: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 13. Januar 2014

Ich checke meine Privilegien

Die Geschichte des mittelalterlichen Mönchstums ist eine der ständigen Reformen; über eine - die Kastler Reform - habe ich mal ein wenig gearbeitet, weil sie in meiner Heimat ihren Ursprung nahm und recht typisch für solche Bemühungen ist.





Sie ist nämlich aufgrund der Zustände durch den wirtschaftlichen und geistigen Niedergang der Klöster durchaus begründet und gut gemeint, dann vorangetrieben durch Leute, die alles schlichter und bescheider wollten, und die mit ihren Forderungen gar nicht so unrecht hatten. Es gab ja die Probleme, sie wurden auch im Kern korrekt erkannt, aber wie dann die Reformation zeigte: Die Kastler Reform hatte mit ihrer Begrenzung auf monastische Eigenheiten nicht die richtigen Antworten. Es war eine Reform der Einstellung der Mönche, aber nicht der Spannungsfelder, in denen sich die Klöster befanden.





"Check Deine Privilegien" ist heute sowas wie eine Reformbestrebung in der Linken, sie umfasst die Gruppen. dis sich für Föüchtlinge einsetzen, die Feministinnen, natürlich auch die Gewerkschaftsvertreter und so ziemlich jeden, der aus einer gutes Situation heraus etwas für Leute tun will, denen es nach Eigenaussage nicht so gut geht. Das erinnert schon auch an Kastl, denn die hatten es auch mit der Privilegiencheckerei. Mit dem Ergebnis, dass es so eine Art Ritual der Bewusstseinsmachung gab. Und letztendlich hat sich in den Klöstern trotzdem nichts geändert. Auf der einen Seite ist da auch heute ein hässliches Selbstunterwerfungsritual, auf der anderen Seite die Garantie, dass man so weiter machen darf. Es ist ja nicht so, dass irgendwer der Aktivisten sein ganzes Geld den anderen gibt und sich in härenen Kutten kleidet: Das Camp am Oranienplatz ist was für die Flüchtlinge und die Helfer schlafen im Altbau. Aber sie checken natürlich ihre Privilegien, und sind sich sicher, dass das, was sie politisch wollen, zu 100% dem entspricht, was die Privilegienlosen fordern. Eben - wasauschimmer - von der Allgemeinheit, die erst mal ihre Privilegien checken soll, bevor sie sich erdreistet, etwas zu sagen.





Ich glaube, das wird eine sehr hässliche Sache, denn im Kern zielen solche Methoden darauf ab, Menschen Schuldgefühle einzureden. Und das erinnert dann vielleicht doch mehr an Scientology denn an Kastl, und wird, weil diese Forderungen ultimativ vorgetragen werden und die Wünsche der "Marginalisierten" - vulgo Opfer - in den Mittelpunkt stellen, nicht wirklich helfen. Wir leben nicht mehr im Mittelalter, wo die öffentliche Zuschaustellung von Wunden der Selbstgeissler etwas bringt. Die Zeiten sind in meinem Haus exakt seit 1773 vorbei. Damals wurde das nämlich verboten und abgeschafft, so wie man diese ständige Verrottung, wie sie von den real existierenden Occupy-Camps dargestellt wurden, auch nicht mehr ernst nehmen kann. Massenbewegung ist etwas anderes als die internen Rituale der selbststilisierten Vermittler. die ständig auf das Leid von Marginalisierten hinweisen.





Es ist enorm schwer, heute mit den Linken zu reden. Da ist immer zuerst diese Forderung, sich zu unterwerfen. Ohne die geht nichts, da ist immer so eine Knaltüte, die das verlangt, und 10 bedröppelt dreinschauende Mietmäuler, die helfen. Sexist ist man schon, wenn man sich die Privilegien nicht bewusst macht, Kapitalist schon, wenn man nicht bei jeder Banane an die Opfer denkt. Debatten darüber, dass es nicht so einfach ist, dass beispielsweise die Südfruchternte in Italien eine Verbindung von Mafia- und Flüchtlingsproblemen ist, machen einen in deren Augen zum Rassisten, denn mit den Privilegien kann man das gar nicht verstehen. Na, und als Immobilieneigentümer ist man gegenüber einem Mieteraktivisten natürlich moralisch voll unterlegen und sollte das besser einsehen.

Ich checke meine Privilegien. Ich habe ein wirklich tolles Chesini selbst ergattert, erarbeitet und aufgebaut. Ich weiss, dass solche Fruchtkörbe zu Zeiten der Kastler Reform bei uns undenkbar waren. Das schönste Privileg ist jedoch die Freiheit, sich nicht zwangsweise mit Mönchen oder dem Checkerpack abgeben zu müssen. Und wenn sie überall in derLinken den Ton angeen, dann sollen sie es tun: Ich muss nicht. ich kann. Das ist das grösste Privileg. Egal wieviele Drohmails sie aus ihren Sekten heraus schreiben und wie sie mich blocken wollen. Ich bin sicher immer noch links, aber die Linke schiesst sich gerade ins Jenseits.

... link (16 Kommentare)   ... comment


Gerechtigkeit bewegte meinen Bauherrn

Nachdem ich beim Essen nicht mit Seitenhieben auf Menschen gespart habe, die sich gentrifizieren wollen, ist bei der Bekleidung jetzt das Gegenteil dran: Antigentrifizierer tun nämlich antikapitalistisch, aber in Wahrheit liegt das Heil in den Bergen und im Loden, schreibe ich mit Hinblick auf Kimme und Korn eines Drillings in der FAZ und im Kommentarblog.

... link (26 Kommentare)   ... comment