Zukunft der Wirtschaftszeitung

Vor 6 Jahren hatte ich gesagt: Hier kann man mit den kommenden Stars der Wirtschaftsberichterstattung darüber debattieren, wie in Zukunft über Wirtschaft geschrieben wird.

Aber wir haben 2005, insofern: Hier kann man einen hübschen theoretischen Diskurs mit jungen Leuten* machen, die wahrscheinlich wenig Chancen haben, auf einen Posten zu gelangen, an dem sie sich den Luxus leisten können, Beeinflussungsversuche ihrer freien journalistischen Meinung mit mehr als einer Currywurst in der D´dorfer Altstadt ablehnen zu können - ab dem Free Ketchup wird´s in weiteren 6 Jahren spannend werden. Wenn erst mal die Publizitätspflicht an der Börse fällt...

Hell, back in the ol mean days, als Liquide rauskam, als ein Journalist noch ein Mittagessen kostete, erschien eine Rezi über das Buch in HaBla an dem Tag, als sie gerade einen Haufen junger Leute feuerten. So Kerle wie die, die jetzt bloggen. Nur als Info für alle, die glauben, dass jetzt mit Web2.0 grosse Zeiten kommen. So, what´s it gonna be, that bloody journalism. Sagt es ihnen. Immerhin bloggen sie, das ist mehr, als die Jungs von der FTD tun.

*jeder von denen hat mehr Praktika und Zeugnisse und überhaupt Zeugs als ich je haben werde, ich mein, ich hab noch nicht mal ein praktikum gemacht, und trotzdem sind sie dead meat, und ich sitze hier und lehne irgendwelche angebote ab, weil ich die nase eines mitarbeiters eines verlags nicht leiden kann - so läuft das spiel. medien sind eine waffe, aber so richtig geil sind sie nur, wenn man auf der richtigen seite der mündung sitzt, für alle anderen ist es kein spass.

Montag, 7. November 2005, 17:10, von donalphons | |comment

 
mannmannmann
wenn ich nur mal vergleiche

Eine von denen mit 25 (!):

Studium:
Politikwissenschaft, Philosophie, Recht (M.A.)

Thema der Magisterarbeit:
Innerparteiliche Demokratie in der Gründungs- und Etablierungsphase - Eine Vergleichende Analyse der Grünen und der Republikaner.

Redaktionspraktika und Hospitanzen:
Westfalenpost, Hagen
SPIEGEL ONLINE, Hamburg
dpa, Dortmund
Hellweg Radio, Soest
BILD, Hamburg
Phoenix, Bonn
Radio Kiepenkerl, Dülmen
ZDF Redaktion Wiso, Mainz

Freie Mitarbeit:
Westfälischer Anzeiger, Soester Anzeiger u.a. in Hamm und Umgebung
Radio Kiepenkerl, Dülmen
ZDF, Mainz
Allgemeine Zeitung, Mainz
K3 Regionalfernsehen, Mainz

Ich: Status mit 25

5 Jahre Studium angesagter Münchner Clubs, Park Cafe Babalu, Nachtcafe, Ballhaus, parallel dazu 4 Proseminarscheine, ein Hauptseminarschein, eine Feststellung, dass ich doch noch ein anderes Nebenfach wie historische Hilfswissenschaften nach Studienordnung brauche, warum habichn die nicht gelesen, Ferienaufenthalte in 7 Ländern, eine Grabung, he fuck, vielleicht sollte ich nochmal den Studienort wechseln, ich find den Prof echt scheisse hier...

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tja, unsereiner trug mit 25 das haar noch offen und besaß trotzdem mit 29 den ersten 64er mustang... :-) aber die junge dame hat ja noch zeit... wenn sie sich die gibt.

