur mit Naturstoffen. Und es ist der Bereich, wo der Abstand zwischen dem, was sein könnte, und dem, was gemacht wird, noch größer ist als bei der sog. Textilveredlung. Übrigens hat fast jede Stadt in Deutschland vor den Toren der alten Stadt, also vor der Stadtmauer, eine Ledergasse. Und ein wenig weiter weg das Gutleutviertel für die Aussätzigen.

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@gelegentlich, rollproll.....
ja das geht. Zum Beispiel bei trippen können Sie Lederart und Art der Gerbung wählen. Scheint auch alles koscher zu sein.
Es ist aber nicht gerade Stella McCartney oder Giuseppe Zanotti im Stil, eher "naturnah" De gustibus ........

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@melursus
Nein, das geht auch hochelegant, Längen weiter als Stella McCartney. Nur mit pflanzlichem Material gegerbt und nur mit Naturfarben gefärbt:
http://www.file-upload.net/download-8518253/kriuks-edwardian-steampunk1.jpg.html

Preise hängen in gewissem Rahmen eigentlich nur von der Größenordnung ab. Wenn man sie industriell macht ist das ohne Weiteres vergleichbar. Die Performanz ist ausgezeichnet.

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das heute vieles möglich ist (menschen auf dem mond ... man stelle sich das vor) mag ich garnicht in abrede stellen, doch nicht was geht zählt, sondern das was gemacht wird und das ist leider meist etwas unappetitlich.

Perserteppiche anyone?

aber der hipster muss auch kein all zu schlechtes gewissen ob des nylons und der kinderhände haben. zuhause in schwaben und schwabing läuft die tatzenmami ja auch infeinster PFTEmembran rum.

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schick

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„...doch nicht was geht zählt, sondern das was gemacht wird...“ Das funktioniert aber nur solange wie sich nicht rumspricht was gemacht wird - und was gemacht werden kann. Nicht so sehr hier, aber bei den Stützen tauchen oft Leute auf, die Attitüden ausstellen, zu denen textiler Sondermüll nicht paßt. Wer mit vermeintlichen Edelloden rumläuft will genau das nicht hören.
„Perserteppiche anyone“
Oh Gott, wenn es da in die Einzelheiten ginge! ;-)
Die Idee, diese zu pfuschen und faken kam aber von hier, keine Erfindung der Orientalen. Die stellten aber gerne auf Bestellung schon vor 130 Jahren Schrott zur Verfügung (Heriz, Serapi und wie der Kram auch heißen mag): Billigversionen für die dummen Ungläubigen. Heute dekorieren sich Zahnärzte u.a. freiwillig damit!

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Stella Mccartney würde Sie beide mit textilveredelten Fäkalienbrocken bewerfen, wenn sie dies hier lesen würde.

Die Tochter des Barden ist bekennenden Yellowpress-Lesern wie mir seit langem als militante Gegnerin von Pelz, Leder oder sonstigen Tierhäuten bekannt. Ich darf das hier verlinken: http://www.stellamccartney.com/experience/de/stellas-world/sustainability/nachhaltigkeit-fragen-und-antworten/

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@greenbowlerhat
Vielleicht war ich zu flink mit der Tastatur, aber dass die Dame die Möglichkeiten, die längst real da sind, nutzt würde ich nun auch nicht sagen. Die Veredlung Ihrer Textilien (Färbung, Finish) ist mit Sicherheit (noch?) nicht nachhaltig. Es geht aber:
http://www.file-upload.net/download-8518669/schal.fritsch.vienna.jpg.html
Und das hier ist nicht Tegernsee-preisig, sondern ganz, nun ja, normal. Das sind nur Naturfarben und kein weiteres Talmi im Finish.

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OT OT
@greenbowlerhat
ich habe nur den Stil der Firma trippen beschreiben wollen. Das ging mir erwas daneben. "nicht wie" ist nicht so hilfreich, merke ich. Von Stella habe ich mehrfach gekauft und finde diese produkte sehr schön. Das Material ist Kunst.