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Ich habe etwa gleich viel Praktika, freie Mitarbeiterstellen etc. beisammen-aber mit Ende 30. Als ich in dem Alter war, hatte ich 6 Jahre Studium verschriener norddeutscher Szenekneipen mit Off Limits für Spießer, eine nicht vertiefte Einführung in Strommastfallkunde, praktische Cannabinlogie, Grundkurs heimische Rauschdrogen, 4 Proseminarscheine, Zwischenprüfung, Nebenfachwechsel, mein erstes Ermittlungsverfahren, dafür Schmerzensgeld für Freiheitsberaubung durch einen Polizeikessel.
Ach ja, und erste Nahosterfahrung.

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Ich hatte schon mit 20 als Erstwagen einen 73 Olds Delta 88 in Candyrot mit weissem Dach und 5,7 Liter. Und ein paar Monate in den USA Zeit. Und davor schon erheblich Wackersdorf.

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Für einen solchen Haufen Praktika muss man schon sehr masochistisch sein.. schließlich ist das Kaffeekochen für lau...

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Glaub mir, das mit dem Wasser heissmachen haben viele auch nach dem 10. Praktikum noch nicht draussen. Und nachdem einige auch beim SPON waren, kann man damit rechnen, dass sie auch an der HOAX-Front und in den Schleichwerbungsgräben Erfahrungen haben - denn nur die Leitartikel werden dem Vernehmen nach von der CDU-Zentrale professionell vorgetextet.

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mit 25
wollte ich schon kein Journalist mehr werden.

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Mit 25 hatte ich schon mal mit einer DJS-Schülerin geschlafen und fand das alles irgenwie gar nicht prickelnd. Die einzigen lässigen Typen aus dem Fach, die ich kannte, hiessen Glaser, Biller, Kopf, Strasser und Kracht.

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Jaja
sieht nicht rosig aus die Zukunft. Hat ja auch keiner Behauptet.

Aber unsere Kommentare werden trotzdem noch nicht von der CDU-Pressestelle geschrieben...

Und, das Wasser-Heißmachen klappt bei mir schon ganz gut.

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"Aber unsere Kommentare werden trotzdem noch nicht von der CDU-Pressestelle geschrieben..."

Nein, sondern von Lothar Späth.

danke für die steilvorlage

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Die Steilvorlage war wirklich gut.
Die grosse Frage lautet doch: Wer will sich die gedruckten Elaborate noch laenger antun? Die andere der Urheberschaft und Interessenverfolgung ist ja weitgehend geklaert.

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Das Cleverle
ein besonders gruseliges Verfilzungsprodukt von Politik und Wirtschaft. Wenn die Öffentlichkeit wüsste, was für einen Scheißladen à la Edzard Reuter der aus Jenoptik gemacht hat, der Mann würde nirgendwo mehr Ernst genommen. Aber wahrscheinlich ist das so und deshalb muss er im HB veröffentlichen...

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Wenn man bedenkt, dass der Ex-AR-Vorsitzende of the unfamous I-D Media unter Stoiber Wirtschaftsminister geworden wäre...

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Vor Jahren hat mal einer, ich glaube in der Frankfurter Rundschau, genauer nachgerechnet, wie viele Jobs das traumreisende Cleverle denn tatsächlich bei Jenoptik in Thüringen erhalten/geschaffen hat. Und siehe da, es waren sehr viel weniger, als von ihm angegeben. Abgesehen davon hätte wohl fast jeder mit 3,6 Milliarden DM an Subventionen Jenoptik sanieren können.

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mit staatsknete ist leicht arbeitsplätze abbauen
harhar.

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Bei der Schule sind nicht alle so extrem. Aber vielleicht sollte ich mit 31 eigentlich schon mal einen "richtigen" Job nachgehen. Praktikas hatte jedenfalls ich schon schon einige durch. Aber hej, das liegt auch ein bißchen an der Zeit.

Aber was solls. Ausweichmöglichkeiten zum Journalismus gibts immer noch, wenn es denn wirklich so dicke kommt, wie mit der Currywurst. Dafür gebe mich dann doch nicht her. Versuchen sollte man es trotzdem, find ich.

Auf der anderen Seit finde ich bloggen derzeit zwar spannender als Zeitungs/Magazin schreiben. Auch wenn mit Web2.0 nicht die rosigen Geschäfts-Zeiten anbrechen werden. Den Spass und die Kontaktmöglichkeiten möchte ich (nach zwei Monaten privat-bloggen) nicht mehr missen. Obwohl letzteres sich gerade erst so ein wenig entwickelt hat.

Und obwohl "richtiges" schreiben, so "objektiv" und so, nicht immer Spaß macht bei den Old-Medien. Aber es macht es noch. Und so gehts nicht nur mir.

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Praktikanten über 25 mit abgeschlossenem Studium und Berufserfahrung werden doch gern von Unternehmen eingestellt - als Praktikanten natürlich. Oder anders: Die Praktikanten von heute, sind das Management von morgen. Zumindest, falls zufällig in ihrer sechs Monate andauernden Praktikantenzeit ein Angestellter das Handtuch wirft. Sind prima billig und willig. Da ist die Karriere doch vorprogrammiert.

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Ich kenne da einen Fall, die hat das schon mit 23 erreicht gehabt, klasse Abschlussarbeit, viele Länder, drei Sprachen - die macht jetzt mit 25 nach 2 Jahren Praktika ein Aufbaustudium. Nettes Mädchen. Aber wenn sie die zwei jahre auf Goa gechillt hätte, hätte sie mehr vom Leben gehabt. Und wäre nicht so verdammt verbittert.

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Hm. Mit 25 und schon verbittert? Wenn man die Möglichkeit hat zwei Jahre auf Goa zu chillen, hätte ich diese sicher auch gewählt. ;)

Ich hab mir ja sagen lassen, dass das Studium auch mal als Zeit zur Persönlichkeitsentwicklung genutzt wurde. Hat sich scheinbar in den letzten Jahren geändert und ist ja auch von den Unternehmen nicht gewünscht. Da will man Leute, die zielstrebig ihr Studium abschließen und sich anschließend mit zehn verschiedenen Praktika auf ihre Karriere vorbereiten. Oder vielleicht doch lieber nur fünf Praktika, alles andere zeugt von schlechtem Durchsetzungsvermögen.

So gesehen: Goa oder was auch immer für Zwischendurch ist die weitaus bessere Idee.

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Für mich war Studium eine Zeit der kreativen Muße, um mit sich und dem Leben zu experimentieren. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, es in erster Linie als Berufsausbildung zu betrachten, eher als eine besondere Lebensform, die irgendwann in einen Job münden wird.

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Ist ja vollkommen in Ordnung. Nur heute wird die kreative Muße von einst zu Faulheit und Müßiggang degradiert. Im übrigen legen die meisten Firmen ohnehin keinen Wert auf Persönlichkeit(en), die machen am Ende nur Ärger und stellen seltsame Fragen. ;)

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In London heißen die Praktikanten Juniors...
... also die Leute, die bei uns Praktikanten wären. Und als Junior kann man selbst in London überleben. Selbst wenn man keinen richtigen Job hat, einen temp job findet man immer. Ich kann es nur jedem deutschen Ex-Praktikanten empfehlen.

Auf jeden Fall hebt es das Selbstbewußtsein enorm, nach 1000 Bewerbungen schreiben in Deutschland oder wegen Hartz IV den Buckel krum drücken, selbst wenn man erstmal nur einen temp job findet.

Ich weiß in UK gibts es auch ne Menge Armut, gerade außerhalb Londons. Aber manchmal frage ich schon: Haben die mit ihrem neoliberalen Zeugs doch was richtig gemacht. Oder kracht das alles mal zusammen, wenn die Hausblase erstmal richtig platzt? Oder doch "I Predict A Riot!"

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Jourbnalisten der Zukunft
Wir haben uns erlaubt, diese Diskussion hier: http://letzterschub.blogg.de/eintrag.php?id=37 aufzugreifen.

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Kopfschüttel
Sagt mal, seid ihr alle arbeitslos oder warum könnt ihr so viel Zeit und Muße dafür aufwenden, die Praktika von einer einzelnen Person in aller Breite zu diskutieren?! Wenn ihr die Journalisten der Zukunft seid, na dann mal Prost Mahlzeit!

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