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Oh, über das Aussehen der Stella Sachen will ich gar nichts sagen, das ist Geschmackssache und passt der einen und der anderen halt nicht.
Mir will freilich nicht einleuchten, was beim Verzicht auf Tierprodukten zugunsten von Kunststoffen, die ja fast alle auf Erdöl basieren, so viel besser ist. Ist nicht alles aus Kartoffelstärke, Bakelit und Celluloid, was die Gute da anbietet.
Großartig übrigens auch der Hinweis, dass man stellenweise 70% höhere Kosten habe die man aber nicht weitergebe - als ob es bei der Preisklasse dieser Mode darauf ankäme was die Herstellung kostet.

Die finnischen (?) Schuhe sehen interessant aus, gibt es da Quellen in München?

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@greenbowlerhat
Die Macher sind in Estland. Man hat aber Geschäfte u.a. in Stockholm und in Nizza. Bitte selber über diese Seite weiterhangeln:
http://www.kriuks.com/en/info/leather-dyes/
Verzicht auf Tierprodukte, solange die eh anfallen (!), ist im Sinne der Nachhaltigkeit natürlich nicht optimal. Diese Esten sind in dem Sinne aber konsequent weiter gegangen - und mit solchen Extrakten kann man das ohne Weiteres eben auch industriell machen. Das ist ja der Clou dabei. Selbst die Lodenmantelträger müssen nicht im Nachrangigen verbleiben, was bei Denen ja gar nicht gut kommt, wie man so hört.
Das Schrägste daran ist, dass wohl kein Land soviel falsch investiertes Geld in die Entwicklung der Technologie mit Leder investiert hat wie Deutschland - gemacht wird es jetzt woanders. Die Firmen hier sind noch schlechter als der Staat, das wird man ja wohl noch sagen dürfen...

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Danke, da könnte sich doch im Urlaub ein Abstecher anbieten.

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I feel myself obliged to explain some details here about leathers and natural dyes used in Kriuks shoes (Estonia). This technic is nothing new. Rather old and forgotten one: `Russian Leather`, `Cuir de Russie`;`,`Juchtenleder`. About 200 years ago it was the industrial standard.
It is a question of knowledge. Our technological wisdom has evolved during the past 100 years the same amount as the whole human civilization before it all together. But we tend to forget that with the speed comes the bigger risk to go wrong. Let us remember the asbestos (once popular material for carpets and wall panels) or universal agricultural poison DDT - the "technological wonders" with consequences we still have to deal with.
Therefore we go deep in Kriuks. The leather we use comes mainly from animals who die "naturally" (accidents, wrong nutrition etc). The seal fat come from animals who suffocate in fishnets (it is forbidden to hunt seals in Estonia).
Adding just local lime, willow bark and birch tar we end up with eco friendly leather. Leather dyeing with herbs is an old trick. Basically, you use the same plants as for textile but transfer it into leather. Some trade secrets there are but the game is the same. Only cost here is the time factor. Modern vegetal tanning gives leather within 2 weeks (we are not talking about 2 day chrome tanning). In the old fashion way the tanning process takes 6 months.
And yes, shoemaker Kriuks is involved in tanning process. This is the only way to obtain the right kind of leather. It really is custom made leather.

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Für die Mitleser ein wenig unvermeidliche Chemie: Chrom VI ist eines der stärksten bekannten Co-Allergene und Co-Karzinogene. In einer gut eingerichteten Schule steht das im Giftschrank, aber in der Spezialabteilung für die Ultragifte, mit zweitem Spezialschlüssel. Man öffnet die Flasche nur unter dem Abzug.
Im Orient geht man damit um wie mit Speisesalz. Noch ein Löffelchen? Das damit in unerreichter Geschwindigkeit gegerbte Leder ist blaugrün und nicht mehr giftig (Chrom III). Schon in der Türkei kann man Bilder schießen, bei deren Betrachtung hier wohl Jeder den oralen Rückwärtsgang einlegt. Wie das in Pakistan aussieht mag man sich nicht mal im Spaß vorstellen. Also: technologisch nicht unverzichtbar, aber eben konkurrenzlos billiger und schneller. Aber es gibt auch „richtig“ gegerbtes Leder, sogar mit Pflanzenfarben eingefärbt. Also prinzipiell jedenfalls ökologisch und nachhaltig. Darum ging es.

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Mein Schuhmacher verwendet auch nur pflanzlich gegerbtes Leder für die Schuhe.
Und die kosten oft weniger, als "Markenschuhe" mit Chromleder und sind noch dazu handweklich hergestellt.
.
Aber die jungen Optimierer glauben ja, Schuhe und Anzug von B#ss seinen das höchste!

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Fremdschämen für die FAZ...
... muss man gar nicht jeden Tag.

http://www.faz.net/frankfurter-allgemeine-zeitung/morozov-antwortet-lobo-wir-brauchen-einen-neuen-glauben-an-die-politik-12752129.html

Und nicht mal im Föjedong!

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@ keiner original, Mittwoch, 15. Januar 2014, 15:16:

Icjh würde es der FAZ schicken, aber die würden es kaum veröffentlichen, also nur für Sie:

Das Internet oder was man daraus machen könnte

Das Internet ist von 2 Entwicklungen geprägt:
a.) die industriellen Nutzer wollen Geld verdienen (und nicht nur „die“)
b.) die staatlichen Nutzer wollen Informationen sammeln.

Beides zusammen kann für den User schwierig sein.

Der „Nutzer“ oder „User“ oder auch „wir“ hat zunächst keinen offensichtlichen Nachteil.
Ist es für den Nutzer nicht egal, ob Facebook einen Keylogger im Client hat?
Ist es für den Nutzer nicht egal, ob der Grafiktreiber regelmäßig seine Festplatten scannt?
Ist es dem Nutzer nicht egal, wenn Websites ihm kleine Dateien namens Cookie auf die Festplatte speichern oder diese auslesen, selbst wenn man die site schon lange wieder verlassen hat?

Es ist eine wichtige Frage, wie egal das ist. Diese Ausnutzung des „Kunden“ ist ja nur möglich, weil der „Kunde“ die Angebote (oft gratis) nutzt.
Der „Kunde“ tauscht Mehrwert gegen Daten. Ob bewusst und unbewusst (wegschauend), es ist ein „Geschäft“ auf Gegenseitigkeit.
Selbst die Geheimdienste behaupten ein Geschäft auf Gegenseitigkeit zu betreiben. Sie gewähren Sicherheit gegen Überwachung.

Die Schwierigkeit besteht weniger im Verständnis, als in der ersten Erkenntnis, das nur eines geht. Man kann „akzeptieren“, wie es ist oder man will es ändern. Man kann nicht ein bisschen schwanger sein, man kann auch nicht ein bisschen überwacht sein.
Eine Änderung hat aber Folgen.
Die „Anbieter“ werden ihr Verhalten ändern. Wie diese Änderungen sich darstellen werden, kann man nur ahnen. Eine tatsächliche Vorhersage ist unmöglich.
Die Ergebnisse müssen nicht nur positiv sein, sie können gar nicht nur positiv sein.

Es gibt einen Aspekt den man nicht übersehen darf:
Besteht eine vernünftige Alternative zu Änderungen? Kann man nicht einfach die Probleme ignorieren?
Grundsätzlich tun wir doch seit 14 Jahren nichts anderes. Warum sollte das nicht mehr möglich sein?

Die Antwort ist so einseitig wie spaltend:
weil die Überwacher nicht mehr mein (unser) Vertrauen haben. Nur wer dieses Gefühl teilt, der/die/das muss reagieren.
Nur wer den Schaden durch die Verbindung von bigdata mit bigbusiness, als nicht akzeptabel empfindet, nur diejenigen haben ein Problem mit dem Istzustand.

Es hat also keinen Sinn andere überzeugen zu wollen. Denn es wird immer jene geben, denen es „egal“ ist, die es vielleicht sogar für gut halten.
Es hat auch keinen Sinn einen globalen Krieg auszurufen. Die Heere der jeweils anderen sind nicht körperlich, nur finanziell und ideell, außerdem wird es keine Gewinner geben. Man sollte aber auch Verlierer vermeiden.

Ich könnte zum Thema Spionage und Eliteerpressung so einiges schreiben, aber es wäre viel „könnte“ und wenig „Tatsachen“.
Es ist mir auch egal, denn ich bin der Meinung, dass es die bloße Möglichkeit der Totalüberwachung für niemanden geben darf.
Das Potential zur Überwachung sprengt alle Vorstellungen. Die Konsequenzen sprengen ebenfalls alle Dimensionen.

Mein Misstrauen mag unbegründet sein, aber ich bin nicht dazu bereit das Risiko einzugehen.

Ich mag auf meine persönliche Wahl nicht verzichten.
Ich – will - entscheiden können, ob meine Daten gesammelt werden.
Meine eigene Regierung hat mich da übrigens noch nie unterstützt. Die Gesetze zur Datensammlung für die Werbung und Finanzbranche waren schon immer sehr industriefreundlich. Man hat immer den Verbraucher mit isolierten Einzelinteressen hintan gestellt.

Meine Kritik beginnt also nicht bei der NSA und Echelon, sie hinterfragt sehr wohl auch die jeweilige nationale Position.
Ich mag auch den MAD und den BND nicht als Staat im Staat. Da bin ich durchaus dazu bereit auf die „angebotene relative Sicherheit“ zu verzichten.
Ich bin darüber im Klaren, dass so eine Entscheidung zu Folgen führen kann.
Al Quaida macht mir weniger Angst, als diverse Staatsorganisationen sogenannter Schutzmächte oder Freundstaaten, selbst wenn Gladio eine Mär wäre.
Auch da muss ich zugeben, dass diese Misstrauenssituation von vielen nicht geteilt wird.

Trotzdem neige ich stark zum Willen etwas zu ändern. Und man kann etwas ändern. Es gibt keine Ohnmacht. Es gibt nicht einmal einen Mangel an Möglichkeiten.
Im schlechtesten Fall gibt es einen Mangel an Organisation.

Ein Problem sehe ich aber in den Möglichkeiten des einzelnen Nutzers:
viele von uns möchten gar nicht eine Computerprofessur machen. Ein nicht unerheblicher Teil von uns ist den ganzen Tag damit beschäftigt zu leben und ein wenig Mensch zu sein und zu bleiben.
Der Compi soll einfach nur „tun“.

Lösung 1
:
Es gab im Rahmen einer Tauschbörse das „overnet“ ein „Kademlia“ peer-to-peer Netz.
Was da zuerst ziemlich technisch klingt, ist recht simpel. Sie haben ein Netz ohne Zentrale Punkte.
Die Basis könnte ein Wissenschaftsnetz sein.
Jede Diplomarbeit und jede doktranden Arbeit wäre in diesem Netz. Bei der Auftragsvergabe mit Version 1.0, in der nur der Titel, der „Vater“ der „Ausführende“ und das technische Umfeld aufgeführt sind. In Version 2.0 einen Zwischenstand und in Version 3.0 die eingereichte Arbeit.

Das ist nötig, weil es keine Geheimnisse mehr gibt. Die Kryptologie und die Firewalls sind Augenwischerei außerdem haben wir keine zuverlässige Hardware.
Weder die CPU noch die GPU sind zuverlässig und auch der Rest der Infrastruktur ist nicht glaubwürdig.
Die zwangsweise herbeigeführte Offenheit gegenüber den Spionen erzwingt die Offenheit unter einander, denn nur so kann man den Vorteil der Spione kompensieren.
Es ist auch nur eine Frage der Zeit, ehe die Tore kriminell und willkürlich genutzt werden.
Man kann Tore öffnen, aber man kann sie nicht langfristig verheimlichen.

Das „erneuerte“ Netz wäre aber kein reines Wissenschaftsnetz. Man kann praktisch alles einbauen.
Chat, Sprachchat, Videochat,IRC streaming, Tausch, Anleitungen, ganze Konzepte für eine „bessere“ Rechnerumgebung für jeden von uns oder Teile davon.
Man kann Forensysteme „einhängen“, die synchronisiert und verteilt laufen.
Man kann privat erstellte Software einstellen und nutzbar machen.
Man kann Treiber verfügbarer machen. Selbstgeschriebe Treiber sind noch die Ausnahme, aber das muss nicht so bleiben.
Lehrvideos mit individuellen Lösungen aller Art könnten vieles erleichtern.

Es wäre ein anarchisches Netz.
Die User bringen den größten Teil vom Inhalt.
Die GNU wäre eine mögliche neue Basis. Wer etwas anbietet, muss den Quelltext bereitstellen. Wer etwas nutzt, der muss seine Quelle offen legen.
Viele Formate wären verloren, sie sind nicht unter der GNU verfügbar. Ersatz würde benötigt.

Viele Geschäftsmodelle wären damit über Nacht entwertet.
Viele Kosten hingen in der Luft. Die dezentralen clienten tragen die jeweiligen Rechnerbesitzer, aber die Infrastruktur des Netzes und die größeren clienten mit umfangreicheren „Inventarlisten“ müssten ja ebenfalls betrieben werden.
Es wäre kein Netz für 100000 oder 1 Mio., es wäre ein Netz für 190 Länder mit tausenden von Sprachimplementierungen.
Filter müssten zwangsläufig eingebaut werden. Suchmaschinen für Inhalte gehören früher oder später zum clienten.
Der Netzdurchsatz könnte sich vervielfachen. Das ist ein Problem für Spione. Mein Mitleid mit der NSA wenn die nicht eine neue Zentrale braucht sondern 100 neue Zentralen, hält sich in engen Grenzen.

Ich spreche hier vom vielleicht größten Projekt des Schwarms, seit es das I-Net gibt.
Man bräuchte gute Köpfe, die sich über die Machbarkeit und die Sinnhaftigkeit äußern.
Der Client muss auf jeder Hardware laufen, also anpassungsfähig sein.
Der Client muss eine Sicherheit bieten, die oberhalb des üblichen liegt.
Es wären Rechtsgutachten von Vorteil:
Darf ich Nutzungsrechte einer Software auch per Client verkaufen?
Darf ich Inhalte streamen, z.B. aus dem öffentlich rechtlichen Rundfunk?
Darf ich die Inhalte auch tauschen?
Wenn ein Chinese bei einem Deutschen streamt, welches Recht gilt dann?

Es ist ein anarchisch Aufbau, aber es wäre fatal, wenn es rechtlos im Grundsatz wäre.
Missbrauch kann und wird passieren, aber es muss ein Rahmen sein, der trotzdem trägt.
Sehr viele Sachen gehen ohne solche Rechtsfragen, denn wir haben bereits Gesetze, aber ein paar Fragen bleiben.

Es gäbe einiges zu bedenken, aber es ist ein Weg.

Es gibt Lösungen. Yes we can ….. ich hoffe man kann die Ironie erkennen, aber wir können wirklich mehr als „Bedauern und Lippenbekenntnisse“.

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Ein ganz und gar grandioser Text. Werfen, wer hätte das gedacht.

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Hallo "marie_sophie, Donnerstag, 16. Januar 2014, 07:38":
Schade das es einen noob braucht, um ihn zu schreiben.
Wo sind die Leute die es "drauf" haben, wenn man sie braucht ............?

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